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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.01.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-01-07
- Erscheinungsdatum
- 07.01.1907
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- Deutsch
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hat, am allerwenigsten aber die Schar von Künstlern, die zur Schaffung und Mitberatung des Gesetzes herangezogen worden sind. Justizrat Paul Meyer. Amerikanische Kinder-Bibliotheken. Wir sind in Deutschland leicht geneigt, das Ausland auf Kosten des eignen Landes über die Maßen zu rühmen. Wer seinen Fuß ein paar hundert Kilometer weit und einige Wochen lang jenseits der Grenzpfähle bewegt hat, findet oft kein Ende des Lobes über ihm neu erscheinende Einrichtungen. Dies trifft unter anderm auch hinsichtlich der amerikanischen Bibliotheken zu. Im Verlag von R. Friedländer L Sohn, Berlin, erschien kürzlich eine Studie unter dem Titel »Ameri kanische Bibliotheken und ihre Bestrebungen» von A.B. Meyer, die hier auf Grund größerer Reisen und längern Aufent halts in den Vereinigten Staaten alles zusammenträgt, was über amerikanische Bibliotheken Vorteilhaftes gesagt werden kann. Dazu ist allerdings reicher Anlaß vorhanden. Wir wollen indes nicht verkennen, daß auch unsre deutschen Bibliothekare sich völlig im klaren darüber sind, in welchen Richtungen bei uns Verbesserungen am Platze wären. Die allgemeinere Einführung der vollkommensten Einrichtungen, deren Kenntnis hierzulande durchaus nicht mangelt, stößt nur leider auf Hindernisse, die wesentlich finanzieller Art sind. Wenn Staat und Gemeinde bei uns erst reichlichere Mittel zur Verfügung der Bibliotheken stellen werden, wenn reiche Private mehr als bisher ihren Stolz darin suchen werden, Stiftungen zu gunsten unsrer öffentlichen Bücher sammlungen zu errichten, dann werden die vollkommensten Einrichtungen nicht mehr nur vereinzelt in Deutschland ge funden werden, dann wird auch hier und dort ein alter Zopf verschwinden, für den sich noch keine Schere ge funden hat. Interessant ist u. a., was A. B. Meyer über die Be sonderheit der amerikanischen Kinderbibliotheken berichtet. In Amerika hatten Kinder schon immer Zutritt zu Bibliotheken, steht ihnen doch selbst die Kongreßbibliothek in Washington offen; allein erst 1890 wurde in der öffentlichen Bibliothek von Brookline bei Boston ein besondres Kinderzimmer abge- trennt, womit die Sache eine ganz neue Bedeutung gewann. 1900 hatten von 125 Bibliotheken bereits 31 Kinderabteilungen, und jetzt schon lassen sie sich kaum noch zählen. Es ist ein allge meines Bedürfnis geworden; eine Bibliothek ohne Abteilung für Kinder gilt, abgesehen von einigen ausschließlich der strengen Wissenschaft gewidmeten, als rückständig; selbst Staats bibliotheken, wie die berühmte New Parker in Albany, haben eine. Wenn kein Zimmer dafür eingerichtet werden kann, so begnügt man sich mit einer Ecke im allgemeinen Lesesaal; manchmal aber hat man für die Kinder schon einen besondern Eingang in die zu ebener Erde gelegenen Räume unmittelbar von der Straße aus eingerichtet, so daß sie mit den Erwachsenen gar nicht in Berührung kommen, diese also auch nicht stören. Selbst Vorträge in Unterrichtsform hält man den Kindern, z. B. über die Anordnung der Bibliothek, darüber wie man Bücher auswählt, über Gebrauch und Art der Zettel kataloge, darüber, wie man Handbücher benutzt, oder man gibt Ratschläge über das, was man und wie man lesen muß. Bei Anlage und Einrichtung der Kinderzimmer sieht man darauf, daß sie viel Sonne und Behaglichkeit haben. Man schmückt die. Wände mit Bildern und Karten und stellt oben auf die niedrigen Bücherborde Pflanzen und Blumen, einen Globus oder plastische Bildwerke. Auge und Herz sollen erfreut werden, die Kinder sollen sich zu Hause fühlen. Es gibt