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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.03.1903
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- 1903-03-07
- Erscheinungsdatum
- 07.03.1903
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- Deutsch
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1916 Nichtamtlicher Teil. 65, 7. März 1903. »Sachen, die man sucht. Einen Bedienten wünscht man zu haben, der leserlich schreibet, Und orthographisch, jedoch nichts in ösUss-Isttrss gethan.« »Göschen an die deutschen Dichter. Ist erst der Wieland heraus, so kommt's an euch Uebrigen Allen Und nach der Location, Habt nur einstweilen Geduld.- Wie bereits mitgeteilt, hatte Göschen 1793 die Kon zession zum Betrieb einer Buchdruckerei erhalten, jedoch nur für seinen eignen Verlag. Um nun seine Pressen zu be schäftigen und da ihm daran gelegen war, viele von ihm eingeführte Verbesserungen, besonders hinsichtlich feiner Aus gaben, praktisch zu verwerten, so war Göschen stets auf der Suche nach Werken, die sich für eine gute Ausstattung eigneten. Berücksichtigt man noch, daß Göschen einen un gemessenen Ehrgeiz als Drucker hatte, so wird man es er klärlich finden, daß er nicht selten seine Autoren zu bereden wußte, ihm zu gestalten, ihren Werken ein feinres Gewand zu geben, als sie selbst wünschten. So druckte er z. B. von V. W. Neubeck, Die Gesundbrunnen. Ein Gedicht (1798, 10 Taler) eine Ausgabe in Folio mit fünf Kupfern, auf Velinpapier. Die Notwendigkeit, für seine Pressen Arbeit zu schaffen, brachte Göschen 1796 auf den Plan, eine Samm lung schöner Ausgaben der römischen Klassiker herauszugeben. Nach endlosen, unerquicklichen Verhandlungen schrieb Göschen endlich Ende 1802, daß nächste Ostermesse sechs Bände der Klassikerbibliothek, darunter Cicero, Plinius, Tibull, der erste Band einer Prachtausgabe des griechischen Neuen Testaments in Folio und ein nicht weniger prunkvoll ausgestatteter griechischer Autor erscheinen würden. Aber zur Ostermesse war nur der erste Band des Neuen Testaments fertig. Göschens Geduld wurde stark in Anspruch genommen. Der Herausgeber, Hofrat Eichstädt, bekam jährlich 200 Taler als Herausgeber der Sammlung. Und was hatte er dafür ge tan? Ein paar Briefe geschrieben! Dann kam der Heraus geber der Briefe Ciceros, I. A. Martyni-Laguna. Göschen sollte 1000 Taler für den Text und 400 Taler für zwei Bände Anmerkungen zahlen. Wie nun das Manuskript zum ersten Bande fertig ist, verlangt er 2000 Taler für den Text. Das konnte sich Göschen unmöglich leisten. Das Werk blieb also unvollständig. 18Ü4 waren erschienen: Oiosroms opsra rüstories, I., LpistolÄS I., Eutrop, Homers Ilias I. II., da zu kamen 1806 noch einige Teile und damit war es eigent lich aus. Die Schlacht bei Jena tat ein übriges dazu. »Wie kann jemand Bücher kaufen, wenn kaum Geld genug da ist um Brot zu kaufen!« Mit diesen Worten faßte Göschen die Lage kurz zusammen. Der Plan des Jenenser Professors I. I. Griesbach, ein griechisches Neues Testament in vollständig neuer typo graphischer Ausführung herauszugeben, wurde von Göschen (1797) mit vieler Begeisterung ausgenommen. Es handelte sich also in der Hauptsache darum, eine in jeder Beziehung schöne griechische Schrift herzustellen. Griesbach klagte be sonders darüber, daß, so schön einzelne Typen auch seien, das Aussehen des Ganzen doch nicht schön genug sei. Ihre Aufgabe müßte es also sein, durch gemeinsame Anstrengungen eine griechische Type zu schaffen, die in der Schönheit ihrer Form, in Gleichmäßigkeit, Verteilung von Licht und Schatten m den einzelnen Buchstaben sowohl als im ganzen, alles bisher Geschaffene übertreffen und schwerlich eine Ver besserung nötig machen sollte. Nach jahrelangen Versuchen und Vorbereitungen konnte der über die ihm zugesandten Probebogen hocherfreute Griesbach endlich an Göschen schreiben, daß nunmehr Verleger und Herausgeber hoffentlich mit ihrer langen, mühevollen und fleißigen Arbeit Ehre einlegen würden. Aber Verbesserungen mußten noch immer gemacht werden. Das Neue Testament erschien in vier Teilen mit vier Kupfern in Folio auf Velinpapier 1803—1807 und kostete 60 Taler. Diese typographische Tat brachte Göschen viel Ruhm und Genugtuung ein, wenn auch der Erfolg keineswegs dazu angetan war, seine Kasse zu füllen. In diese Periode griechischen Drucks gehört auch die Homer ausgabe von Friedr. Aug. Wolf. Sie erschien in Oktav (1804—1807) mit den Umrissen Flaxmans, nach dem englischen Original von Schnorr v. Carolsfeld und in Folio. Von dieser sckitlo «pleiuliäüsöiw erschien nur der erste Band, die Ilias, 1806 in hundert Exem plaren, Velinpapier, 36 Taler. Der König von Preußen schenkte je ein Exemplar an die Universitäten Halle, Frank furt a. O., Königsberg i. Pr., Göttingen und Erlangen. Die Prachtausgabe der Ilias brachte Göschen viele Anerkennung. Schütz in Jena nannte ihn den ausgezeichneten deutschen Bodoni-Didot, wie ihn der alte Gleim früher den Elzevir- Göschen genannt hatte. Die Ausnahmestellung, die Göschen als berühmter Drucker einnahm, wird durch die Tatsache illustriert, daß Friedrich König, der Erfinder der Schnell presse, sich 1804 wegen seiner Erfindung an Göschen wandte. König sagte in seinem Schreiben u. a.: »Die Druckkunst wird in Deutschland unglücklicherweise fast allgemein ohne Wert schätzung und Eifer betrieben. Sie sind der einzige Drucker, welcher mit Ehrgeiz arbeitet. Deshalb wende ich mich ver trauensvoll an Sie und mache Sie mit meiner Erfindung bekannt«. Nun folgte eine ausführliche Beschreibung mit zahllosen technischen Einzelheiten. Da in Göschens Betrieb nicht Schnelligkeit, sondern Schönheit des Drucks in erster Linie stand, so verhielt er sich ablehnend gegen Königs Pläne. In seinem Schreiben an König kommen folgende Sätze vor: »An eine Presse, welche schönen Druck liefern soll, müssen Anforderungen gestellt werden, worauf in Ihrer Beschreibung nicht Bezug genommen ist. Ich nehme deshalb an, daß Ihre Maschine sehr viele Drucke, aber keine schönen liefert, d. h. nicht mit der größten Zartheit in den Haarstrichen und mit großer Kraft in den Grundstrichen, sowie mit größter Schärfe in allen Zügen«. Schönheit, aber nicht Schnelligkeit wünschte Göschen. Wie hätte sich sein Schicksal und viel leicht die Lage der deutschen Druckindustrie gestaltet, wenn Göschen der Königschen Erfindung das verdiente Interesse entgegengebracht hätte? 1798 erschien bei Göschen die Übersetzung der Elegien des Properz von Karl Ludw. v. Knebel. Auch Schillers Geisterseher war zur Michaelismesse in dritter Ausgabe neu erschienen. Das Honorar für diese Ausgabe konnte Göschen mangels flüssigen Kapitals erst im April 1799 senden. Auch der Don Carlos mußte neu gedruckt werden. Doch konnte Schiller erst Anfang 1801 das Manuskript liefern. In demselben Jahr erschienen zwei Ausgaben, im nächsten Jahr eine Großoktavausgabe in Antiqua und auf Velin papier. Im September 1801 machten Schiller mit Frau und Sohn auf ihrer Rückreise von einem Besuch in Dresden einen Tag Rast bei Göschen in Hohenstädt. Wie die letzten Jahre eine bemerkenswerte Auffrischung der Freundschaft Göschens zu Schillers herbeiführten, so fand auch wieder eine Annäherung an Goethe statt. Den Anknüpfungs punkt bildete eine Übersetzung (aus dem Manuskript) von Diderots Dialog »Rameaus Neffe« von Goethe. Wie das Manuskript nach Weimar kam, ist unaufgeklärt, und weshalb das Werk eines so bedeutenden Mannes wie Diderot zuerst in deutscher Übersetzung herauskommen sollte, ist ein sonder bares Spiel des Zufalls. Ebenso zweifelhaft ist es, wohin das Manuskript verschwand. Jedenfalls kam die Übersetzung 1805 heraus. Im November 1804 war Göschen in Weimar. Dieser Besuch führte zur Gründung des »Journals für- deutsche Frauen von deutschen Frauen geschrieben. Besorgt von Wieland, Schiller, Rochlitz und Seume«. Die Zeitung erschien in zwei Jahrgängen 1805—1806 bei Göschen. Die Jahre 1801—1805 dürften als die besten Jahre
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