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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.10.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-10-05
- Erscheinungsdatum
- 05.10.1907
- Sprache
- Deutsch
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.1k 233. 5. Oktober 1907. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 10137 -Die Schurken von Dodsley und Comp, die ich nächster Tage alle bei Namen nennen will, sollen mich noch anders kennen lernen! Ihre Verteidigung ist mir indeß recht lieb, und ich wäre sehr begierig, sie je eher, je lieber zu lesen.- Hinter der Firma Dodsley und Comp, verbarg sich ein gerissener Buchhandlungsgehilfe, Engelhard Benjamin Schnuckert, der in Diensten der Witwe Dyk stand. Den Nachdruck hatten Lessing uno Bode ihm durch die unprak tische Art des Vertriebs der Dramaturgie erleichtert. Die Witwe Dyk mußte den unredlichen Gehilfen übrigens ent lassen. Da der Nachdrucker in einem Schreiben an den Buch handel vorgab. er wolle den Selbstvertrieb durch die Schrift steller und Gelehrten verhindern, brachte Nicolai die dies bezüglichen Verhältnisse in Frankreich zur Sprache. Er schrieb an Lessing (8. November 1769), in Frankreich dürfe außer den Druckern und Buchhändlern niemand Bücher ver kaufen. Sogar wenn einem Gelehrten ein Privilegium über sein Buch gegeben werde, müsse er es bei der Ods,wl>rs szmäioals der Buchhändler registrieren lassen und ver sprechen, daß er es den Reglements zufolge durch einen Buchhändler wolle verkaufen lassen. Im übrigen tue dies nichts mit dem Streit mit Dodsley, denn in Deutschland gäbe es derartige Verordnungen nicht, und der Brief von Dodsley sei ein leeres Gewäsch, das bei keinem Buchhändler den geringsten Eindruck gemacht habe. Was den Selbstverlag in Frankreich betrifft, so machte Lessing am 2. Januar 1770 seinen Freund Nicolai auf einen bezüglichen Aufsatz aufmerksam: »Lesen Sie doch das letzte Stück des ckouroal Lvv^olopsäiqus und zwar Voltairens zweiten Brief darin. Aus diesem werden Sie sehen, daß das Recht der französischen Buchhändler, ihren Autoren den Selbstverlag zu verwehren, so gegründet auch nicht sein muß, und daß alle Privilegien, welche jene von der Regierung zu haben glauben, sich wohl nur auf diej-nigen Trödler beziehen können, die nicht mit ihrem eignen Zuwachse handeln.« Nicolai erwiderte, dieser Brief bestätige seine Be hauptung, denn Voltaire gebe zu, daß die Buchhändler das Recht haben; er wolle es aber als einen Mißbrauch ab geschafft wissen. Als Lessing in Hamburg 1768 anstng seine Briefe antiquarischen Inhalts gegen Klotz zu schreiben, bot er sie Nicolai zum Verlag an. Sie sollten vorläufig 15 bis 16 Bogen umfassen. »Den Druck wollen wir Ihnen so billig machen als möglich. Mein Honorarium hingegen möchte ich gern so hoch angesetzt wissen als möglich. Denn für wenig oder nichts kann ich mich nicht mit einem solchen Dummkopf zanken.« Am 16. April 1 69 teilte er Nicolai mit, daß er »eine Assignation von 12 Louisdor auf ihn gestellt«; bei dem dritten Teil wolle er mit ihm abrechnen. Auch am 30. Oktober 1769 kündigte er ihm und gleichzeitig dem Buchhändler Christian Friedrich Voß die Ankunft einer »kleinen Assignation« an, indem er jedem versprach, ihn so bald nicht wieder in Anspruch zu nehmen. Die An weisung auf Voß ist erhalten; sie belief sich auf 12 Louisdor. Als technische Neuerung, die Lessing in Hamburg durch zuführen versuchte, ist das Weglassen der Signatur zu er wähnen. Nicolai protestierte aber dagegen so heftig, daß Lessing ihm am 27. August 1768 beim Übersenden von sechs Aushängebogen der Antiquarischen Briefe schrieb: »Ich muß Ihnen nur gestehen, daß der Buchdrucker die Signatur nicht vergessen, sondern auf mein ausdrückliches Ver langen hat weglassen müssen. Wozu der Bettel, der das Viereck der Columnen so schändlich verstellt? Da ist der Custos, da sind die Pagina, der Kolumnentitel, die Zahl der Briefe; und alles das ist noch nicht genug, die Bogen zusammenzufinden? Muß auch der Bursche, welcher collationiert, noch sein besonderes Hülss mittel haben? Und warum kann er nicht nach der Folge der Pag. 1, 17, 33, 49, 65 usw. kollationieren? So raisonnierte ich, Börsenblatt sür den Deutschen Buchhandel. 74. Jahrgang. und ich hätte nimmermehr geglaubt, daß Sie wider die kleine Neuerung so sehr protestieren würden. Nun gut, bei dem zweiten Teil wollen wir die Signatur wieder Herstellen, aber mitten in diesem Teil sie wieder vorzusuchen, bedenk.n Sie selbst, welchen llbelstand das verursachen würde! Lieber, daß sie mit Fleiß weg gelassen, als zur Hälfte vergessen zu sein scheint. Ich will schon sorgen, daß die Exemplare richtig und gut zusammengeschlagen werden.» Auch in bezug auf das Format (Lessing hätte gern das Quartformat eingeführt) und das Papier entsprach die Hamburger Druckerei den Wünschen Nicolais nicht, und als Lessing ausgeschieden war, wollte Nicolai nichts mehr bei Bode drucken lassen, weil dieser ihm zu teuer war. Die Hoffnungen, die Lessing in das Unternehmen mit Bode setzte — er schrieb z. B. an seinen Vater, daß er für seinen Anteil als ein ehrlicher Mann davon leben zu können hoffe — erfüllten sich bekanntlich nicht. Am 28. September 1768 schrieb er an seinen Freund Nicolai: «Von meiner Verbindung mit Boden habe ich mich auch bereits losgesagt, und nichts in der Welt kann mich länger hier halten. Alle Umstände scheinen es so einzuleiten, daß meine Ge schichte die Geschichte von Salomons Katze werden soll, die sich alle Tage ein wenig weiter von ihrem Hause wagte, bis sie endlich gar nicht wieder kam.» * * * Der deutsche Buchhandel war zu Lessings Zeit noch wesentlich anders organisiert als heute. Nach dem Dreißig jährigen Kiiege hatte die Gliederung des Geschäftsbetriebes wieder einer Arbeitsvereinigung Platz gemacht. Verlag und Sortiment hatten sich wieder zu einer Betriebseinheit zu sammengeschlossen. Der Tauschhandel, die dem deutschen Buchhandel eigentümliche Art des Verkehrs der Produzenten untereinander, war die typische Verkehrsform geworden. Bogen wurde gegen Bogen »gestochen«; ein Einzelpreis existierte für den innern Verkehr der Buchhändler nicht. Natürlich gab es auf den Messen, den halbjährlichen Um schlagsplätzen des Buchgewerbes, auch einen Verkehr in Rechnung und einen baren Verkauf. Der ganze Verkehr mit Kleinliteratur, Flugschriften, Kalendern und Gebetbüchern ging in bar. Bei der vollkommeneren Art des Tauichverkehrs, die sich seit Anfang des 18. Jahrhunderts durchsetzte, wurde der Saldo in bar bezahlt. Im großen und ganzen aber war der deutsche Buchhandel zum Tauschverkehr zurückgekeh't, und dieser nahm erst seit Mitte des 18. Jahrhunderts allmählich an Bedeutung ab. Der Tauschhandel war nämlich geradezu eine Prämie für den schlechtesten Verlag, da man dann immer sicher war, etwas Besseres dafür einzutauschen. Die ange sehenen Verlagshandlungen wollten selbstverständlich ihre hochwertige Ware nicht gegen minderwertige eintauschen; sie strebten danach, ihren Verlag nur gegen bar abzusetzen, doch tauschten sie auch noch »Gutes«. Es entstanden auch reine Verlagsbuchhandlungen, die sich mit dem Detailverkauf ans Publikum (unserm heutigen Sortiment) nicht mehr abgeben wollten, indes kleinere Verlagsbuchhandlungen vorwiegend Sorliment betrieben. Diese Verhältnisse sind zum Verständ nis der nachfolgenden Auseinandersetzungen wohl zu beachten. Wie aus Nicolais Anmerkungen von 1794 zu Lessings Brief vom 2. Februar 1768 heroorgeht, hatte ihm Lessing in einem Schreiben von den Absichten Mitteilung gemacht, die er und Bode mit ihrer gemeinschaftlich betriebenen Buch druckerei und besonders mit der damals geplanten Monats schrift »Deutsches Museum« verfolgten. Das längst ver schollene Schreiben dürfte etwa den Monaten Okwber bis Dezember 1767 angehören, in denen der Gedanke an die Monatsschrift Lessing und Bode lebhaft beschäftigte. Über den Inhalt dieses Briefes berichtete Nicolai 1794 in den sämtlichen Schriften jBand 27, S. 133 f., 2 Auflage 1809, S. 215 f.), nachdem er selbstgefällig von seinen wiederholten 1321
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