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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.10.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-10-18
- Erscheinungsdatum
- 18.10.1902
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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8434 Nichtamtlicher Teil. 243. 18. Oktober 1902. den eignen Erwerbungen des Museums gehört das wunderbare Bild Cranachs -Die Ruhe auf der Flucht nach Aegypten«, das aus dem Besitz der Frau Wedler in München angekaust ist. Das köstliche kleine Gemälde gehört zu den frühesten beglaubigten Oelbildern des Meisters und ist das erste, das er mit seinem Zeichen versehen hat. Es stammt aus dem Jahre 1504. Als Lucas Cranach diese Arbeit schuf, zählte er 32 Jahre, stand also im besten Mannesalter und auch schon auf der Höhe seines künst lerischen Könnens. Ja, es läßt sich sagen, daß er an Lebendigkeit, Weichheit und Kraft fpäler seine frühen Bilder nicht mehr erreicht hat. Schon im Vergleich mit den im Berliner Museum befind lichen Werken Cranachs läßt sich dies deutlich erkennen. Fast alle, mit Ausnahme des »Kurfürst Albrecht von Brandenburg als Heiliger Hieronymus im Walde« und des -Jungbrunnens- haben eine ge wisse Trockenheit, Steifheit Nüchternheit, die dieser neu erworbenen Arbeit völlig fehlen. In ihr findet sich eine ursprüngliche Frische, Innigkeit des Ausdrucks, Weichheit der Malerei, Tiefe und Kraft der Farben, die an Lucas Cranach fast überraschen und ferne künst lerische Persönlichkeit in einem neuen, vorteilhaften Lichte zeigen. Die Darstellung des Vorgangs ist folgende: Maria in rotem Kleid und rotem Mantel hält mit mütterlichem Ausdruck das auf ihrem Schoß stehende nackte Kind, das sich vorneigt, um nach einem Erdbeerstrauß zu greifen, den ihm ein Engel hinhält. Mehr in der Mitte steht Joses in blauem Kleid und rotem Mantel. Diese Gruppe wird von spielenden und musizierenden Engeln um geben, die der Künstler in einer reizend naturalistischen Manier gestaltet hat. Es sind mehr oder minder derbe Kinder, dabei aber von naiver Fröhlichkeit ersüllt, die ihnen wirklich etwas Engel haftes giebt. Eine bergige Waldlandschaft, deren Gestaltung Zeugnis von dem kraftvollen Naturempfiuden Cranachs ablegt, bildet den Hintergrund. Besonders markig sind die Bäume be handelt, die schlanke Birke und die dunklen Tannen. Das kleine Bild ist von einem Hauch kräftigen deutschen Wesens und natür licher Innigkeit ersüllt. -Von den andern Neuerwerbungen interessiert vor allem der Kops des Meisters von Fleinalle durch seine brutale, energische Charakteristik. Die Berliner Galerie besitzt noch zwei Gemälde des unter dem Namen Meister von Fleinalle bekannten Künstlers: eine Kreuzabnahme und ein Portrait, das aber das neuerworbene an Kraft und Lebendigkeit bei weitem nicht erreicht. Dies ist in seiner naturalistischen Wiedergabe des stumpfen, ungeistigen Modells ein wahres Meisterstück. Eine zweite angekaufte nieder ländische Arbeit ist eine -Beweinung Chrrsti- von einem nieder ländischen Meister um 1450. -Auch einen Trecentisten Simone Martini aus Siena finden wir mit einer Grablegung vertreten. Die kleine Arbeit ist durch die Feinheit und den Reichtum der Farben, durch die schöne Abend- stimmung und die Bewegtheit der Gruppen sehr interessant. Von Ruisdale, von dem die Berliner Galerie eine so große Anzahl prächtiger Gemälde besitzt, ist ein kleines Bild, eine Landschast mit Flußuser, eine Ruine und schöne Baumgruppe im Vorder grund, erworben worden. -Zuletzt sei noch der lebendige Schildere! Venedigs, Fran cesco Guardi, der Schüler Canalettos, erwähnt. Er zeigt eine bewegte Menschengruppe, die auf der Guidecca dem Aussteigen eines Luftballons zuschaut. Die Farben auf diesem Gemälde sind gedämpft, sie haben nicht das Schimmernde, Sprühende, das be sonders seinen Kanalbildern eigen ist. Doch der besondre Reiz, der ihn auszeichnet, die ausdrucksvolle Verteilung von Licht und Schatten, sind auch hier zu finden.» Preisausschreiben. — Der Verlag und die Redaktion des -Allgemeinen Deutschen Kommersbuchs- (Moritz Schauenburg in Lahr) haben einen Preis von 300 ausgesetzt für die beste musi kalische Komposition des -Deutschen Floltenlieds«, das Rudolf Hermanns in Elberfeld gedichtet und dem Lahrer Kommersbuch zur Verfügung gestellt hat. Das Preisrichteramt haben die Herren Gottfried Angerer in Zürich, H. Vieling in Mannheim, Professor Julius Scheidt in Karlsruhe, I. C. Schmitt in Lahr und Th. Tlll- mann in Elberfeld übernommen. Die Entscheidung soll bis zum 1. April 1903 ersolgen. Alte Gemälde. — Wie bei Ankündigung des Pracht- Katalogs in Nr. 239 d. Bl. schon erwähnt worden ist, wird der Kunsthändler Herr Hugo Helbing in München am 30. Oktober 19o2 eine Sammlung von Oelgemälden alter Meister versteigern, die in der Kunstwelt als Sammlung Albert Großmann in Brombach bekannt und geschätzt ist. Die Galerie Albert Groß mann ist eine Sammlung fast durchweg guter Bilder. Der Katalog bezeugt, welche guten Früchte der Sammeleifer eines begabten, kenntnisreichen und urteilssichern Kunstfreunds auch heule noch zeitigen kann. Auch Brlder von sehr hervorragendem Wert finden sich in der Sammlung. Viele dieser Bilder stammen aus dem Besitz alter Schweizer und süddeutscher Patrizier- samilien. Der Katalog nennt uns 163 Bilder. Eure lange Reihe von klangvollen, meist holländischen Künstlernamen wird vorgesührt. Aus der großen Menge sei hier auf folgende hingewiesen: David Teniers d. j. — Christof Amberger — Jan Breughel d. ä. (Sammtbreughel) — Pieter Breughel d. ä. (Bauernbreughel) — Hans von Culmbach — Gerard David — Christian Wilhelm Ernst Dietrich (Dielrici) — Jan van Goyen — Jan Fyt — Jan van Huysum — Salomon Konninck — Leonhard Bramer — Fra Bartolomeo della Porta — D. Ryckaert — Christof von Lubienetzky — Meinüert Hobbema. Noch viele andre namhafte Künstler finden sich hier vereinigt. Bilden 163 Bilder auch keine große Sammlung, so ist deren Vereinigung als Prioatsammlung doch immerhin auch nach ihrem Umjange beachtenswert. Viel be deutender aber ist der innere Wert der Großmannschen Sammlung. Diesen zu schätzen ist den Kunstliebhabern bequeme Gelegenheit geboten, da eine reichlich bemessene Zeit von Mittwoch den 15. Oktober bis Mittwoch den 29. Oktober, vormittags von 10— 1 Uhr und (außer an Sonntagen) auch nachmittags von 2—5 Uhr für die Besichtigung in der Galerie Helbing (München, Wagmüller straße 15) vorgesehen ist. Auch der prächtig ausgestattete Katalog giebt durch seinen Reichtum an Abbildungen eine vorzügliche Anschauung. Führt er doch nicht weniger als sechzig dieser Ge mälde in wohlgelungenen Lichtdrucken, zum Teil im Foliosormat des Katalogs, dem Beschauer vor Augen. Dampsbuchbinderei Aktiengesellschaft vorm. F. A. Barthel in Leipzig. — Im Leipziger Tageblatt wird durch den Vorsitzenden des Aufsichtsrats bekannt gegeben, daß zufolge Antrags eines Aktionärs für die auf den 25. d. M. in das Ge- sellschastsgebäude einberufene ordentliche Generalversammlung als weiterer Gegenstand: -Beschlußfassung über den Verkauf des Unternehmens im ganzen an einen Reflektenten- auf die Tages ordnung gesetzt worden ist. Dänemark und die Berner Litterarkonvention. — Der Deutsche Reichsanzeiger giebt nichtamtlich von einer Nachricht aus Kopenhagen Kenntnis, wonach dem Folkething in diesen Tagen ein Gesetzentwurf, betreffend den Anschluß Dänemarks an die Berner Litterarkonvention, zugegangen sein soll. Ansichtskartenzählung. — Wie schon in frühern Jahren, so hat die Deutsche Reichspost auch in diesem Sommer, und zwar in der erfahrungsmäßlg stärksten Reisezeit, in den Tagen vom 7. bis 16. August, die im Rcichspostgebiet aufgegebenen Ansichts postkarten zählen lassen. Das Ergebnis war 10'/, Millionen Stück. Hierbei wolle beachtet werden, daß es sich nur um das Reichs postgebiet handelt, daß also die in Bayern und Württemberg auf gegebenen Karten, die gleichfalls eine stattliche Menge ausmachen mögen, nicht mitgezählt sind. Zolas Vermögen. — Wie die Zeitungen berichten, habe Emile Zola ein Vermögen von 4 Millionen Francs hinterlassen. Zum großen Teil sei es in Ländereien an der Seine, bei seinem Landsitze in Mödan, und in Grundstücken sestgelegt. (Sprechsaal.) Warenhausbuchhandel. Das Warenhaus Hermann Tietz offeriert in Nummer 526 des Berliner Tageblatts vom 16 Oktober, Morgen-Ausgabe, in seinem Bücher-Jnserat auch Werke von Wolzogen, Fontane, Tovote, Viebig mit 15 Prozent unterm Ladenpreise. Wir konstatieren, daß wir mit dem genannten Warenhaus niemals in geschäftlicher Verbindung gestanden haben. Wir haben sofort die geeigneten Schritte eingeleitet, um den Hintermann für die Tietzschen Bücher bezüge ausfindig zu machen. Berlin. F. Fontane L Co. Bemerkung der Redaktion. — Im Börsenblatt Nr. 20^ vom 8. September 1902, ferner vom Rechtsanwalt Ur. Fulü in Mainz im Börsenblatt Nr. 213 vom 13. September 1902 ist ein gangbarer Weg gezeigt worden, dessen Beschreitung dem Verkauf von Büchern durch Unbefugte ein Ende machen wird. Des weiteren sind im Börsenblatt Nr. 217 vom 18. September 1902 aus dem im Juli 190l erschienenen R. Voigtländerschen Kommentar zum deutschen Urheberrechtsgesetz und Verlagsrechts gesetz vom 19. Juni 1901 zwei Stellen wörtlich milgeteilt worden, die die gleiche Rechtsausfassung schon früher unwidersprochen zum Ausdruck gebracht haben. Wir erlauben uns, alle diese Veröffent lichungen der Aufmerksamkeit der Herren Verleger zu empfehlen.
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