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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.01.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-01-29
- Erscheinungsdatum
- 29.01.1907
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- Deutsch
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Verlag üblich geworden, zur Ostermefse nur wenig oder garnicht disponieren zu lassen, und zwar werden gerade die gangbarsten Artikel zurückverlangt. Man ergänzt in vielen Fällen also nur, um zur Ostermesse wieder zu remittieren. Der geringe Mehr verdienst, den man durch die Barergänzung gewonnen hat, wird auf diese Weise durch die doppelten Porto- und Kommissions spesen wieder ausgewogen. Aus alledem geht hervor, daß die Ergänzung durch Bar- Nachbezug nicht in dem Umfange ausgeübt werden kann, und daß die Vorteile derselben nicht so große sind, wie es nach den Ausführungen des Herrn Ackermann scheinen möchte. Eine wesentliche Ersparnis an Arbeit und Unkosten würde es aber bedeuten, wenn sich alle Verleger dazu entschließen könnten, Ende des Jahres auf feste Bezüge und abgesetzte Kommissions ware einen Extrarabatt gutzuschretben. Verschiedene Jugendschriftenverleger tun dies ja heute schon. Dann müßten natürlich die Lagerartikel von neuem ü condition bezogen bezw. geliefert werden. Eine Ergänzung durch Barnachbezug im Laufe des Jahres von Büchern, die auf Lager fortdauernd gebraucht werden, würde dieses Verfahren selbstredend nicht ausschlietzen. Nun wird von seiten des Verlagsbuchhandels immer wieder darüber Klage geführt, daß der Sortimenter sich nicht genug für die Novitäten verwende. Diejenigen Herren Verleger aber, die ihre Novitäten direkt ans Publikum vertreiben und wissen, welche Arbeit der Vertrieb nur einer einzigen Novität verursacht, werden mir zugeben, daß es für den Sortimenter — an den doch von Hunderten von Verlegern die Aufforderung ergeht, sich für ihre Nova zu verwenden — ganz unmöglich ist, auch nur die hervor ragendsten Erscheinungen in umfassender Weise zu vertreiben. Cr wird sich immer die ihm besonders lohnend und für seinen Platz geeignet erscheinenden Werke heraussuchen müssen. Es wird daher auch fernerhin in den meisten Fällen Sache des Verlegers bleiben, für die Einführung und den ersten Vertrieb seiner Novi täten selbst zu sorgen. Damit komme ich nun aber zu einem der größten Leiden des Sortimenters, der Konkurrenz von seiten des Ver lages. Wie nun aber aus der Zwickmühle herauskommen? Zu nächst meine ich, daß es Pflicht des Sortimenters ist, sich mehr als bisher dem Vertrieb von Novitäten zu widmen. Viele Sortimenter tun dies überhaupt nicht, unter dem Vorwände, es sei zu kostspielig. Ein Vorwand, der häufig nur ein Deckmantel für die Bequemlichkeit ist. Dann aber sollten doch auch die Herren Verleger sich entschließen — einige tun es ja schon jetzt — die von ihnen selbst gesammelten Bestellungen an jedem Ort demjenigen Sortimenter zu überweisen, der sich am meisten für ihren Verlag verwendet, sei es auch mit gekürztem Rabatt. Da wird mir nun eingewendet werden, es sei ja sehr bequem, zu ernten, wo man nicht gesäet hat. Ich glaube aber, daß der Sortimenter, der sich das ganze Jahr hindurch durch Aus stellen der Bücher in seinem Schaufenster, Vorlegen und Empfehlen beim Publikum, Ansichtssendungen und andre Manipulationen mehr um den Verlag bemüht, auch beanspruchen kann, daß ihm an seinem Platz nicht auch noch von dessen Seite Konkurrenz gemacht wird. Freilich werden wir das nie erreichen, wenn es uns nicht gelingt, durch Einigung zu einem gewissen Einfluß zu ge langen. Unsre Ohnmacht ist unser drittes großes Leid. Damit will ich nun keineswegs dem Verlag den Krieg erklären. Ich bin vielmehr der Überzeugung, daß Verlag und Sortiment am meisten durch friedliches Zusammenwirken erreichen werden. Aber es ist zwischen beiden wie bei den großen Nationen mit dem be waffneten Frieden. Der Verlagsbuchhandel muß auch wissen, daß er in den geeinigten Sortimentern einer Macht gegenübersteht, deren Wünsche er zu berücksichtigen hat. Diese Macht mutz sich aber vor allen Dingen auf Leistungsfähigkeit gründen. So lange es für den Verleger keinen Schaden bedeutet, wenn sich das Sortiment von ihm abwendet, solange wird dieses auch keinen Einfluß auf den Verlag ausüben können und dazu auch nicht das Recht haben. Daß die Leistungsfähigkeit des Sortimentsbuchhandels eine geringere ist, als sie sein könnte, liegt zum größten Teil an der unzureichenden Bildung und Strebsamkeit der Sorti menter. Lesen, immer lesen muß der Sortimenter, wenn anders er dem Publikum ein guter Berater sein will. Selbstverständlich ist es unmöglich, alles, was erscheint, zu lesen, wohl gar ganz durchzulesen; die fachwissenschaftlichen Werke sind von vornherein ausgeschloffen. Wer aber die genügende Bildung hat, wird schon nach der Lektüre einiger Kapitel eines Buches beurteilen können, was daran ist. über das, was er nicht lesen kann, muß er sich durch sorgfältiges Studium des Börsenblatts und literarischer Fachblätter orientieren. Aber nicht nur unter den Chefs, sondern auch unter den Gehilfen macht sich, zumal seit dem letzten Jahrzehnt, die unzu reichende Bildung — sowohl die schulmäßige wie die buchhändle rische — unangenehm bemerkbar. Und das ist wieder ein großes Leiden des Sortiments. Wie schwer ist es heute, einen tüchtigen Gehilfen zu bekommen! Und dabei werden bei sinkenden Leistungen immer höhere Gehaltsansprüche gemacht! Eine mangelhafte und ungewandte Bedienung des Publikums ist die Folge davon. Ich habe auf meinen Reisen häufig die Ge legenheit wahrgenommen, in fremden Städten als unbekannter Käufer die Sortimentsbuchhandlungen aufzusuchen. Wie oft bin ich da einer unbeholfenen, ja manchmal sogar unfreundlichen Be dienung begegnet! Das Schlimmste war aber die Unwissenheit und Unbelesenheit, die ich meist — und zwar nicht nur unter den Gehilfen — antraf. Es ist die Pflicht unsers ganzen Standes, einschließlich des Verlags- und besonders des Kommissionsbuch handels, dafür zu sorgen, daß nur junge Leute mit guter Schul bildung in unfern Stand ausgenommen werden, und daß diese auch eine tüchtige buchhändlerische Ausbildung erhalten. Sehr recht hat nun Herr Ackermann, wenn er sagt, daß der Sortimenter in der Regel sein Geschäft zu wenig kaufmännisch betreibe. Das liegt aber auch an seiner mangelhaften Ausbil dung. Wo lernt man denn in Deutschland eine Buchhandlung nach kaufmännischen Gesichtspunkten führen? Ich habe es erst im Auslande gelernt. Dem, was Herr Ackermann über diesen Punkt sagt, möchte ich noch hinzusügen, daß uns vor allen Dingen auch eine sorgfältige, nach modernen Grundsätzen eingerichtete Buchführung nottut. Wieviel lukrativer könnte manchmal ein Geschäft gestaltet werden, wenn man nur wüßte, was einem dieser oder jener Zweig des Geschäfts einbrtngt, ob er überhaupt etwas einbringt I Nicht beistimmen kann ich aber der Behauptung des Herrn Ackermann, daß sich das Sortiment noch zu sehr an die zum Teil veralteten Verkehrsverhältnisse im Buchhandel klammere und nicht genügend mit der Zeit oorangeschritten sei. Ich halte die buch händlerischen Verkehrsverhältnisse keineswegs für veraltet, sondern auch für unsere Zeit noch recht praktisch; nur müssen sie in richtiger Weise benutzt werden. Und hierin wird vom Verlag viel mehr gefehlt als vom Sortiment. Wollen doch die Klagen nicht auf hören, daß es immer noch Verleger gibt, die nicht direkt liefern und — was noch schlimmer ist — die auf direkte, eilige Bestellungen bei Expeditionsverhinderung über Leipzig antworten! Das ist nicht nur eine geradezu unglaubliche Rückständigkeit, nein, das ist die cillerkleinlichste Pfennigfuchserei. Darüber wird nun so viel im Börsenblatt geklagt; aber gerade diejenigen Firmen, «n deren Adresse sich diese Klagen wenden, finden sich nicht im geringsten veranlaßt, in ihrem Geschäftsbetrieb etwas zu ändern. Ein weiterer Übelstand ist der, daß manche Verleger in Leipzig ausliefern laßen, manche nicht, manche ganz, manche nur teilweise. Wenn alle Verleger vollständig in Leipzig ausliefern würden, so würde manche Verzögerung, viel Porto, viel Arbeit und viel Arger erspart werden. Durch die Benutzung der Bankinstitute, besonders der Reichs bank, kann bei allen Geldgeschäften viel Porto gespart werden. Jeder, der ein Giro-Konto bei der Reichsbank hat und es richtig auszunutzen versteht, wird mir das zugeben. Aber es gibt noch heute in Deutschland große und bedeutende Verlagsfirmen, die weder ein Reichsbank-Giro-Konto noch überhaupt ein Bank-Konto haben. Das ist auch eine große Rückständigkeit. Ganz besonders praktisch ist ja der Scheckverkehr, der in England bis zur Voll endung ausgebildet ist, bei uns aber leider noch ganz in den Kinderschuhen steckt. Endlich möchte ich mich noch der Schulbücherfrage zuwenden. Die Herren Verleger scheinen zu glauben, es nicht nötig zu haben, auf Schulbücher einen höhern Rabatt, als das vorgeschriebene Mindestmaß, also 2ö Prozent zu gewähren, viele geben sogar noch weniger Rabatt. -Es sei ja nur Vermittlerrabatt», meint Herr
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