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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.01.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-01-24
- Erscheinungsdatum
- 24.01.1907
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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Ein deutliches Bild, wohin solche nur kaufmännisch geführte Buchgeschäfte führen, zeigt uns schon heute das Warenhaus. Dort findet man nur direkt verlangte und gangbare Bücher, deren Druck bei genügend erreichtem Absatz auf eigne Kosten geschieh! mit Ausschaltung des Verlegers, damit diese Erzeugnisse ohne Vermittelungsspesen zu billigeren Preisen, als es der Sortimenter kann, verkauft werden können. Ich glaube, weder Verlag noch Sortiment wünscht die Ver mehrung von Geschäften dieser Art. Der bei Konkurrenzartikeln gewährte Rabatt von 40 bis 50 Prozent vermag aber bei seiner noch geringen Anwendung nicht den Durchschnittsrabatt genügend zu heben, denn es gibt, wie man bei genauer Prüfung der Fakturen bald herausfindet, noch eine große Reihe von Artikeln, die mit einer Gutschrift unter 25 Prozent bedacht werden. Freilich mutz dieses erst heraus gerechnet werden, denn die betreffenden Herren Verleger unter lassen immer, wohl meistens auS Schamgefühl, durch Angabe des Rabattsatzes ein Hervorheben und ein Begründen dieser abnormen Fälle. Da die mir gemachten Vorschläge zur Abwehr der Sortimenter not sich nach obigem ungenügend oder nicht praktisch erwiesen, kann ich trotz meines eifrigen Bemühens, Verlegers und Sorti menters Ansprüchen gerecht zu werden, und trotz meiner Be mühung, noch eine bessere Lösung als früher zu finden, nur an meinem ursprünglichen Vorschlag als dem einzig richtigen fest- halten: Erhöhung des Minimalrabatts: auf 30A bei Lieferung in Rechnung; auf 33V»R bei Lieferung gegen bar; aus 40A bei Zeitschriften, die Inserate aufnehmen. Um sich vor Verlusten zu schützen, müßte sich dann freilich der Verlagsbuchhändler zu einer gefahrlosen Erhöhung des Laden preises entschließen. Der Notstand des Sortiments ist sowohl vom Verlage wie vom Sortimentsbuchhandel allgemein, auch bereits öffentlich als bestehend anerkannt worden, es ist also Hilfe nötig und hohe Zeit dazu. Vielleicht ist heute noch manche dem Verfall entgegen eilende Existenz zu retten. Aber es handelt sich hier nicht allein um verlorenes Vermögen und den kaufmännischen Zusammen sturz strebsamer, ehrlicher Berufsgenossen, sondern um mehr: um die Erhaltung unsres deutschen Buchhandels in seiner heutigen von allen Nationen geachteten und deshalb auch beneideten Form. Bei der Aussichtslosigkeit einer Etablierung, da heutzutage der Besitzer eines Sortimentsgeschäfts nach Verzinsung des zum Kauf, zur Einrichtung und zum Betrieb gebrauchten Vermögens nur in seltnen Fällen Entgelt für seine eigne mühevolle, sorgen reiche Arbeit aus ihm herausarbeiten kann, wagt man schon seit längerer Zeit nicht mehr, einen jungen gebildeten Mann als Lehrling aufzunehmen; und bei dem Bewußtsein, daß eine Sortimentsbuchhandlung bei den augenblicklichen Verhältnissen kaum als Erwerbszweig anzusehen ist, wäre dies auch unrecht. Nun soll der jetzige notwendig gewordene Lehrlingsersatz dem Verleger behilflich sein, durch eigne Empfehlung mehr als früher für seine Artikel zu wirken? Hier liegt wohl auch ein Grund für die vom Verlag gerügte Sortimentersaumseligkeit. Aber gleich zeitig ist es ein Wahrzeichen, wie viel dem Verlagsbuchhandel an Verbesserung der jetzt bestehenden Verhältnisse liegen muß, denn nur mit guten Mitarbeitern vermag man Tüchtiges zu leisten. Deshalb ist es auch an ihm selbst, mit den Verbesserungs vorschlägen zu kommen und in geschloffener Reihe, soweit obige Bezugsbedingungen nicht bereits eingeräumt wurden, dem nach ahmungswerten Beispiele der Herren Alfred Pontzsn (Düffeldorf), Wilhelm Süfserott (Berlin) und Wilhelm Violet (Stuttgart) zu folgen. Hier erwächst zunächst dem Deutschen Verlegerverein — jetzt gewarnt — seine Aufgabe, bei den Mitgliedern anzusragen, ob sie helfen und wie weit sie dem Sortimentsbuchhandel Vergünstigungen einräumen wollen. Dann könnte durch Börsenvereinsbeschluß der erhöhte Minimalrabatt als allgemein verpflichtend festgesetzt werden. Natürlich müßte die Abstimmungsliste der Öffentlichkeit zugänglich