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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.01.1903
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- 1903-01-14
- Erscheinungsdatum
- 14.01.1903
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- Deutsch
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10, 14. Januar 1903. Nichtamtlicher Teil. 365 Zeit dem Gedächtnis des Jungbuchhandels einprägen werden. Neben solcher, seine Mußestunden in hohem Maß in An spruch nehmenden Tätigkeit versah er seit 1872 jahrelang das Amt des Schriftführers der Berliner, Stuttgarter und Leipziger Verlegervereine, in welcher Eigenschaft ihm die mühevolle und schwierige Zusammenstellung der Kreditlisten oblag. Außerdem hatte Baldamus im Jahr 1869 ein eignes Geschäft begründet, das hauptsächlich den Verlag pflegte. Durch Ankäufe aus dem Paul Frohbergschen Verlag und durch das Hinzukommen von Kommittenten war es schließ lich zu so großem Umfang angewachsen, daß er es zu seiner persönlichen Entlastung 1891 an seinen Sohn abtrat. Baldamus' rastloser Schaffensdrang fand aber in all dieser Betätigung noch nicht volles Genügen. So war er infolge seines innern Triebes zu humanen Bestrebungen Mitglied und Meister der Odd-Fellow-Loge Lipsia, dann Großsckretär der Distrikts-Großloge geworden und oft mit deren Vertretung betraut. Von tiefer Liebe zu seinem Beruf erfüllt und anregen der Geselligkeit nicht abgeneigt, schloß er sich gern Vereinen von Berufsgenossen an. Sein gesundes Urteil, seine Rede gewandtheit und Schlagfertigkeit führten ihn schon in Prag auf den Posten des ersten Vorstehers des deutschen Buch handlungsgehilfen-Vereins »Conform«, und im Jahr 1870 sehen wir ihn als ersten Vorsitzenden des Buchhandlungs gehilfen-Vereins zu Leipzig. Von ganz besondrer Bedeutung aber sollten für Baldamus' fernere Vereinstätigkeit die Folgen der zu Pfingsten 1872 in Hamburg tagenden Gehilfen- Versammlung werden. Der ihm befreundete Abgeordnete des Leipziger Vereins wandte sich hier gegen die Gründung von Gauverbänden für Norddeutschland allein, die zunächst ins Auge gefaßt war, und brach eine Lanze für die Vereinigung der gesamten Gehilfenschaft des deutschen Buchhandels, zu dem Zweck, ihre Interessen gemeinsam wahrzunehmen. Diesen Gedanken griff Baldamus mit ganzer Seele auf und setzte seine volle, außer gewöhnliche Tatkraft ein, ihn zu verwirklichen. Er gewann seinen Verein bald dafür, die ersten einleitenden Schritte zu unternehmen. Infolge eines »an sämtliche deutsche Buchhand lungs-Gehilfen« gerichteten Aufrufs, worin die Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit einer Krankenkasse und Stellenvermittlung eingehend begründet war, meldeten binnen kurzem über drei hundert Gehilfen ihre Beteiligung an. In der Versammlung vom 13. Oktober 1872 wurde der »Allgemeine Deutsche Buchhandlungs - Gehilfen - Verband« gegründet und unserm Baldamus das Amt des ersten Vorsitzenden anvertraut. Dieses Vertrauen hat er während seiner zwei Jahrzehnte umfassenden Wirksamkeit aufs glänzendste gerechtfertigt. Hier fand er ein weites Feld zu fruchtbringender Tätigkeit, eine Aufgabe, die seinem Wahlspruch »Edel sei der Mensch, hilf reich und gut« in vollem Maß entsprach, und die sein großes Organisationstalent, seinen unermüdlichen Schaffensdrang, seinen scharfen, weitschauenden Blick zu den höchsten Leistungen anspornte. Die Bestrebungen des Verbands errangen sich unter seiner umsichtigen und tatkräftigen Leitung bald An erkennung und dem Verband eine achtungswerte Stellung. Wie aber jedem ähnlichen Unternehmen leicht Neider und Feinde erstehen, so blieben auch dem Verband und seinem Führer Mißgunst und Angriffe nicht erspart. Aber anstatt ihn zu entmutigen, stählten sie vielmehr seine Zähigkeit und seine Arbeitskraft, die er von ganzem Herzen dem Ver band geweiht hatte. Ein geborener Rufer im Streit, hat Baldamus die Wahrheit des Worts »Mensch sein, heißt ein Kämpfer sein« oft lies empfunden. Der Bestand der ersten Hilfskasse des Verbands, der Kranken- und Begräbniskaffe, durfte als gesichert erscheinen; da trieb es den Unermüdlichen weiter. Schon längst schwebte ihm als nächstes Ziel des Verbands die Fürsorge für die Witwen und Waisen vor, und rastlos strebte er nun diesem Ziel zu. Durch freiwillige Beiträge und mit Hilfe der »Fechtanstalt« galt es, zunächst einen Grundstock zu sammeln. Und wie hat es gerade hier Baldamus verstanden, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um Mittel zu diesem Zweck zu werben! Kein Schritt war ihm zu viel, keine vergebliche Mühe konnte ihn verdrießen, keine Arbeit ihn abschrecken, um dem ersehnten Ziel näher zu kommen. Wie bei der Gründung des Verbands, war Baldamus auch hier die treibende Kraft, die nicht eher ruhte, als bis die Hauptversammlung des Jahres 1884 die Witwen- und Waisenkasse unter Dach und Fach gebracht hatte. Aber noch fehlte ihm der letzte Stein an dem stattlichen Gebäude, dem er Baumeister und Bauführer in einer Person war. Den Kollegen, die Alter oder Krankheit ihrer Erwerbs fähigkeit beraubt hatte, einen Zuschuß zu ihrem Lebens unterhalt zu schaffen, war nach einem frühem fehlgeschlagenen Versuch nunmehr sein Sinnen und Trachten. Von der alten Tatkraft beseelt, ging er ans Werk, gewann er auch diesem Plan bald Freunde und Anhänger und konnte ihn durch die Gründung der Jnvalidenkasse 1888 zu seiner Genugtuung in die Tat umgesetzt sehen. Es brach für den Verband nunmehr eine Zeit verhältnis mäßiger Ruhe und gesunden Wachstums an, und im Jahr 1892 legte Baldamus sein Amt nieder, nachdem er dem Vorstand zwanzig Jahre hindurch, meist als erster Vorsitzender, angehört hatte. Er mochte wohl fühlen, daß er es seiner Gesundheit schuldig war, sich nach und nach ganz auf seine geschäftliche Tätigkeit zurückzuziehen. »Wenn Sie den alten Baldamus brauchen, für den Verband ist er immer zu haben!« rief er damals noch der Hauptversammlung zu. Im Jahr 1882 bei der zehnjährigen Gründungsfeier des Verbands wurde Baldamus der Dank der Mitglieder für »die Treue und die selbstlose Arbeit«, die ihm »manche trübe Stunde, manche vergebliche Arbeit« gebracht hatte, durch ein Diplom mit einer Ehrengabe, einer goldnen Uhr, bezeugt. Die Worte des Diploms gipfelten iu dem Wunsch, daß der Zeitmesser ihm noch schöne Stunden im Kreis der Seinen und seiner Freunde anzeigen möge, und schloß: »und möge er einst Ihren Kindern zurufeu: So ehrte man unfern Vater!« Die Jubelfeier seiner fünfundzwanzigjährigen Wirksam keit in der I. C. Hinrichsschen Buchhandlung konnte er im August 1891 begehen, wobei ihm durch seine Chefs Dank und wohlverdiente Anerkennung gezollt wurden, die ihn heute noch über sein Grab hinaus begleiten. Als die Witwen- und Waisenkaffe 1895 in Wirksamkeit trat, hat der Vorstand des Allgemeinen Deutschen Buchhandlungs-Gehilfen-Verbands ihm als ersten die höchste Ehrung, die er zu erteilen vermag: die Eigenschaft als Ehrenmitglied verliehen. Ein aus diesem Anlaß Ende Januar desselben Jahrs im großen Saal des deutschen Vuchhändlerhauses veranstalteter Kommers, dessen Mittelpunkt Baldamus bildete, legte unter anderm durch seinen äußerst zahlreichen Besuch für die Hochschätzung und Verehrung, deren er sich allgemein erfreute, beredtes Zeugnis ab. Dieses Zeichen dankbarer Anerkennung hat ihm, an dessen Körper und Geist schon damals die tückische Krankheit nagte, eine wahre Herzensfreude bereitet und ist ihm stets eine treue, liebe Erinnerung gewesen. Zum letztenmal erschien er in unsrer Mitte gelegentlich der fünfundzwanzigjährigen Stiftungsfeier des Verbands, wo er den treuen Mitarbeitern, die bereits »zur großen Armee abgerufen« waren, ein stilles Glas weihte. Vor vier Jahren war seine einst so gewaltige Arbeits kraft gebrochen und sein einst so durchdringender Geist ge lähmt. Er zog sich nach Falken, im sächsischen Erzgebirge, 49
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