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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.12.1904
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1904-12-09
- Erscheinungsdatum
- 09.12.1904
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- Deutsch
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286, 9. Dezember 1904. Nichtamtlicher Teil 11171 schaft vereinigt haben, um Werke hervorragender aus ländischer Schriftsteller in der Originalsprache in Rußland und Werke russischer Schriftsteller in Übersetzungen im Auslande, bevor sie noch in ihrem Heimatland erschienen sind, herauszugeben. — Eine Genossenschaft von Freunden ukrainischer Literatur, Wissenschaft und Künste wurde bei Gelegenheit der Feier des neunzigsten Geburtstags des verstorbenen ukrainischen Dichters Taras Schewtschenko vom Professor der russischen Geschichte an der Lemberger Universität, M. Gruschewskij, gegründet. — Einen »Südrussischen Journalisten bund« zu gegenseitiger materieller und moralischer Unterstützung will der Journalist N. Nowikow bilden. — In Jalta hat sich ein Komitee von Schriftstellern gebildet, die dort ein Asyl für leidende und bedürftige Schriftsteller und Journalisten zu gründen beabsichtigen. Zu diesem Zweck soll im ganzen russi sche» Reiche eine Subskription veranstaltet und das Asyl dem An denken Anton Tschechows gewidmet werden. — Eine Anzahl russischer Maler hat sich zur Herausgabe eines Albums von Illustrationen zu A. Tschechows Werken vereinigt. Es sollen hauptsächlich die Theaterstücke Tschechows in Federmanier illustriert werden. Der Reinertrag wird für die Verwundeten im fernen Osten bestimmt. III. Bemerkenswerte Neuerscheinungen der Wissenschaft, Kunst und Literatur. Der Krieg im fernen Osten beeinflußte den russischen Büchermarkt merkbar; es ist offenbar eine Verringerung der Produktion sowohl, als auch des Konsums zu konstatieren. Ob eine Abnahme der Produktion sehr zu beklagen ist, kann inan vielleicht bezweifeln, denn auch in Rußland fand, wie fast überall, in den letzten Jahrzehnten eine Überproduktion statt, die den zwar gesteigerten, aber immerhin noch ziemlich bescheidenen Be darf des russischen bücherkaufendcn Publikums erheblich überstieg Einige von den neu erschienenen Werken verdienen aber dennoch besonders hervorgehoben zu werden: »Der Krieg von 1854 und 1855 am finländischen Strande. Eine historische Skizze von M. Borodkin.« Mit 127 Illustrationen. <4 R.) Dieses Werk soll die verblaßte Erinnerung an die vor fünfzig Jahren statt gefundenen Ereignisse wieder ins Gedächtsnis zurückzurufen; die Brandschatzung von Brahestadt, Wilnaborg, Kotka, die Belage rung von Swnaborg, die Eroberung von Bomarsund usw. waren fast in Vergessenheit geraten. England und namentlich Admiral Lord Rapier kommen in diesen Schilderungen sehr schlecht weg. Aber auffallend ist es, daß Englands damaliger Verbündeter — Frankreich — fast gänzlich unerwähnt bleibt. Anerkennens wert ist es dagegen, daß auch die russischen Behörden, die damals fast nichts getan und viel versäumt hatten, vom Verfasser nicht verschont werden. — Den gesellschaftlichen Strömungen des vorigen Jahrhunderts ist ein wertvolles Buch von W. Bogutscharskij, »Aus der Vergangen heit der russischen Gesellschaft. Mit 6 Bildnissen« (2 R.) gewidmet. Es besteht aus einer Reihe von Abhandlungen, die den Dekabristen A. Herzen und Dobroljubow Gerechtigkeit widerfahren lassen; auch die Artikel «Gogol als Erzieher- und »Skizzen aus der Geschichte der russischen Journalistik des vorigen Jahrhunderts« sind sehr interessant. Der Verfasser ergänzt so manches aus der Geschichte der geistigen Bewegungen der von ihm geschilderten Epoche, was bisher nur mangelhaft bekannt war. Von ganz besonderm Interesse ist sein Verzeichnis von Büchern, die von der Zensur vernichtet wurden. Diese bis zur Gegenwart fortgeführte Liste kann dem päpstlichen Index an die Seite gestellt werden. — Eine neue Auflage von Ogarews Ge dichten, herausgegeben von M. Gerschenson, Band I (2 Bde. 3 R. 50 K), gehört gleichfalls zu den sehr bemerkenswerten Neu erscheinungen des russischen Büchermarkts. Es existierten zwar schon drei Ausgaben der Gedichte dieses berühmten Autors (und eine in London erschienene, in Rußland verbotene), sie sind aber sehr unvollständig und längst vergriffen. Ogarews — eines Schick salsgenossen und Mitarbeiters von A. Herzen — Schriften waren in Rußland verboten, und sogar sein Name durfte in der Presse nicht erwähnt werden. Es ist daher begreiflich, daß viele seiner Dichtungen, die hier zum erstenmal veröffent licht werden, dem großen Publikum bisher noch gänzlich unbekannt waren. Ogarcw gehörte zu den Idealisten, die in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts die Leibeigenschaft bekämpften; sein Name ist jedem gebildeten Russen wert und teuer. Diese neue Ausgabe seiner Gedichte ist mit einer kritischen Abhandlung und mit Kommentaren des Herausgebers versehen und würdig ausgestattet. Leider läßt auch diese Ausgabe noch manche Gedichte vermissen, die von der Zensur auch jetzt noch be anstandet werden. — Ferner ist die zweite Auslage von E. Markows »Skizzen aus dem Kaukasus «, mit einem Aquarell und 310 Illustrationen (8 R.), zu erwähnen. Der bereits ver storbene Verfasser bereiste den Kaukasus zwar schon zu einer Zeit, als es dort noch keine Eisenbahnen gab; aber seine Schilderungen von Land und Völkerschaften haben auch heute noch einen un bestreitbaren Wert. Sie zeichnen sich namentlich auch durch eine populäre Darstellungsweise aus, denn Markow ist weder ein ge lehrter Botaniker, Geologe, Ethnologe oder Historiker, sondern nur ein wißbegieriger, gut beobachtender Tourist, der alles, was er sieht, lebendig und anschaulich zu schildern versteht und der auch geschichtliche Ereignisse und poetische Legenden unterhaltend erzählen kann. Cr führt den Leser auch in die Wohnungen der Bergvölker, zeigt uns ihr Familienleben, ihre Festlichkeiten und Gastmähler und läßt ihn daran teilnehmen. Das Buch ist, wie desselben Verfassers »Skizzen aus der Krim« , vortrefflich aus gestattet und illustriert. — Ein wissenschaftlich bedeutendes Werk ist S. Bulitsch, »Geschichte der Sprachenkunde in Rußland- Band I (6 R.). Die Entwicklung der russischen Sprache im Lauf der Jahrhunderte ist dessen Inhalt, und dem ersten, bis zum Jahre 1825 geführten, 1384 Seiten starken Band soll der zweite bald Nachfolgen. — »Epische Volksdichtungen von den Ufern derPetschora«, gesammelt von N. Ontschukow und herausgegeben von der kaiserlich russischen Geographischen Gesellschaft ist ein wertvoller Beitrag zur Ethnographie und Literatur des russischen Reichs. — Der Kunde des fernen Ostens gewidmet sind Ssuwirow, »Japans Vergangenheit und Gegenwart« (75 K.) und »Die Mandschurei, ihre Bevölkerung, Reichtümer und Bedeutung (70 K.). Empfehlenswert ist auch das Buch »Japan und die Japaner, Korea und die Koreaner«. Es schildert die Bewohner dieser Länder in historischer, politischer, wirtschaft licher, militärischer und sanitärer Beziehung (1 R. 50 K). — »Die russische Malerei im 18 Jahrhundert» ist der Titel eines Prachtwerks, dessen erster, den Werken D. G. Lervizkijs (1735—1822) gewidmeter Band 39 Heliogravüren, 25 Phototypien und 21 Auto typien enthält. (35 R.) Den erläuternden Text haben S. Djägilew und W. Gorlenko geliefert. Die kaiserliche Akademie der Wissen schaften verlieh diesem Werke die volle Uwarow-Prämie. — Die Gräfin P. Uwarow gab kürzlich den dritten Band ihrer »Reise notizen aus dem Kaukasus« heraus. Es sind hauptsächlich die Altertümer des Landes, die sie interessierten, und sie konnte vermittelst ihrer Verbindungen viele derselben, namentlich bei den Chcwsuren und Srvaneten, die den gewöhnlichen Reisenden nur selten zugänglich sind, kennen lernen. — Der Privatdozent der Dorpater Universität I. Lautenbach gab einen kurzen Abriß der litauischen Liter atu rgefchichte heraus. — Von W. Stojunins »Über den Unterricht in der rus sischen Literatur« erschien die 6. Auflage. — Eine neue Mono graphie über die Insel Sachalin wurde von N. S. Lobas veröffentlicht. — Ein fehr interessantes Buch sind die unter dem Titel »Nach dem fernen Osten« geschilderten Reiseeindrücke des russisch-polnischen Schriftstellers Waclaw Sieroszewski. Die polnische Kritik sprach sich über das Werk sehr günstig aus. — Von Or. A. Lewitzkis populärer »Geschichte des polnischen Volks« erschien kürzlich die 2. Auflage. — Ein originelles Wörterbuch gab der Krakauer Linguist und Bibliograph Graf Estreichcr heraus; es enthält etwa 2000 Wörter, die ausschließ lich von Verbrechern und Gefängnisbewohnern gebraucht werden. — Der polnische Historiker Or. Waclaw Sobieski veröffentlichte in seiner Sammlung historischer Monographien eine interessante Studie über den ersten Beschützer des Pseudo-Demetrius, den Fürsten Adam Wiszniewecki. Diese, auf noch unveröffentlichten archivalischen Quellen beruhende Untersuchung wirft auf die Her kunft des Usurpators und auf seinen Beschützer ein helleres Licht. — »krustzi üugar- ist der Titel eines neuen Romans von Arthur Gruszewski. Er behandelt das Schicksal eines jungen Polen aus Schlesien im preußischen Militärdienst. — Eine Bibel in lithauischer Sprache wurde von der russischen Zensur behörde freigegeben. Sie ist von der englischen Bibelgesellschaft in polnifchen Lettern gedruckt und kostet 1 R., das Neue Testa ment 30 K. IV. In Vorbereitung befindliche und näcbstens er scheinende Bücher. Ein hochinteressantes geschichtliches Werk versprechen die Auszüge aus den im Murajew - Mufeum befind lichen Dokumenten des ehemaligen General-Gouverneurs der nordwestlichen Provinzen des russischen Reichs in den Jahren 1861 bis 1865, Grafen M. N. Murawjew, zu werden, die in zehn Bänden veröffentlicht werden sollen. Dieser Murawjew war zu jener Zeit wegen seiner Grausamkeit von den Polen sowohl wie auch von vielen Russen am meisten gehaßt. Er soll die Äußerung getan haben: »Ich gehöre nicht zu den Murawjews, die gehängt werden, sondern zu jenen, die hängen lassen.» Nicht weniger als sieben Murawjews waren an dem Aufstande beteiligt, der bei der Thronbesteigung Kaiser Nikolaus' I. ausbrach und am 14. Dezember 1825 sein blutiges Ende fand. Einer von den sieben, Sergius, wurde am 13./25. Juli 1826 aufgehängt, einer erschoß sich selbst; die andern wurden nach Sibirien verbannt. — U. Jwask in Moskau arbeitet an einem Werke, das den russi schen Buchzeichen (Lx-librie) gewidmet sein wird. Cs sollen darin über 1500 dieser Buchzeichen, viele biographische Notizen
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