Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.10.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-10-07
- Erscheinungsdatum
- 07.10.1907
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19071007
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190710073
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19071007
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1907
- Monat1907-10
- Tag1907-10-07
- Monat1907-10
- Jahr1907
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
10210 Börsenblatt s. d Dtschn. Buchhandel. Fertige Bücher. -G 234, 7. Oktober 1907. junge Mgger Außer seinen Werken hat P. K. Rosegger, der nun der ältere heißen wird, unserem Schrifttum einen ganzen weiteren Schriftsteller geschenkt: seinen Sohn Hans Ludwig Rosegger. Sein erstes Buch ist eben erschienen und bekundet unzweifelhaft ein Talent, das auch ohne den bewährten Vatersnamen Beachtung verdiente und andrerseits stark genug ist, das Vorurteil gegen die Söhne berühmter Väter zu besiegen. In unserem Zeitalter sollte eigentlich der Glaube an die Vererbung auch der künstlerischen Begabung für die Aufnahme von Künstlersöhnen, die dem Vater nacheifern, den Aus schlag geben. Aber die Erfahrung hat gelehrt, daß die Wahrscheinlichkeit für die Übertragung der dichterischen Anlage äußerst gering ist — so gewiß andrerseits die ästhetische Grundrichtung in manchen Familien durch Generationen hindurch wahrnehmbar bleibt. Und die stärkere Unwahrscheinlichkeit einer künstlerischen Erbfolge erweckt Mißtrauen gegen die „Epigonen", die sich dennoch zur Nachfolge im Kunstbezirk des Vaters berufen fühlen. Damit wird auch der junge Rosegger ein wenig zu kämpfen haben. Nur ein wenjg, weil er als recht selbständige Persönlichkeit auftritt, die weder im Stofflichen noch in der Weltanschauung und im Stil als Kopie der väterlichen Art und Weise erscheinen kann. „Die Verbrecherkolonie" nennt Hans Ludwig Rosegger seinen ersten Roman, und es spricht aus dieser Wahl schon etwas von dem trutzig herausfordernden Jugendgeist, der die ganze Arbeit kennzeichnet. Man kann sich kaum einen vollendeteren Gegensatz denken als den zwischen Peter Roseggers und Hans Ludwigs Eintrit in die Öffentlichkeit. Als Wunderkind aus dem Gebirg, dem Land des Lodens und des Schnadahüpferls, kam der Vater, der Waldbauernbub und ehemalige Landschneiderlehrling, und das Gebirglerische, Volkstümliche hat er in Gegen stand und Sprache seiner Werke beibehalten. Als Literatensprößling und Stadtmensch erscheint der Sohn; und sein erster Romanheld ist ein Weltmann, der an Überkultur leidet; skeptische Gesellschafts-Betrachtung scheint sein Hauptgebiet zu werden Folgt 60 Zeilen Inhalts-Angabe Auf das, was an der Fabel schief ist, braucht nicht mit Findern gewiesen zu werden. Offenbar hat da die Romanliteratur Gevatter gestanden, nickt das Leben. Und auch die Sucht, unablässig über Gott und die Welt, über Liebe, Gesellschaft, Staat, Freundschaft, Wissenschaft u. s. f. ein kräftig und ausführlich Wörtlein zu sagen, ist im Grunde nur ein Beweis, daß das Leben noch nicht gemeistert wurde — und die Kunst auch nicht. Im Übrigen jedoch sind gerade diese Auseinandersetzungen mit allen denkbaren Mächten der Umwelt so einheitlich-selbständig im Ton, so lebendig fesselnd geprägt, daß man die Gewißheit hat: hier steht einer auf rüstigen Beinen der Wirklichkeit gegenüber und sieht mit eigenen Augen in die Wirrnis hinein; natürlich schaut er zunächst mehr die krassen Gegensätze, aber er wird auch die größeren heimlicheren verbindenden Linien erblicken. Und