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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.11.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-11-01
- Erscheinungsdatum
- 01.11.1904
- Sprache
- Deutsch
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Edward Marston in den Erinnerungen aus den sechziger Jahren: »Baron Tauchnitz ist ein Name, den ich in meinen Erinnerungen nicht auslassen darf. Er war ein großer, hübscher, sehr höflicher und würdiger alter Herr. Wie jeder weiß, war es seine Spezialität, englische Werke von Be deutung für den Verkauf auf dem Kontinent nachzudrucken. Es gab eine Zeit, in der englische Bücher auf dem Kontinent ohne irgend welche Rücksichtnahme auf die Rechte der Autoren straflos nachgedruckt werden konnten. Mit der Zeit wurde dieser erlaubten Freiheit Einhalt getan; aber man darf sagen, daß Baron Tauchnitz, schon seit er 1840 seine »Oollsction« anfing, nie etwas ohne die Einwilligung der Autoren und ohne entsprechende Vergütung verlegt hat. »Im Jahre 1869 veröffentlichte er aus unserm Verlage seinen tausendsten Band: »lös Usv Isstswsnt, tbs ^utborissä Version, vitb introäuotion, s>nä vsrions rsaäivgs krorn tbs tbrss wost cslsbratsä manuscrixts ok tbs original drssü Isxt; b^ (Konstantins Visebvnäort, und in den achtziger Jahren verlegten wir seinen zweitausendsten Band: »Norls^, ok Lnglisb lütsraturs in tbs rsign ok (jnssn Victoria, vvitb a glancs at tbs past«. »Von den rund 3000 Bänden, die die Sammlung jetzt umfaßt, sind unsers Wissens nur die oben genannten beiden gesetzlich berechtigt auf englischem Gebiet verkauft zu werden, und Baron Tauchnitz hat stets alles getan, um die Einführung von Exemplaren seiner Ausgaben in England zu verhindern; nehmen wir aber an, daß ein unsichtbarer Engel stets das Reisegepäck durchsucht und die eingeschmuggelten Tauchnitzbände gezählt hätte — von wie vielen Tausenden von Exemplaren würde er zu berichten haben, die über den Kanal geschwommen sind und jetzt in ehrbaren Bibliotheken ein Heim gefunden haben!« In den Erinnerungen der siebziger Jahre lesen wir, daß die Londoner Buchhändler 1871, nach der Belagerung von Paris, für die notleidenden Pariser Kollegen eine Geld sammlung veranstalteten, die sich in kürzester Zeit auf etwa 1400 belief. Man kaufte für diesen Betrag Nahrungsmittel aller Art, die in Paris durch das wohlbekannte Verlags haus Hachette L Cie. verteilt wurden oder doch werden sollten. Die damalige Pariser Kommune konnte sich nicht dazu verstehen, diese Viktualien zollfrei einzulassen, und kon fiszierte, was noch nicht verteilt war, bis der Zoll (es handelte sich für die einbehaltenen Pakete um 40 F) hinterlegt wurde; der Rest der so gut gemeinten Sendungen konnte dann, soweit die Nahrungsmittel nicht verdorben waren, seiner Bestimmung zugeführt werden. »Im Jahre 1888«, schreibt Mr. Marston, »hatte ich mehrere Interviews und viel Korrespondenz mit dem ver storbenen Sir Morell Mackenzie bezüglich seines Werkes »Ursäsriclr tbs Uobls«. Die Arbeit war eine Verteidigung seiner Berufsehre gegen die Angriffe der deutschen Ärzte. Diese, die alle Veranlassung hatten mit den Diensten, die Sir Morell dem verstorbenen Kaiser Friedrich erwiesen hatte, zufrieden zu sein, glaubten, daß eine Rechtfertigung not wendig war. Um das Buch in Ruhe und Frieden und un gestört von Berufspflichten schreiben zu können, hatte er sich für einige Zeit ganz zurückgezogen. Es ist noch in aller Erinnerung, mit welcher Spannung das Werk von der ganzen Welt erwartet wurde. Es fand reißenden Absatz, und man betrachtete es im allgemeinen als eine zermalmende Antwort auf die Anschuldigungen der deutschen Presse. »So lebhaft das Interesse für die Sache in Amerika war, so lebhaft bemühte sich auch der unternehmende »New Dork-Herald« seinen Lesern alles Wissenswerte über die Angelegenheit zu berichten, und so ereignete es sich, daß durch eine unerklärliche Indiskretion das ganze Werk in diesem wundervollen Blatte veröffentlicht wurde, bevor auch nur ein einziges Exemplar in London erschienen war. Noch wunderbarer ist die Tatsache, daß der ganze Text am selben oder am folgenden Tage im Londoner »Standard« erschien! Die einzig mögliche Erklärung ist die, daß irgend ein Heller Junge die Korrekturbogen beim Drucker ge stohlen und den Text wörtlich nach New Uork gekabelt haben muß, und wenn derselbe Dieb nicht zwei Exemplare entwendet und eins davon gleich an den »Standard« verkauft hat, muß der ganze Text, der im »New Jork Herald« veröffent licht war, an den »Standard« zurücktelegraphiert worden sein. »Die Tatsache, daß das komplette Werk in Amerika früher erschienen war als hier, machte unser Verlagsrecht, für das wir eine große Summe gezahlt hatten, natürlich illusorisch. Wenn unsre kühnen Mitbewerber über diese Sach lage orientiert gewesen wären, hätten wir ihre Nachdrucke nicht verhindern können, und es ist nur anzunehmen, daß das Gesetz über das Verlagsrecht uns nicht hätte schützen können. »lös Ltanäarä«, so scheint es uns, hatte sich unbesonnen in die Sache hineingestürzt, ohne unsre Rechte in Berücksichtigung zu ziehen. Als wir ihn auf das Geschehene aufmerksam machten, stellte er sich nicht auf den juridischen Standpunkt, daß er zu einem Schadenersatz nicht verpflichtet sei, da die Arbeit, durch welche Indiskretion es auch immer sei, vorher schon in Amerika erschienen war — er würde damit recht behalten haben — er gab vielmehr zu, daß er uns unbewußt Schaden zugefügt hätte, und zahlte eine befriedigende Ent schädigung. Ich will hinzufügen, daß das Buch, trotz der neuen Methode, mit der man m der Publikation dem Ver leger vorgegriffen hätte, sehr viel gekauft wurde. Das Thema beherrschte alle Kreise, und die Arbeit überzeugte alle richtig Urteilenden, daß alles in Menschenhand Stehende getan war, um das kostbare Leben Kaiser Friedrichs zu erhalten.« »Über den Verkehr mit Autoren zu sprechen«, so lesen wir an andrer Stelle, »ist für einen alten Verleger ein heikles Thema. Es ist fast nutzlos, näher darauf einzugehen. Nach meinen Erfahrungen und Aufzeichnungen zu urteilen, wird man zugeben müssen, daß ich persönlich alle Ver anlassung habe zufrieden zu sein. Doch können Anmaßung und Selbstüberhebung nie zur Harmonie führen. Wir sind nicht alle aus dem gleichen Holz geschnitzt, und es gibt so unzählige Ursachen, die unvermeidlich zu Reibungen führen müssen. Seit altersher bis auf die jüngste Zeit sind die Fehlgriffe und Sünden der Verleger in der Öffentlichkeit breit getreten und dem Spott und der Verachtung preisgegeben worden. Die Autoren haben daraus stets den Vorteil gezogen, weil die Sympathie des Publikums immer auf ihrer Seite war. Die Wahrheit liegt jedoch in der Mitte. Es sind vermutlich ebensoviel schwarze Schafe auf der einen wie auf der andern Seite. Autoren irren sich nicht selten in der Einschätzung ihrer eignen Werke, und Verleger umgekehrt. Es handelt sich dabei nicht um spezielle Eigen heiten und Schwächen der Autoren und Verleger, es liegt in der Natur der Rasse — buwanuw sst srrars. Wenn ein Verleger die Arbeit eines jungen, unbekannten Autors ver öffentlicht, die sich als erfolgreich erweist, wird er seiner Ein sicht, seines Verständnisses und Scharfblicks wegen in den Himmel erhoben, und seine Kollegen, die die Arbeit zurück gewiesen haben, haben natürlich ihre Unfähigkeit erwiesen. Der gute Ruf bleibt ihm dann jahrelang treu, und doch hat er meist nur zufällig Glück gehabt. Man könnte hierfür Beispiele aus allen Zeiten anführen. Viele gute Bücher sind von Verleger zu Verleger gewandert und haben vergeblich an die Türen geklopft, bis sie schließlich — aus Versehen, möchte man sagen — angenommen wurden Um hier nur 1249*
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