Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.05.1907

5360 Börsenblatt f. d, Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 120, 27. Mai 1907. bündnis zwischen dem Norddeutschen Bunde und den süddeutschen Staaten auf der Grundlage des alten Bundes, aber — und das ist den altern Anschauungen gegenüber zu betonen — ohne Südbund. Nach einigen hoffnungsvollen Anläufen sah sich Hohenlohe genötigt, die darauf bezüglichen Verhandlungen ruhen zu lassen, und zwar nicht bloß wegen der drohenden Intervention Österreichs und Frankreichs, sondern auch wegen des innern Wider strebens gerade der Männer, die im übrigen die Stellung Hohen lohes zu stärken suchten, des Großherzogs von Baden und des Grafen Bismarck, der mit den Zollvereinsoerhandlungen dazwischen fuhr. Unmittelbar darauf regte der österreichische Minister präsident Graf Neust in Fühlung mit Frankreich und patriotischen Kreisen Bayerns die schon im Prager Frieden vorgesehene Grün dung eines Südbundes an. Hohenlohe, der bisher eine ab lehnende Stellung dazu genommen hatte, ging jetzt auf den Gedanken einer Gründung des Südbundes ein, aber nicht um damit eine Barriere gegen Preußen aufzurichten, sondern um auf Umwegen zu dem zu gelangen, was sein eigentliches Ziel war, zu einer organischen Verbindung mit dem Norden. Der Versuch scheiterte an der Ablehnung der bayerischen Hegemonie gleich durch den Staat, der bei der Verfolgung des früheren Projekts am längsten mit Bayern zusammengegangen war, durch Württemberg. Der erste Vortrag wird in den Denkschriften der Akademie, der zweite in den »Forschungen zur Geschichte Bayerns» erscheinen. 3. berichtete Herr Simonsfeld über »Einige Urkunden Friedrich Rotbarts in Italien-, die er teils im Original, teils in Abschriften auf einer neuen Archivreise nach Italien in den Bibliotheken und Archiven von Brescia, Bergamo, Mailand, Crema, Cremona, Borgo San Donnino, Parma, Jmola unter sucht hat. Das Verzeichnis derselben wird in den Sitzungs berichten veröffentlicht werden. (Nach: Beilage z. Allgemeinen Ztg.) Sächsische Hauptbibelgcscllschaft. — Die Sächsische Haupt bibelgesellschaft hielt kürzlich in Dresden unter Leitung ihres Präsidenten Sr. Exzellenz des Herrn Staatsministers a. D. und Ministers des Königlichen Hauses v. Metzsch ihre Jahreshaupt versammlung ab. Die Bibelgesellschaft hat in der Berichtszeit 126648 -E verein nahmt, wozu beitrugen die Osterkollekte 20449 und der Erlös aus den verkauften heiligen Schriften 68161^. Den Einnahmen stand eine Ausgabe von 109825 ^ gegenüber. Die Kosten der Bibelauflagen erreichten die Höhe von 36640 für gekaufte heilige Schriften wurden 22266 ^ verausgabt und die Buch binderkosten stellten sich auf 34406 In das neue Geschäfts jahr 1907 trat die Hauptbibelgesellschaft mit einem Kassenbestand von 16823 und einem bei der Königlichen Kultusministerial- kasse hinterlegten Vermögen im Nennwerte von 141500 ein. Was die Tätigkeit der Gesellschaft im Jahre 1806 anlangt, so gingen von ihr hinaus 48 065 heilige Schriften, und in den ersten drei Monaten des Jahres 1907 war das Verlangen nach Bibeln stärker als bisher im gleichen Zeiträume. Unter den Drucken der sächsischen Bibelgesellschaft befinden sich zwei fremd sprachliche Ausgaben, nämlich eine wendische und eine solche in der Moschisprache, welch letztere den Eingeborenen in den deutschen Gebieten am Kilimandscharo das Wort Gottes vermitteln soll. Außerdem hat die Bibelgesellschaft den Bezug von heiligen Schriften im Hebräischen, Französischen, Englischen, Russischen, Griechischen, Lateinischen und andern Sprachen vermittelt. Unter Kenntnisnahme von alledem erteilte die Versammlung dem Vorstande einstimmig Entlastung und genehmigte den Haus haltplan mit dem Zusatze, daß für die tamulische Bibelübersetzung für einen Stereotypdruck der Betrag von 1000 ^ eingestellt wird. Weiter beschloß man einen Neudruck der den Bibeln beizufügen den geographischen Karten und der Serien der Schnorrschen Bibelillustrationen. Ein Bibelneudruck soll erfolgen, sobald die Frage der sogenannten Archaismen durch Entschließung des Aus schusses der deutschen evangelischen Kirchenregierungen entschieden