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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.10.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-10-14
- Erscheinungsdatum
- 14.10.1902
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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.... -Was mir aber Ihr Buch so wertvoll macht, ist in erster Linie sein Inhalt, der Zeugnis giebt von einem Leben voller Arbeit und begleitet von reichen Erfolgen, vorbildlich sür unsre jüngere Generation, die sich mit dieser Zähigkeit, diesem Fleiße, dieser intensiven Arbeit, die auch ausdauern, wenn der Erfolg ausbleibt, leider zu einem großen Teile nicht mehr recht be freunden will. -Daß wir in Deutschland Ihre Erfahrungen in und Ihre Anschauungen über Amerika (richtiger: die Vereinigten Staaten) mit lebhaftestem Interesse kennen lernen, ist ja nach Lage der Verhältnisse selbstverständlich. Je lebhafter wir wünschen müssen, daß die Bürger beider Staaten sich gegenseitig kennen und damit schätzen lernen, um so mehr muß uns daran gelegen sein, aus den Erfahrungen im praktischen Leben wurzelnder Männer heraus unsre Auffassung zu prüfen und sich klären zu lassen.» Eines deutschen Professors Gattin, die mich vor dreißig Jahren in Amerika gesehen hat, schreibt: . . . -Es war wirklich wie der Besuch eines lieben alten Freundes, den man fast vergessen hätte und nun erst wahrhaft schätzen lernt. Ihr wohlgetroffenes Bildnis mit dem freundlichen Ausdruck unterstützt diesen Eindruck aufs beste. -Ich meine, das Buch hat nicht nur großen Wert durch die cingestreuten Reden und Denkwürdigkeiten andrer hervorragender Deutsch-Amerikaner, sondern ganz besonders durch die Mitteilung Ihrer persönlichen Erlebnisse und Lebensanschauungen, die im höchsten Grade überraschen müssen. -Ihr Lebensgang, der Sie von den bescheidensten Anfängen zu Wohlstand, Ansehen und Anerkennung Ihrer Verdienste geführt hat, giebt ernsten Menschen viel zu denken. -Es ist bewunderungswürdig, wie Sie sich die Ideale Ihrer Jugend bis ins Alter bewahrt und im Kampfe des Daseins durch Fleiß, Gewissenhastigkeit, Pflichttreue und unerschütterliches Gott vertrauen Ihre Kraft bewährt haben. -Ihre Bescheidenheit, Mäßigkeit und einfache Lebensführung und die Freude an der täglichen Arbeit, die Sie noch jetzt auszeichnen, erregen meine höchste Bewunderung. -In einem Lande wie Amerika und unter Einflüssen ganz entgegengesetzter Art von seiten der deutschen Landsleute gehört ein sehr fester Charakter dazu, um seine Eigenart zu bewahren. Wie Sie Ihre Erholung in Ihrer Familie, Ihre Freude im Wohlthun suchen, so wird auch Ihr arbeitsreiches Leben ein Segen sür viele geworden sein, die das Glück haben, Sie näher zu kennen.« . . . Und in ähnlicher Weise haben noch zehn oder zwölf andre sich ausgedrückt. Viele Leser wird es geben, die damit genug gesehen haben und nichts weiter hören wollen. Eine der beliebtesten und fleißigsten Schriftstellerinnen der Gegenwart, die gleich dem Nestor der deutschen Novellisten sich die Zeit genommen hatte, mein Buch, sobald sie es erhalten, von Anfang bis zu Ende zu lesen, schreibt: . . . -Nicht zum mindesten wurde ich angesprochen von der großen Schlichtheit und Pflichttreue Ihrer Lebensführung, die auf jeder Seite des Werkes dem Leser entgegentritt. -Wie prächtig, daß Sie Ihre Töchter zu Gehilfinnen bei Ihrer Arbeit erzogen haben. Es könnte sich mancher Vater in Deutsch land hieran ein Beispiel nehmen. Dann würde er zufriedene und glückliche Gesichter um sich sehen.