schon Kinderbibliotheken mit zehntausend Büchern, alle derart zugänglich aufgestellt, daß die Kinder sie sich selbst zum Lesen oder zum Nachhausenehmen aussuchen können, und man stellt viele Beamte an, damit die Kinder genügend Anleitung haben und auf ihre vielen Fragen auch hinlänglich Antwort erhalten. In den zwei Räumen der Kinderabteilung der Bostoner Öffentlichen Bibliothek mit 10 000 Bänden sind vier Beamte, in den zwei der Öffentlichen Bibliothek in Buffalo, ebenfalls mit 10 000 Bänden, sogar sechs. Die Kinderabteilungen sind meist von 9 bis 6 Uhr ge öffnet und manchmal auch abends ein paar Stunden, be sonders zum »Geschichtenerzählen«. Eine Altersgrenze nach unten hin für den Besucher kennt man kaum; man gestattet Müttern, ihren Schoßkindern bunte Bilderbücher zu zeigen, und gibt sie ihnen mit nach Hause, man läßt selbst Kinder Bilder ausschneiden und anmalen. Schmutzige Hände müssen beim Eintritt gewaschen werden, wozu es, wie überall in Amerika, die vortrefflichsten Einrichtungen gibt. Nach Hause ausgeliehen wird meist nur an Kinder von 10 Jahren an. Sie erhalten Lesekarten wie die Erwachsenen und müssen mit ihrem Namen verpflichten, die Vorschriften zu be- m. Man wirkt auch moralisch auf sie ein, indem man z. B. in großen Buchstaben an die Wand malt: »Dies Zimmer steht unter dem Schutze der Knaben und Mädchen von . . .« Während der Schulferien kündigen einige Bibliotheken eine »Kinderwoche« an, was besonders zum Kommen auf muntert. Zur Weihnachtszeit werden allgemein Ausstellungen von Kinderbüchern veranstaltet; man druckt dazu ein Ver zeichnis mit erläuternden Bemerkungen, gibt die Bücherpreise und die Bezugsquellen an, und ein Beamter gibt Eltern und Kindern nähere Auskunft. Bei so viel Entgegenkommen und Anregung ist es be greiflich, daß diese Kinderbibliotheken stark besucht werden. Bei schlechtem Wetter sind die Räume oft so voll, daß man zwei Kinder auf einem Stuhle sitzen sieht, und bei den »Geschichten-Erzählstunden« finden oft viele keinen Einlaß mehr, weil der Saal voll ist. Die wesentlichste Bedeutung aber haben die Kinder bibliotheken in ihrer Beziehung zur Schule. Es gibt bereits 2600 Schulbibliotheken mit über 1000 Bänden, meist sogar mit 1500 bis 5000 Bänden oder mehr, von solchen unter 1000 Bänden ganz abgesehen. Bibliothekar und Lehrer helfen sich gegenseitig: die Bibliothek kauft, soviel sie kann, Bücher zur Ergänzung des Schulunterrichts und zur Benutzung bei den Schulaufgaben nnd berät die Lehrer, welche Bücher sie für die Schule anschaffen sollen. Dann schickt die Bibliothek regelmäßig Bücher, oft nach Wahl der Lehrer, auf Monate bis aus ein Jahr in die Schulen zum Ausleihen an die Kinder nach Hause, und dieselben Bücher kommen erst nach Jahresfrist oder später wieder in dieselben Schulen. Manchmal sind die Schulen selbst Zweigstellen der Bibliotheken. Auch ihre Bilder sammlungen leihen sie den Lehrern zum Unterricht. Die Bibliotheken kaufen ferner viele Exemplare eines und des selben Buches, damit alle Kinder einer Klasse es gleichzeitig lesen und sich mit ihren Genossen darüber unterhalten können. Die Lehrer führen auch die Schüler klassenweise in die Bibliothek, um sie mit dem vertraut zu machen, was sie dort zu suchen und zu lernen haben. Den Lehrern selbst wird in manchen Bibliotheken ein besondrer Raum neben dem Kinderzimmer zur Verfügung gestellt, ihnen werden Vorträge gehalten, und sie werden eingehend belehrt. Ander seits sind die Bibliothekare der Kinderabteilung verpflichtet, die Schulen monatlich zu besuchen, um sie genau und die Lehrer persönlich kennen zu lernen und um diesen und den Schülern auseinanderzusetzen, was in der Bibliothek zu finden ist und wie man es nützen kann. Sie verteilen in den Schulen die gedruckten Listen der neuen Erwerbungen,
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