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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.10.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-10-14
- Erscheinungsdatum
- 14.10.1902
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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Nichtamtlicher Teil. 8267 23S. 14. Oktober 1902. fordern«. Ich bin nicht als Prinzipalssohn einfach und bequem »in meines Vaters Schuhe getreten«, oder habe als reicher Eltern Kind die Universität besuchen und mir den Doktortitel erwerben können, oder bin mit ererbtem großen Vermögen in der Lage gewesen, ein altes, wohlbekanntes und gutsituiertes Geschäft zu übernehmen — Glücksumstände, die den schwierigsten Teil in der Existenz eines Buchhändlers überspringen lassen: das Anfängen, bei welcher manchmal sehr aufreibenden Arbeit viele finanziell und auch physisch zu Grunde gehen. Bei mir war's anders. Ich bin nur mittelmäßig be gabt gewesen, und mir ist überhaupt mancherlei abgegangen, was bei andern Elemente, Faktoren, Beihilfen zum Erfolge sind. Nichtsdestoweniger ist es mir gelungen, in bescheidner Weise meinen Weg so zu machen, daß ich von andern be neidet werde. Wie nun von jeher gelehrt worden ist, daß jedermann seinem Stande und Berufe gegenüber Verpflichtungen hat und so wirken soll, daß andre aus seinem Vorgehen Vorteil ziehen, so schließt das auch ein, daß andern von solchem Thun ein Bild gegeben wird. Vielleicht sind nicht alle mit meinem Jdeengange ein verstanden, der sich darauf zuspitzt, daß es eigentlich nicht unrecht meinerseits war, meine Biographie selbst zu schreiben, zu drucken und auch in einer geringen Anzahl von Exem plaren zu verschenken. Ob es nun auch Leute giebi, die der Meinung sind, das sei sehr undelikat gewesen, oder dergleichen — genug, ich hab's gethan, und mag man nun schelten. Vor allem aber: mögen recht viele Besseres Hervorbringen; ich denke, das ist nicht schwer. Mit andern Worten: Nachdem ich mein Leben lang mit ziemlich klarer Vorstellung von dem, was recht und gut ist, so gelebt und gewirkt habe, daß womöglich niemand billigerweise mir gerechten Vorwurf machen könnte, und daß es vielmehr keinem schaden würde, wenn er ungefähr ebenso lebte, wie ich's bisher gethan — nachdem und da das der Fall, so wäre es mehr als einfältig, wenn ich das, was ich unter solchen Umständen gethan habe, verdecken und ver tuschen wollte. In aller Ruhe gestehe ich, daß meine Gewohnheiten vielen andern Leuten absonderlich Vorkommen; aber wohl ebenso viele finden mein Thun recht und nachahmenswert; finden in Ordnung und nachahmenswert, daß gerade ich, mit einiger Erfahrung, ausspreche, was von seiten der jüngern Generation im Buchhandel Beachtung verdient. Da es mir infolge meines Thuns und Lassens leidlich gut geht, so glaube ich, das auch andern gönnen und dem entsprechend ihnen gleiches Verfahren empfehlen zu sollen. Das ist die nächste Veranlassung zu gegenwärtiger Plauderei. Was ich den jüngern Berussgenossen, den Gehilfen und Lehrlingen, zunächst sagen möchte, ist dies: Infolge der Widerivärtigkeiten, mit denen ich zu kämpfen gehabt habe, würde ich geschäftlich und körperlich untergegangen sein, wenn ich nicht pflichtgetreuer und aufmerksamer gewesen wäre, als viele andre es sind. Es hat Segen auf solcher Arbeit geruht, und hier bin ich, in guten Umständen, jedenfalls mit meinem Lose zufrieden Neben mir haben andre unter ähnlichen Verhältnissen gearbeitet, aber ohne rechte Energie. Sie haben sich von der eignen Bequemlichkeit, von den verschiednen Bedürfnissen, die sie sich angewöhnt hatten, bezw. deren Sklave sie geworden waren, von den großen Ansprüchen der Familie, von den Verlockungen »guter Freunde« vom ernsten Arbeiten abhalten lassen. Und jetzt existieren sie kaum mehr; finanziell sind sie schon lange untergegangen, und sofern sie nicht gestorben, Uhren sie mit ihrer Familie ein kümmerliches Dasein. Solche Erscheinungen giebt's wohl überall; man sieht sie oberflächlich und denkt nicht weiter darüber nach, bis ein paar Worte schwarz auf weiß, wie z. B. die meinigen, das Zugeständnis Hervorbringen: »Ja, das ist so!