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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.10.1907
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- 1907-10-24
- Erscheinungsdatum
- 24.10.1907
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- Deutsch
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11084 BörscnLlütt f- b. DtM. Buchhandel. Mchtamtlicher Teil. 249, 24. Oktober ISO? Nichtamtlicher Teil. Moderner Buchschmuck. Sonderausstellung im Düsseldorfer Kunstgewerbe museum.*) ' »Wir haben von den alten Buchdruckern des fünf zehnten und sechzehnten Jahrhunderts«, sagt Professor Jean Ltiubier, »neuerdings wieder gelernt, das Buch als Ganzes aufzufassen. Die Druckschrift soll an sich künstlerisch sein, die großen Buchstaben müssen mit den kleinen in Form und Schnitt übereinstimmen; die Größe der gedruckten Seite, der »Kolumne«, muß im richtigen Verhältnis stehen zu der Größe, dem »Grade« der Schrift, der Satz so ausgeglichen sein, daß größere weiße Lücken vermieden werden und ein schönes volles Seitenbild entsteht. Die Kapitelüberschriften, die Kolumnentitel und auch Seitenzahlen, Anmerkungen und Randbemerkungen, alles muß sich geschmackvoll in das ganze Bild der Seite einordnen. Der Bildschmuck, wie Initialen, Kopf- und Schlußleisten und Textbilder, soll sowohl in der Schwarzweißwirkung oder in der Farbenwirkung zur Druck schrift passen, als auch mit feiner Abwägung der Gesamt wirkung in den Text eingefügt werden, und schließlich sollen Druckfarbe und Druckpapier, Vorsatzpapier und Einband im Einklang miteinander und mit dem Ganzen stehen — das sind ungefähr die Lehren, die uns bei näherer aufmerksamer Betrachtung die schönen Bücher der alten Meister geben.« Aus diesen Ausführungen ergibt sich, daß im Begriff der modernen Buchkunst ein Prachtwerk etwas sehr Ver schiedenes von dem sein kann, was der herkömmliche Aus druck als ein solches bezeichnet. Der erste, dem das volle Verständnis für die harmonische Schönheit der Wiegendrucke aufging und der das Genie besaß, Schöpfungen, würdig derselben, zu ersinnen und zur Aus führung zu bringen, mar der Engländer William Morris. Sein Verdienst beschränkt sich nicht darauf, der Buch kunst die Wege gebahnt zu haben, — er hat dies auch für das gesamte moderne Kunstgewerbe getan und Vorbild und Anregung für die bezüglichen Bestrebungen der ganzen Kulturwelt gegeben. Eine staunenswert vielseitige Bega bung, verbunden mit einer nie ermüdenden Arbeitsfreudig keit, war ihm verliehen, und von ihr machte er Gebrauch als Dichter, bildender Künstler, Musterzeichner, Leiter und Seele kunstgewerblicher Anstalten, aus denen Tapeten, Go belins und monumentale Glasmalereien hervorgingen, wie als Gründer der berühmten Kelmscott Preß, der Druckerei, die er ins Leben rief, um für seine auf die Wieder erweckung der Buchkunst gerichteten Pläne das geeignete Werkzeug zur Hand zu haben. Als er sich mit sechs Gleichstrebenden, von denen der Maler Burne-Jones der ihm kongenialste war, zur Verwirklichung seiner kunstgewerblichen Pläne verband, wurde zum Zeichen, daß man gewillt sei, die allgemach in Verruf gekommene, mittelalterliche Verbindung von Kunst und Handwerk wieder zu Ehren zu bringen, die Firma ge wählt: »Morris, Marshall, Faulkner u. Co-, Kunsthand werker fiir Malerei, Bildschnitzerei, Tischlerei und Metall arbeiten«. Jeder Partner hatte die winzige Einlage von hundert Mark als Geschäftsanteil zu entrichten; der dem Unternehmen nötige Kredit, der bei so bewandler Sachlage also das eigentliche Geschäftskapital darstellte, wurde von Morris eröffnet. Die ganze vornehme Selbstlosigkeit des Genannten tut sich darin kund, daß er anderthalb Jahrzehnte hindurch die andern zu gleichen Teilen die Früchte eines *) Mit gefällig erteilter Erlaubnis des Verfassers aus der Rheinisch-Westfälischen Zeitung hier zum Abdruck gebracht. (Red.) Unternehmens mitgenießen ließ, das finanziell von ihm allein dotiert worden war und dessen Leistungen in der Hauptsache seiner Begabung und seiner rastlosen Tätigkeit entsprangen. Im Jahre 1875 kam es zur Lösung des Ge sellschaftsvertrags, und die neue Firma Morris L Co. nahm einen weit glänzenderen Aufschwung, als die frühere aufzuweisen hatte. An die Errichtung der bereits erwähnten Kelmscott Preß ging Morris erst 1888. Als er sie drei Jahre danach in den gewollten leistungsfähigen Betrieb gebracht hatte, war er schon der kranke Mann, der am 3. Oktober 1896 in seinem dreiundsechzigsten Jahre aus einem Leben regsten Schaffens abgerufen wurde. Von seiner gepriesenen und preisenswerten Kelmscott Preß ist gesagt worden, daß, wenn er nichts als deren Schöpfer gewesen wäre, dies genügen würde, ihn unsterblich zu machen. Den modernen Buchschmuck in allen seinen Einzelheiten vorzuführen, sowohl was das Buch an sich, Druck, Zier, Text- und Tafelillustration, als auch die Umhüllung, den Um schlag, Interims- und Dauerband, betrifft, ist der Zweck der Sonderausstellung im Düsseldorfer Kunstgewerbe museum, die am Sonntag den 20. Oktober d. I. eröffnet worden ist. Vor ihrer Vorgängerin von 1904, die auch dem Buchschmuck früherer Zeiten einen breiten Raum gönnte, hat die jetzige den Vorzug, ihr reiches Material auch in dem inzwischen erbauten zweiten Lichthof zur Schau stellen zu können. Die Gruppierung ist im großen nach Ländern und im einzelnen — soweit angängig — nach Verlegern erfolgt. Als die Wiege des modernen Kunstgewerbes eröffnet, wie billig, England den Reigen; ihm gehörte Morris, der Pfadfinder, an, und seine Heimat konnte damals allein den Boden für seine Wirksamkeit bieten. Nur dort war der in Jahrhunderte langer, von keinem feindlichen Einfall ge störter, den Weltmarkt erobernder und beherrschender Friedenszeit angesammelte Reichtum vorhanden, der sich mit Luxus und Komfort umgeben hat und diesem Milieu alles und jedes, also auch seine Bücherei, angepaßt wissen will. Der so entstandene Bedarf hatte längst eine Luxusindustrie gezeitigt, die aus dem Vollen schaffen konnte. Die in ihr waltende, von germanischem Geiste belebte, gesunde Einsicht ging nicht darauf aus, zu blenden, sondern nahm die zweckmäßige Be handlung des Materials und die Gediegenheit der Aus führung zur unabänderlichen Richtschnur. Eine glückliche Förderung fanden Morris' Bestrebungen durch einen seiner Partner, Cobden-Sanderson, der die juristische Laufbahn aus Liebe zum Kunsthandwerk aufgab, die Buchbinderei erlernte und mit genialem Verständnis die bewunderten Einbände für die Kelmscott Preß schuf. Aus dieser letzteren führt die Sonderausstellung den Neudruck einer Inkunabel, »Befreiung des Heiligen Grabes durch Gottfried von Bouillon«, vor; ohne Abbildungen, aber mit schönen Randverzierungen und Initialen, erschienen 1893, auf unbeschnittenem Büttenpapier, in biegsamem Pergament band mit Schließriemchen. Der Ladenpreis war 30 jetzt werden 220 ^ für ein Exemplar verlangt. Ein Probeblatt aus Morris' epischem Gedicht Parzival zeigt eine Illustration von Burne-Jones. Das aus der Chiswick Preß hervor gegangene Werk »William Morris und seine Kunst« bringt reiche Proben aus den Erzeugnissen der Kelmscott Preß mit Benutzung der Originaltypen und -Schmuckstücke. Von den übrigen englischen Darbietungen (Eragny Preß; Peartree Preß; I. M. Dent L Co.; Kegan Paul, Trench, Trübner L Co.; John Lane) sei die englische Übersetzung von Goethes Faust in Luxusbänden der Buchbinderei Dove erwähnt. Von den beiden ausgestellten Exemplaren kostet das eine in
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