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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.05.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-05-10
- Erscheinungsdatum
- 10.05.1904
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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107, 10. Mai 1904. Nichtamtlicher Teil. 4093 Gründung von Gelehrten-Buchhandlungen und -Genossen schaften zu heben, und daß diese Versuche stets erfolglos geblieben sind, streift Baillitzre nur kurz. Aber hier gerade wäre die Gelegenheit gewesen, auf die Wünsche und Ziele des deutschen »Akademischen Schutzvereins« näher einzugehen, und es wäre für den deutschen Leser von größtem Interesse gewesen, eine französische Stimme darüber zu hören. Ich muß gestehen, das Buch hat mich in dieser Hinsicht sehr enttäuscht! Die Schlußkapitel enthalten die Ratschläge an die Verleger, die Sortimenter und die Gehilfenschaft und bringen im Anschluß daran Plaudereien über die großen Buchhändler des neunzehnten Jahrhunderts und eine ganz amüsante Aufzählung von solchen, die es zwar nicht geworden sind, sondern durch Berufswechsel auf anderen Gebieten Berühmtheit erlangt haben, als Künstler, Schauspieler, Bibliothekare, Ge lehrte, Romanschriftsteller. Ein Eingehen hierauf würde den Rahmen dieser Besprechung natürlich überschreiten. Die Ratschläge selbst ergeben sich eigentlich schon aus den bisherigen Ausführungen des Verfassers und dürften sich kurz folgendermaßen zusammenfassen lassen: 1. An die Verleger: Verlegt nicht zuviel und vor allem nur das, wozu ein Be dürfnis vorliegt. — Unternehmt keine Verlagswerke, die eure finanziellen Mittel übersteigen oder auch nur erschöpfen. — Setzt euern Namen nicht auf den Umschlag eines Buches, von dessen absoluter Güte und Würde ihr nicht selbst fest überzeugt seid. — Gebt euern Verlagswerken eine gute Aus stattung und Haltbarkeit mit auf den weiten Weg, den sie vielleicht berufen sind, zu durchwandern. — Seid namentlich vorsichtig hinsichtlich der Höhe der Auflage. — 2. An die Sortimentsbuchhändler: Etabliert euch nicht ohne gründliches allgemeines Wissen und ohne eine vielseitige buchhändlerische Ausbildung. — Geht Hand in Hand mit dem Verleger; ihr seid einer auf den andern angewiesen. 3. An die Angestellten: Haltet zusammen in Vereinen und gesellschaftlichen Zusammenkünften und fahrt fort auf dem begonnenen Wege: durch fachtechnische Vorträge und Besuche in den vielerlei Werkstätten des Buchgewerbes eure buchhändlerische Ausbildung zu fördern. Nehmt euch die Leipziger Buchhändler-Lehranstalt zum Vorbild. * * * Es sei mir gestattet, im Anschluß hieran noch einige Bemerkungen anzubringen, die sich auf solche Mißstände be ziehen, die Bailliöre in seinem Büchlein nicht berücksichtigt oder aber deren Vorhandensein er in ihrer wirklichen Bedeutung nicht erkannt hat. Einige davon habe ich bereits am Schluß meiner Betrachtungen über die Revue-Enquete hervorgehoben. Ich führe an den Mangel buchhändlerischer Verkehrsanstalten im Sinne der Leipziger und Berliner Bestellanstalten, der Bar- und Vereinssortimente. Wo der Sortimenter kein offenes Konto beim Verleger hat, ist er genötigt, durch den Pariser Kommis sionär zu beziehen, der hierfür durchschnittlich 5 Prozent Pro vision in Anrechnung bringt. Bei dem geringen Rabatt, der auf wissenschaftliche Bücher gewährt wird und in mindestens fünfzig von hundert Fällen 20 Prozent nicht übersteigt, oft sogar nur 15 und 10 Prozent beträgt, bedeutet eine weitere Verkürzung um 5 Prozent natürlich eine unverhältnis mäßig große Beeinträchtigung des Gewinns, um so mehr als ja auch der Kundenrabatt in den meisten Fällen noch wei tere 10 Prozent davon verschlingt. Was bleibt für die Arbeit des Sortimentsbuchhändlers nach Abzug der Trans portspesen und der Handlungsunkosten noch übrig? Ein Barverkehr wie in Leipzig, auf der Grundlage einer für Ver lag und Sortiment gleich großen Kommisstonsgebühr von je 1 Prozent, dürfte in Frankreich eine weitgehende Besserung und Hebung des Provinzialbuchhandels zur Folge haben. Es ist zu verwundern, daß eine derartige Einrichtung unter Börsenblatt für dm deutschen Buchhandel. 