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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.01.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-01-24
- Erscheinungsdatum
- 24.01.1907
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- Deutsch
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958 Fertige Bücher. 20. 24. Januar 1907. Max Hesses Neue Leipziger Klassiker-Ausgaben. In einem Artikel über „Klassiker-Ausgaben" schreibt St. (vr. Karl Storck?) im neuesten Hefte (IX, 3) des Türmers: Sogenannte Klassikerausgaben sind mit Recht die beliebteste Büchergabe auf dem Weihnachtstisch. Der Be griff ist ja buchhändlerisch sehr weit zu fassen. Er hat mit der literaturgeschichtlichen Einstellung einer Persönlichkeit als Klassiker nichts zu tun, sondern bedeutet jene Sammlung und Zusammenstellung von Werken eines Dichters, wie wir sie dauernd dem lebendig zu erhaltenden Bücherschatze unseres Volkes einstellen möchten. Für billiges Geld soll hier den weitesten Kreisen gute literarische Kost zugänglich gemacht werden. Es ist wohl keine Übertreibung, wenn man sagt, daß ein deutscher Dichter eigentlich erst durch die Einreihung in die Klassiker-Bibliotheken so recht zum Besitzstands seines Volkes gehört. Erst meist 30 Jahre nach seinem Tode, wenn die literarische Schutzfrist abgelaufen ist, beginnt die stille, aber um so eindringlichere Dauerwirkung seiner Bücher auf jene Schichten unseres Volkes, die ihre literarischen Bedürfnisse nicht aus Leihbibliotheken oder aus dem Feuilleton ihrer Zeitung befriedigen. Mancher Dichter, der halb vergessen schien, erwacht dann zu einer starken neuen Wirksamkeit. Auf dem Gebiete dieser Klassikerausgaben hat seit einigen Jahren der Verlag von Max Hesse in Leipzig die Führung gewonnen. Ebenso billig wie die billigsten derartigen Llnternehmungen, hat dieser Verlag von vornherein den Grundsatz verfolgt, „kritische" Ausgaben zustande zu bringen. Kritisch und doch volkstümlich. Höchste Sorgfalt in der Behandlung des Textwortes, aber Befreiung vom Ballast des philo logischen Kleinkrams. Ausgezeichnete Fachgelehrte sind für die Veranstaltungen dieser Ausgaben gewonnen. Eine oft zum selbständigen Buch angewachsene Biographie und überdies reichliche Einleitungen zu den einzelnen Werken führen den Llnkundigen, bringen aber meist auch dem Fachmann Wertvolles. So ist man also gerade für die Hausbibliothek bei der Anschaffung der Hesse-Ausgaben vor jeder Enttäuschung gesichert. Für jene, denen auch das äußere Gewand des Buches ein wichtiger Faktor für den Genuß beim Lesen ist, sind zwei reicher ausgestattete Ausgaben vorhanden. Während die gewöhnliche Ausgabe in einfachen Leinwandbänden, die aber in Papier und Druck befriedigen, vor uns hintritt, ist die sogenannte feine Ausgabe — um die Hälfte teurer — auf besserem Papier, in einem guten Halbfranzband geliefert, und eine doppelt so teure Ausgabe ist sogar berechtigt, den Namen Luxusausgabe zu führen. Max Hesses Verlag ist auch literarisch sehr gut geleitet und macht sich seine Aufgabe nicht so leicht, daß er nun einfach abwartet, was die Zeitwoge aus dem riesigen Büchermeere von selbst an den Strand wirst. Hat er im letzten Jahre noch vor dem Frei werden seine ausgezeichnete Mörike-Ausgabe herausgebracht, so erwarb er sich dieses Jahr in rein biblio graphischem Sinne ein noch größeres Verdienst durch die Veranstaltung einer zehnbändigen Ausgabe von Heinrich Laubes „ausgewählten Werken", die in fünf Leinenbänden geb. 10 M. kostet. Die von Heinrich Hubert Houben, wohl dem besten Kenner der Periode des Jungen Deutschlands, veranstaltete Ausgabe legt den Nachdruck auf die dramaturgischen und selbstbiographischen Arbeiten Laubes. Die „Lebens erinnerungen" sind von hoher Bedeutung für die gesamte Auffassung der Zeit. Gerade hier wurde weit mehr als ein Neudruck geboten, vieles bisher Unveröffentlichte ist hinzugekommen. Die außerordentlich wichtigen „Briefe über das deutsche Theater" sind hier zum erstenmal in Buchform zu erreichen. Dann sind die großen Werke über das Burgtheater, das Norddeutsche Theater und das Wiener Stadttheater ausgenommen. In diesen dramaturgischen Schriften liegt zweifellos die dauernde Bedeutung Laubes... Dem gegenüber mußten die Dramen zurücktreten. Es sind nur fünf derselben mitgeteilt, darunter allerdings „Die Karlsschüler" und ,,Graf Essex". Sehr begrüßenswert ist es, daß immer Laubes eigene Einleitungen wieder abgedruckt wurden ... Da Laube 1884 gestorben ist, werden seine Werke erst in neun Jahren frei sein. Llm so wichtiger ist also die hier vorliegende Klassiker-Ausgabe, die jedem denkenden Literaturfreunde eine hochwillkommene Gabe darstellen muß. Die Biographie Laubes aus der Feder des Herausgebers ist der erste umfangreichere Ver such der Darstellung dieses reichbewegten, vielverschlungenen Lebensganges. Die außerordentlich eindring liche Kenntnis des Verfassers von der ganzen Zeit, die hier in Betracht kommt, hat ihn in den Stand gesetzt, das Bild der Persönlichkeit leuchtend aus einem meisterhaft durchgearbeiteten Hintergrund hervortreten zu lassen..... Ich empfehle den Herren Sortimentern meine Ausgaben aufs neue zur regen Verwendung! Bei dauerndem Vertriebe meiner Ausgaben werden Sie bald bemerken, daß viele Käufer sich nach und nach immer weitere Dichter anschaffen, und daß sich dadurch Ihr Absatz an Klassiker-Ausgaben bald ganz erheblich steigert. Die bereits durch Zirkulare angezeigten Neuigkeiten Ferdinand Freiligrath, Anastasius Grün, Karl Simrock werden gegen Ende dieses Monats erscheinen; Firmen, die noch nicht bestellten, bitte ich um recht baldige Ein sendung der Aufträge! Diese drei neuen Ausgaben dürften sich allen ihren Vorgängern würdig anreihen und werden dazu beitragen, den guten Ruf meiner Klassiker-Ausgaben in immer weitere Kreise zu tragen. Max Hesses Verlag. Leipzig, Mitte Januar 1907.
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