Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.02.1903

936 27, 8. Februar 1903. Nichtamtlicher Teil. Nichtamtlicher Teil. Verein der Buchhändlerzu Leipzig. Ordentliche Hauptversammlung am Mittwoch den 28. Januar 1903, nachmittags 3 Uhr, im Deutschen Buchhändlerhaus zu Leipzig. (Vergl. Nr. 25 d. Vl.) Tagesordnung! 1. Jahresbericht über das Jahr 1902. 2. Rechnungsabschluß des Jahres 1902. 3. Haushaltplan für das Jahr 1903. 4. Wahl für den Vorstand und die ordentlichen Ausschüsse. L Der Vorsteher Herr Hofrat Hermann Credner cröffnete die Hauptversammlung gegen ^4 Uhr und führte durch Mitteilung der Tatsache, daß die Bekanntmachung der bevorstehenden Hauptversammlung im Börsenblatt Nr. 13 vom 17. Januar gestanden hat, den Nachweis der ordnungs mäßig erfolgten Einberufung entsprechend der Vorschrift von K 13 der Satzungen. Ferner teilte er mit, daß die Tagesordnung noch um einen fünften Punkt erweitert werde, nachdem kurz vor der Hauptversammlung der nachfolgende Antrag beim Vorstand eingegangen sei. Leipzig, 27. Januar 1903. An den Vorstand des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Die ergebenst Unterzeichneten beehren sich für die morgige Hauptversammlung den Antrag zu stellen: Die dem Deutschen Buchgewerbeverein bisher gewährte Beihülfe von 1000.— solle demselben auch für das Jahr 1903 wieder bewilligt und demgemäß in den Haushaltplan eingestellt werden. Die Unterzeichneten gehen dabei von dem Gesichts punkt aus, daß die Arbeiten des Deutschen Buch gewerbevereins dem Leipziger Buchhandel dauernde und greifbare Vorteile bieten; anderseits ist bestimmt anzunehmen, daß der in diesem Jahr sich infolge des Jubiläums der Lehranstalt ergebende Fehlbetrag in den kommenden Jahren wieder eingebracht werden kann. In vorzüglicher Hochachtung Robert Voigtländer. Wilhelm Klinkhardt. Arndt Meyer. Eugen Diederichs. Theodor Weicher, vr. Oskar v. Hase, vr. Ludwig Volkmann. Otto Harrassowitz. Henri Hinrichsen. I)r. Alphons Dürr. Karl Weißer. Oscar Brandstetter. Nachdem weiter der Vorsteher daran erinnert hatte, daß etwa noch rückständige Stimmzettel sogleich abgegeben werden sollten, und nachdem er hierauf die Stimmzellelabgabe geschlossen hatte, ging er zu Punkt 1 der Tagesordnung über und verlas den Jahresbericht über das Jahr 1902. (Abgedruckt in Nr. 25 d. Bl.) Nach Schluß der Verlesung stellte Herr Hofrat Credner den Jahresbericht zur Besprechung. Herr Adolf Rost: In dem Jahresbericht sei unter anderm auch der durch seine Firma verzeichnten Biblio graphie des deutschen Buchhandels Erwähnung getan. Der den Hinrichsschen Halbjahrskatakogen dabei gemachte Vorwurf, daß manche Zeitschriften in einem und demselben Jahr zwei mal verzeichnet seien, sei nicht zutreffend, denn Aufnahme in den beiden Bänden eines Jahres finde nur dann statt, wenn ein fester Preis für den Jahrgang nicht bestehe, oder wenn wichtige Angaben sich geändert hätten (Titel, Verleger oder Preis). Dem Vorschlag, die Zeitschriften am Schluß des Jahrgangs zu ver zeichnen, also erst im nächstfolgenden Jahresbande nachträglich zu geben, könne er nicht zustimmen; er glaube nicht, daß dem Sortimenter mit einer solchen Bibliographie gedient sein würde. Die Anregung, die Zeitschriften mit größerer bibliographischer Ausführlichkeit zu behandeln, d. h. für jeden Jahrgang einer wissenschaftlichen Zeitschrift den genauen Umfang insbesondre auch der Beigaben von Tafeln und dergl. zu bearbeiten, sei gewiß dankenswert. Der Gedanke sei aber von seiner Hand lung schon in den letzten Fünfjahrsbänden in verschiedenen Fällen verwirklicht worden; der Gedanke wäre auch speziell für den geplant gewesenen deutschen Verlegerkatalog ins Auge gefaßt gewesen, und nachdem dieser Plan wegen der zu un günstigen finanziellen Aussichten hätte ausgegeben werden müssen, wäre die vollständige Durchführung in dem nächsten Fünfjahrsbande bereits beschlossen. Er (Redner) und seine Mitarbeiter könnten es nur begrüßen, wenn sie auf Mängel der Kataloge aufmerksam gemacht würden; sie seien für jede Anregung zur Verbesserung der deutschen Bibliographie dankbar. Vorsteher Herr Hofrat Credner: Er danke Herrn Rost für seine sachlichen Angaben. Auf diese näher einzugehen, sei in dieser Versammlung nicht möglich. Der Verein würde aber gern eine Äußerung des Herrn Rost darüber entgegen nehmen, wie sich die Inhaber der Hinrichs'schen Buchhandlung zu dem im Jahresbericht gemachten Vorschlag stellen würden. Er bitte Herrn Rost, sich darüber zu äußern, ob er die Aus führung dieses Vorschlags etwa als einen unfreundlichen Akt betrachten würde, oder ob er bereit sei, die Unterstützung, die mit diesem wohlgemeinten Vorschlag geplant sei, anzuerkennen. Herr Adolf Rost: Es liege ihm, wie schon gesagt, völlig fern, sich diesem Vorschlag zu verschließen oder gar einen unfreundlichen Akt darin zu erblicken; er werde im Gegenteil dankbar sein, wenn ihm von bewährten Kollegen Ratschläge und Mitarbeit zu teil würden. Vorsteher Herr Hofrat Credner: Im Namen des Ver eins danke er Herrn Rost für seine Erklärung, die für die deutsche Bibliographie gutes erhoffen lasse. Der Verein der Buchhändler zu Leipzig freue sich dessen, denn er sei stolz auf die von Leipzig ausgehende deutsche Bibliographie, deren in gleicher Vollkommenheit kein andrer Buchhandel neben dem deutschen sich rühmen könne. Es folgte Punkt 2 der Tagesordnung: Rechnungs-Abschluß für das Jahr 1902. Der Bericht des Vorstands lag mit der Erklärung des Richtigbefunds seitens des Rechnungsausschusses im Druck vor. In gewohnter Weise berichten wir an dieser Stelle kurz über die einzelnen Konten. Die Buchung der gesamten Geldbewegung verteilt sich auf acht Konten. Diese sind 1. die Vereinskasse (Kosten konto); 2. die Vereinskasse 8 (Wertpapiere-Konto); 3. die Vereinskasse 0 (Lehranstalt); 4. die Bestellanstalt; 5. die Friedrich Fleischersche, die Anonyme und die Jubiläums- Stiftung; 6. das G. E. Schulzesche Vermächtnis; 7. die George Friedrich Fleischer-Stiftung; 8. die Schulbaustiftung. Die Vereinskasse ^ (Kassenkonto) eröffnete ihre Ein nahmen mit einem Vortrag von 5902 79 H. Eintritts gelder brachten 465 Jahresbeiträge 5076 Die Vor schrift von 8 12 der Satzungen, die jedem Mitglied, das in den Hauptversammlungen ohne triftige Entschuldigung fehlt, die Zahlung von 2 auferlegt, brachte im Jahr 1902 dem Verein 608 ^ ein. An Zinsen kamen 1993 ^ 95 H zur Einnahme. Aus dem Verkauf von Wertpapieren, der sich in der Hauptsache für die Lehranstalt nötig gemacht hat,