sein, damit das Sortiment seine Retter kennen lernt; auch würde sie in der Geschichte des deutschen Buchhandels eine wichtige Rolle spielen. Ich glaube, über die Hälfte der Herren Verleger ist schon heute bereit, meinem vorgeschlagenen Weg zu folgen. Leider sind es aber gerade die Firmen mit den alten be währten Namen, die nach althergebrachtem Brauch noch immer zu denselben Bedingungen liefern wollen, ebenso wie es Groß- papachen zu tun pflegte. Also Prinzip! lind soll diesem das Fortbestehen eines edlen Berufs geopfert werden?! Der Sortimenter dagegen, der gewohnt ist, dem Verleger, weil er das Recht der Gewinnbestimmung für sich in Anspruch nimmt, auch die Verpflichtung aufzuerlcgen, diese in einer zu seinem Lebensunterhalt ausreichenden Höhe festzusetzen, muß aber auch selbst das Nötige zu seiner Existenzerhaltung tun. Bei einer völlig strebsamen Ausnutzung aller der ihm vom Verleger ge botenen Vorteile, muß er beständig auf Ersparung zu vermeiden der Ausgaben bedacht sein. Und hierzu gehört vor allen Dingen die völlige Abschaffung des Kundenrabatts, der in andern kauf männischen Branchen, in denen feststehende Preise normiert sind, bereits überall verschwunden ist. Ich habe mich schon lange und viel mit dieser Sache be schäftigt und zweifle trotz der wiederholten Entgegnungen ängst licher Berufsgenosfen nicht an seiner Ausführbarkeit, wenn der Sortimenter sich nur selbst helfen will. Notwendige Preis veränderungen, die den kleinen Handwerkern durch gemeinsames Zusammenhalten möglich waren, würden von uns doch auch zur Ausführung gebracht werden können! ^ Auf meine Klagen den Herren Bibliothekaren gegenüber, daß wir bei einer Rabattgewähr von 5A resp. 7'/,A nichts verdienen können, wurde mir meistens geantwortet: -Warum geben Sie denn diesen Abzug?» Sollte und durste ich dann antworten: -Im Buchhandel sind wir so mißtrauisch und brotneidlsch, daß wir lieber Schaden leiden, als unfern Berufsgenossen das Ver trauen schenken, ein gegebenes Versprechen zu halten.» Können wir mit solcher Gesinnung Rettung vom Verleger erwarten? Hat ferner jene große Verleger nicht recht, der mir schrieb: -Ich werde dem Sortimenter helfen, wenn er mir durch Abschaffung des Kundenrabatts beweist, daß er Hilfe bedarf und an seinem Fort kommen auch selbst Mitwirken will!-? Hier ist die Arbeit für die Kceisvereine und den Rechtsschutz verein deutscher Sortimenter. Welcher Verein wird den Anfang machen? Der ferne Westen, der ferne Osten mit ihren hohen Transportspesen? Der Verein Dresdner Buchhändler, der in der Kundenrabatt-Angelegenheit bereits einmal an der Spitze marschierte, oder der stets hilsbereite Freund des Sortimenters, der Rechtsschutzoerein? Der Sortimenter nimmt bei einem Angebot auch gern die Gelegenheit wahr, es mit den Verlegern zu versuchen, und hier kann er bei eigner Rabaltbestimmung zeigen, was ihm als Verkäufer not tut. Aber hier bildet er keine Ausnahme von der Regel. Von der Wahrheit meiner Erörterungen setbst über zeugt, werde ich vom 1. Februar 1907 an den Rabatt meiner Kommissionsartikel auf 33^, gegen bar, meines eignen Verlages auf 40A, bei Abnahme von 7 oder mehr Exemplaren auf 50 A auch gegen bar erhöhen. Mein Verlag (L. Sauniers Buchhandlung in Danzig) ist freilich nur klein; aber vielleicht regt vieler Ent schluß meine verlegenden Sortimenterkollegen zur Nachahmung an. Cs wird ca. 7900 Geschäftsinhabern geholfen, wenn jeder auch nur sein kleines Teil zur Besserung beiträgt. In der Hoffnung, daß noch in diesem Jahre 1907 eine Ver besserung unsrer Notlage eintreten möge, bitte ich alle Beruss- genoffen, durch ihre Mithilfe an der Erfüllung dieses Wunsches zu arbeiten. Danzig, den 22. Januar 1907. Gustav Horn, Buchhändler. Zeitschriften-Bestellung. Die Herren Zeitschriften-Verleger würden sich die Dankbarkeit der Sortimenter erwerben, wenn sie die Bestellzettel für die Zeit schriften etwas früher zur Versendung brächten; die meisten treffen zu spät ein. Im beiderseitigen Interesse sollen die Bestellungen möglichst zeitig gemacht werden, spätestens am 15. des letzten Quartalmonats; die Bestellzettel gelangen aber zum großen Teil erst in der Zeit vom 20.—25. dieses Monats in die Hände des Sortimenters. Fürstenwalde, Spree. Johannes Seyfarth.
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