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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.03.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-03-09
- Erscheinungsdatum
- 09.03.1903
- Sprache
- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. 1957 Die Buchdruckerei in Berlin. — Über die Lage der Buch druckerei in Berlin im Jahre 1902 äußert sich der soeben er schienene erste Jahresbericht der neugegründeten Handelskammer zu Berlin (Lex.-8°, X, 36b S., Druck von H. S. Hermann in Berlin) wie folgt: Im Druckereigewerbe stand der Anfang des Jahres 1902 noch völlig unter dem Einfluß der fast allgemeinen geschäftlichen Depression. Im Verlauf des Berichtsjahrs hob sich die Produktion im Gewerbe zwar wieder etwas, doch konnte die Verteurung der Herstellungskosten und insbesondre die Erhöhung des Setzertarifs nicht oder nur sehr unvollkommen durch die Steigerung der Druckpreise wieder ausgeglichen werden. Die Konkurrenzverhält nisse leiden fortgesetzt unter dem Bestehen einer Anzahl wenig lebensfähiger Betriebe. Es ist im Buchdruckereigewerbe neben den stets mit allen Hilfsmitteln der modernen Technik arbeitenden Großbetrieben unzweifelhaft noch hinreichender Betätigungsraum für mittlere und Kleinbetriebe vorhanden; ja es gibt nicht wenig Arbeiten, die sich für die Herstellung im mittleren und Klein betriebe besser eignen, als für die Herstellung im Großbetriebe. Unleidliche Verhältnisse sind aber zum Teil dadurch entstanden, daß einzelne — wie oben angedeutet — wenig geschäftskundige Besitzer mittlerer und kleinerer Betriebe auch in solchen Fällen, in denen der Großbetrieb mit seiner bessern Technik offenbar überlegen ist, die Konkurrenz durch Herabdrücken der Preise unter die Selbst kosten aufrecht zu erhalten suchen. Die Folge davon ist, daß die betreffenden Buchdruckereien meist schnell ihre Besitzer wechseln müssen, und daß immer wieder neue Unternehmer an ihre Stelle treten, die in Verkennung der tatsächlichen Geschäftsverhältnisse sich selbst keinen Nutzen, dem ganzen Geschäftszweig aber durch Unterbieten schweren Schaden zufügen. Zwar erhielten die Be steller, die, durch das billigere Angebot angereizt, sich derartigen Firmen zugewendet hatten, vielfach weder die gewünschte Qualität und Ausführung, noch konnte ihnen der Auftrag zur verabredeten Zeit überhaupt abgeliefert werden. Kehren sie auf Grund solcher ungünstigen Erfahrungen dann wieder zu ihren früheren Liefe ranten zurück, so verlangen sie zwar prompte Lieferung und selbst verständlich die verabredete Qualität, glauben aber doch niedrigere Preise zugrunde legen zu können. Die wenig günstigen Verhältnisse des Geschäftszweigs spiegeln sich naturgemäß in erster Linie in der Lage des Arbeitsmarkts wieder. In manchen Betrieben mußten Arbeiterentlassungen statt finden. Zeitweise waren, nach den statistischen Zusammenstellungen aus den Wochenberichten der Arbeitsnachweise, über 700 Setzer, Maschinenmeister und Stereotypeure stellenlos. Diese Zahl muß bei 18 599 zu Beginn des Jahres in Berlin von der »Deutschen Buchdruckerei-Berufs-Genossenschaft« gezählten Vollarbeitern und bei dem sehr geordneten Verhältnis, das gerade im Buchdruckerei gewerbe in Bezug aus den Arbeitsnachweis besteht, als nicht ge ring bezeichnet werden. Vereinzelt wird behauptet, daß nicht nur die ungünstige Geschäftslage, sondern auch die zunehmende Ein führung der Setzmaschinen Anteil an der Verstärkung der Arbeits losigkeit habe. Bei dem Hilfsarbeiterpersonal und bei den vielfach im Buchdruckereigewerbc beschäftigten Buchbinderei-Arbeitern läßt die Statistik im Stich; doch muß nach den Beobachtungen aus der Praxis auch hier eine beachtenswerte Ziffer von Arbeitslosen an genommen werden. In der zweiten Hälfte des Berichtsjahrs ver minderte sich die Zahl der arbeitslosen Drucker, während die^Zahl der arbeitslosen Setzer ziemlich gleich blieb. Es dürfte hierin ein Anzeichen dafür zu erblicken sein, daß hauptsächlich Jllustrationsdruck, Prospekte, Geschäftsempfehlungen und überhaupt solche Drucksachen, die bei verhältnismäßig geringem Text, aber hohen Auflagen wenig Setzer beanspruchen, in der zweiten Hälfte des,Jahrs zum erheblichen Teil die Druckereien be schäftigt haben. Übereinstimmend mit dieser Schlußfolgerung weisen auch die Erfahrungen aus der Praxis nach, daß unter dem Niedergang der Konjunktur Werk- und Accidenzdruck am meisten gelitten haben. WM.' In Berlin arbeiteten zu Beginn des Berichtsjahrs 518 Be triebe, davon 407 mit, 111 ohne Elementarkraft; gegen den Beginn des vorangegangencn Jahrs bedeutet dies eine Zunahme von 14 Betrieben. Die Zahl der Vollarbeiter im Bereich der Sektion VIII der -Deutschen Buchdruckerei-Berufsgenossenschaft« (Brandenburg) wies zu Beginn des Berichtsjahres gegen das Vorjahr eine Stei gerung um nur 3,4 A aus, während die Steigerung ein Jahr vor her 14,9 A betragen hatte. Die Aussichten für die Zukunft werden überall als wenig günstig bezeichnet. Hierbei wirken nicht nur die oben erwähnten mißlichen Konkurrenzverhältnisse mit, sondern vorzugsweise auch die allgemeine geschäftliche Lage. Wie wenig andre Gewerbe ist gerade die Buchdruckerei in ihrer ganzen Entwicklung auf das engste mit der allgemeinen wirtschaftlichen Lage verknüpft, weil Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 70. Jahrgang. erfahrungsgemäß die von Handel und Industrie für die mannig fachen Erzeugnisse der Buchdruckerei aufgewendcten Propaganda- Kosten mit am ersten denjenigen Ersparnisrücksichten zum Opfer fallen, die sich bei Eintritt einer wirtschaftlichen Depression natur gemäß einstellen. Bibliothek William Morris. — Die Bibliothek des ver storbenen Buchdruckers, Zeichners, Bibliophilen, Nationalökonomen und Dichters William Morris gelangte in den Besitz eines Sammlers in Manchester und zwar für den niedrigen Preis von 400 000 Derselbe verkaufte die weniger wertvollen Bestände daraus und ergänzte durch Ankäufe in ganz Europa den Stamm derart, daß die Bibliothek nunmehr die ganze Entwicklung der Miniaturmalerei und der Buchdruckerkunst in ihren hervorragendsten Erzeugnissen darstellt. Die Sammlung umfaßt dabei nur 700 Nummern, worunter sich 111 Handschriften befinden, durchweg aber sind es Seltenheiten ersten Ranges und viele Unika. Unter den Manuskripten sind nicht weniger als 13 englische aus den Jahren 1150—1430, unter den Wiegendrucken allein 32 Caxtondrucke. Kein Wunder, daß diese Bibliothek den Engländern als ein kost bares Besitztum erschien, und man wenig erfreut darüber ist, daß dieser Schatz (für den angeblichen Preis von 5 Millionen Mark) an Pierpont Morgan verkauft worden ist. Kandidaten für den Nobelpreis. — Die Vorschläge wür diger Personen für den diesjährigen Nobelpreis aus dem Ge biet der Literatur stellen sich wieder ein. Aus akademischen Kreisen in England werden zwei bemerkenswerte Persönlichkeiten in Vorschlag