7t. Jahrgang. Anlehnung an deutsche Verhältnisse noch nicht zur Aus führung gelangt oder wenigstens ernstlich versucht wor den ist. Ein anderer großer Mißstand ist der Mangel an gutem Katalvgmaterial, das ja für den Buchhändler das unentbehr lichste Handwerkszeug darstellt. Ich will hierbei nicht einmal an unsere großartigen Barsortiments- und Kompendienkataloge denken, um die uns der ganze Buchhandel im Ausland be neidet und die eben eine Folge der Barsortimente selbst sind. Aber wie steht es denn mit den periodischen Bibliographien, auf die der französische Buchhändler angewiesen ist? Seit 1891 ist die Form der Nilssonschen Jahresbibliographien drei mal geändert worden, und noch immer sind dieselben weit davon entfernt, vollständig zu sein. Ihre Ergänzung durch die »llsbles slpbabstiquss« der »lliblioArsplüs äs R kstanes« ist insofern mehr oder weniger hinfällig, als dieselbe keine Preise verzeichnet; warum? hat sich wohl schon mancher ge fragt. — Und wenn man auch über die Güte des unfern Fünfjahrs - Katalogen entsprechenden Lorenz - Jordellschen »Ostslo^us Asnsral äs 1s. librsiris krs.nqs.iss« in keiner Weise klagen kann, so läßt doch die Schnelligkeit seines Erscheinens alles zu wünschen übrig. Der fünfzehnte Band, 1891—1899, ist jetzt, beinahe 4>st Jahre nach Abschluß dieses Zeitraums, erst beim Buchstaben R angelangt! Die Franzosen haben offenbar nicht das richtige Verständnis für den Wert bibliographischer Hilfsmittel im Sortimentsbetrieb; ist es nicht ein weiterer Beweis hierfür, wenn Baillisre von der erwähnten offiziellen Bibliographie sagt: sie sei sehr teuer, so daß es nur wenige Sortimentsbuch händler für angebracht hielten, sie zu halten; und diejenigen, welche darauf abonniert hätten, läsen sie auch nicht immer. Weiter sind zu nennen: Unzulänglichkeit des Rabatts bei Zeitschriftenabonnements, namentlich den wissenschaft lichen; Umständlichkeit der vierteljährlichen Kontoabrech nung, die zur jedesmaligen Feststellung der »Invsnäns« unverhältnismäßig viel Zeit erfordert; Sprödigkeit gewisser Verleger betreffs Kontoeröffnung und Novitätenversen dung usw. Ein näheres Eingehen auf diese und weitere Schwächen im französischen Buchhandel würde den Rahmen dieser Besprechung übersteigen (und um gerecht zu sein, müßten auch die Vorzüge des französischen Buchhandels hervorgehoben werden). Ich will nur noch auf ein Übel Hin weisen, unter dem wir ja auch in Deutschland zu leiden haben: die sogenannten »Buchbinderkommissionäre«, die in Frankreich und namentlich in Belgien (Dechenne L Cie. in Brüssel) Papierhandlungen und Zeitungskioske nicht nur mit Zeitschriften, darunter die Woche, die Jugend, den Simplizissimus, sondern auch mit Büchern versehen, die kommissionsweise geliefert werden, so daß den betreffenden Händlern absolut kein Risiko erwächst. Und gerade diese machen die schlimmste Konkurrenz durch Preisunterbietung und öffentliche Ankündigung von 10 und 15 Prozent Rabatt, namentlich beim 3 Frcs. 50 Cts.-Romanband. * * Der Verfasser schließt seine Arbeit mit einigen Betrach tungen über den materiellen und idealen Wert des Buches in alter und neuer Zeit. Er zitiert hierbei einen Ausspruch von About aus dem Jahre 1870, der in wenigen Worten die hohe Mission des Buches nicht besser ausdrücken könnte: »Das Buch ist das bewunderungswürdigste Binde glied der Lebenden mit den Toten, der Mitwelt mit den zukünftigen Geschlechtern; es ist „konservativ" in der vollsten Bedeutung des Wortes. Es ist der Grundstein aller philosophischen Lehrgebäude, aller Wissenschaften, der Ausgangspunkt allen Fort schrittes. Ihm verdanken wir, was wir wissen und was wir sind«. Wie die Menschheit selbst, fügt Baillitzre 543
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