sein wird. Für diesen Neudruck sollen neue Stereotypen her gestellt werden unter Ausscheidung veralteter Wortformen. Bis dahin und daneben vielleicht auch ferner wird die sächsische Bibel gesellschaft an den Drucken andrer Gesellschaften wie schon bisher mit Vorteil teilnehmen. Immer brennender ist für die sächsische Bibelgesellschaft die Lokalfrage geworden, nachdem sich ihre im Vereinshause zu Dresden befindlichen Geschäftsräume als gänzlich unzureichend erwiesen haben. Diese Tatsache führte zur Erörterung der Frage des Baues eines eignen Btbelhauses in Dresden; man kam jedoch nach eingehenden Erwägungen zu dem Beschlüsse, von der Er werbung eines eignen Grundstücks für die Bibelgesellschaft vor läufig abzusehcn, jedoch das Souterrain und das Parterre des ehemaligen Wallwitzschen Hauses in Dresden, Lüttichau-Straße, als Geschäftsräume zu ermieten. Weiter beschäftigte sich die Versammlung mit der Frage der künftigen Beziehungen zum Buchhandel. In der Besprechung wurden derart schwerwiegende Bedenken gegen den Vertrieb der Bibeln durch den Buchhandel laut, daß die Bildung einer be- sondern Kommission für diese Angelegenheit beschlossen wurde. Die Kommission, die der nächsten Hauptversammlung endgültige Vorschläge machen soll, besteht aus den Herren Oberkonsistorialrat v. Kühn - Dresden; Hofrat 0r. msä. Schieck-Dresden; Kirchenrat Molwitz, Direktor der Diakonissenanstalt Dresden; Buchhändler Köhler-Dresden und Ino. Pastor Wuttig - Dresden, dem Sekretär der Gesellschaft. Die Jahresfeier der Sächsischen Hauptbibelgesellschaft wird auch dieses Jahr im Rahmen der kirchlichen Septemberfeste, und zwar am 3. September in der Frauenkirche in Dresden adgehalten; Festpredigt und Bibelverteilung an Kinder finden bei diesem Gottesdienst statt, und außerdem wird eine öffentliche Abend versammlung geplant. (Leipziger Zeitung.) Kätner Berlagsanstalt und Druckerei, Aktiengesellschaft, vormais I. Dtetz » Baum sche Druckerei, in Köln a. Rh. — Die diesjährige, 18., Generalversammlung der Aktionäre der Ge sellschaft wird am Dienstag den 18. Juni, vormittags 11 Uhr, in den Geschäftsräumen deS A. Schaaffhausen'schen Bankvereins in Köln gehalten werden. Aus der Tagesordnung sind folgende Beratungsgegenstände hervorzuheben: 6. Antrag des Aufsichtsrats auf Herabsetzung des Grund kapitals der Gesellschaft von 1500000 auf 1000000 zwecks Vornahme von Abschreibungen durch Zusammen legung und Abstempelung von je 3 Aktien zu 2 Aktien. 7. Antrag des Aufsichtsrats auf Wiedererhöhung des herab gesetzten Grundkapitals auf 1600 000 ^ durch Ausgabe von 600 000 ^ neuen Vorzugsaktien (600 St. L nom. 1000 ; Festsetzung der Vorzugsrechte der neuen Aktien und der Modalitäten der Begebung; Ausschluß des gesetzlichen Be zugsrechts der Aktionäre; Einräumung von Vorzugsrechten auch an diejenigen gemäß Nr. 6 abgestempelten alten Aktien der Gesellschaft, auf welche eine freiwillige Zuzahlung von je 250 pro abgestempelte Aktie geleistet wird; 8. Änderung der HZ 3 und 19 Abs. 4 des Statuts entsprechend den Beschlüssen zu Nr. 6 und 7 sowie des Z 1 des Statuts betreffend die Firma der Gesellschaft und des § 13 betr. Festsetzung einer Minimaltantieme für den Aufstchtsrat. Der Geschäftsbericht des Vorstands mit der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung liegt gemäß Z 17 des Statuts vom 25. Mai ab in dem Geschäftslokal der Gesellschaft, Köln, Stolk- gasse 27/29, zur Einsicht der Aktionäre, die sich als solche legi- mieren, auf. (Nach: Dtschr. Reichsanzeiger.) Personalnachrichten. Ordensauszeichnungen. — Herr Albert Röthing, der frühere langjährige Teilhaber der Musikalienhandlung Friedrich Hofmeister in Leipzig, wurde durch Verleihung des Ritterkreuzes I. Klaffe des Albrechts- ordens ausgezeichnet. Herrn Gustav Adolph Hartwig, Erstem Gehilfen in der Buch handlung Franz Wagner in Leipzig, wurde das Albrechts- kreuz verliehen. Der Markthelfer Herr Johann Hermann Horn im Hause F. A. Brockhaus in Leipzig empfing das Allgemeine Ehrenzeichen. Der Expedient in der Musikalienhandlung Friedrich Hofmeister in Leipzig Herr Carl Gustav Adolf Silbermann empfing die Friedrich August-Medaille in Silber. (Red.)