Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.02.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-02-15
- Erscheinungsdatum
- 15.02.1907
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19070215
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190702157
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19070215
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1907
- Monat1907-02
- Tag1907-02-15
- Monat1907-02
- Jahr1907
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Vortragende nun, wie das Buchgewerbe sich gewandelt habe: 1. im Laufe der christlichen Geschichte, 2. in der Zeit der Mönchskultur, 3. in den Bewegungen des Humanismus und der Reformation, 4. in den Zeiten einer neueren per sönlichen Religiosität von der Mitte des achtzehnten Jahr hunderts ab. Zunächst wies Redner darauf hin, wie das Christentum in den ersten Jahrhunderten seines Bestehens den Kampf aufzunehmen hatte mit der bestehenden heidnischen Welt und wie es aus diesem Kampf unter Kaiser Konstantin, der das Christentum zur offiziellen Staatsreligion des rö mischen Weltreichs machte, siegreich hervorging. In jener Zeit entstehen die Perikopen mit den Eoangelientexten und Episteln, die dem -praktischen Zweck der gottesdienstlichen Schriftverlesung dienten. Die Ausstattung jener Bücher, die auf dem Altar der Kirche Platz fanden, sei kostbar und künstlerisch gewesen. Mit dem Auftreten des Mönchtums treten als neue Formen religiöser Bücher auf: das Missale, das die Meß liturgien enthält, und das Horarium oder Breviarium, das die für den Tag und die Nacht bestimmten Gebete und Gesänge enthält. Wurden Missale und Brevier zu einem Buch verschmolzen, so entstand das Plenarium. Viele Hände waren dabei tätig, zu schreiben, zu rubrizieren, die Schriften mit Titelvignetten, Initialen, Zierleisten, Vollbildern rc. aus zuschmücken, und so wurden jene Bücher oftmals wahre Kleinodien der Buchkunst. Erweitert wurden diese Bücher noch durch die Einfügung eines Kalenders, damit der Inhaber stets unterrichtet sei, an welchem Tage er sei und welches der vorgeschriebenen Offizien er für diesen Tag wählen müsse. Dadurch habe die Mönchskultur der Buchkunst und dem Buchgewerbe neue Ziele und Aufgaben gestellt. Aber das Mönchtum habe nicht nur für die vermehrte Pracht und Herrlichkeit der Kirche gewirkt; sondern es habe auch dahin gestrebt, durch Kasteiung und seelische Erhebung, sowie seel sorgerische Behandlung das Heil der Einzelseele sicherzu stellen. Gegen Ende der Periode der kirchlichen Mönchs kultur wurde die Buchdruckerkunst erfunden. Sie habe die in der bisherigen Kultur der Kirche bestehenden Anregungen und Ziele dankbar aufgegriffen und auf sich wirken lassen. Das zeige sich in prachtvollen Bibeldrucken der ersten Zeit, in künstlerischen Brevier- und Missaledrucken des ausgehenden Mittelalters und zeige sich namentlich in einer Reihe von intimen Drucken, deren Inhalt für die Kultur der Seele bestimmt sei. Es sei falsch, den letzteren humanistischen Charakter zuzuschreiben, da die Voraussetzungen ihrer in timen Zartheit in der mittelalterlichen Mönchskultur zu suchen seien. Eine neue Blüte der Buchdruckerkunst breche an in der Zeit des Humanismus und der Reformation, in der sich die denkbar engsten Beziehungen zwischen Buchgewerbe und Religion zeigten. Daß die humanistische Bewegung und die Reformation sich niemals hätten siegreich durchsetzen können ohne die Buchdruckerkunst und die ihr zur Seite gehenden Künste des Holzschnitts und Kupferstichs, das sei eine oft erörterte Wahrheit. Die Buchdruckerkunst habe die Bildung entkirchlicht, sie habe sie von den Klöstern und Bischofssitzen in die Städte und an die Fürstensitze getragen. Mit ihrer Hilfe erstand eine Laienkultur, die in religiöser Beziehung auf Vertiefung der Persönlichkeit und auf Ver einfachung der kultischen Formen ausging und die zu ihrer Behauptung sich der von Italien einströmenden antiken Bildungselemente bediente. Dann sei Martin Luther ge kommen, der das Ohr seines Volks gefunden