gebracht: Mackenzie Wallace und Mr. George Meredith. Wenn der -Figaro«, dem diese Notiz entstammt, gut unterrichtet ist, kann mit dem Erstgenannten nur Sir Donald Älackenzie Wallace gemeint sein, ein ebenso ausgezeichneter Jurist wie Journalist. Im Jahr 1841 geboren, hat Mr. Wallace seine Studien in Berlin, Heidelberg und an der »Lools äs äroit« in Paris vollendet und darauf Reisen durch aller Herren Länder, namentlich in Deutschland, Rußland und der Türkei unternommen. Er war darauf Privatsekretär nacheinander beim Marquis ofDufferin und dem Marquis of Lansdowne, die sich in den Jahren 1884—1889 als Vicekönige von Indien folgten. Dann war er dem Zarewitsch auf seiner Fahrt durch Indien und Ceylon als Begleiter beigegcben und ist jetzt Direktor des Auslandsdienstes der »Times«. Mehrere wertvolle Bücher über Rußland und Ägypten bezeichnen das Gebiet seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Auch der im Jahre 1828 geborene Novellist George Meredith ist in Deutschland erzogen worden. Er hat seit einem halben Jahrhundert eine Fülle von Bänden erscheinen lassen, Gedichte, Romane pädagogischen, zum Teil auch satirischen Inhalts. Er gilt in England als der be deutendste Vertreter der erzählenden Dichtungsart, der sprühenden Witz mit psychologischer Tiefe verbindet. — Von spanischer Seite wird der Dramatiker Echegaray — bei uns besonders als Dichter des Schauspiels »Galeotto» bekannt — und von der Brüsseler Freien Universität Maeterlinck, der durch sein Drama »Monna Vanna« jetzt in aller Mund ist, vorgeschlagen. Der Stockholmer Akademie, die die Verfügung über die Nobelpreise hat, wird es sicher an Vorschlägen nicht fehlen. Eine Genossenschaftsbuchhandlung. — Eugene Monseur, ein junger Professor an der Brüsseler Universität, hatte vor sechs Jahren eine »geistige Genossenschaft« (Looists oooxsrativs intsUsotnsUs) gegründet, die sehr weitgehende Ziele hatte. Sie sollte Vorlesungen veranstalten, Bibliotheken errichten, die Gelehrten und Gebildeten, Künstler re. einander näher bringen und ihnen auf genossenschaftlichem Wege verschaffen, was sie im praktischen Leben brauchen. Die Genossenschaft gründete eine Buchhandlung und eine Papierhandlung und hatte auch die Errichtung eines Verlags in Aussicht genommen, um solche Werke herauszugeben, die den Verlegern aussichtslos scheinen. Die Genossenschaft hat aber nur sechs Jahre lang ein kümmerliches Dasein geführt und hat sich jetzt aus Mangel an Mitteln auf gelöst. Die Buchhandlung ist trotz des Rabatts nur ungenügend benutzt worden, und auch das Antiquariat, durch dessen Ver mittlung die Mitglieder überflüssige Bücher austauschcn sollten, scheint keinen sonderlichen Beifall gefunden zu haben. Nur die Papierhandlung erwies sich einigermaßen als rentabel, weil sie gewisse praktische Vorteile bot; diese ist denn auch von einem Händler übernommen worden, der sie fortführt. Ein französischer Schriftsteller Albert Mockel glaubt, eine ähnliche Genossenschaft würde in Frankreich eine bessere Zukunft haben. Er regt deshalb im »Luroxssn« die Gründung einer Ge nossenschaftsbuchhandlung in Paris an. Er glaubt, mit ein paar Hundert Mitgliedern, die Aktien zu 25 Franken übernehmen würden, könnte man schon eine große Buchhandlung errichten. Diese würde Bücher und Papier an die Mitglieder zum Netto preis, an andre Personen jedoch zum gewöhnlichen Preis ver- 261
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