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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.10.1902
- Strukturtyp
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- 1902-10-02
- Erscheinungsdatum
- 02.10.1902
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- Deutsch
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7854 Nichtamtlicher Teil. ^tk 22S, 2. Oktober 1902. Fabrikanten getragen wird? Dieser muß entweder die Qua lität der Hefte verringern oder seine Konkurrenten müssen ihn schlagen, sofern ihm nicht von der Lehrerschaft ein preis verteuerndes Monopol dadurch verschafft wird, daß die Schüler angewiesen werden, nur bei ihm zu kaufen. Im Interesse der Verleger, welchen es peinlich ist, die Einführung ihrer Bücher durch verbotene und unlautere Hiuterthüren zu bewirken, ist es höchst bedauerlich, daß der oben angeführte Ministerialerlaß noch so wenig wirksam ge worden ist. Bücherfabrikanteu, welche durch »Opferwillig keit« auch minderwertiges Fabrikat anzubringen oder im Ge brauch zu erhalten wisse», dürfte dieser Umstand weniger unbequem sein. .Kreis Norden« in Eutin. Und der Regen rann. Da es auch stürmte und Hagel sich dazu gesellte, klatschte und prasselte es heftig gegen die Scheiben des Eisenbahnwagens, als »die drei Getreuen« am Sonnabend den 13. September d. I. früh morgens Hamburg verließen. Sie bildeten den Vortrupp des Kreises Norden auf der Fahrt nach Eutin. Einer von ihnen batte ein un ruhiges Gewissen. Das Tischlied, das er dem Festausschuß versprochen hatte, war wegen des bockenden Pferdes nicht zustande gekommen. Zagend und zitternd wurde der Miß erfolg einer Postkarte anvertraut, die in Lübeck beim Wagen wechsel unter den Stempel geliefert ward. In Gremsmühlen gab es nahezu eine Stunde Aufenthalt. Der neckische Wirt — Gewicht 135>/4 Kilogramm — der freundlich eine Tasse Fleischbrühe darreichte, sagte, von dem Ziel der Fahrt, Lütgen- burg-Hessenstein-Panker hörend, mit ernsthaftestem Gesicht und die Hand über die Augen legend, »ich glöw, dor is all Snee in de Luft!« Sein Anschlag, uns festzuhalten, gelang ihm nicht, unentwegt wurde die Fahrt fortgesetzt. Wer die frucht bare und anmutige ostholsteinische Hügellandschaft zur schönen Sommerszeit kennt, würde ebenso betrübt gewesen sein, wie die drei Getreuen, als sie die mächtigen Breiten Weizen, Gerste und Hafer sahen, teils noch bestanden, teils schon in Stiegen ihre reiche Frucht tragend, — und alles unbarmherzig dem heulenden Sturm und prasselnden Regen preisgegeben! Und das nicht gelieferte Tischlied nagte am Gewissen! — In Lütgenburg wurde es anders. Unter dem Vorsitz des 8öjährigen Wirtes mit den sarkastischen Gesichtszügen, deren Färbung sanft abgetönt war durch duftige Bordeaux- Marken, harrte unsrer eine ortserlesene Tischgesellschaft. Setzte man auch nicht Wildpret auf und Fisch, so bot doch die holsteinische Küche kräftigen und schmackhaften Imbiß. Die Lebensgeister erstarkten. Ein offenes Gefährt brachte uns weiter. Die Regenböen setzten mit doppelter Heftigkeit ein; aber unser Trotz überwand sie. Als wir den Hessen stein, einen etwa 30 Meter hohen Turm erstiegen hatten, klarte die Luft aus. Welch wuchtiges Schauspiel! Vor uns die wildwogende Ostsee, mit weißen Kämmen dicht gekrönt; halblinks die Propstei, die Saatkorn liefernde, fruchtbare Ebene, durch Knicks abgeteilt, als ob sich Gärten au Gärten reihten; ganz in der Ferne sichtbar der hohe Turm von Kiel; halbrechts schimmert aus der Wogenbrandung die Küste von Fehmarn herüber; hinter uns, noch in neblige Regenwolken gehüllt, das ostholsteinische Hügelland — das Ganze ein Bild, das aus der Erinnerung nie verlöscht! Unser Gefährt führte uns weiter. Wir begegneten der Gräfin Waldersee, die im herrschaftlichen Wagen an nus vorbeifuhr, und sahen später auch ihren Gemahl, den Guts herrn von Walterneversdorf und Neffen des gefeierten Feld marschalls, wie er seine Herden auf Feldern und Wiesen musterre. In Pauker, Besitzung des Landgrafen von Hessen- Philippsthal, ist ein uraltes Wirtshaus mit folgender Votiv tafel über dem Eingang: »In de ohle Liese Geiht et na de ohle Wiese: De Wirth, de süpt das Beste, Seggt: Pros't, mine lewen Gäste!« Der fetzige Wirt, vielleicht ein Enkel jenes »ohlen Süpers«, sorgte wohl aufmerksam für unseru Kaffee, ließ uns aber im übrigen nicht merken, ob er noch in den Fußtapfen seines Ahnen wandelte. Die Zeit drängte. Nach flüchtigem Abschied von Lütgenburg, dessen kaltes Wasser seinem »ge brannten« den hohen Ruf verschafft haben soll, den es weit und breit genießt, brachte uns die Eisenbahn in gemächlicher Eile nach Eutin, dem eigentlichen, schon überholt gewesenen Ziele der Fahrt. Mit der Gemütlichkeit war es zunächst vorbei; alle Illusionen schwanden, denn eine peinlich-geschäftliche Vor standssitzung nahm uns für fast drei Stunden gefangen. Endlich schlug die Bcfreiungsstunde! Dann setzten sich, an nähernd 20 an Zahl, die Mannen vom Kreise Norden zu würdiger Tafelrunde. Jni Erzählen hat unbedingt der be kannte lübische Herr von der Reservedivision Kummer den höchsten Rekord erreicht. Seine Geschichte von den 40 Zuaven, bald nach der Schlacht von Noisseville zu Gefangenen ge macht, hatte sein gläubiges Gegenüber mit schon hängender Unterlippe staunend noch angehört; da erbarmte sich ein väterlicher Freund des andächtigen Zuhörers, sagte, daß sein »Kind« nun bis obenhin vollgepumpt wäre und keinen Aufguß, weder von Zuaven, noch von Bernhardiner Hunden mehr vertragen könne, und geleitete ihn zu Bett. Der Schlaf soll doch noch unruhig gewesen sein, der Bettnachbar be hauptet, Laute gehört zu haben, die wie »sauvs gal pent«, »fast unglaublich« und ähnlich geklungen haben. — Am andern Morgen, am Sonntag, regnete es wieder. Das war ganz wider das Programm. Einige blieben deshalb im Voßhaus am Kaffeetisch sitzen und schöpften den Stoff ihrer Unterhaltung aus dem unaus>chöpflichen Born des Buchhandels. Andere waren kühn wie einst Kolumbus und fuhren gen Malente zum stürmischen See. Noch andre — das waren aber nur zwei — gingen zur Kirche. Danach war die Hauptversammlung, von der hier glücklicherweise nicht viel zu reden ist. Dann folgte, wie üblich, das Fest mahl. Der Vorsitzende, Herr Frederking, wußte in glück lichen Worten die Herzen zum ersten Hoch empfänglich zu machen, das der Majestät des Deutschen Reichs gebracht wurde. Herr Kollege Struve, das Haupt des Festaus schusses, begrüßte die Gäste Eutins in folgenden, schwungvoll vorgetragenen Versen: Willkommen werte Herren und Kollegen Vom Kreise Norden, der sich hier versammelt hat, Gemeinsamkeit und Einigkeit zu pflegen, Willkommen hier in meiner Vaterstadt, Ihr lieben Freunde dieser Feierstunde, Genossen an des Festes Tafelrunde, Jni Hause, dessen Name uns berichtet, Wer einstmals hier gelebt und hier gedichtet. Ja, diese Stadt kennt viele edle Namen Nus der Vergangenheit, denn klassisch ist ihr Grund, Sie grüßen auch die Männer, die da kamen, ilnd reden laut, ob längst verstummt der Alten Mund, Wie sie das Menschenherz so mächtig rührten, Was sie begannen und was sie vollführten, Der Muse leicht bewegliche Gestalten: Wir haben sic der Nachwelt aufbehalten! ?>uch unser Land grüßt seine lieben Gäste, Der ernste Tannenwald, der hoch gen Himmel steigt, Die Buche, breitend weithin ihre Aeste, Die schützend sie hinab zum stillen Waldsee neigt, Daß nun die Sonne auch uns freundlich leuchte Und nicht der Pluvius mehr die Wege feuchte, Hab' ich mein Glas gefüllt und ausgenommen, Willkommen, liebe Freunde, hoch willkommen!
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