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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.02.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-02-03
- Erscheinungsdatum
- 03.02.1904
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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1118 Nichtamtlicher Teil. 27, 3. Februar 1904. In Ungarn ist die deutsche Presse durch den »Pester Lloyd«, das »Neue Pester Journal« und eine Anzahl kleinerer Blätter in andern Städten vertreten. 1895 er schienen in Ungarn 1003 periodische Schriften, darunter 806 ungarische, 128 deutsche, die übrigen in kroatischer, slo- venischer, serbischer und rumänischer Sprache. Besonders reich ist die Zeitungsliteratur in der Schweiz, was auf den regen patriotischen Sinn ihrer Be wohner zurückzuführen ist. Die politische Bildung war in der Schweiz schon vor Jahrzehnten stärker entwickelt als heute in Deutschland. Schon im siebzehnten Jahrhundert entstanden Zeitungen, 1610 in Basel, 1620 in Zürich, 1633 in Schaffhausen. Es erscheinen jetzt in der Schweiz gegen 1000 Zeitungen und Zeitschriften, also ebenso viel wie in dem etwa sechsmal soviel Einwohner zählenden Ungarn. Davon sind 352 (nach einer andern Quelle 430) politische Blätter, nämlich 253 deutsche, 79 französische, 15 italienische, 2 ro manische und 3 mehrsprachige. Unter den Zeitschriften be schäftigen sich nicht weniger als 77 mit Handel, Verkehr und Finanzwesen, 36 mit Volkswirtschaft, 67 mit Industrie. In England erfreut sich das Zeitungswesen bereits seit zweihundert Jahren der Preßfreiheit; es bietet daher ein ganz andres Bild der Entwicklung als der europäische Kontinent. Schon im Jahre 1622 finden sich die ersten englischen Zeitungen im modernen Sinn. Als Vater des englischen Journalismus wird Nathanael Butter bezeichnet. Nachdem zuerst die berüchtigte Sternkammer und späterhin die Stuarts mit großer Härte gegen die Presse vorgegangen waren, nachdem anderseits Milton bereits im Jahr 1644 mit stammender Beredsamkeit die unbeschränkte Freiheit der Presse gefordert hatte, wurde schon am 17. April 1695 die Preßfreiheit in England durch Ablehnung einer Er neuerung der sie einengenden InosnoiiiK ^.ot endgültig eingeführt. Am 11. März 1702 erschien das erste eng lische Tageblatt unter dem Titel »llüs Dsll^ OonrLvt«. Hieran schloß sich stetig Glied auf Glied, so daß das englische Zeitungswesen bereits im achtzehnten Jahrhundert, als das des europäischen Kontinents sich noch im ersten Entwicklungs stadium befand, zu einer achtunggebietenden Höhe empor gestiegen war. Am Neujahrstage 1788 erschien die erste Nummer der Times, die sich bald zu einem Weltblatt ge staltete — zu einer Zeit als z. B. unsre Königlich privile gierte Berlinische (Vossische) Zeitung nur erst dreimal wöchent lich im Umfange von wenigen handgroßen Seiten erschien, fast frei von Politik und eigner Meinungsäußerung. Zeitungsstempel, Inseraten- und Papiersteuer hatten die Entwicklung des englischen Zeitungswesens nicht annähernd im gleichen Maße hemmen können, wie bei uns die leidige Zensur. Aber auch diese finanzielle Belastung der englischen Zeitungen kam 1861 in Fortfall. Großbritannien und Irland haben nach einer Statistik vom Jahre 1896 etwa 2300 Blätter vorwiegend politischen und etwa 2080 überwiegend nicht-politischen Inhalts; letztere erscheinen fast ausschließlich in der Form von Wochenblättern, Revuen oder Magazinen. Tages zeitungen gibt es 198, von denen etwa 100 in London er scheinen. Davon ist die »llimss« immer noch einflußreich, während das gediegenste Pennyblatt, der konservative »8t-m- äLiä«, der enorm verbreitete »vkäl^ llslsgi-Lpü«, und das Hauptblatt der Manchesterleute, die »v-ül^ erst neuere Schöpfungen sind. Die französische Presse ist immer von großer Wichtig keit gewesen als klarer Ausdruck der bewegten Volksstimmung. 