« Und dann kommt wohl auch eine Nutzanwendung Da der Buchhandel eine der höchsten Stellen im Handel und Verkehr einnimmt, so ist es selbstverständlich, daß seine Jünger auch auf einer höhern Stufe stehen als andre Handelsbeflissene. Als einer, der stolz darauf ist, zum deutschen Buchhandel zu gehören, stehe ich nicht an, diese Worte hier auszusprechen. Es ist mir, der ich in meiner Entfernung von Deutsch land nicht in die Lage gekommen bin, mein Interesse am buchhändlerischen Gemeinwesen durch Besuche der Metropole und auf andre Weise zu zeigen, ein willkommenes Mittel, meine Anhänglichkeit an den erwählten Beruf, meine An schauungen u. s. w. darzulegen. Ich habe also die wenigen Exemplare der Beschreibung meines Lebens ausgesandt, und einige der Empfänger haben sich gedrungen gefühlt, mir über den Eindruck zu berichten, den das Buch auf sie gemacht hat. Diese Aeußerungen sind überaus erfreulich; sie sind mir unschätzbar als etwas, was ich meinen Kindern hinter lassen will. Aber wie ich mein Leben im Interesse andrer gelebt, so sind diese andern, besonders die jüngern unter ihnen, auch berechtigt zu hören, was man von solch einer Lebensführung denkt, ohne Rücksicht darauf, ob der betreffende Mann Berg mann oder Steiger oder sonstwie geheißen hat. Sie sollen annehmen dürfen, daß, wenn sie in ähnlicher Weise wirken, sie auch in ähnlicher Weise beachtet und beurteilt werden. Aus diesem Grunde teile ich hier einige Aeußerungen mit, die ich erhalten habe. Da ist z. B. der Vorsitzende eines Kreisoereins in Nord- deutschland, ein Berufsgenosse, der sich um die Interessen des Buchhandels sehr verdient gemacht hat. Dieser schreibt: . . . -Was uns not thut, sind die Beispiele solch fleißigen, uneigennützigen Strebens, die Hinweise darauf, daß Arbeit Freude und Segen spendet, und daß manche Freuden, in denen besonders die heutige Generation ihre Erholung sucht und zu finden glaubt, schal sind und in der Folge die Arbeit erschweren und leid statt lieb machen.» . . . Ich will auch nicht zögern, einen andern Mann sprechen zu lassen: -Wissen Sie, was ich fortwährend dachte, als ich Ihr herr liches Buch gelesen, dieses Testament eines Prachtmenschen? -Ich möchte mit dem Manne an einem Orte leben, von seinem Geiste und Wesen berührt werden, mit ihm jene Freundschaft echter Art pflegen, die — so selten, die cs kaum einmal giebt in unserm gemischten Leben voll Armseligkeit und Freuden. -Ja, Sie können der Welt erzählen, wie Ihr Dasein dahin gegangen; dies Werk ist ein Lehrbuch für in die Ferne Wandernde, ein Lehrbuch für unsre Söhne, ein Beispiel zur Nachahmung.» . . . Der Vorsitzende eines andern Vereins schreibt: .... -Noch kein Buch habe ich mit solchem Interesse gelesen wie dieses, und wäre es zu wünschen, daß der Börsenverein einen Auszug davon herausgäbe, und daß die Chefs allen ihren Lehr lingen je ein Exemplar zur Beherzigung schenken würden» Einer der hervorragendsten Leipziger Berufsgenossen schreibt mir: .... -Durch eine merkwürdige Verkettung sind Sie selbst, unbewußt, die Veranlassung gewesen, daß ich den Buchhandel als Beruf gewählt habe. Ich muß sagen, daß ich Ihnen auch in dieser Beziehung zu Dank verpflichtet bin, denn wenn ich heute nochmals vor der Berufswahl stände, so würde ich nach allem, was ich er lebt habe, wiederum zum Buchhandel greifen- Ein hochverdienter und dem Buchhandel treu ergebener l Mann in Leipzig sagt in einem längern Schreiben: 1087*
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