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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.03.1903
- Strukturtyp
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- Band
- 1903-03-07
- Erscheinungsdatum
- 07.03.1903
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- Deutsch
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1917 1908. Nichtamtlicher Teil. von Göschens Wohlstand bezeichnet werden. Wenn sein Ver mögen auch nicht bedeutend war und zu einer beträchtlichen Ausdehnung seines Geschäfts nicht ausreichte, so war doch seinem Ehrgeiz Genüge geschehen; er hatte einen angesehenen Namen als Verleger und besonders als Drucker; er war glücklich in seinem Heim und in seinen Freundschaften und schien aus einer Stufe angelangt zu sein, die ihm einen Aus blick auf weitern Erfolg und fortgesetzte Befriedigung zu ge währen schien. Allein das beispiellose Unglück der folgenden Kriegsjahre unterband jede geschäftliche Tätigkeit und brachte auch Göschen fast an den Rand des Abgrundes. Ende De zember 1806 schrieb er an seinen Freund Völliger in Dresden: »Das Geschäft ist tot. Seit den schrecklichen Oktobertagen (14. Oktober Schlacht bei Jena und Auerstädt) ist es mit dem Buchhandel zu Ende. Als ehrlicher Mann habe ich am Zahltage meine Schulden abgetragen; aber eingenommen habe ich nichts und Borgen ist unmöglich«-. Schließlich fragt er Völliger, ob dieser ihm nicht einen Posten verschaffen könne, wenn er etwa gezwungen sein sollte, nächste Messe sein Ge schäft aufzugeben! Zu Beginn des Jahres 1807 schreibt er: »Das wird eine schlimme Messe werden. Was haben die Verleger und Papiermacher nicht alles zu leiden? Viele sind ruiniert und andere haben nichts zu tun. Wer kein großes Kapital hat, kann nichts unternehmen. Wie soll ich meine armen Setzer und Drucker beschäftigen? Ich kann sie nur an alten Fortsetzungen arbeiten lassen, alles Neue muß ich zurückweisen«. Die geschäftslose Zeit war andauernd. Göschen benützte die Gelegenheit, um seinen Sohn Wilhelm Heinrich Göschen 1808 nach Bremen zu bringen, wo er als Kaufmann lernen sollte. In diesem Jahre empfingen Goethe und Wie land in Weimar aus den Händen Napoleons das Kreuz der Ehrenlegion. Göschen hat sich über dieses Ereignis nicht ausgelassen. Aber im ersten Jahrgange des von ihm heraus gegebenen Kriegskalenders für gebildete Leser aller Stände (1809) ist in einem Artikel die Frage behandelt: Ist Wieland mehr durch den Orden der Ehrenlegion geehrt worden oder der Orden durch Wieland? Der Kriegskalender erschien noch für die Jahre 1810 und 1811. Auch ein Almanach aus Rom für Künstler und Freunde der bildenden Kunst erschien für 1810 und 1811 bei Göschen. So war Göschen also auch ein Kalendermacher geworden, ein Geschäft, auf welches er nicht gerade sehr stolz war. Er wollte sich, wie er sagte, auch mur solange damit dnrchtrödeln, bis er wieder ernsthafte Bücher drucken könnte. Und dann mußte er ja auch an seine Setzer denken. In der Zeit von 1810—14 war der 1809 erschienene siebente Band der Quartausgabe von Klopstocks Werken das einzige Erzeugnis seiner Tätigkeit, das an Göschens ruhmvolle Tage erinnerte. 1810 brachte Göschen die ersten Gedichte des damals achtzehnjährigen Sohnes seines alten Freundes Körner: Die Knospen von Theodor Körner. Merkwürdiger weise ließ Göschen 1811 die Gedichte Ossians, übersetzt von Ehr. W. Ahlwnrdt (drei Ausgaben zu 4, 6 und 12 An drucken, offenbar unter dem Zwange früherer Abmachungen. Die Begeisterung des Jahrs 1813 hatte nicht bloß Göschen mächtig ergriffen; auch seine Söhne betätigten ihre Vaterlandsliebe mit Leib und Leben. Sein erster Sohn Karl Friedrich trat als Leutnant der Landwehr ein; der zweite Sohn Georg Joachim, welcher in einem kaufmännischen Geschäfte in Wien in Stellung war, eilte beim Aufrufe König Friedrich Wilhelms III. sofort mit seinem Freunde Theodor Körner nach Breslau und trat bei den Lützowern ein. Beide wurden bei Kitzen verwundet. Aber nach wenigen Wochen war Georg schon wieder bei einem westpreußischen Reiterregiment eingetreten und auch der dritte Sohn Wilhelm Heinrich wollte hinter seinen Brüdern nicht zurückstehen und machte sich auf den Weg, um ins Tettenbornsche Korps einzutreten. Börsenblatt für den deutsche» Buchhandel. 70. Jahrgang. Am 22. April 1814 erließ Göschen an die Herren Buch händler ein Rundschreiben, in dem er mitteilte, daß sein Sohn Karl Friedrich und sein Adoptivsohn und langjähriger Mitarbeiter Franz Susemihl im Frühjahr 1815 sein Geschäft unter der Firma »Friedr. Göschen und Susemihl in Leipzig« übernehmeil würden. Aber noch bevor dieser Zeitpunkt herankam, erließ Göschen ein zweites Rundschreiben, das be sagte, daß er seinen Sohn Fritz Göschen und Susemihl als Teilhaber ausgenommen und ihrer Bitte entsprochen hätte, das Geschäft unter seiner Firma fortbestehen zu lassen. Welcher Grund Göschen bewog, seine erste Absicht aufzugebeu, ist unbestimmt. Wahrscheinlich waren Vermögensschwierig keiten nicht ohne Einfluß; wahrscheinlich hatte Göschen auch die nötige Gesundheit und Schaffensfreude wiedererlangt, wie auch seine Verhälnisse bessere geworden waren. Sein Sohn Karl Friedrich stand ihm zur Seite, sein Sohn Wilhelm Heinrich war Teilhaber der Firma Frühling und Göschen in London geworden und aus dem besten Weg vorwärtszukommen. Der alte Göschen wollte es also noch einige Zeit wagen. Die Jahre 1815—1828 bezeichnen einen Niedergang im Leben Göschens. Sein Unternehmungsgeist hätte länger an gedauert und seine Erfolge wären größere gewesen, wenn er von seinen Söhnen oder Teilhabern wirksam und kräftig unterstützt worden wäre. Aber er hatte in dieser Hinsicht Unglück. Susemihl, seine rechte Hand und die Stütze seines Geschäfts, seit 1816 mit seiner ältesten Tochter ver heiratet, war nach einem Jahr gestorben. Göschens ältester Sohn Fritz war kein Geschäftsmann und nicht imstande, seinem Vater den nötigen kräftigen Beistand zu leisten. Unselbständig wie Fritz Göschen war, konnte er die ihm von seinem Vater übergebne Druckerei nicht halten, kam in Zahlungsschwierigkeiten und nach einigen Jahren mußte sein Vater, der sich selbst in Nöten befand, zu Hilfe kommen. Mit verstärktem Eifer ging nun Göschen daran, Neu drucke seiner besten Autoren zu bringen. Seit 1818 erschien eine neue Ausgabe von Wieland in 53 Bänden in Oktav. Ein Nachdrucker hatte eine billige Ausgabe von Wieland an gekündigt. Was blieb Göschen also weiter übrig, als diese Absicht durch eine so billige Ausgabe zu durchkreuzen, daß der Freibeuter nicht mitkommen konnte. Es wurde also eine Ausgabe in Sedez zum Preise von 50 für sämtliche 53 Bände veranstaltet. Auch auf Klvpstock hatten es die Piraten abgesehen. Göschen entschloß sich also zu einer Taschenausgabe in 12 Bänden (1823, 4 Ar. 3 Gr.). Der Erfolg war diesmal ein durchschlagender. In fünf Jahren waren 12 000 Exeinplare verkauft. Auch Jffland und Thiimmel wurden neu aufgelegt. Neue Autoren fanden ihren Weg zu Göschen: Houwald nnd Müllner, zwei Vertreter der nicht so sehr beliebten, nunmehr aber berüchtigten Schicksalstragödie. Göschen erwarb Müllners Trauerspiel »Die Schuld« 1815 für 200 Taler. Die Auflage von 2000 Exemplaren war rasch vergriffen. Für die zweite Auflage (250 S. 161) mußte Göschen aber 26 Taler für den Bogen zahlen, für damalige Zeit ein unerhörtes Honorar. Auch für den von ihm herausgegebenen und von Göschen ver legten »Almanach für Privatbühnen« (1817—19) ließ sich Müllner 26 Taler für seine eignen Stücke und 16 Taler für seine Mitarbeiter zahlen, abgesehen von einem beträcht lichen Honorar als Herausgeber. Inzwischen hatte Müllner den König Dngurd geschrieben. Aber dieses schöne Trauer spiel sollte nur dem Meistbietenden zugeschlagen werden. Er machte mit einem Berliner Verleger einen Scheinkontrakt, den er Göschen sandte, um denselben zum Überbieten zu reizen. Aber der alte Verleger geriet darüber in eine kleine Wut. »Was sollen wir Kontrakte lesen, die uns nichts an- 256
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