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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.10.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-10-14
- Erscheinungsdatum
- 14.10.1902
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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239, 14. Oktober 1902. Nichtamtlicher Teil. 8269 Schreiben seit zwanzig Jahren eine Brille trage, sehe ich mit bloßen Augen scharf in die weite Ferne. So war es unter haltend, die Fahrzeuge zu beobachten, die auf dem ein paar Meilen entfernten Wasserwege in den Hafen von New Jork einfahren oder daraus Herkommen, sowie das Leben auf dem Wasser des Meerbusens, und was sonst noch beobachtens- wert war. Je länger ich diesen Platz kenne, desto lieber wird er mir und desto mehr sehe ich, daß es in gleicher Erreichbarkeit keinen zweiten giebt, der alle die Vorteile vereinigt, auf die es mir ankommt. Ich habe darum dem neuen Besitzer für die nächsten vier Jahre alsbaldige Vorausbezahlung angeboten — natürlich mit Buchhändlerrabatt, im Hinblick auf die Mög lichkeit, daß ich Siebzigjähriger das Ende der vier Jahre nicht erlebe. Wie lieb ihm bar Geld auch ist, so sieht er darin doch keinen Vorteil für sich, da er der Meinung ist, daß ich noch viel länger leben werde als vier Jahre. Nun, ich wünschte, er hätte damit recht. Mit andern Leuten sieht's nicht so sicher aus. Da war z. B. mein Tischnachbar im Hotel, ein Verkäufer in einem Hutgroßgeschäft. Zu gewissen Zeiten im Jahre hat er sehr viel zu thun, zu andern aber nur wenig, obwohl sein hohes Salär unverändert bleibt. Er wußte kaum, womit er die Zeit verbringen sollte, fuhr daher schon um drei oder vier Uhr hinaus ins Hotel, hielt sich einige Zeit im Wasser auf, nahm dann sein Abendessen und saß hierauf bis nach Mitternacht im Trinklokal des Hotels. Um nach solchem Zeitvertreibe schlafen zu können, sprangen er und sein Gesellschafter hin und wieder nach Mitternacht nochmals ins Wasser. Das wäre nicht nach meinem Geschmack; ich schlafe prächtig, nach dem ich früher gebadet und mir entweder draußen beim Luftschnappen oder aber in meinem Zimmerchen bei der Arbeit die Augen zugefallen sind, und um fünf Uhr weckt mich die Morgenhelle. Besagter Tischnachbar sieht aus wie 60 Jahre alt, ist aber erst 49; er will noch 6 Jahre arbeiten, mit 55 Jahren aber aufhören — dann gar nichts mehr thun (vorausgesetzt, daß er noch lebt). Mich hielt er für 55 Jahre alt und wollte durchaus nicht glauben, daß ich 70 bin. Das kommt davon, daß ich ein regelmäßigeres Leben geführt habe als er, bezw. immer beschäftigt gewesen bin, ohne für Allotria Zeit zu finden. Ich möchte nicht mit ihm tauschen, wie ich über haupt sehr wenige Leute beneide. Da ich zu denen gehöre, die nicht zum Müßiggang, sondern zum Arbeiten bestimmt sind, und da ich gern arbeite und mich dem Gemeinwohl widme, so halte ich dafür, daß der deutsche Buchhandel — mit Ausnahme des Vertriebs »interessanter« Schriften — zu einem der verdienstvollsten und ehrenwertesten aller Berufe zu zählen ist. Darum bin ich zufrieden. Und am 21. Juli d. I. habe ich unter Beteiligung der »Tafelrunde bei Doscher« mein jährliches Danksest vergnügt gefeiert. Ja, mein Dankfest, denn ich habe alle Ursache, dankbar und fröhlich darüber zu sein, daß ich bei meiner unausgesetzten, wenn auch leichten Arbeit gesund geblieben bin, obwohl ich seit 42 Jahren, d. h. seit dem 21. Juli 1860, keinen einzigen ganzen Geschäftstag zum Vergnügen oder zur Erholung benutzt habe. Die Sonn- und Feiertage, sowie im Sommer die Samstagshalbfeiertage haben mir, bei gutem Wetter, zur Erholung genügt. Ich habe auch diese Freizeit benutzt, um vom Lande soviel wie möglich zu sehen. Un wohlseins halber bin ich, alles in allem, während meiner 47 Jahre in Amerika nicht ganz fünf Tage vom Geschäft weggeblieben. Und ich lebe doch vergnügt, habe, wie mehrmals gesagt, dem Geschäft immer meine Aufmerksamkeit gewidmet; ver mutlich ist nichts infolge meiner Anwesenheit schief gegangen. Sörsenblatt sür den deutschen Buchhandel. 69. Jahrgang. Und die Angestellten alle haben keine Gelegenheit zu sagen: »Der Alte macht stch's bequem« — wenn auch 70 Jahre ein Alter sind, wo man sich mindestens teilweise Ruhe gönnen dürfte. Nehmen wir an, daß die Mehrzahl der Gehilfen in Ab wesenheit des Prinzipals gerade so viel und so gut arbeitet wie in seiner Anwesenheit, so ist es anderseits doch unwahr scheinlich, daß sie in seiner Abwesenheit mehr und besser arbeiten als in seiner Anwesenheit, bezw. wenn er sie beobachtet. New Jork, 16. September 1902. (Schluß folgt.) Kleine Mitteilungen. Oesterreichische Banknoten. — Nach einem soeben be kannt gegebenen Erlaß des k. k. Finanzministeriums in Wien wird am 20. d. M. mit der Ausgabe der neuen österreichischen Banknoten zu 100 Kronen begonnen werden. Der Erlaß giebt eine ausführliche Beschreibung der neuen Scheine. Zugleich werden die Bestimmungen über das Einziehen der Hundert-Guldennoten kund gemacht. Danach werden die gegenwärtig im Umlauf befindlichen Banknoten zu 100 fl. Oe. W. mit dem Datum vom 1. Mai 1880 bei den Haupt-und Zweiganstalten der Oesterreichisch-Ungarischen Bank bis 30. April 1904 im Wege der Zahlung und Umwechslung an genommen. Vom 1. Mai bis 31. Oktober 1904 werden diese Bank noten zwar noch bei den Hauptanstalten der Oesterreichisch-Ungari schen Bank in Wien und Budapest im Wege der Zahlung und Um wechslung, bei den übrigen Bankanstalten aber nur noch im Wege der Umwechslung angenommen. Vom 1. November 1904 ange fangen, werden diese Banknoten von der Oesterreichisch-Ungarischen Bank nicht mehr in Zahlung genommen, so daß mit dem 31. Okto ber 1904 die letzte Frist für die Einziehung dieser Banknoten ge geben ist. Von diesem Zeitpunkt an werden diese Banknoten nur noch bei den Hauptanstalten der Oesterreichisch-Ungarischen Bank in Wien und Budapest im Wege der Umwechslung angenommen. Bei den Zweiganstalten wird, vom 1. November 1904 angefangen, die Vergütung für solche Banknoten nur noch auf besondres An suchen mit Bewilligung des Generalrates der Oesterreichisch-Unga rischen Bank geleistet. Nach dem 31. Oktober 1910 ist die Oester- reichisch - Ungarische Bank nicht mehr verpflichtet (Artikel 89 der Statuten), die einberufenen Banknoten zu 100 fl. Oe. W. einzu lösen oder umzuwechseln. Bibliothekverkauf (vergl. Nr. 217 d. Bl.). — Ueber die Schätze, die der Vatikan mit dem Ankauf der Bibliothek des Fürsten Barberini in Rom um den billigen Preis von 500000 Franken erworben hat, schreibt der französische Gelehrte Seymour de Ricci an das -Athenäum-, daß die Gemäldegalerie, die einen berühmten Dürer (-Jesus mit den Schriftgelehrten-), Rafaels -Fornarina- und Renis -Beatrice Cenci- enthält, nicht in den Besitz des Vati kans übergehe, dagegen die ganze Antiquitäten-Sammlung mit wertvollen Inschriften und der einzigartigen Sammlung Prä- nestinischer Eisten. Nach dem handschriftlichen Katalog enthalte die Bibliothek 60000 gedruckte Bücher. Die 8000 handschriftlichen Bestandteile des vatikanischen Zuwachses seien teilweise un schätzbar: autographische Briefe von Bembo und Galilei; eine lateinische Plato - Uebersetzung mit eigenhändigen Bemerkungen Lassos und seines Vaters; Bücher, die Mauritius und Scaliger mit handschriftlichen Zusätzen versehen haben; Pläne von San Gallo, Miniaturen der byzantinischen Zeit u. a. m. Unter den griechischen und lateinischen Codices seien wertvolle Palimpseste. Für die Geschichte Roms und namentlich der römischen Archäo logie im Beginn des siebzehnten Jahrhunderts seien die für den Kardinal Federrgo Barberini von Grimaldi, Aleander, Holstenius, Suaresius, Doni gesammelten historischen Dokumente, worunter einige Tausend lateinische Inschriften, von Wichtigkeit. Unter den orientalischen Schriften hebt Seymour de Ricci die armeni schen Handschriften hervor. Straßburger Druckerei und Verlagsanstalt, vorm. R. Schultz L Co. in Straßburg i. E. — Wie wir den Zeitungen entnehmen (der Jahresbericht ist uns nicht zugekommen), betrug im Jahre 1901/02 der Bruttogewinn 232612 ^ (i. V. 238242 ^7), der Reingewinn 149809 ^ (i. V. 151029 ^k). Es wird folgende Verwendung vorgeschlagen: Reservefonds 7000^ (7068 ^Ä), Spezial reservefonds 5000 ^ (5000 ^L), außerordentliche Abschreibungen 10000 (10000 ^E), Tantiemen 20612 ^ (21191 ^ü), 7 Prozent Dividende (wie im Vorjahr), gleich 98000^:, und Vortrag 9197 (9770 ^). 1088
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