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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.03.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-03-07
- Erscheinungsdatum
- 07.03.1903
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil 1919 März 1903. »Wie Sie aus der »Buchhändler - Corrcspondenz« (Börsen blatt Nr. 43) ersehen haben werden, habe ich gemeinsam mit dem Vorsteher der Korporation der Wiener Buch-, Kunst- und Musi kalienhändler, dem Schriftführer des Reichsverbands österreichischer Buchdruckereibesitzer und dem Vorsteher des Gremiums der Wiener Buchdrucker und Schriftgießer dem Ministerpräsidenten Or. von Körber eine Eingabe überreicht. Wir erfreuen uns in dieser Angelegenheit sehr einflußreicher Bundesgenossen, die ebenfalls energisch gegen einen Zoll auf gebundne Bücher Stellung ge nommen haben. Der Verein der Bibliothekare hat in einer Ausschuß sitzung, zu der ich zugezogen war, beschlossen, beim Minister präsidenten vorstellig zu werden. Die Akademie der Wissen schaften wird das Gleiche tun und auch die Universitäten werden Stellung zu der Frage nehmen. Auch in Ungarn hat die Absicht, Zoll auf gebundne Bücher zu erheben, Überraschung hervorgerufen, und ist zu erwarten, daß auch von dort die geeigneten Schritte unternommen werden. Der Vorsitzende des ungarischen Vereins teilt uns mit, daß man sich seinerzeit energisch gegen einen Zoll auf gebundne Bücher in Ungarn gewehrt habe und daß man auch setzt wieder alles tun werde, um einen solchen zu verhiudern. »Wie ich die Lage beurteile, sind einzig und allein die Papier fabrikanten schuld, daß diese Gefahr uns bedroht. Schon bei den frühern Enqueten war ein Zoll auf mehrere Kategorien von Büchern, auf österreichische Ausgaben deutscher Zeitungen rc. von dieser Seite beantragt und wie früher wollen dieselben auch jetzt alles daransetzen, wenigstens diesen Zoll auf ge bundne Bücher durchzusetzen. Es ist gewiß eine eigentümliche, vielleicht einzig dastehende Erscheinung im wirtschaftlichen Kampf, daß ein Produzent seinen Konsumenten so empfindlichen Schaden zuzufügen sucht, und man möchte beinahe glauben, daß die öster reichischen Papierfabrikante» die Verlagsbuchhändler zwingen wollen, ihren Verlag im Ausland drucken und binden zu lassen, damit diese nicht in die Lage kommen, für ihren eignen ge- bundnen Verlag (Remittenden) Zoll zu bezahlen. Es ist dringend nötig, in dieser Angelegenheit sehr energisch vorzugehen. Be zeichnend ist es sicherlich, daß selbst der Vertreter der Buchbinder, denen ein Schutz mit diesem Zoll zugcdacht war, sich gegen diesen Schutz ausgesprochen hat, während die Papierfabrikanten unsre Einwendungen gänzlich ignoriert haben. Wir Buch händler haben ja bisher leider nie viel Einfluß gehabt, und ich mache mich auf einen sehr harten Kampf gefaßt. Deshalb haben wir an alle Buchhändler, die Mitglieder von Handels kammern sind, die Bitte gerichtet, in der nächsten Sitzung der Handelskammer den Antrag zu stellen, daß die Vertreter der Handelskammern bei der Zentralstelle zur Vorbereitung der Handels verträge angewiesen werden, für die Aufhebung eines Zolles aus ebundene Bücher Sorge tragen zu wollen, da die Zentralstelle erufen ist, Abänderungsvorschläge bezüglich des Zolltarifs zu machen. Cs wäre für uns jetzt der wichtigste Erfolg, wenn dieser Antrag durchgehen würde. In der Wiener Kammer habe ich diesen Antrag schon gestellt und hoffe, Ihnen bald das Nähere Mitteilen zu können. Ich stelle meinen Bericht zur Diskussion.« Auch in dieser wurde betont, daß man ganz energisch Stellung nehmen müsse, im übrigen sei die Sache durch den ausführlichen Bericht des Herrn Vorsitzenden schon erschöpfend be handelt. — In der »Neuen Freien Presse« hatte sich in der letzten Sonn tagsnummer (vom 1. März) der Professor an der Wiener Universität Or. I. Minor in einem längeren Artikel: »Die Literatur und die Buchbinder» ganz entschieden gegen den Zoll aus gebundne Bücher ausgesprochen. Darauf ging ihm nachstehendes Schreiben von einem der ersten Wiener Sortimentsbnchhändler zu, das wir nach der erwähnten Zeitung hier folgen lassen. Es lautet: »Hochgeehrter Herr Professor! Wir Buchhändler können Ihnen für Ihren Aufsatz über den Büchcrzoll in der gestrigen »Nencn Freien Presse« gar nicht genug dankbar sein. Daß die Bücher heutzutage großenteils schon mit billigen und hübschen Original bänden versehen auf die Welt kommen, ist ein Fortschritt im Buchgewerbe, der immer weiter und weiter greifen wird. Das wird kein österreichischer Zolltarif verhindern. Kein auslän discher Verleger wird sich um deu österreichischen Zoll kümmern, nur das österreichische Publikum wird der leidende Teil sein und die Bücher viel teurer zahlen müssen. Die Staats kasse wird auch nichts von dem Zoll haben, denn es muß ja ein Heer von Finanzbeamten angestellt werden, um die Millionen von Kreuzband- und Postsendungen mit Druck sachen, die über die Grenze kommen, nach einer» allenfalls ver wendeten Stückchen Buchbinderleinwand zu durchsuchen! Wir österreichischen Sortimenter aber — oder wenigstens viele von uns — werden einfach zusperren können, wenn der projektierte Zoll Gesetz wird. Der deutsche Sortimentshandel beruht darauf, daß man die neuen Bücher fast ausnahmslos in Kommission vom Verleger erhält und Nichtabgesetztes zur Ostermessc wieder zurückschicken kann. Wer wird uns den Zoll für die nicht- abgesetzten nnd zurückgeschickten Bücher, der ja Tausende be tragen wird, ersetzen? Der Sortimenter kann ihn nicht tragen. Wenn er ihn auf das Publikum überwälzt, werden die Bücher nicht bloß um den Zollsatz, sondern um ein Mehr faches desselben verteuert werden. Schöne Aussichten! Ferner: Bibliotheken, Staatsanstalten, Schulen und gemeinnützige Institu tionen dürfen die Bücher zollfrei beziehen. Cs wird ihnen also gewissermaßen zur Pflicht gemacht, den österreichischen Sorti menter zu umgehen und direkt aus dem Ausland zu beziehen. Die Bibliothekare reden auch schon davon, sich Agenten im Aus land suchen zu müssen. Endlich: Serbien, Bulgarien, wo es noch keine leistungsfähigen Buchhandlungen gibt, werden heute vom österreichischen Buchhandel mit Literatur versorgt. Natürlich werden diese Länder den österreichischen Zoll nicht zahlen, sondern sich nach Leipzig wenden, und die dortigen Sortimenter werden unsre Erb schaft antreten. Also, es ist nicht zu viel gesagt, dem österreichischen Sortiments-Buchhandel wird durch den Bücherzoll ein vernichten der Schlag bcigebracht. Wenn die Herren Gelehrten und Pro fessoren nur noch weiter gegen den Bücherzoll agitierten! Auf sic hört man ja gewiß mehr als auf uns Buchhändler, von denen man nur glaubt, daß sie «schreien, weil sie nicht zahlen wollen«. Wenn in den Zeitungen von gewichtigen Persönlichkeiten immer wieder auf die Schädlichkeit des Bücherzolls hingewiesen wird, wird er vielleicht doch dorthin versinken, wohin er gehört, in das Reich der Finsternis und der Vergessenheit. In aufrichtiger Ver ehrung und Hochachtung empfiehlt sich Ihnen Ihr ergebenster dl. dl. Wien, 2. März 1903.« Kaviarkalender. Entscheidung des Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) — Im sogenannten objektiven Verfahren, bei dem ein Angeklagter nicht in Frage kommt, hat das Landgericht Bayreuth am 18. Oktober v. I. dahin erkannt, daß alle im deutschen Reiche im Besitze des Druckers, Verlegers und Verfassers befindlichen Exemplare des Kaviarkalenders für 1903 ein zuziehen sind. Die Oßwald'sche Buchhandlung in Bayreuth hatte diesen Kalender feilgehaltcn, aber im guten Glauben, daß er nichts Anstößiges enthalte. Das Landgericht hat jedoch festgestellt, daß der Kalender wegen seiner obszönen Bilder, die daraus be rechnet sind, auf den Beschauer einen geschlechtlichen Reiz aus- zuiiben, als unzüchtige Schrift anzusehen ist. Obszön ist auch der Text, der meist ganz witzlos auf die Geschlechtsliebe hinweist. Gegen das Urteil hatte der Verleger des Kalenders, Gustav Grimm in Budapest, als Cinziehungsinteressent Revision eingelegt, die am b. März vor dem Reichsgericht zur Verhandlung kam. Cs wurde behauptet, der Kalender sei derselbe, wie der von 1897, den das Landgericht München für nicht unzüchtig erklärt habe. Im übrigen sei zu bemerken, daß der Kalender auch nur für Lebemänner bestimmt sei, die an den Bildern keinen Anstoß nähmen (!). — Das Reichsgericht erkannte auf Verwerfung der Revision, da der unzüchtige Charakter der Druckschrift einwandfrei festgestellt sei und die erhabnen Rügen sich nur gegen die tatsäch lichen Feststellungen richten. Die Hans Thoma-Ausstellung bei Keller >L Reiner in Berlin. — Gar oft sind wir dem Meister Thoma auf den Ausstellungen der letzten Jahre begegnet und immer war uns das Wiedersehen erfreulich, wenngleich uns nicht alle Dar bietungen künstlerisch befriedigten. Auch unter den übrigen Besuchern war gar manch einer, der den Kopf schüttelte ob einzelner Derbheiten, Härten, wenn nicht gar Zeichenfehler. Wer Thoma aber näher kennen lernt, weiß auch seine echt deutsche Empfindungsweise, seine Schlichtheit und seine unverkennbare innige Liebe zur Natur zu schätzen und überall herauszufinden. In dieser letzten Ausstellung wurde uns des Meisters Bekanntschaft wesentlich vertieft durch eine Anzahl von Ölgemälden aus früherer Zeit, die ganz andre Empfindungen in uns erwecken als seine spätern Werke. Da ist ein »Ncptunszug- vom Jahr 1879 voll phan tastischer Seegetiere, schnaubender Rosse (von nicht ganz einwand freier Zeichnung) und mit an Böcklin erinnernder Gesamtwirkung. Ferner eine köstliche »Rheinuserlandschaft vom Jahr 1881. Ein andres Gemälde »Frühlingsarbeit« wirkt dagegen abstoßend durch unglaubliche Härte der Linien und Steifheit der Figuren. Dieses und manches andre Bild würde daher besser nicht ausgestellt. Den stärksten Gegensatz zur -Frühlingsarbeit stellt die »Schwarzwaldflora vom Jahr 1879 dar, die ganz gemalte Poesie ist, mit reizenden Amoretten, prächtigen Blumengewinden, eitel Fröhlichkeit und Anmut atmend. Ähnlich wirkt der -Julitag«. Waldesfrieden voll hehrer Stimmung umgibt uns in dem »Schwarzwald mit Jäger« vom Jahr 1879. Fast noch größer erscheint uns Thoma in dem kleinen Gemälde »Auf der Flucht nach Ägypten«, das uns an hervorragende Meister des Kolorismus, wie Diez und Viktor Müller erinnert. Wie prächtig ist der Joseph, wie mütterlich hold die Maria und 256*
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