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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.11.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-11-29
- Erscheinungsdatum
- 29.11.1904
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- Deutsch
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Tröpfe«, schreibt er an seinen Bruder, »sie werden doch be greifen, welche Neugierde solche Memoiren in den ersten Januarnummern des Journals erwecken können Wenn sie 200 für den Bogen geben, so wird gedruckt, wenn nicht, so bleibt's .... Meine nicht,« fügt er hinzu, »daß ich die Nase hochtrage .... nein, durchaus nicht; aber ich begreife sehr wohl das Interesse und die Bedeutung des Artikels und will das Meine nicht verlieren.« Den Roman »Arme Leute« verkaufte Dostojewskis an Nekrassow für den Almanach für 1845 mit einem Honorar von 150 Rubel für den Bogen. Aber Nekrassow fügte dann noch 100 Rubel hinzu, indem er wie Dostojewskij schreibt, offen bekannte, daß so, wie Dostojewskij schreibe, »150 Rubel Silber keine christliche Zahlung sei, und er lege deshalb den Überschuß aus Reue bei«. Für den Roman in 9 Briefen, im Umfang von */s Druckbogen, den Dostojewskij nach seiner eignen Angabe in einer Nacht verfaßt hatte, zahlte Nekrassow in demselben Jahre 125 Rubel, für die »Zwillinge« die runde Summe von 600 Rubel. Der Name Dostojewskijs war damals sehr bekannt, und alle sahen auf ihn mit großen Hoffnungen. Der stolze und unzugängliche Herausgeber der »Vaterländischen Memoiren« (A. A. Krajewskij) bewarb sich um seine Gunst und »bat« ihn, ein Darlehen von 500 Rubel von chm anzunehmen, um sich die Mitwirkung Dostojewskijs zu sichern. Buch händler kommen 1846 mit dem Antrag, seine bis dahin gedruckten Werke herauszugeben, und bieten chm 4000 Rubel. Wenn bei der verhältnismäßig kleinen Verbreitung, die die russischen Zeitungen in den fünfziger Jahren hatten, Dostojewskij, der damals noch ein junger, dreiundzwanzig- jähriger Schriftsteller war, schon 150 bis 200 Rubel für den Druckbogen erhielt, so sollte man meinen, daß zu unsrer Zeit, wo es sowohl mehr Zeitungen gibt als auch ihre Verbreitung größer ist, die russischen Belletristen ein um das Mehrfache größeres Honorar erhalten müßten. Tat sächlich ist es aber so, daß in den Zeitungshonoraren der populären Schriftsteller die russische Journalistik keine Fort schritte gemacht hat. Das Honorar der bekanntesten russi schen Belletristen in der Gegenwart übersteigt, mit seltenen Ausnahmen, nicht 250 Rubel für den Druckbogen, meist beschränkt es sich auf 100, 150 und 200 Rubel für den Bogen. In einem seiner Briefe (vom 7. Oktober 1868) be schäftigte sich Dostojewskij damit, wieviel er in einem Monat schreiben könne: es sind 3stz Bogen. »Mehr als 3st, Bogen im Monat«, fügt er hinzu, »kann man nicht schreiben. Das ist eine Tatsache, wenn man das ganze Jahr hindurch schreibt.« Bitter beklagt er sich dabei, daß er wegen seiner pekuniären Interessen genötigt sei, aus allen Kräften zu eilen, zu arbeiten, ohne noch einmal durchlesen zu können, immer im Trabe zu sein Die letzten sieben Bogen des »Idiot« wurden, damit der Roman noch im Dezember heft des »li.u8slrij Wzostnist« beendet werden konnte, in vier Wochen geschrieben! Für diesen Roman erhielt Dostojewskij von Katkow 7000 Rubel; aber da der Roman nur 42 Druck bogen hatte, das vereinbarte Bogenhonorar aber 150 Rubel betrug, so mußte Dostojewskij an Katkow 700 Rubel zurück geben, weil das Geld im voraus gezahlt war; denn »es gab«, wie Dostojewskij im November 1869 an Majkow schrieb, »seit der Zeit, in der ich literarisch tätig bin, keine Redaktion, die sich geweigert hätte, mir meine Zahlungen im voraus zu leisten.« ?. Kleine Mitteilungen. Reuters Stromtid hochdeutsch. (Vgl. Nr. 271 d. Bl.) — Die Hinstorff'sche Hofbuchhandlung Verlagskonto in Wismar teilt uns folgendes mit: Der Vorstand des allgemeinen Plattdeutschen Verbandes in Berlin hat eine Resolution gegen die von uns soeben heraus gegebene Hochdeutsche Ausgabe von Reuter's Stromtid beschlossen und den Wortlaut derselben an die deutsche Presse versandt. Wir fühlen uns diesem scharfen Angriff gegenüber zu ein Paar Worten der Entgegnung genötigt: 1. Der Vorstand des Plattdeutschen Verbandes hat nicht das Erscheinen des Buches abgewartet, um zunächst zu prüfen, wie weit es der Bearbeitung gelungen ist, die Charakteristik der originellen plattdeutschen Volksfiguren Reuters zu bewahren, oder nicht, sondern erläßt seine Verurteilung nur auf unsre Vor ankündigung hin, obgleich ihm aus derselben bekannt sein mußte, daß nach dem Plan der Bearbeitung nicht eine wörtliche Ver- hochdeutschung der Stromtid von Anfang bis Ende gegeben werden, sondern daß die tatsächlich unübersetzbaren Dialoge der rein plattdeutschen Figuren unangerührt bleiben sollten. 2. Es ist nicht richtig, wenn der Vorstand des Verbandes sagt, Reuter selbst habe eine Übertragung seiner Stromtid ins Hochdeutsche »aus sprachlichen, ästhetischen und besonders auch aus nationalen Gründen als eine Ungeheuerlichkeit bezeichnet, und deshalb sich ernst und feierlich dagegen verwahrt«. — Wo steht das? — Reuter hat sich vielmehr selbst mit dem Plan getragen, seine Werke ins Hochdeutsche zu übersetzen, und aus diesem Grunde im Februar 1863 Ad. Wilbrandt die Er laubnis, die »Franzosentid« für die Süddeutsche Zeitung zu übersetzen, abgeschlagen. Später erst ist er auf den Rat »ge wichtiger Freundesstimmen«, (Schreiben an Ad. Wilbrandt v. Dez. 1866) zu der Überzeugung gekommen, daß es besser sei, seine Schriften würden überhaupt nicht übersetzt. Von einer »Unge heuerlichkeit» hat Reuter nirgends gesprochen. Auch von einer »ernsten und feierlichen Verwahrung« ist nirgends etwas zu lesen. — Die »Stromtid« hatte Reuter ursprünglich hochdeutsch geplant; der hochdeutsche Entwurf mit mehreren ausgearbeiteten Kapiteln ist noch vorhanden. Als Reuter durch seine ersten Bände schon ein bekannter populärer Autor geworden war und erkannt hatte, daß seine Sprache die plattdeutsche sei, holte er den Stoff seiner Stromtid wieder hervor und schrieb sie nunmehr ganz neu plattdeutsch. 3. Unsre hochdeutsche Ausgabe der Stromtid ist nicht für Plattdeutsche bestimmt. — Wir würden es jedem, der imstande ist plattdeutsch zu lesen, sehr verargen, wenn er aus Bequemlich keit zur hochdeutschen Stromtid griffe. — Der Vorstand des platt deutschen Verbandes übersieht aber vollständig, daß es viel, viel schwerer für die Süddeutschen ist, das norddeutsche Platt zu ver stehen, als für gebildete Norddeutsche, die süddeutschen Dialekte aufzunehmen. Seit Jahrzehnten ist das Verlangen nach einer hochdeutschen Reuter-Ausgabe in den Staaten jenseits der süd deutschen Sprachgrenze lebendig. Für Süddeutschland und Österreich ist deshalb unsre hochdeutsche Ausgabe bestimmt, und wie sehr wir mit unsrer Ausgabe dem Wunsch der Süddeutschen entgegenkommen, ist durch die Tatsache bewiesen, daß die sehr beträchtliche Auflage bereits zum größten Teil durch Voraus bestellungen vergriffen ist. Was Reuter durch die Verhochdeut- schung des erzählenden Textes sprachlich verliert, empfindet nur der, der plattdeutsch versteht. Der Süddeutsche aber, der dem Plattdeutschen wie einer gänzlich fremden Sprache gegenübersteht, wird auch in der hochdeutschen Erzählung, aus der sich die platt deutschen Dialoge der prächtigen Volksfiguren des Dichters lebendig abheben, den herrlichen Humor, das tiefe Gemüt, die edle Mensch lichkeit des Dichters erkennen und die in ihrer Wahrheit und Schlicht heit ergreifende Handlung auf sich wirken lassen. Soviel wird der Vorstand des plattdeutschen Verbandes gelten lassen müssen: Wären alle diese dichterischen Eigenschaften in dem Werk nicht in so reichem Maße vorhanden, die Sprache allein hätte die Stromtid nicht zu einem der berühmtesten aller Bücher gemacht. Jeder fremdsprachliche Autor muß, wenn er ins Deutsche übertragen wird, etwas von seiner nationalen Eigenart aufgeben. Sollen deshalb, um einen Geistesverwandten Reuters zu nennen, die Deutschen z. V. keine Übersetzung von Dickens lesen? — Für die Süddeutschen ist das Platt eine fremde Sprache. Soll ihnen, weil sie kein Platt verstehen, Reuter nun überhaupt verschlossen bleiben? Warum? — Der plattdeutsche Reuter bleibt der große deutsche Humorist, obgleich die Süddeutschen ihn hochdeutsch lesen! Was für einen Zweck verfolgt also der Vorstand des plattdeutschen Verbandes mit der größtmöglichen Verbreitung seiner Resolution? Und was will er nächstes Jahr tun, wenn außer unserer hoch deutschen Bearbeitung, die der charakteristischen Eigenart des Dichters nach Möglichkeit gerecht zu werden bemüht ist, so und so viel andre Verhochdeutschungen erscheinen, bei denen dies nicht der
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