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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.11.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-11-01
- Erscheinungsdatum
- 01.11.1904
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- Deutsch
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9516 Nichtamtlicher Teil. 254, 1. November 1904. einige auch in Deutschland bekannte Bücher anzuführen: »Robinson Crusoe« ging durch den ganzen Handel, bis ein glücklicher Verleger das Werk fast für nichts erwarb. Burns' »ünstiee« wurde oon dem Autor für eine ganz geringe Summe abgegeben. Er war es müde, wie er sagte, Verleger länger damit zu belästigen, das Werk zu erstehen, »llavs L/rs« wurde von allen Verlegern zurückgewiesen, bis es schließlich von Smith, Elder <L Co. entdeckt wurde. Auch Blackmores »Lorna Doone« war abgelehnt worden, bis Sampson Low zu dem Roman Vertrauen faßte. — »Ich glaube mich über dieses Thema genügend geäußert zu haben. Ich will nur noch den Brief eines Autors er wähnen, um zu zeigen, wie verschieden die Sache von den verschiedenen Gesichtspunkten aussieht; er schreibt: »»Die Arbeit hat mich 5—6 Monate in Anspruch genommen. Ich glaube, es ist das Beste, was ich bis jetzt geschrieben habe. Durch geschickte Kombination moderner Realität und ur wüchsiger Romantik habe ich mich bemüht, das Werk ganz besonders anziehend zu gestalten; dazu kommt dann noch eine Feinheit der Charakteristik, die allein schon, meine ich, den Erfolg garantieren sollte. Und für dieses Werk, das in seiner Abfassung ganz neu und eigenartig ist, bieten Sie mir 50 ^!? Diese Summe kann ich, um mir und andern gerecht zu sein, nicht annehmen.«« »Ich erwähne diesen Brief nicht etwa, weil ich ihn vom Standpunkt des Autors auch nur im geringsten Grade als unfair oder unbillig betrachtete; er ist typisch für eine große Anzahl ähnlicher Briefe, die jeder Verleger empfängt. Der Autor hat so viel Zeit, Arbeit und Geld auf seine Arbeit ver wendet, daß er über die Offerte des Verlegers natürlich erstarrt, und wahrscheinlich äußert er sich seinen Freunden und Be kannten gegenüber nicht gerade sehr freundlich über ihn. Sie hört sich ärmlich an, ist ja wohl auch wenig und scheint ungerecht. Der Autor will sein Manuskript verkaufen. Der Verleger hat nun nicht nur Geld zu finden, um das Verlagsrecht zu erwerben, sondern auch um alle andern Ausgaben zu be streiten, die mit der Herausgabe des Buchs Zusammenhängen. Es ist nicht seine Sache, ein Äquivalent für die Zeit und die Arbeit zu bieten, die der Verleger auf das Werk ver wendet hat; er hat den Wert der Arbeit selbst abzuschätzen und die Chancen für einen eventuellen Erfolg oder Verlust zu erwägen. Der Verleger macht seine Offerte nach diesen Grundsätzen und bekommt dann den vorgenannten Brief. Und doch kommt es häufig vor — so war es auch in diesem besondern Falle —, daß der Verleger in seinem Ur teil so weit recht hatte, oder vielmehr, daß er sich in seinem Urteil so weit irrte, daß selbst diese ärmlich scheinende Offerte sich zu einem Verlust für ihn gestaltete. Der Autor wollte sich zu einem Ausgleich natürlich nicht verstehen. »Die Praxis, Autoren größere oder kleinere Summen im voraus zu zahlen, für Gewinne, die sich nie einstellen mögen, ist durchaus zu verwerfen. Sie entspricht dem wag halsigen Wettbewerb, der dem Zeitalter den Stempel auf drückt. Das richtige Prinzip, das vielleicht im Jahre 10 000 adoptiert werden dürfte, ist: überhaupt keine Vorschüsse zu geben. Jedes Werk sollte für sich beurteilt werden, und erst alle seine Auslagen einbringen. Ein sich eventuell er gebender Gewinn sollte nach vorangegangenen Abmachungen zwischen Autor und Verleger geteilt werden. Ein bekannter und populärer Autor würde natürlich einen größern Anteil erhalten als ein unbekannter Anfänger. Unter Auslagen verstehe ich hier das Geld, das der Verleger für Papier, Druck, Annoncen rc verausgabt hat. Ich bin mir wohl bewußt, daß die Autoren ihre Auslagen für Zeit, Geld und Arbeit auch gedeckt sehen wollen; doch ist diese Forderung unhaltbar, da der Verleger auch im Falle eines Fehlgriffs das Risiko für die Publikation übernimmt. Im selben Sinne riskiert der Autor seine Auslagen für die Arbeit usw. Ein ebenso befriedigendes Abkommen ist, daß der Autor nach Übereinkunft einen gewissen Satz von allen verkauften Exem plaren erhält. In diesen Fällen übernimmt der Verleger das Risiko der Herstellungskosten gewöhnlich selbst; doch auch diese Bedingungen können den Verleger nicht immmer vor Verlusten bewahren. In den jungen Tagen der ^.ntlwrs' 888ooiLtiov wurde von den verschiedensten Schriftstellern hart näckig behauptet, daß Verleger überhaupt kein Geld zusetzen könnten; doch ist das jetzt auch bei ihnen ein über wundener Standpunkt. »Ich schätze mich glücklich für eine lange Zeit Verleger gewesen zu sein, eine Periode, die ich jetzt nur noch als Vergangenheit betrachten kann. Bücher verlegen ist vielleicht eine der interessantesten kaufmännischen Beschäftigungen, und es ist köstlich, wenn alles glatt geht, wenn das gute Publikum auf unsre Einladung antwortet und die Bücher kauft, auf deren Herausgabe wir so freigebig unser Geld verschwendet haben. Wenn die Bilanz der Einnahmen und Ausgaben auf der rechten Seite ist, geht alles froh wie eine Hochzeitsglocke. Solche Zeiten würden jedoch für das geistige Wohlbefinden zu schön sein. So kommt denn die unver meidliche Kehrseite und eine Zeit, wo dasselbe Publikum nicht bezaubert werden kann, Zeiten, in denen der Handel des Landes stockt und Depressionen wie ein Leichentuch über unfern Häuptern hängen; dann hat unser guter Freund, das Publikum, kein Geld für Bücher zu verschwenden, dann senkt sich die Bilanz auf die andre Seite des Hauptbuches, und wir bekommen eine andre Anschauung von dem Beruf des Bücheroerlegens. »Man möchte die letzte Dekade des neunzehnten Jahr hunderts als eine Ara neuer Experimente und Sensationen bezeichnen. Alte Sitten starben aus, alte Methoden wurden durch neue ersetzt. In den vierziger, fünfziger, sechziger und selbst in den siebziger Jahren standen Verleger und Autoren auf dem freundlichsten Fuße, und die Verleger hielten ein ungeschriebenes Gesetz ein, sich in die Geschäfte der andern nicht zu mischen. Autoren, die mit ihrem Verleger einen Ruf begründet hatten, dachten selten daran sich zu verändern, und auf Verleger, die diese freundschaftlichen Verhältnisse durch spekulative Offerten zu stören versuchten, wurde von den Kollegen mit einer gewissen Mißachtung herabgesehen. Doch dann bekamen die Verhältnisse einen andern An strich — der literarische Agent erschien auf der Bild fläche, und nachdem er sich überzeugt hatte, daß Platz für ihn da sei, daß er notwendig war, überzeugte er die Autoren, daß er ihr guter, vom Himmel gesandter Engel sei, um ihre Interessen wahrzunehmen. Das Resultat war, daß er sich bald als Mittelsperson zwischen Autoren und Verlegern etablierte und die bisherige Kordialität zwischen diesen zer störte. Verleger konnten sich Autoren nur durch ihn nähern. Es war für den Agenten eine einfache Sache, einen beschäf tigten Autor zu überreden, daß er ihm die Mühe und den Verdruß der Verhandlungen abnehmen könnte, und selbst die Verlagsverträge wurden in vielen Fällen nicht zwischen Autor und Verleger, sondern zwischen diesem und dem Mittelsmann abgeschlossen. Für eine kleine Kom mission konnte der Agent dem Autor tatsächlich bessere Bedingungen schaffen, als dieser selbst es vermocht hätte. Für den Vermittler war das gar nicht so schwer; er ver steigerte — um so zu sagen — seinen Autor, und so sah sich mancher Verleger gezwungen, ungerechtfertigt hohe Preise zu zahlen, wenn er den Autor nicht zu jemand anders über gehen sehen wollte, der sich dann freilich nicht selten dabei die Finger verbrannte. Alles das jedoch war gut für den Autor, und der Vermittler wurde allmächtig. Er brachte dem schon erfolgreichen Autor sicher mehr Geld zusammen
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