Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.11.1904
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- 1904-11-04
- Erscheinungsdatum
- 04.11.1904
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- Deutsch
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^ 257, 4. November 1904. Nichtamtlicher Teil. 9677 grenzt im Süden und Osten an die Bukowina und an Rumänien. Von den 2'/i Millionen Einwohnern sind etwa 58 Prozent Ru mänen, 32 Prozent Magyaren und iO Prozent, also ca. 222 000, Deutsche, meist Sachsen. Man will nun diesen isolierten deutschen Posten dadurch kräftigen, daß mit der Zeit jedes Sachsendorf eine eigne deutsche Biichcrsammlung erhält. Man wünscht dem deutschen Landmann für die langen Winterabende, für Sonn- uud Feiertage, gesunde und belehrende Beschäftigung zu geben, ihn dadurch vom Spielen und Trinken abzuhalten, überhaupt sittlich und geistig zu fördern. Zunächst sollen Wanderbibliotheken geschaffen werden. Näheres ist von Alfred Gebauer, Kronstadt in Siebenbürgen, Kornzeile 10, zu erfahren. Auch in Rumänien sind die deutschen Landsleute bestrebt, ihre Nationalität mit Hilfe deutscher Literatur zu stützen. Bei einer Gesamt-Bevölkerung von über fünf Millionen sind dort über 4,2 Millionen Rumänen, 200 000 Zigeuner, 100 000 Bulgaren, 50 000 Ungarn und nur 50 000 Deutsche vertreten, außerdem noch 10 000 Griechen und Armenier, ferner Russen, Türken, Tataren und Italiener. Nur einige hundert Deutsche haben sich in deutsche Vereine zusammengetan, was für Bukarest, wo allein 30 000 Deutsche wohnen, soviel wie nichts bedeutet. Beamte, Handwerker, Arbeiter, die im harten Lebenskampf stehen, gehen mangels geistiger Anregung dem Deutschtum verloren. Die allgemeine Lage ist aber dem Deutschtum zurzeit nicht ungünstig. Während bisher in den maßgebenden Kreisen der französische Einfluß vor herrschte, vollzieht sich jetzt ein Umschwung zugunsten der deutschen Kultur. Die bedeutendsten Männer, die jetzt am Ruder sind, haben ihre Ausbildung zum Teil in Deutschland und auf deutschen Hochschulen genossen. Eine Anzahl wackerer deutscher Männer erläßt soeben einen Aufruf in ihren dortigen Zeitungen. »Sollten wir Deutsche in Bukarest« — so heißt es darin — »zurückstehen, die wir mit Stolz auf die größten deutschen Auslandschulen in unsrer Stadt Hinweisen können? Nein! Wir, die wir als weit vorgeschobener Posten die Pflicht haben, alles Deutsche hochzuhalten und nach Möglichkeit deutsche Art und Sitte zu pflegen, müssen trachten, zum mindesten unsre Volksgenossen, die, durch das Schicksal weniger begünstigt, die Segnungen deutscher Bildung, Literatur und Wissenschaft ent behren, durch ein deutsches Buch zu ihrem Volk zurückzu- führcn, Wankende dem Deutschtum zu erhalten und der deut schen Sache Fernstehende zu ihren Freunden zu machen.« Volkstümliche Vorträge sollen anregend wirken. Durch eine deutsche Bukarester Volksbibliothek soll auch im Hause die Mög lichkeit gegeben werden, sich eine Stunde geistigen Wohlbefindens zu verschaffen. Der Allgemeine Deutsche Schulverein hat bereits Bücher gestiftet. Man hofft, daß Vereine und Private Nachfolgen werden. 8. Eine Verbesserung im lithographischen Druck. — Die modernen Vervielfältigungsarten für die Hochdrucktechnik befinden sich gegenwärtig in einer ähnlichen Periode der Weiter entwicklung wie vor etwa zwanzig Jahren. Damals war die Zinkographie zur Geltung gekommen, die Autotypie erzielte bald immer vollkommnere Leistungen, und es entstanden so vielerlei neue und neubenannte Hochdruckverfahren, daß man sich kaum noch zurechtsinden konnte unter den vielen »Typten«. Die Leichtigkeit und Billigkeit in der Erzeugung von Illustrationen für Buchdruck wurde verhängnisvoll für die Lithographie. Jetzt ist es der typographische Buntdruck, der fast täglich durch neue Methoden bereichert wird. Photographische Naturaufnahmen und Autotypieplatten, die mit zwei-, drei-, viermaligem Druck bunte Effekte, ja alle Farben des Spektrums hervorzaubern, sind großartige Errungenschaften für den Hochdruck, jedoch ander seits arge Schädiger der Lithographie, der sie eine Unmenge lohnender Arbeit entziehen. Um so erfreulicher ist es, auch einmal wieder von einem tech nischen Fortschritt berichten zu können, der dem lithographischen Druck zugute kommt und an dessen praktischer Benutzbarkeit kaum noch ein Zweifel bestehen kann. Von jeher hat man beklagt, daß das Anfeuchten des Steins vor jedem Druck die Schnelligkeit erheblich beeinträchtigt. Man hat schon längst auf Mittel gesonnen, diesen kostspieligen Aufenthalt zu vermeiden. Unter anderm hatte man die gleich zeitige Anwendung erstens einer mit Glyzerin, Firnis und mit in Wasser und Zuckercouleur gelöstem Kochsalz zubereiteten Druckfarbe im Auge, zweitens wurde eine Mischung aus Glyzerin und Kochsalz vorgeschlagen. Allein es ergaben sich nicht nur unscharfe Konturen, sondern auch ein Brüchigwerden der Farbe. Da brachten die Zeitungen vor ein paar Monaten die Mitteilung, daß mit großen Kapitalien in Form einer Aktiengesellschaft ein Fabrikunternehmen hauptsächlich Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 71. Jahrgang. zu dem Zweck gegründet worden sei, ein patentiertes Verfahren zur Herstellung von sogenannten Hygrolfarben zu verwerten. Mit diesem Namen bezeichnet die Fabrik Charlottenburger Farbwerke in Charlottenburg mit Firnis und Glyzerin versetzte Farben für Stein- und Buchdruck, die das Feuchten und Wischen der Druckplatten bezw. Druckwalzen entbehrlich machen. Bei dem hier angewendeten Wechsler - Friedmannschen Ver fahren werden Farbmassen in Anwendung gebracht, die, auf die Druckplatte aufgetragen, die Durchführung eines ununter brochenen Druckprozesses unter Erzielung rasch trocknender Ab drucke mit scharfen Konturen ermöglichen. Man erreicht dies durch Zusatz von sehr bekannten Stoffen, nämlich von Soda, Weinstein und Terpentin zu Glyzerin und Firnis. Zuerst wird Soda und Weinstein in Glyzerin aufgelöst, dann Firnis und Terpentin zugesetzt und endlich die Farbe mit der so erhaltenen Mischung angerieben. Die Soda bewirkt das rasche Trocknen der Abdrucke, das ja auch bei Buchdruck von Vorteil ist. Der Weingeist schafft scharfe Konturen. Der Terpentin endlich bewirkt Geschmeidigkeit der Masse. Die Fabrik hat eine Versuchsdruckerei eingerichtet, in der die Farben vor dem Versand sorgfältig geprüft worden. Dort nahmen wir Gelegenheit, uns den Druck zeigen zu lassen, und wir können bestätigen, daß sowohl in der Handpresse wie in der Schnellpresse ohne Feuchten oder Wischen des Steines ununter brochen gedruckt wurde, wie man Buchdruckfarben verdruckt. Altere bunte Drucke, die man uns zeigte, wiesen lebhaftes Kolorit auf. Ob sie vor einem Jahre nach dem frischen Druck anders wirkten oder ebenso, das vermögen wir nicht zu beurteilen; es wurde uns aber versichert, daß die Hygrolfarben lange Zeit haltbar seien. Es wird beabsichtigt, in der Versuchsdruckerei eine Rotationsmafchine aufzustellen, um den höchsten Grad der Schnellig keit im Flachdruck nachzuweisen. Paul Hennig. Vom Buchh and lungs - G ehilfen - Verein zu Leipzig — Das diesjährige einundsiebzigste Stiftungsfest, das in die letzten Tage des Oktober fiel, stand ebenso wie das vorletzte im Zeichen der Sparsamkeit. Der Verein will im Hinblick auf seine Hilfskassen den Mitgliedern das übliche Festmahl nicht mehr bieten, und die Mitglieder sind der Meinung, daß die Ausgabe von 3 ^ für das bloße Essen selbst bei einem Stiftungsfest eine Verschwendung sei. Einen Ausweg hat man noch nicht finden können, und man wäre in diesem Jahre vielleicht auch wieder zur stimmungsvollen Feier, d. h. zum Stiftungsfest mit Essen, Tafelreden, Tafelmusik und Festliedern, zurückgekehrt, wenn nicht die Krisis des »Verbandes» schwere Sorgen auch beim Vorstande und den -amtierenden« Mitgliedern unsers Vereins herauf beschworen hätte. Am 28. Oktober, abends 9 Uhr, fand die Vorfeier durch Ver anstaltung eines Kommerses im kleinen Saale des Buchhändler hauses statt, an dem etwa 130 Mitglieder und Gäste teilnahmen. Eröffnet wurde er durch eine schwungvolle Rede des ersten Vorstehers, Herrn P. Scholtze, der Bezug auf die bevor stehende Festlichkeit nahm und auf ihren fröhlichen Verlauf, sowie auf das fernere Gedeihen des Vereins trank. Unter Leitung des zweiten Vorstehers, Herrn Urlaub, folgten darauf, unterbrochen durch Absingen von Kommersliedern seitens der Teilnehmer, humoristische Darbietungen von Charakterkomikern, die allgemeine Fröhlichkeit bis nach Mitternacht hervorriefen. Herr Wessely nahm dann noch Gelegenheit, ein Hoch auf den Vergnügungsausschuß auszubringen, der sich schon seit einer Reihe von Jahren bewährt habe. Das Stiftungsfest selbst wurde am 31. Oktober, dem Tage des in Sachsen als Feiertag geltenden Reformationsfestes im Buch händlerhause durch Konzert, Gesangoorträge und Ball gefeiert. Zur festgesetzten Zeit begann um 4 Uhr die rühmlichst be kannte Winderstein - Kapelle unter Leitung des Konzertmeisters Pick-Steiner mit der ersten Nummer des Programms, dem Bojarenfestzug von Halvorsen in vorzüglicher Wiedergabe. Bei der darauf folgenden Festouvertüre von Lassen wurden die Piano- und Fortissimo-Stellen in der für den Palmengarten saal üblichen Tonstärke gegeben, was zur Folge hatte, daß sie im viel kleineren Saale des Buchhändlerhauses nicht zur rechten Wirkung kamen; die Fortissimi fielen den Zuhörern förmlich auf den Nacken. Die weitern Vorträge der Kapelle befriedigten auch einen verwöhnten Geschmack, und besonders die »Zigeunertänze« von Nach» (Solo des Herrn Konzertmeisters Navone) und das »Ave Maria« von Bach-Gounod wurden stark applaudiert. Die Chopinsche Polonaise in As - dur erweckte viel Stimmung bei den Zuhörern, und die als letzte Nummer gegebene Valss oaxrios von Rubinstein leitete trefflich zum Festball über. Diese orchestralen Darbietungen wechselten ab mit Gcsangvorträgen des Opernsängers Herrn Alb. Kunze vom Leipziger Stadttheater (der den Vereins mitgliedern noch vom letzten humoristischen Abend in 1270
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