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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.11.1903
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- 1903-11-17
- Erscheinungsdatum
- 17.11.1903
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- Deutsch
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267, 17. November 1903. Nichtamtlicher Teil 9399 Nichtamtlicher Teil. Nus Rußland. IV. 2. Unter den Neuerscheinungen des russischen Büchermarkts verdient die dritte, verbesserte und vermehrte Auflage von Dahls erklärendem Wörterbuch der lebenden, großrussischen Sprache, redi giert von Professor I. A. Baudouin de Courtenay, hervorgehoben zu werden. Die zweite Auflage dieses verdienstvollen Werks erschien vor mehr als zwanzig Jahren, ließ aber noch viel zu wünschen übrig, da der Verfasser eigentlich kein Spezialist, kein Sprach forscher, sondern nur ein unermüdlich fleißiger Sammler war. Die neue Auflage ist nun einem gründlichen Kenner der slawischen Sprachen, einer Autorität in seinem Fache, übertragen worden, und wer sich die Mühe nimmt, diese Auflage mit der vorhergegangenen zu vergleichen, wird finden, daß die dritte weit korrekter und voll ständiger als die zweite ist. Die bisher erschienenen fünf Lieferungen der neuen Auflage enthalten z.B.über 180 Spalten mehr als der ent sprechende Teil der zweiten Auflage. Jeder, der sich mit dem Studium der russischen Sprache ernsthaft beschäftigen will, kann dieses ausgezeichnete Werk gar nicht entbehren,' für jede öffent liche Bibliothek, die einigermaßen auf Vollständigkeit Anspruch macht, ist die Anschaffung dieses Werkes unerläßlich. Das Ge lehrtenkomitee des Ministeriums der Volksaufklärung hat be schlossen, die dritte Auflage des Dahlschen Wörterbuchs den pädagogi schen Conseils der Gymnasien, Realschulen, Seminarien und auch den Volkslesehallen und Volksbibliotheken zur Anschaffung zu empfehlen. Zu den vornehmsten Erscheinungen in neuester Zeit gehören auch die bisher erschienenen ersten drei Bände von Shakespeares Werken, die unter der Redaktion des bekannten Literarhistorikers S. A. Wengerow von der Firma Brockhaus-Jesron herausgegeben werden. Es ist dies eine reich illustrierte Prachtausgabe, deren Subskriptionspreis für fünf Bände auf 30 Rubel festgesetzt wurde. Herr Wengerow hat die besten bisher erschienenen russischen Übersetzungen in diese neue Ausgabe ausgenommen, aber auch einige Dramen neu übersetzen lassen. Es wird dies nun die einzige vollständige Ausgabe von Shakespeares Werken in russischer Sprache werden, und sie soll auch in typographischer Beziehung eine Musterleistung darstellen. Was ihr noch einen besondern Wert verleiht, sind die Illustrationen. Die Herausgeber haben sie mit zahlreichen der besten Bilder ge schmückt, die zu finden waren. Jeder Band enthält ca. 200 Illustrationen im Text, zehn Autotypien und zehn Helio gravüren oder Photogravüren. Außer den bekannten, aus ländischen Originalillustrationen sind auch vorzügliche Reproduk tionen von Bildern erstklassiger russischer Künstler, K. Makowsky, Litowschenko, Rjepin und anderer ausgenommen. Jedes Drama ist mit einer Einleitung und mit Anmerkungen russischer Literar historiker versehen. Ferner müssen wir eine neue Auflage von Adam Mickiewicz' Werken in rusischer Übersetzung hervorheben. Sie ist im Verlage der Firma M. O. Wolfs erschienen und wurde von P. Polewoj redigiert (4 Bände 5 R. 50 K.). Von einer Vollständigkeit kann bei einer russischen Übersetzung dieses polnischen Dichters leider auch jetzt noch keine Rede sein, obwohl seine Werke schon ein halbes Jahrhundert alt sind. Mickiewicz ist von sehr vielen russischen Dichtern übersetzt worden. Die besten dieser Übersetzungen sind in dieser Ausgabe vereinigt. Das russische Publikum wird durch sie in den Stand gesetzt, sich mit der Eigenart des polnischen Nationaldichters, wenn auch nicht voll ständig, so doch hinlänglich bekannt zu machen. Auf allerhöchsten Befehl wurde der statistischen Abteilung der eignen Kanzlei Ihrer kaiserlichen Majestät der Auftrag erteilt, über die Lage der Wohltätigkeilsbestrebungen in Rußland Unter suchungen anzustellen und das Ergebnis dieser Nachforschungen in einem Werke zusammenzustellen und zu veröffentlichen. — Das Ministerium der Volksaufklärung hat neue, die Gründung von unentgeltlich zu benutzenden Volksbibliotheken regelnde Satzungen ausgestellt. Es sollen bei diesen Bibliotheken künftig auch Bücher verkauft werden können. — Auf Befehl des Groß fürsten Alexander Michailowitsch wird das Museum der Ver teidigung Ssewastopols eine Ausgabe von photographischen Abbildungen der Schlachtfelder in der Umgebung dieser Festung, so wie sie während der Verteidigung in den Jahren 1854 und 1855 waren, veranstalten. Diese Photographien sollen ein Album bilden, das in der Druckerei für die Anfertigung von Staats papieren hergestellt wird. — Die Druckerei der kaiserlichen Aka demie der