daß er dieses temperamentvolle „Tagebuch" des Herrn von Godfreed sich herunterschrieb, half ihm wohl schon ein Teil dazu. Gestalten wie der Held und sein Weib, auch einige Nebenpersonen, sind in der Anlage so eigen und fein, daß sie — sogar wo sie befremdend handeln — organisch wirken. Und das ist der Prüfstein I Technische Geschicklichkeit ist schon reichlich vorhanden. Muß man es also auch völlig richtig finden, daß im schönen Schrifttum die Emporkömmlige mehr gelten als die Abkömmlinge, so braucht Roseggers Sohn keineswegs darunter zu leiden, weil seine Eigenschaft als Träger des Vater namens gegen seine persönliche Befähigung nicht in Betracht kommt. Wenn die Kennzeichen nicht täuschen, darf man hoffen, der Hans Ludwig Rosegger werde sich so klar als „Selber Einer" durchsetzen, daß in Bälde niemand mehr auf den Gedanken kommt, der Junge sei „ins Geschäft des Alten eingetreten". München. Willy Nath. Berlin, „Tägliche Rundschau" vom 1. Oktober 1907. 6n stoman IWgger junior. Nun ist also auch der Sohn des ehemaligen Waldbauernbuben Rosegger, Hans Lndwig, unter die Schriftsteller gegangen, und das erste, was er veröffentlicht, ist gleich ein Roman. Freilich kein Roman nach den alten Regeln der Kunst, wenigstens in der Form nicht; »ein Tagebuch-, wie er es nennt, in dem der Held der Geschichte in stark burschikoser, natur burschenartiger Form- und Rücksichtslosigkeit seine Gedanken und seine Erlebnisse niederlegt, die seelischen wie die tätlichen, freimütig und offen vom Standpunkt einer selbstherrlichen Kraftnatur, eines eigenwilligen Herrenmenschen, der doch auch weicherer und altruistischer Regungen nicht bar ist. Und wie der Ton des Ganzen, so ist auch sein Inhalt unterhaltend. Und damit auch der etwas seltsame, leicht auf eine Kriminalgeschichte deutende Titel seine Erklärung finde, sei kurz erwähnt, daß er eigentlich einer ziemlich harmlosen Schrulle — oder Absicht? — des Helden sein Dasein verdankt Folgt Inhaltsangabe Und doch geben sie bei alledem ein einheitliches, eigenartiges und reizvolles Gemälde von dem Seelenleben und den Geschicken eines Menschen, der von dem Dichter als ein origineller Sonderling gestaltet ist. — So enthält der Roman für ein Erstlingswerk in der Tat viel Eigenart und läßt mit Spannung weiteren und dann vielleicht auch abgeklärteren Schöpfungen des jungen Rosegger entgegensetzen. Max Mendheim. Leipziger Neueste Nachrichten vom 27. September 1907. Ein alter, guter Name taucht verjüngt in der deutschen Erzählerwelt auf. Hans Ludwig Rosegger, der Sohn Peters, ist den Lesern des „Berliner Tageblatts" bereits durch einige Skizzen bekannt geworden; jetzt liegt zum erstenmal eine größere Arbeit von ihm vor. Es ist ein Buch, das nicht wenig verspricht. Ein Anfängerroman noch mit allen Schwächen eines solchen, mit dem tosenden Sturm und Drang der Empfindungen, mit dem ungehemmten Schwall der philosophischen Reflexionen, die an das Höchste und Tiefste greifen, ein Werk, das mit den Notwendigkeiten künstlerischer Beschränkung noch unbekannt ist, und doch ein gutes und — was auch nicht ganz wenig bedeutet — ein spannendes Buch Folgt Inhaltsangabe Diese Fabel ist in fesselnder Form gegeben. Die Gestalten sind lebendig und packen den Leser schon nach den ersten Seiten. Was dem Buche fehlt, ist die Vertiefung der Charaktere, ist die Fähigkeit, zu beweisen, daß diese Menschen so handeln müssen und nicht anders. Der unglückliche Held des Buches erzählt selbst seine Geschichte, aber er kennt sich in l
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder