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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.11.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-11-29
- Erscheinungsdatum
- 29.11.1904
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. 10725 -IE 277, 29. November 1904. zu ernähren, genötigt war, eine Gehilfenstelle mit 75 Rubel Monatsgehalt anzunehmen. Der Bankrott Basunows war um so sonderbarer, als sich nach der Bilanz in seinen Niederlagen »Bücherware«, d, h. gedruckte Bücher, in einem Nominalwert von mehreren hunderttausend Rubel vorfanden. Es waren dies, mit geringen Ausnahmen, alle belletristischen Werke der russischen Schriftsteller, die Basunow verlegt hatte. Trotz der berühmten Namen Dostojewskijs, Gljeb llspenskijs, Ljeskows, Boborpkins hatten die Verlagswerke doch keinen rechten Absatz gehabt, waren wie Blei liegen geblieben, und als es zur Auktion kam, wollte niemand diese nominellen Hunderttausende haben, nicht einmal 10 000 Rubel wurden geboten. Schließlich wurde der ganze Verlagsvorrat Basunows für einen Spott preis losgeschlagen. Bei diesem Verkauf, der auf Anordnung des Gerichts stattfand, kam auch das Geheimnis der Basunowschen Autorenhonorare zur Enthüllung. Es erwies sich, daß er für das Recht der Herausgabe von Dostojewskijs Roman »Der ewige Mann (d. i. Ehrmann)« in 2000 Auflage alles in allem 150 Rubel gezahlt hatte, und auch das in zwei Raten. Da der Roman dreizehn Druckbogen umfaßt, so hat Dostojewskis etwas mehr als 10 Rubel für den Bogen be kommen. Gljeb Uspenskij hat, wie seine vom Gericht veröffent lichte eigenhändige Quittung erwies, noch weniger erhalten: im ganzen nur 8 Rubel für den Druckbogen, und Nikolaj Uspenskij erhielt für das Recht der Herausgabe einer ganzen Sammlung von Erzählungen alles in allem nur 25 Rubel, von denen, wie es in der Quittung heißt, 15 sofort und die übrigen nach Beendigung des Drucks gezahlt wurden. W. I. Burenin erhielt für eine Sammlung seiner Erzählungen 10 Rubel für den Doppelbogen, was für die ganze Samm lung, wie seine Quittung vom 13. September 1873 zeigt, 100 Rubel ergab. Es ist ziemlich sonderbar, daß es Basunow gegenüber dem 10 Rubel-Honorar Dostojewskijs für möglich fand, Boborykin 15 Rubel und Awsjejenko sogar 30 Rubel für den Druckbogen zu zahlen. Aber es zeigt sich, daß zu jener Zeit die Nachfrage nach Awsjejenko größer war als nach Dostojewskis, und daß der Roman »Um irdischer Güter willen« in 1000 Exemplaren abgesetzt wurde, während es Dosto jewskijs »Ewiger Mann« innerhalb vier Jahren im ganzen nur auf 230 verkaufte Exemplare brachte. An Sassodimskij zahlte Basunow für dessen »Sünderin« und »Wölfin« 8 Rubel für den Druckbogen groß-Oktav. Allein dieser Autor war damit zufrieden und beeilte sich, seine Romane »Finstere Kräfte« und »Das alte Haus« zu den selben Bedingungen anzubieten. Der jetzt vergessene talentvolle Verfasser von »Nikolaj Negorjew«, Iwan Kuschtschewskij, wird in dem Basunowschen Verzeichnis auch unter den 8 Rubel-Belletristen angeführt, wobei die Zahlung nicht auf einmal, sondern in 4 Monaten, jeden Monat zu 2 Rubel für den Druckbogen, erfolgte. (Quittung vom 21. Mai 1871.) Ljeskow war von Basunow in die Zahl der »teuren Belletristen« ausgeschieden worden. Er war damals in Mode, man las ihn, und Basunow war offenbar der Meinung, daß sich Ljeskows Romane »Der versiegelte Engel- und »Der abgemagerte Sklave« rasch verkaufen würden, weil er auf die von Ljeskow gestellte Bedingung — 30 Rubel für den Druck bogen von 16 Seiten mit dem Recht, 2000 Exemplare zu drucken — einging. Die bisher genannten Schriftsteller waren Lieblinge der Kritik, wenn auch nicht immer in anerkennendem Sinne; aber jede Zeitung beschäftigte sich mit ihnen. Daraus «erlenbtatt ISr den deutschen Buchhandel. 71. Jahrgang folgt aber nicht, daß die Werke solcher bevorzugten Autoren auch die gangbarsten wären. Das Interesse der Kritik deckt sich durchaus nicht immer mit dem Interesse des Publikums, und das letztere zu erkennen, ist von großer Wichtigkeit für den Verleger. Er muß sich selbst auf den Standpunkt des Publikums stellen können. Von einem richtigen Gefühl in dieser Beziehung hängt der materielle Erfolg seiner Unter nehmungen ab. In diesem Gefühl liegt eins der Geheim nisse mancher Verleger: sie erraten, welches belletristische Werk Erfolg haben wird, welcher Autor, wenn er auch zu den weniger bekannten gehört, auf Absatz rechnen kann. Beispiele solcher Autoren sind zwei »literarische Wßewo- lode«, Wßewolod Solowjew (sprich: Ssalawjlff) und Wße- wolod Krestowskij. Beide sind in der russischen Literatur- Autoren zweiten Ranges; aber beide haben zu ihrer Zeit Honorare erhalten, die die Honorare Gontscharows, Tur genjews, Graf L. N. Tolstojs, Pissemskijs und Dostojewskijs an Größe überstiegen, weil ihre Romane zeitweilig einen bessern Absatz fanden als die Romane Gontscharows und der andern. Derselbe Basunow, der es nicht für möglich hielt, Dosto jewskis; für das Recht der Herausgabe des »Ewigen Mannes« mehr als 150 Rubel zu zahlen, war gern bereit, von Wße wolod Krestowskij dessen »Petersburger Spelunken« für 3000 und desselben »Großväter« für 1000 Rubel zu erwerben. Aber auch bei diesem verhältnismäßig hohen Honorar machte er an Krestowskij ein gutes Geschäft, erwarb eine bedeutende Summe, während er mit der Herausgabe von Dostojewskijs Roman nicht auf die Kosten kam. Die »Petersburger Spelunken« fanden einen ungewöhnlich schnellen Ab satz, und in dem Moment, als Basunow Bankrott machte, fand sich in seinen Niederlagen von der vertrags mäßig gedruckten Auflage von 3000 kein einziges Exemplar vor. Im wesentlichen ist die Ara der einigermaßen bedeuten den Autorhonorare in Rußland von A. F. Pissemskij er öffnet worden. Er erhielt im Jahre 1858 für die Heraus gabe seines in 3000 Exemplaren zu druckenden Romans »Tausend Seelen« von dem Buchhändler D. E. Koshantschi- kow ein Honorar von 3000 Rubel, was seinerzeit großes Aufsehen machte, obwohl Pissemskij damals fast die erste Stelle unter den russischen Belletristen einnahm; man las ihn eifrig und war von ihm entzückt. Fest auf den Erfolg des Werkes rechnend, erwarb Koshantschikow, um Pissemskij nicht aus der Hand zu lassen, von ihm zu einem Sonder abdruck das Drama »Trauriges Schicksal« und zahlte dafür dieselbe Summe von 3000 Rubel — das ist überhaupt das größte Honorar, das bisher für die Herausgabe eines dramatischen Werks gezahlt worden ist. Dem Vertrage gemäß verpflichtete sich Pissemskij, die Rechte auf die Herausgabe dieser beiden Werke an keinen andern Verleger zu verkaufen, so lange noch 100 Exemplare bei Koshantschikow unverkauft lagern würden. Inzwischen wendete sich ein Jahr später an Pissemskij der Verlagsbuchhändler F. M. Stellowskij mit dem Anträge, ihm das Recht auf eine Sammlung seiner (Pissemskijs) Werke zu verkaufen, aber auf jeden Fall unter Einschluß von »Tausend Seelen« und »Trauriges Schicksal«. Durch den Vertrag mit Koshantschikow gebunden, konnte Pissemskij seine Zustimmung zur Aufnahme jener beiden Werke in die Gesamtausgabe nicht geben, um so weniger, als Koshantschikow noch eine sehr ansehnliche Anzahl von Exemplaren auf Lager hatte. Schließlich verstand sich letzterer dazu, Pissemskij gegen eine Summe von 800 Rubel seiner Verpflichtung zu entbinden, und Pissemskij zahlte diese als Abstandsgeld, wie er an Majkow schrieb. Nach der Auseinandersetzung mit Koshan- tschikow verkaufte Pissemskij die Sammlung aller von ihm verfaßten und bisher (1860) gedruckten achtzehn Romane, 1404
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