1631 erschien die erste Zeitung »6L OLrstts«, von dem französischen Arzt Thsophraste Renaudot herausgegeben, dem eine Art Monopol eingeräumt war. Dieser Um stand war der Entwicklung des Zeitungswesens hinderlich, mehr aber noch dadurch, daß der Absolutismus des fran zösischen Königtums eine eigentliche Teilnahme des Volkes an den politischen Schicksalen der Nation nicht aufkommen ließ. Noch 1757 bedrohte eine königliche Verordnung Ver fasser und Drucker von Schriften, die Mißliebiges brachten, mit Todesstrafe. Deshalb wurden vielfach geschriebene Zei tungen, die sogenannten »UonvsUss L 1» wsln«, insgeheim verbreitet, um den Umschwung der Geister vorzubereiten, der in dem Ausbruch der französischen Revolution zutage trat. Es darf daher keineswegs befremden, daß erst 1777 die erste französische Tageszeitung »6s llonrnsl äs ?g.ri8« erschien. Die Revolution brachte eine unbeschränkte Preßfreiheit und steigerte die Zahl der politischen Zeitungen ins Ungemessene; man schätzte sie auf mehr als 1000. Bald aber schritt das Direktorium gegen die Presse ein, und 1800 unterdrückte, wie eingangs erwähnt, Napoleon sämtliche politischen Zei tungen bis auf 13. Auch das Königtum der Restauration legte der Presse schwere Fesseln an. Zensur, Kautions- und Konzessionswesen hinderten die Weiterentwicklung so, daß im Jahre 1827 nur 132 Zeitungen und Zeitschriften und nur 16 politische Zeitungen in Paris erschienen. Von den Zeitungen aus der Revolutionszeit bestehen heute noch einige, darunter der »Novitsnr rmivsrssl«, der bis 1869 Amtsblatt war, wie auch das umgewandelte »äoni-vsl äss vsbats«, jetziges Haupt organ des linken Zentrums, das sich immer als Blatt ersten Ranges behauptet hat. Das bedeutendste Blatt ist der in den letzten Jahren des Kaiserreichs gegründete »Iswxs«, der einer gemäßigt republikanischen Politik huldigt und erste Kräfte für Fachberichte und Feuilletons heranzieht. Der französischen Presse, die 1848 schrankenlose Preßfreiheit erhielt und unter der dritten Republik nach Beseitigung der preßrechtlichen Schranken einen neuen Aufschwung nahm, verdanken wir überhaupt die Einführung des Feuilletons, ferner auch die der Leitartikel. Das Blatt der großen Masse war viele Jahre — und ist es, wenngleich nicht ohne starke Rivalen, auch heute noch — das geschickt bearbeitete »Lstit äonrnLl«, dessen langjähriger Direktor Marinoni vor kurzem als hundertfacher Millionär gestorben ist. Durch Herabdrückung des Preises bis auf 5 Cen times die Nummer suchten ihm »liLiitsriis«, »Int.rLii8iKsg.iit«, »lustlos« u. a., ja selbst das Organ des Grafen von Paris, der »8o1sil«, Konkurrenz zu machen. Von Bedeutung sind ferner »Enivsrs« und »Nonäs«, klerikaler Richtung. rl'igLro«, »611 IIIs.8«, »Lvsusrusut«, »Voltgirs«, die sogenannten Boulevardblätter, bezwecken hauptsächlich Unterhaltung, prickelnde Behandlung der Tagesereignisse. Der »UiKgro« ist seit der Niederlage des Boulangismus konservativ geworden. Die großartigsten Dimensionen hat das Zeitungswesen in den Vereinigten Staaten von Amerika angenommen. Dieses Land übertrifst alle andern in der Anzahl der er scheinenden politischen Blätter. Diese ist innerhalb eines Jahrhunderts von 37 auf 13 000 gestiegen. Die erste Zeitung, »Lublio Ooourrsuess«, die am 25. September 1690 in Boston herauskam, wurde freilich sofort von der Regierung unterdrückt. Ein neuer Anlauf aber, der 1704 mit den »Usiv8 Usttsr8« ebenfalls in Boston geschah, war von Erfolg. Von 1750 an beginnt ein rasches Wachsen der Presse; damals bestanden in sämtlichen Kolonien nur 20 Zeitungen. Ihre Zahl steigerte sich bis 1775 auf 35, bis 1800 auf 150, 1885 auf 13 494 periodische Druck schriften, 1896 auf 20 630. Davon erscheinen 2205 täglich, 43 dreimal, 16 640 einmal wöchentlich, 93 14 tägig, 335 zweimal, 2723 einmal monatlich. In nichtenglischen Sprachen kommen 1173 heraus, darunter 783 deutsche, 71 dänische, 66 schwedische, 60 spanische, 49 französische, 32 tschechische, 24 polnische. In New Dort, dem Hauptverlagsort, allein erscheinen 25 große Tageszeitungen, deren bedeutendste »How
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