Wissenschaften, die die größte Anzahl von ausländischen Schriftarten besitzt, wird in nächster Zeit mit dem Druck einer Reihe von Werken in chinesischer Sprache beginnen. Mit einem chinesisch-russischen Wörterbuch wird der Anfang gemacht. Üm den Druck der statistischen Materialien herzustellen, die für die erste allrussische Volkszählung gesammelt wurden, ist ein Ergänzungsbetrag von 1020 830 Rubel angewiesen worden. Der Druck soll bis zum 1./14. Juli 1905 fertig gestellt werden. — Ein Katalog der vom Ministerium der Landwirtschaft und Reichs domänen herausgegebenen Werke über Landwirtschaft und Forst wissenschaft, die im Jahre 1901 erschienen sind, wurde von I. Mamontow angefertigt und vom Departement der Landwirt schaft herausgegeben. — Das Originalmanuskript von Gribo- jädows berühmter Komödie »Wehe dem Gescheidten« (oder »Ver stand bringt Leiden«) wurde vom Historischen Museum für 6000 Rubel angekauft. Es soll nun die erste vollständige Aus gabe dieses klassischen Werkes der russischen Literatur, das lange Zeit gänzlich verboten und nur in unzähligen Abschriften ver breitet war, herausgegeben werden. Als unter Kaiser Alexander II. der Druck endlich gestattet wurde, ließ sich der ursprüngliche Text nicht mehr feststellen. Das Gelehrtenkomitee des Ministeriums der Volksaufklärung hat die Gründung von Wanderbibliotheken fürs Volk gestattet; sie sollen den untern Volksklassen unentgeltlich zur Verfügung stehen. Ein Gutsbesitzer im St. Petersburger Gouvernement will den Anfang damit machen. Die Bibliothek wird durch einen Be auftragten in verschließbaren Schränken von Dorf zu Dorf ge bracht, und damit soll auch ein Schreibmatcrialienhandel und der Verkauf von Post-, Stempel- und Sparkassen-Marken verbunden werden. In diesen Bibliotheken finden nur solche Bücher Auf nahme, die vom Ministerium der Volksaufklärung ausdrücklich ge nehmigt sind. Auch die Acciseoerwaltung des Gouvernements Minsk und die Verwaltung der Eisenbahntelegraphen haben für ihre Ar beiter solche Bibliotheken einzurichten beschlossen. — Die auf dem Gute von S. Nökiforow im Dorfe Ligowo gegründete Bibliothek hat ihr fünfjähriges Bestehen gefeiert. Sie wurde während dieses Zeitraums von 12 000 Personen besucht und verabfolgte leihweise gegen 15 000 Bände. — Im nächsten Jahre sollen aus dem zu diesem Zwecke hinterlassenen Kapital des Verlegers Pawlenkow im Ssaratowschen Kreise zwanzig Volksbibliotheken gegründet werden. — Das St. Petersburger städtische Komitee für Volksaufklärung be schloß, in diesem Jahre dreizehn neue unentgeltliche Volksbiblio theken und Lesehallen zu gründen. — Die erste Bibliothek für Blinde in Rußland soll bei einer St. Petersburger Blindenanstalt gegründet werden. — In Tavastehus, einer Stadt von zirka 6000 Einwohnern in Finland, befinden sich 258 Bibliotheken (7 städtische, 151 der Gemeinde gehörende und 100 Privatbiblio theken). — In Charbin, dem Knotenpunkt der chinesischen Ost- Eisenbahn in der Mandschurei haben russische Beamte eine Lesehalle eröffnet, deren Benutzung unentgeltlich ist. Sie wurde im Jahre 1902 von 11 230 Personen benutzt, enthält ca. 1000 Bände, bezieht 33 Zeitschriften und 17 Zeitungen. N. Rubakin veröffentlicht in der Zeitschrift »Rußkaja Myßlj» einen Artikel, worin er über die russische Bücherproduktion folgen des mittcilt: Im Jahre 1887 erschienen in Rußland 18 540 390 Exemplare Bücher und Broschüren. Auf die Einwohnerzahl des Russischen Reichs berechnet, trafen auf jede Person 0,17 Exemplare. 1888 erschienen nur 17 395 005 Exemplare, 1889 stieg diese Zahl auf 18 777 891 Exemplare und fiel 1900 wieder auf 18 353 126 Exemplare. Im Jahre 1891 begann eine ganz bedeutende Steige rung; die Bücherproduktion betrug in diesem Jahr 22 918105 Exemplare; 1892 wurden 24 819 933 Exemplare gedruckt, 1893 er schienen 27 224 903 Exemplare, 1895 35 512 814 Exemplare und im Jahre 1898 verzeichnet«: man das Erscheinen von 44 221 864 Exem plaren. Drei Jahre später erreichte die Produktion russischer Druckschriften 58 529 480 Exemplare. Die Büchcrproduktion hat sich demzufolge in fünfzehn Jahren verdreifacht. Man berichtet von einem Erfolg der Herren Marcel Prevost und Alfred Capus, Paris, den sie durch ihre Reise nach Rußland erreicht hätten*). Der Vizepräsident des Verbandes der russischen dramatischen und musikalischen Schriftsteller und Komponisten, A. Moltschanow, berichtet, daß er die Mitteilung erhalten habe, vierzig Mitglieder der französischen Gesellschaft dramatischer Schrift steller, darunter Sardou, Ohnet, Rostand, Richepin, Halövy, Dubois, haben erklärt, dem russischen Verbände beitreten zu wollen. - Gleichzeitig wird nun auch folgendes mitgeteilt: Die Leitung des neuen russischen Verbandes dramatischer nnd musikalischer Schrift steller und Komponisten veröffentlicht eine Erklärung, worin sie *) Vgl. Börsenblatt 1903 Nr. 194, 213, 218. Red. 1244*
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