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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.10.1897
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 09.10.1897
- Sprache
- Deutsch
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gewählt, wobei Herr Horn-Danzig an Stelle des Herrn Walter Lambeck tritt. Auf Einladung des Herrn E. Wiebe-Lyck beschloß die Versammlung, im nächsten Jahre zur Abhaltung der Haupt versammlung nach Loetzen zu gehen und von dort unter Wiebes Führung eine Partie über die Masurischen Seen zu machen. Zur Deckung der durch letztgenannte gemeinschaftliche Reise erwachsenden Kosten stellt die Versammlung einen Be trag bis zur Höhe von 100 aus der Vereinskasse zur Verfügung. Nach dem Schluß der Verhandlungen einte ein frohes Mahl die Mitglieder mit ihren Damen. Eine Fahrt nach dem Vogelfänger Walde schloß den Sonntag, eine Wanderung durch die Schluchten Doerbecks, Panklaus und der Rehberge ließ am Montag die eigenartigen Reize unserer waldbedeckten Bergkuppen und tief ausgewaschenen Waldthäler erkennen. Elbing, im Juni 1897. I. A.: C. Meißner. Neue Bahnen. (Vgl. Börsenblatt Nr. 220, 227, 232.) IV. Herrscht eine Notlage im deutschen Sortiments buchhandel? Wie beinahe in jedem Stande, so ist auch im deutschen Sortimentsbuchhandel seit einiger Zeit von einer Notlage die Rede, und wenn der Verfasser des Artikels: »Neue Bahnen« in Nr. 220 d. Bl. glaubte, derartige Behauptungen als un begründet bezeichnen zu können, so suchte ihn Herr Neupert sofort zu belehren, daß eine geradezu beängstigende Notlage im deutschen Buchhandel Platz greife! Bei genauer Prüfung der Verhältnisse, wie sie im deutschen Sortimentsbuchhandel herrschen, komme ich nun zu dem, anfänglich vielleicht merkwürdig erscheinenden Schlüsse: Beide Herren haben recht, sowohl derjenige, der eine Not lage leugnet, als auch Herr Neupert, der zum gegenteiligen Resultate kommt. Es kommt eben ganz darauf an, was der Einzelne unter Notlage versteht. In erster Linie versteht man doch unter Notlage die Folge eines, trotz redlicher Arbeit und trotz hinreichend auf gewendeten Kapitals eingetretenen geschäftlichen Mißerfolgs, eines Mißerfolgs, der durch Umstände bedingt bezw. herbei geführt wurde, die zu ändern bezw. zu verbessern unmöglich war. Von solch einer Notlage aber kann im deutschen Sortimentsbuchhandel, Gott sei Dank, bis jetzt keine Rede sein, das zeigen die vielen blühenden Geschäfte in allen Teilen des Reiches. Wenn nun im Gegensätze zu dieser Ansicht Herr Neupert die vielen Konkurse der letzten Zeit, die erdrückende Abhängigkeit, in der sich so viele Firmen von ihren Leipziger Vertretern befinden, als das Zeichen einer herrschenden Not lage ansieht, so möchte ich vor allem betonen, daß es sich in den meisten dieser Fälle nur um selbstverschuldete Not lage der Betreffenden handelt. Diese Mißerfolge sind nicht durch Zeit und Verhältnisse, sondern fast stets durch unzu reichende Mittel zum Betriebe eines Geschäftes, oder in einigen Fällen durch ungenügende Thätigkeit herbeigeführt worden. Gerade diese vielen Selbständigkeiten ohne genügende Mittel sind ein Krebsschaden unseres Buchhandels, den auszurotten mindestens so wichtig wäre wie der Kampf gegen Schleuderei und ähnliche derzeitig im Vordergründe des Interesses stehende Fragen. Bei den meisten Men schen gilt der Sortimensbuchhandel als derjenige Zweig des kaufmännischen Berufes, der ohne große Mittel die Er langung einer Selbständigkeit ermöglicht, und daß dieser weit verbreiteten, aber durchaus unbegründeten Ansicht, die so manchen jungen Mann bestimmt, Buchhändler zu werden, nicht schon längst energisch entgegengetreten wurde, ist mir rein unverständlich. Einige Beispiele aus der jüngsten Zeit mögen die Richtigkeit meiner Behauptungen beweisen. Ein Gehilfe mit 5000 Mark Vermögen gründete in einer Großstadt, in der er wohnte, ein Sortiment. Natürlich wurde sofort ge heiratet, eine standesgemäße Wohnung für 900 Mark pro -mvo bezogen, und — nach anderthalb Jahren waren die 5000 Mark aufgebraucht und die neue Firma verschwand von der Bildfläche, nicht ohne bei einigen Verlegern in dauernder Erinnerung zu bleiben. So giebt es aber hundert Fälle. — Ein anderes Bild: Vor anderthalb Jahren kaufte ein Kollege eine alte Firma; er versandte ein Cirkular, wo man lesen konnte, daß die mehr als reichlich vorhandenen Mittel die beste Bürgschaft für eine gedeihliche Weiterent wickelung des Geschäftes rc. rc. seien. Und nun? — Vor wenigen Wochen stand die Konkursanzeige im Börsenblätt. Ja, was verstand denn dieser Herr unter mehr als reichlichen Mitteln? Offenbar äußerst geringe Summen, denn sonst könnte doch nicht schon nach anderthalb Jahren die ganze Herrlich keit zu Ende sein! Auch dieser Fall steht nicht vereinzelt da. — Nun noch ein drittes Bild: Der junge Chef hat wirklich Mittel, die ihm Verwandte oder Freunde vorschießcn. Die Gehilfenjahre sind nun vorüber, etwas mehr Freiheit kann sich der Herr Chef doch erlauben So kommt man anfänglich um 9 Uhr ins Geschäft, dann um 10 Uhr; für was hat man denn die Gehilfen? Es genügt, wenn der Herr Prin zipal »nachsieht«, die Firma mutz doch auch nach außen repräsentiert werden, man muß Gesellschaften besuchen, zu diesem Früh- und jenem Abendschoppen gehen, um Fühlung mit dem Publikum zu bekommen, und — wenn dann nach einigen Jahren die Verwandten oder Freunde ihre Zinsen < verlangen, dann bricht das Elend an, und Konkurs oder Vergleich ist die Folge. Auch solcher Fälle giebt es un gezählte. — Kann man da von einer unverschuldeten Notlage reden? Nein! wohl aber von Leichtsinn und Unüberlegtheit, und ich glaube nicht fehl zu gehen, wenn ich den Grund von 900/o aller Konkurse und Schulden in diesen mangelhaften Kapitalverhältnissen und in diesen verkehrten Ansichten von den Pflichten bezw. der Thätigkeit eines Prinzipals suche. Hierbei möchte ich gleich auf das zweite Hauptübel zu sprechen kommen, das ist das Kreditieren und Geldleihen, und da kann ich den Leipziger Kommissionären den Vorwurf nicht ersparen, daß sie durch ihr Kreditgeben in erster Linie mit schuld sind an vielen traurigen Scheinexistenzen im deutschen Buchhandel. Hunderte von Firmeninhabern sind, genau besehen, nur die Angestellten ihrer Komissionäre, denn sie »stecken« derartig bei diesen, daß dem »Inhaber« der Firma nicht einmal mehr das Schild über der Ladenthüre gehört. In zweiter Linie ist aber auch das bedingungslose Kreditieren seitens vieler Verleger zu tadeln, durch das mei stens nur die Lebensdauer solcher Scheinexistenzen verlängert wird, ohne daß eine Lebensfähigkeit entsteht. Diese abhängigen Existenzen sind es aber gerade, die den Buchhandel in jeder Hinsicht schädigen und die durch ihre permanente Geldnot und daraus erwachsende Verschleppung jeder Abrechnung überhaupt die Bestimmungen zum Schutze der Verleger rc. rc. nötig gemacht haben. Dazu kommt noch, daß diese Firmen vielfach als letztes Mittel zur Erreichung einer Kundschaft das Schleudern anfangen rc und dadurch den soliden Sortimenter schädigen, während sie selbst durch diese Verminderung ihres Verdienstes erst recht auf keinen grünen Zweig kommen. Für alle Teile des Buchhandels wäre es besser, wenn olche Firmen keinen Kredit finden und dadurch gleich im Entstehen erstickt würden; denn was nützt es, wenn eine solche
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