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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.05.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-05-26
- Erscheinungsdatum
- 26.05.1903
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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119, 26. Mai 1903. Nichtamtlicher Teil. 4203 führung. An den Radierungen, wie dem orientalischen Studienkopf Almsh (Strichradierung), den Ringern (Arbeit auf weichem Grund mit Schabkunst), dem Bilde »Kupfer stecher« und einigen Lxlibris finden wir technische Muster arbeiten ersten Rangs. Ganz besonders aber ist das Geschick zu bewundern, das Hsroux als Erfinder und Gestalter von Lxlibris entfaltet. Alle diese Blätter sind auf dem Gebiet dieser graphischen Kleinkunst kostbare Leistungen, die von Sammlern eifrig begehrt und gesucht werden. Heroux gehört aber auch zu denen, die sich nicht mit dem Geschaffnen begnügen, sondern rastlos weiter arbeiten und sich mit allen auftretenden Neuerungen vertraut machen. So hat er sich in neurer Zeit das sogenannte Herkomersche Verfahren zu eigen gemacht und in ihm zwei Arbeiten, Schleiferei und Spuk, geschaffen, die vollste Anerkennung verdienen- Auch einige Originalarbeiten, die als Vorlagen für spätre graphische Arbeiten bestimmt sind, sind ausgestellt und verdienen Beach tung, vor allem die trefflichen Blätter »Truthühner« und »Sappho«. So lernen wir in dieser Sonderausstellung eine ausgezeichnete technisch künstlerische Kraft kennen, die als tüch tiger Zeichner zugleich auch verschiedne praktische Techniken meisterhaft beherrscht. Gerade solcher Künstler bedarf das deutsche Buchgewerbe, wenn es wieder auf eine hohe Kunst- stufe gelangen soll. In der zweiten Sonderausstellung ist etwa ein Dutzend trefflicher Radierungen vereinigt, die uns ebenfalls mit einer- hervorragend künstlerischen Persönlichkeit, Alexander Lieb mann in Berlin, bekannt machen. Was diesen Arbeiten neben ihrem hohen künstlerischen Wert, der sehr guten Zeich nung und prächtigen farbigen Wirkung einen besondern Reiz und Wert giebt, ist der Umstand, daß Alexander Liebmann die Blätter nicht nur radiert, sondern auch eigenhändig in einer oder mehr Farben gedruckt hat. Auf diese Weise ist den Arbeiten auch in der Vervielfältigung das Handschriftliche des Künstlers geblieben. An einigen Blättern glaube ich die Wahrnehmung gemacht zu haben, daß noch an der ein gefärbten Platte der Künstler hier und da sein künstlerisches Empfinden durch Stärken oder Schwächen der Lichter rc. zum Ausdruck gebracht hat. Auf alle Fälle haben wir hier originale, selbständige Kunst. Von den ungemein stimmungs-. vollen und durchgängig sehr guten Blättern, die verkäuflich sind, verdienen die farbigen Radierungen »Meßnerhaus«, Motiv aus Polling, Dorfmotiv aus Oberbayern, »Blühende Kastanien« (Arbeit auf weichem Grund) und vor allem das farbenprächtige Blatt »Mohnfeld« üesondre Erwähnung. Auch das Aquatiutablatt »Reifes Kornfeld mit Mühle«, sowie die farbige Algraphie »Düne, Kiesgrube« sind vortrefflich. Uutcr den Exlibris zeichnen sich besonders zwei Blätter (Exlibris Maria Regensburger und Ludwig Friedemann) durch ihre feine Bearbeitung und Farbenstimmung aus. Frau Elise Schellbach in Friedelshof bei Königs wusterhausen hat in der dritten Souderausstellung eine größere Zahl Arbeiten für Buchschmuck zur Schau gebracht, die durchgängig als gut, zum Teil als sehr gut be zeichnet werden müssen. Die einzelnen Entwürfe zeigen ein großes Verständnis für das Wesen der Buchdekoration, die zeichnerische Ausführung der Arbeiten ist eine sehr saubre und lobenswerte; verschwiegen darf aber nicht werden, daß einige wenige Blätter etwas zu viel Schmuck aufweisen und dadurch an Ruhe und vornehmer Einfachheit verlieren. Im großen Ganzen aber sind die verschieduen Bucheinbände usw. sehr beachtenswerte Leistungen, denen die ungeteilte An erkennung nicht versagt werden kann. Einige Schwarz-Weiß- Zeichnungen sind sehr gut und bringen den Beweis, daß Frau Schellbach auch auf dem Gebiet der Illustration Tüchtiges schafft. Herr Buchbindermeister M. Eicher in München hat verschiedne interessante Proben von Vorsatzpapieren aus gestellt, die mit selbstgefertigten Handstempeln auf gefärbtes Papier gedruckt sind. Die Musterung der Papiere ist sthr einfach, aber ruhig vornehm, die Abstimmung der Farben, die eine sehr gute ist, zeigt, daß Herrn Eicher ein feines Verständnis für Farbenwerte eigen ist. Die Herstellung dieser Vorsatzpapiere in großen Mengen dürfte infolge der wenigen Farben und der einfachen, mit wenig Kosten aus zuführenden Muster ohne jede Schwierigkeit sein, dem Buch gewerbe aber die so dringend wünschenswerten guten Vor satzpapiere schaffen. Vielleicht entschließt sich eine Buntpapier- fabrik zur fabrikmäßigen Ausführung der Papiere unter Beibehaltung der von ihrem Urheber gewählten Farben. Herrn Eicher aber beglückwünschen wir zu seinen ersten Proben, denen er recht bald noch mehr gleich ausgezeichnete folgen lassen möge. Das Deutsche Buchgewerbemuseum hat in seiner Sonder ausstellung verschiedne Schaustellungen vereinigt, so zunächst eine Anzahl prächtiger Japan-Farbenholzschnitte, die Herr- Karl W. Hiersemann in Leipzig aus einer zum Verkauf stehenden Sammlung überlassen hat. Die Blätter gehören mit zu dem besten, was von dieser Art in den letzten Jahren angeboten wurde, und werden daher ohne Zweifel bald Kunstliebhaber finden. Neben diesen Farbenholzschnitten sind amerikanische Dreifarbendrucke ausgestellt, die bei der Colortype Printing Company in Chicago unter Leitung des Herrn Bernhard Ludwig hergestellt und wirkliche Musterleistungen des Farben drucks sind, zumal wenn man in Betracht zieht, daß die Drucke Auflagen entnommen sind, die in 2 bis 300000 Exemplaren hergestellt wurden. Interessant, aber bei den Amerikanern nicht neu ist das Verfahren, den fertigen Blättern durch die Gouffriermaschine ein Korn aufzudrucken, das erstens das Rasternetz der Autotypie verdeckt, zweitens aber den Eindruck einer Kornlithographie Hervorrufen soll. Wir sind keine Freunde einer solchen Imitation, denn jeder Technik soll inan ohne Scheu ihre Eigenheiten lassen. Weiter fiuden wir zahlreiche Proben aus dem Monumentalwerk »Marksteine der Weltliteratur«, herausgegeben von Johs. Baensch, Verlag von W. Drugulin in Leipzig. Da das Börsenblatt diesem hervorragenden Werk, das einzig in seiner Art sein dürfte, erst vor kurzer Zeit eine eingehende Würdi gung zu Teil werden ließ, so bedarf es hier keiner weitern Besprechung. Den Schluß dieser Sonderausstellung bilden Buchschmuck, sowie Initialen und Druckerzeichen des 16. bis 18. Jahr hunderts, die den Beständen des deutschen Buchgerverbe- museums entnommen sind. Hierüber ist erst in Nr. 98 dieses Blatts eingehend berichtet worden. Kleine Mitteilungen. Vom Reichsgericht, ß 184 Str.-G.-V. (Nachdruck ver boten.) — Wegen Verbreitung einer unzüchtigen Schrift ist am 12. Dezember v. I. vom Landgericht 1 in Berlin der Redakteur der »Welt am Montag«, Max Ludwig, zu einer Geldstrafe von 200 verurteilt worden. Es handelte sich um eine in der Bei lage zu der. am 15. September 1902 erschienenen Nummer des genannten Blatts enthaltne Skizze »Wernickes Abenteuer«, in der die Erlebnisse des verheirateten Wernicke mit einer Dirne er zählt werden. Der Artikel ist nach Ansicht des Gerichts in einem sehr frivolen Ton gehalten. In seiner Revision bemängelte der Angeklagte die Fest stellungen und behauptete, sein Einwand, daß er einen wohl tuenden, reinigenden Zweck verfolgt habe, sei zu Unrecht nicht gewürdigt worden. Das Reichsgericht verwarf am 22. d. M. die Revision als unbegründet. Aus dem stark frivolen Ton und zwei besonders starken Stellen habe das Landgericht mit Recht die Unzüchtigkeit gefolgert. Der Vorsatz und das Bewußtsein der Strafbarkeit seien einwandfrei festgestellt.
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