Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.08.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-08-20
- Erscheinungsdatum
- 20.08.1903
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19030820
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190308205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19030820
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1903
- Monat1903-08
- Tag1903-08-20
- Monat1903-08
- Jahr1903
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Donnerstag, den 20. August 1903. Umschlag zu 192. In Ausslanä verboten! M. -Wersen Nexo. Mne. Mtori'liette Übersetzung aus äem vänischen von 6. 5tine. Preis Alk. 2.50. Lieg. geb. in Aarton Alk. 3.50. Die Frankfurter Zeitung vom 1. Juli schreibt: „Wir hören die Geschichte eines verfehlten Lebens. Erbliche Belastung, vernachlässigte Erziehung. Ein alter Mann, der jahraus jahrein, soweit das Gedächtnis der Leute zurückreicht, in den großen Buchenwäldern Ostjütlands lebte, erzählt uns sein Leben selbst. Sein Haar ist weiß und sein glattrasiertes Gesicht ist ein Lächeln durch ein Wirrwarr von Runzeln und Furchen hindurch. Nicht immer war der Alte so voll Ruhe und Güte. Und nun erfahren wir die grauenhafte Geschichte von der Kinder zeit des Knaben, die er in einem friedlosen Hause verbrachte, in einer Atmosphäre des Mißtrauens, des Betrugs, des stummen Kampfes und ewiger Spannung. Der Vater, eine stark erotische Natur, hintergeht die Mutter mit Dienstmädchen und Bonnen, und endlich vergiftet er seine Frau mit einer schweren Krankheit. Das alles versteht der Knabe nicht, aber er fühlt es und leidet schwer darunter. Er versteht auch nicht, warum seine Mutter aus dem Hause geht, warum sie physisch und geistig so herunter- kvmmt, und er fürchtet sich vor den vielen Mamas, die sein Vater mit heimbringt. Hart wird seine Seele dabei, und er lernt seine Eltern als seine wahren und einzigen Feinde betrachten, die seine Jugend vergiftet haben und alle seine Erinnerungen. Wie von schwerer Last befreit, atmet er auf, als beide starben — die Mutter infolge ihres Leidens, der Vater als Selbstmörder. Und dann erzählt er seines Lebens Glücksabschnitt. Wie er in den Wald hinaufzieht und ein junges, reines Mädchen findet, die alles, was gut und kindlich und unverdorben in ihm ist, mit ihrer Liebe erlöst. Sie gehören sich an, wie die blühende sommerliche Natur um sie her und wie ihre Liebe es von ihnen fordert. Da, unvermutet, wie im Schlafe, wird der Jüngling von dem Erbteil seines Vaters überfallen. Fast gedankenlos, einem ererbten Zwange gehorchend, verletzt er die Treue gegen seine Braut. Und drei Tage darauf wird sie gefunden in dem tiefen Waldteich, wo ihrer Liebe lauschiger Versteck gewesen war. „Den Rest wißt ihr. So wie Ihr mein Leben aus den späteren Jahren kennt, so ist es all die Jahre hingeflossen, und ich bin rund um den Waldteich gekreist und gekreist, wie ein Monomane um seine fixe Idee. Ein halb Jahrhundert ist eine lange Zeit, nun sieht es aus, als wollt' es bald ein Ende nehmen." — Das Buch ist von E. Stiue tadellos übersetzt. Die Neue Freie Presse in Wien vom 2. Anguss schreibt: Wie so viele dänische Prosabücher ist auch dieses von großer psychologischer Feinheit. Diese kleine Literatur im Norden, die eine der jüngsten unter den im neunzehnten Jahrhundert neuerstandenen Literaturen ist, hat die strenge Selbstzucht ihrer Dichter vor so manchen anderen voraus. Biel mehr als anderswo muß hier der Dichter trachten, sein Bestes zu geben, und es ist außerdem noch bedeutsam, daß an ihrem Anfänge ein Genius steht wie Jens Peter Jacobsen, dessen Strenge gegen sich bekannt ist; Zeile für Zeile rang er sich ab und gab nichts in den Druck, wenn es nicht der vollendetste Ausdruck dessen war, was er sagen wollte. Die dänische Sprache ward durch ihn zu einem überaus feinfühligen Instrument, aber jeder, der es nach ihm spielen wollte, mußte etwas von seiner Meisterschaft haben. Nicht in der Gefolgschaft des Naturalismus, den Georg Brandes in die Literatur seines Landes einzuführcn bestrebt war, lag ihr Heil, ihre Zukunft — es war stets ein Frcmdgut in ihr, sondern in der Gefolg schaft Jabobsen's, der zum erstenmale der eigensten dänischen Seele eine Stimme verliehen hatte. Andersen-Nexü ist einer aus der Gefolgschaft Jacobscns. „In den Selvporträtter og andre Porträtter", (Selbstbildnisse und andere Bildnisse), die Dänemarks bedeutenster Verlag, Gyldendalske Boghandel, im Jahre 1901 herausgab als Übersicht über seine Autoren, erzählt Andersen-Nexü, halb von Bornholmer Bauernabstammung, halb deutschen Blutes, wie er von seinem 11. bis 14. Jahre in jedem Sommer das Vieh hütete, dann als Knecht diente, sechs Jahre Schuhmacher war und endlich als Schullehrer einen Beruf fand, der seiner Anlage besser entsprach. Gewiß eine eigentümliche Dichterlaufbahn, die an andere sensationelle Erscheinungen erinnern mag. Martin Andersen- Nexü ist aber, wenigstens in vorliegendem Bande, nicht Bauern-Schilderer, wie man vielleicht erwarten könnte. Skizzen von ihm aus dem Stande, dem er früher angehörte, brachte in verdienstvoller Weise die Übersetzungszeitschrift „Aus fremden Zungen", in deren letzten Jahrgängen man sie Nachlesen kann. „Sühne" schildert selbstbiographisch das Leben eines Mannes, der, schuldig ge worden, Weltflüchtling wird, aber in der Erziehung zweier junger Menschen seine tragische Verfehlung zu sühnen sucht. Auch sie verfehlen sich, aber da sie es tun, sind sie nicht mehr Unfreie, wie er es einst war, sondern Freie, und er selbst kann ihnen seinen Segen geben. Dies also wäre das Leben dieses Mannes, der Tag für Tag jenen Teich umwandert, in dem er seine Inger er trunken fand. Nichts weiter? Ein deutscher Dichter hätte sich wohl mit der Fabel begnügt, aber Andersen-Nexü weiß tausend Stimmungen, die nur vorüberhuschen, festzubannen und ihnen die Bedeutung von treibenden Motiven zu verleihen; da ist nichts unwichtig, nichts umsonst gesagt. Zumal die Jugendgeschichte ist, weil man so selten in der Seele des Kindes wahrhaft richtig zu lesen versteht, weil man so gern, die Empfindungen späterer Zeiten in sie hineinträgt oder doch bewußt vorklingen läßt, von großem psychologischen Interesse. Die Übersetzung des Buches ist gut. 40 o rin- ^ 0 (In Aommissiou 250/g.) Mir bitten unigevena 2U verlangen. Die Auslage gekt 2u 6nclc. Vrcsclen-A. 14, im August 1905. ^ ^ H
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder