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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.11.1903
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- 1903-11-05
- Erscheinungsdatum
- 05.11.1903
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- Deutsch
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8908 Nichtamtlicher Teil. 257, 5 November 1903. einigung, und wohl niemand wäre berufener gewesen als grade ihr ständiger Sekretär, um die r Dienstjahre - einer Gesellschaft zu schildern, der er schon so lange seine unermüd liche Sorge und die tätigste und verständigste Mithilfe ge widmet hat. Wir wollen hier nur eine Tatsache hervor heben. Die Vereinigung ist die Bahnbrecherin für die Gründung der Berner Union im Jahre 1886 gewesen; ohne sie wäre dieser große geistige Organismus vielleicht nicht entstanden oder wäre vielleicht doch erst viel später ge schaffen worden. Es brauchte das kühne Vorgehen der Ver einigung und ihre so klaren und ausgiebigen Vorarbeiten, um die Regierungen fortzureißen und sie zu veranlassen, ein noch so viele unbekannte Elemente enthaltendes Problem so rasch zu lösen. Schon dies allein würde genügen, um der Vereinigung einen ehrenvollen Platz in der Geschichte des Völkerrechts zu sichern. Aber sie ist bei dieser großen Tat nicht stehen geblieben, sondern hat ihre nützlichen Arbeiten seither mit Beharrlichkeit fortgesetzt. Ihr gebührt deshalb warmer Dank. Der XXV. Kongreß fand in Weimar statt. Diese an mutige Residenz war prädestiniert, eines Tages den Besuch der Vereinigung zu erhalten, gab es doch eine Zeit, wo dank dem aufgeklärten Geschmack seiner Fürsten Weimar den geistigen Mittelpunkt Deutschlands, einen glänzenden und schönen Herd germanischer Bildung und Gesittung bildete. Seither hat allerdings Weimar diese ihm von mächtigeren Städten abgerungene Führung nicht mehr behalten können; es ist aber eine Kulturstätte für Schriftsteller und Künstler geblieben. Sie verehren Weimar wegen der Erinnerungen, die es mit so treuer Innigkeit pflegt; dort schöpfen sie Lehre und Anregung, die ihr Talent befruchten und ver edeln; dank der Fürsorge, dem Feinsinn und dem traditio nellen Verständnis für das Schöne, lauter Faktoren, die den Reiz und Ruhm Weimars ausmachen. Die ganze Bevöl kerung ordnet sich liebevoll und gern dieser Geistesrichtung unter, so daß es schwer sein wird, anderswo eine ebenso herzliche wie angenehme und in ihrer Einfachheit distin guierte Aufnahme zu finden, an die man nur mit auf richtiger Anerkennung zurückdenken kann. Der Kongreß stand unter dem hohen Schutz Seiner Königlichen Hoheit des jungen regierenden Großfürsten Wilhelm Ernst. Da dieser anfänglich von Weimar ab wesend war, so wurde er durch seine Mutter, die Groß herzogin Pauline, vertreten, die selbst aus der hoch gebildeten Familie derer von Sachsen-Weimar-Eisenach stammt und deren gewinnende Güte und natürliche Liebens würdigkeit die Mitglieder des Kongresses schätzen lernten. Daneben war aus einer Anzahl Notabilitäten Weimars, Jenas und Eisenachs ein leitender Ausschuß gebildet worden, dem der Herr Staatsminister vr. Rothe Vorstand und welchem angehörten vr. Haeckel, der hervorragende Professor von Jena, vr. von Wildenbruch, der heute berühmt ge wordene Dramaturg, I. von Eichler-Str eibler, P. von Bojanowskp, der Leiter der schönen großherzoglichen Biblio thek, von Oertzen, Landesgerichtsrat a/D. Vereint mit ihnen hat eine ganze Gruppe angesehener Persönlichkeiten Zeit und Mühe nicht gescheut, den Mitgliedern des Kon gresses den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Wir können sie nicht alle aufzählen, müssen aber hier ganz besonders dankend erwähnen die Herren Baron von Egloffstein, de Vignau, vr. Obrist, vr. Hoffmann und vr. Lassen, die sich ihrer Aufgabe als Gastgeber und gelehrte Führer mit großer Aufopferung Hingaben. Durch ein (glücklicherweise vorübergehendes) Unwohlsein ferngehalten, mußte der ausgezeichnete und bewährte Vor sitzende der Vereinigung, Herr Pouillet, zum erstenmale seit vielen Jahren bei der Tagung fehlen, worüber er sicher lich sehr betrübt gewesen ist; namentlich aber war die Ent täuschung und das Bedauern unter den Kongressisten ein tiefes, denn Herr Pouillet versteht es, allen ihm Näher tretenden nicht nur aufrichtige Bewunderung, sondern ebenso wahrhafte Freundschaft einzuflößen. An seine Stelle trat mit bemerkenswerter Sicherheit Herr G. Maillard, Advokat am Appellaiionsgerichtshof von Paris, der die Verhand lungen leitete und im Namen des Kongresses sprach. Sein Talent, mit dem sich große Gewissenhaftigkeit, Herzlich keit und Überzeugungstreue paart, ist zu einer für die Zu kunft viel versprechenden Reife gelangt. Donnerstag den 24. September fand in Gegenwart Ihrer Königlichen Hoheit der Erbgroßherzogin, die Eröffnungs sitzung statt, an der die Herren von Bojanowskp, vr. Rothe, von Egloffstein und Pabst die Teilnehmer in herzlichen Worten willkommen hießen. Herr Maillard ver las hierauf eine von Herrn Pouillet verfaßte Rede; danach nahmen mehrere Abgeordnete, die Herren Oppert, Chaumat, Layus, Djuvara, Wauwermans, vr. Hoffmann das Wort zur Begrüßung der Behörden und Weimars. Auch das Reichsamt des Innern hatte einen Abgeordneten zum Kongreß gesandt in der Person des Vortragenden Rats Herrn Robolsky, eines hervorragenden Fachmanns auf dem Ge biete des geistigen Eigentums. Mit Enthusiasmus wurden Zuneigungsadressen an den Großherzog und an Herrn Pouillet beschlossen. Nach dieser glänzenden oratorischen Einleitung verlas Herr I. Lermina (Frankreich), der ständige Sekretär, seinen sorgfältig ausgearbeiteten, klaren, an interessanten Tatsachen und Betrachtungen reichen Bericht über die 25 Jahre der Tätigkeit der Vereinigung. Diese Arbeit, eine eigentliche historische Übersicht über die Entwicklung des Autorschutzes im letzten Vierteljahrhundert, errang in Weimar einen leb haften und verdienten Erfolg, den Herr von Bojanowskp in einer feinsinnigen Ansprache hervorhob. Die Sitzung wurde mit der Wahl des Ausschusses beendigt. Die Herren Diercks (Deutschland) und Oppert (Frankreich) wurden mit Akklamation zu ständigen Vorsitzenden der Vereinigung ernannt. Der Nachmittag wurde eingehenden Berichten über den Stand des Urheberschutzes in den einzelnen Ländern gewidmet. Herr Ernst Röthlisberger aus Bern hatte eine allgemeine Übersicht von höchstem Interesse ausgearbeitet, in der er die erzielten Fortschritte hervorhob, aber auch in klaren und markigen Zügen die Ungerechtigkeiten, Mißbräuche und Schädigungen schilderte, die in gewissen Ländern unter dem Schutz von Gesetzgebungen begangen werden, die sonderbarer weise nicht den Autor oder Künstler, sondern den auf Kosten anderer lebenden Nachdrucker begünstigen. Da Herr Röthlis berger dem Kongreß nicht hatte beiwohnen können, so wurde sein Gesamtbericht von Herrn Maillard verlesen; er rief einige interessante Bemerkungen hervor. So erwähnte, als die Niederlande zur Sprache kamen, Herr Joubert (Frank reich) einige Beispiele skandalösen Raubes und verlas einen von einem holländischen Advokaten herrührenden Brief, in dem energisch gegen derartige Vorkommnisse, die eine wahre Herausforderung seien, protestiert wird. Herr Djuvara (Rumänien) beklagte seinerseits die Mißbräuche, die in seinem Lande Vorkommen, und bestätigte neuerdings, daß das rumänische Gesetz die Bekämpfung derselben gestaltet, wem: die Beteiligten sie vor den Gerichten anstreben. Es war auch von Schweden die Rede, wo einige gewinnsüchtige Unternehmer der angestrebten Neuerung entgegenwirken. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika hat sich die Lage nicht verändert, und es ist dort auf eine ernstliche Besserung in absehbarer Zeit nicht zu hoffen. (Fortsetzung folgt.)
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