habe, und wenn es ihm gelungen sei, die Fesseln Roms zu zerbrechen, so habe er dies in erster Linie dem kraftvoll aufstrebenden Buch gewerbe seiner Zeit zu danken, das den befreienden Gedanken seiner tiefinnerlichen Religiosität in die weitesten Kreise hinaustrug. Als charakteristische Formen der damaligen buchgewerblichen Produktion seien die Flugschriften, die deutschen Bibeldrucke und die Katechismen, Gesangbücher und Postillen hervorzuheben. Der vierte Hauptabschnitt der in Betracht gezogenen Entwicklung des Buchgewerbes setze mit der Zeit einer neuern persönlichen Reformation ein, die um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts beginne. Wohl habe die Refor mation bereits eine persönliche Religiosität angestrebt, die edoch infolge der Orthodoxie und Fürstenherrschaft in den protestantischen Territorien vielfach wieder verloren gegangen ei, bis sie in Pietismus und Aufklärung sich wieder kräftiger regte. Erst die großen Klassiker, und unter diesen nament lich Lessing und Herder bereiteten der neuern Religiosität die Bahn. Schleiermacher wurde zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts ihr Prophet. Daß auf einem der Natur nach so konservativen Ge biet, wie die Religion es sei, die neue Kunstbewegung noch nicht so gewirkt habe, wie es wünschenswert wäre, sei ver bindlich. Immerhin habe im Zusammenhang mit der neuen Kunstbewegung eine stärkere außerkirchliche Religionsbewegung eingesetzt, die in hervorragenden Erzeugnissen des Buch gewerbes für ihre Ideen Propaganda mache. Hierher ge hörten die Schriften für religiöse Kultur im Verlag von Diederichs in Jena. Zu erinnern sei ferner an die Versuche der Neueinführung von künstlerisch ausgestatteten Gesang büchern in einzelnen Landeskirchen. Es sei zu hoffen, daß rn unsrer religiös lebendigen Zeit auch wieder so innige Beziehungen der neuen Religiosität mit dem modernen Buch- und Kunstgewerbe entstehen werden, wie sie die drei großen Epochen der bisherigen Kirchengeschichte aufweisen. Zu hoffen sei, daß für die Bibel, für die Bücher der häuslichen Erbauung und des religiösen Jugendunterrichts und endlich für die mächtig anschwellende Traktatliteratur, die den religiösen Gedanken ins Volk trage, individuelle Formen gefunden werden mögen, in denen mit Hilfe der neuen Buchkunst die kostbaren Perlen unsers Glaubens gefaßt und wirksam dargeboten werden. Denn durch das geschriebene Wort des Buchs wirke der Heilige Geist, da auch das Buch im christlichen Volk ein Tempel der Gottheit sei. Ernst Kiesling. Kleine Mitteilungen. Deutscher Buchgewcrbevereirr. — Vortrag. Heute, Freitag, abend findet in der Gutenberghalle des Deutschen Buchgewerbe hauses zu Leipzig, der fünfte Vortrag des Zyklus: Das Buch gewerbe und die Kultur, statt. Herr Professor Or. R. Wuttke aus Dresden spricht über »Das Buchgewerbe und der Staat« und wird hierbei die Wechselbeziehungen des Staates zu den einzelnen Druck gewerben schildern, die ja im Lause der Jahrhunderte verschieden artige Wandlungen erfahren haben. (Red.) Versteigerung vou Büchern, Stichen, Zeichnungen usw. im Hotel Drouot »u Paris. — Was den Verkauf von Büchern und Stichen anbelangt, so muß der Januar als ein Durchschnitts monat bezeichnet werden, da fortwährend kleinere und mittlere, nicht aber große Bücherauktionen stattfanden. Der Februar aber, der gleich in der ersten Woche mit zwei bedeutenden Bibliotheken versteigerungen eingesetzt hat, dürste das Kaufpublikum reich entschädigen. Der vierte Verkauf der Postwertzeichensammlung des Herrn Le Roy-d'Etiolles fand am 29. und 30. Januar statt und ergab 76 963 Frcs. Eine österreichische Zeitungsstempelmarke (roter Merkurkops 1850) wurde mit 2160 Frcs. bezahlt. Die 4 Ver steigerungen ergaben bis jetzt 339 504 Frcs. Der fünfte Teil dieser Briefmarkensammlung kommt in den Tagen vom 18. bis 23. Februar unter den Hammer. Ein interessanter Verkauf von Stichen und Zeichnungen (Sammlung Lassouche) fand am 19. Januar 1907 unter der Lei-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder