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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.10.1907
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- 1907-10-05
- Erscheinungsdatum
- 05.10.1907
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- Deutsch
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10138 VSrsenilalt f, d, Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 233. 5. Oktober 1907 Gesprächen mit Lessing über den Buchhandel erzählt hatte, folgendes: »Obgleich Lessing sich von mir nicht überzeugen ließ, so hatte er doch durch unfern Streit so viel eingesehen, daß bei jeder Unternehmung eines Buchhandels ein Risiko vorhanden ist, dessen Umfang man ohne lange Erfahrung nicht wohl voraussehen und dem man oft bei aller Vorsicht nicht entgehen kann. Da er nun sich mit Bode in die Unternehmung einließ, war er hauptsächlich darauf bedacht, dies Risiko zu vermeiden, weil er wohl einsah, der große Vorteil, den sich beide Gesellschafter versprachen, möchte sonst nur eingebildet sein. Hierzu hatte sein Scharfsinn folgende beide Mittel erdacht: 1. Sie wollten die Bücher, welche sie ver legten, nicht selbst auf den Messen verkaufen, sondern sie noch vor jeder Messe nach dem bescheinigten kostenden Preise mit 20 Proz. Vorteil an einen Buchhändler verkaufen, welcher über die Summe seine Wechsel, auf billige Zahlungstermine gerichtet, geben sollte. 2. Sie wollten nichts als die Werke der besten deutschen Schriftsteller drucken, und diese sollten in einem Journale*) erscheinen, wovon in jeder Messe zwei oder mehr Bände herauskommen sollten. Von diesem Pro jekte gab mir Lessing in einem jetzt verlorenen Briefe Nach richt, und verlangte meine Meinung.« Nicolai anwortete in einem ebenfalls längst verschollenen Briefe auf die einzelnen Punkte des Geschäftsplanes, den ihm Lessing mitgeteilt hatte: »aä 1. Es würden sich keine Ab nehmer finden. Solide Buchhändler würden nicht Verlag kaufen wollen und können, den andere nach ihren eigenen Ideen in Absicht auf Auflage, Koste» aller Art, Ein richtung des Drucks usw. anschafften. Ich setzle hinzu, solide Buchhändler würden sich nie entschließen, das Risiko der Ideen eines Andern ganz zu übernehmen (da dieses Risiko gerade die größte Schwierigkeit des deutschen Buchhandels macht), und ihm noch dazu 20 Prozent Vorteil, ohne alles Risiko, zuzugestehen. Diejenigen Buchhändler aber, die sich solche Bedingungen gefallen ließen, würden am Ende ihre Wechsel nicht bezahlen. Ich setzte noch hinzu: der Buch händler brauche zwar notwendig Verlag, der gut abgehe, sonst könne er seinen Sortimentshandel nicht treiben; aber ein Buchhändler könne auch selbst von gutem Verlage zu viel haben, und derjenige, der seine Bilanz überdenke, werde finden, daß er auch den besten Verlag nicht ohne Maß mit Vorteil drucken könne. Dies hatte mich damals schon die Erfahrung gelehrt. Ich erläuterte es noch mit dem Gleich nisse, daß ein Mensch nicht ohne Blut leben, doch leicht zu viel Blut haben könne, 2 wiederholte ich, was ich ihm schon mündlich gesagt hatte, daß diejenigen Schriftsteller, welche der Gelehrte und der Mann von Geschmack für die besten erkennt, sehr oft für den Buchhändler in Ansehung des Debits nicht die besten sind. Dasjenige, was ich mit Lessing geschwatzt hatte, gab Anlaß zu dem Gespräch über die Vor züglichkeit der schlechten Schriftsteller für die Buchhändler, welches im ersten Bande von Nothankers Leben steht. In meinem Briefe an Lessing mochte ich wohl in dem unter uns gewöhnlichen Tone über den Scharfsinn der Theorie ge lacht haben, wodurch ein Risiko sollte vermieden werden, welches so sehr lange Erfahrung nicht hatte verhüten können.« Lessing suchte in einem ebenfalls verschollenen Schreiben die Spöttereien Nicolais über die Art, wie er gemeinsam mit Bode buchhändlerischen Gewinn zu erlangen hoffte, und über die von ihnen geplante Zeitschrift »Deutsches Museum« zu widerlegen. Aus dem Inhalt des Briefs deutete Nicolai nur wenig an: sein Einwand, daß der Buchhändler auch selbst von gutem Verlage zu viel haben könne, habe auf Lessing keinen Eindruck gemacht. »Er meinte, je mehr mau *) In dem erwähnten -Deutschen Museum», das aber nie ins Leben trat. von den Werken der besten Köpfe verlege, desto mehr werde! man verkaufen, und hatte lauter baren Verkauf im Sinne.«! In einem Schreiben Nicolais an Lessing vom! 14. Juni 1768 heißt es weiterhin: I ». . . Freilich habe ich es Ihnen, wie Sie wißen, schon oft! cingeprägt, daß die Buchhändler von den gelehrten und ver-I niinftigen Büchern gar nicht reich werden, so wenig als von dcnl Städten, wo viel Lektüre herrscht, sondern von dummem Zeug,! das Lessing gar nicht zu Gesicht bekommt, und von dummen! Provinzen, wo meines Freundes Lessing Schriften kein Mensch! lesen will. Ihr witzigen Köpfe habt nun mit Eurem feinen Schreib-! papier, mit Eurer Kritik, mit der Ihr den Leuten die Augen! öffnet, mit Eurem Quartformat, mit Euren roten Linien, mit! Euren Vignetten von Meil") und mit tausend andern solchen! Teufeleien den Handel vollends verdorben, daß es eine Sünde und Schande ist. Inzwischen ich, der ich das besondre Glück habe, daß in meinem Berlage viel schlechte Bücher, die gut ab gehen, befindlich sind, ich denke denn, sie werden ja noch wohl ein Traktätchen von zwölf Lessingischcn Bogen übertragen können; also will ich mir immer gute Freunde mit dem un gerechten Mammon machen, und Herr Bode mag nur für meine Rechnung drucken, wie er und Sie wollen: nur nicht Quartformat; Sie wissen, was ich für eine Abneigung gegen das Quartformat habe.» Am 6. Dezember 1768 bemerkte Nicolai in einem Briefe an Lessing, ein Läufer, wie es die Buchhändler damals nannten (jetzt würde man Schlager sagen), könnten die Antiquarischen Briefe niemals werden; aber es gebe ein kleines ausgesuchtes Publikum, das immer gern lese, was Lessing schreibe, selbst wenn es von den antiquarischen Wissenschaften nichts verstehe, und das werde den Buch händler (d. h. den Verleger) doch schadlos halten. In gleichem Sinne äußerte er sich am 24. Oktober 1769, als Lessing ihm sein Werk von den Ahnenbildern anbot. Nicolai erklärte sich bereit, es in Verlag zu nehmen, wenn er keinen andern Verleger dafür hätte; aber da es ihm sicher nicht an einem solchen fehlte, wäre es ihm lieber, wenn er es ander weitig in Verlag gäbe. Er gab ihm auch offen den Grund dafür an: -Ich habe seit einiger Zeit zuviel gedruckt, und die Deutsche Bibliothek, in die ich mich zur Strafe sür meine Jugendsünden bis über die Ohren habe verwickeln müssen, macht mir soviel Kosten, daß ich es für die höchste Zeit halte, meinen Fond ein zuschränken, um mich aus der Weitläufigkeit und aus den Schulden zu ziehen, dir mir nur unnötige Sorgen ohne wahren Vorteil machen. Mein Verlag ist zu groß im Verhältnis meines Debits; ich habe mehr als zuviel, um die nötigen Changcn zu machen, und wenn ich drucken will, nur in der Absicht auf den Messen zu verkaufen, so vermehre ich, so wie jetzt die Lage ist, nur schlimme Schulden, ohne das Geld einziehen zu können, und bin in beständiger Verlegenheit, um meine Ausgaben zu bestreiten. Dies ist die wahre Ursache, warum ich mich entschließen muß, so wenig wie möglich neuen Verlag anzunehmcn. Inzwischen ver steht cs sich, daß die Fortsetzung der Antiquarischen Briefe ihren Weg geht und daß, sofern Sie das Werk von den Ahnenbildern keinem andern Verleger geben wollen, Sie auf allen Fall immer auf mich rechnen können.» Den Zustand des Buchhandels in Deutschland hielt Nicolai nicht für günstig, und er gestand, kein Mittel zu kennen, um bessere Verhältnisse herbeizuführen. So sei es z. B. unmöglich, die vielen deutschen Fürsten unter einen Hut zu bringen, um eine Verordnung gegen den Nachdruck, die sehr nötig wäre, durchzuführen Ein gutes Mittel, die äußere Schönheit und die Korrektheit der Bücher zu be fördern, wäre, den Buchdrucker und Buchhändler in einer Person zu vereinigen; aber teils stoße dies wegen der Kunst gebräuche der Buchdrucker auf große Schwierigkeiten, teils ") Meil war damals ein geschätzter Kupferstecher, dem Lessing öfters Aufträge zuwies.
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