« . . . Die Worte, die meine Töchter betreffen, verdienen aller dings, wiederholt gelesen und beachtet zu werden. Wohl hat cs hierzulande Leute gegeben, die mein Verfahren in betreff derselben mißbilligten; darunter waren auch welche, die seit her finanziell untergegangen sind und jetzt wohl nicht mehr höhnen würden Aber ich bin auch um der Familie willen froh, daß es nur vergönnt gewesen ist, meine drei Töchter zu vertrauten Gehilfinnen heranzuziehen, denen dann der Sohn gefolgt ist. Bei allem Respekt vor den Meinungen von Berufs genoffen, die anders situiert sind, als es bei mir der Fall ist, halte ich auch jetzt noch dafür, daß es sich nicht empfiehlt, unnötigerweise Andern Einblick in finanzielle und persön liche Verhältnisse zu geben. Und da ich in meinem ver hältnismäßig kleinen Geschäfte nie einen Teilhaber, dagegen jederzeit genügende Beschäftigung gehabt habe, so hat es zu meinem körperlichen und geschäftlichen Wohlbefinden wesent lich beigetrageu, daß ich des Vormittags die Hilfe einer der Töchter hatte, die darin wochenweise abwechselten Sie be sorgten die Hauptkasse, schrieben und Unterzeichneten die Checks und besorgten, wenn ich daran verhindert war, au meiner Statt auf dem Zollhause die Einklarierung der Jmportsendungen, sowie auch andre Prinzipalsgeschäfte. Ich will nicht anstehen zu sagen, daß ich ohne die Hilfe meiner Töchter, die mir, wie gesagt, einen Teil meiner Arbeiten abnahmen, während mir immerhin noch so viele blieben, daß ich vollauf beschäftigt war — ich sage, daß ich ohne die Hilfe meiner Töchter wahrscheinlich physisch zusammen gebrochen wäre, später auch finanziell, und natürlich hätte die Familie darunter gelitten. So ist der Töchter Hilfe im Geschäft auch zum Vorteil der ganzen Familie gewesen. Die älteste Tochter und die verheiratete zweite samt deren Kindern verbringen diesen Sommer in Deutschland; meine Frau war mit der jüngsten Tochter der hiesigen Hitze auch aus dem Wege gegangen und weilte zehn Wochen in den Bergen weit weg von hier. Mein Sohn ist, vom Vater angesteckt, wenn nicht ihn übertreffend, thätig wie nicht viele andre. Seine freie Zeit, wenn nicht durch seine Pflichten als Offizier in der Miliz ausgefüllt, widmet er ganz dem Geschäft. Fabrikatton und Vertrieb von Kindergartenmaterial sowie andres besorgt er allein. Ich habe natürlich im vergangnen Sommer etwas mehr zu thun gehabt, als wenn eine meiner Töchter mir hilft. Aber es ist trotzdem ziemlich alles erledigt worden; ich habe gearbeitet, so viel in meinen Kräften stand. Während der zehn Wochen, vom l7. Juni bis 26. August, hatte ich wieder Abwechslung in meine Lebensweise gebracht, indem ich nochmals nach l?ort i-lotst gezogen war, wo es mir wie in den vorhergehenden drei Sommern sehr gut gefallen und meiner Gesundheit sicher auch genützt hat. Ich habe dort guten Appetit und guten Schlaf gehabt. Die einstündige Fahrt herein in die Stadt und wieder hinaus, war sehr angenehm, und da ich Frühstück um 6 Uhr hatte, so erreichte ich mein Pult schon vor flz8 Uhr, d. h. eine halbe Stunde früher, als die Gehilfen kamen, bezw. früher, als wenn ich in meinem Hause in der Stadt wohne, wo das Frühstück erst um 7 Uhr zu haben ist. Wie bei jedem großen Hotel, so hatte man auch hier Gelegenheit, je nach Wunsch ein Halbeinstedlerleben zu führen. Das thaten außer mir noch mehrere andre alleinstehende Herren. Ich bin hinaus auf die Landungsbrücke gegangen und habe dort frische Seeluft geschnappt. Das war ein großer Genuß. Wenn ich genug davon gehabt, bin ich in mein Zimmerchen gegangen und habe eine, zwei oder auch drei Stunden für das Geschäft gearbeitet — was mir Genug- thuung verschaffte. Der Ball-, Musik- und Unterhaltungssaal existierte für mich nicht; nur habe ich hin und wieder die putzsüchtige Frauenwelt angeschaut und mir gratuliert, daß meine Frau und Töchter nicht darunter waren. Auch das Trinklokal hätte meinetwegen nicht zu sein brauchen. An gesichts beider und hin und wieder bei ausgelassener Heiterkeit andrer Gäste bin ich immer bald eingeschlafen. Mit kaum zehn Personen pflegte ich solche Bekanntschaft, daß ich allenfalls ein paar Worte mit ihnen wechselte Ent gegen dem Bestreben andrer Leute, so viel Bekanntschaften wie möglich zu machen, durfte ich alter Mann mir erlauben, für mich zu bleiben. Ich hatte keine Verpflichtung irgend einem der andern dreihundertfünfzig Gäste gegenüber. Ich war ja auch in der glücklichen Lage, immer Arbeit zu haben, während manche andre nicht wußten, womit die Zeit ver bringen. An kaum acht oder zehn Abenden habe ich meine Lampe nicht angezündet; das waren Abende, an denen es draußen verlockend schön war. Während ich zum Lesen und
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