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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.12.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-12-06
- Erscheinungsdatum
- 06.12.1907
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- Deutsch
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13298 Börsenblatt s. d, Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 284, 6. Dezember 1S07. Gegensatz zum Manne — im Hause — als Gattin So ist doch eine gewisse Übersichtlichkeit geschaffen und die Sprüche sind leicht auffindbar. Will man nun über die Auswahl der Sprüche noch etwas sagen, so gehört schon eine große Belesenheit dazu, um unter diesem oder jenem Leitwort noch einen gehaltvollen spruchartigen Gedanken der Weltliteratur hinzufügen zu können. Weit eher noch könnte man dazu verleitet werden, einzelne Sprüche von geringerm Wert als überflüssig zu be zeichnen. Doch da würde es bald nicht mit Unrecht heißen: Der TausendsakermcntI Schlagt ihn tot, den Hund! Es ist ein Rezensent. Goethe, Gedichte. denn: Ein Rezensent, siehst du, das ist ein Mann j Der alles weiß und gar nichts kann. Wildenbruch, Marlow. Kein einziges der unter Rezensent, Rezensenten usw. angeführten Zitate hat ein wohlwollendes Wort für die oft schwierige wertvolle Arbeit dieser Helfer zum Erfolg, ohne die der Buchhandel und die Literatur doch nicht auskommen können. Am glimpflichsten urteilt noch der satirisch-bissige Lichtenberg, wenn er in seinen »Litterärischen Bemerkungen« (Vermischte Schriften) sagt: Ich sehe die Rezensionen als eine Art von Kinderkrankheit an, die die neugebornen Bücher mehr oder weniger befällt. Man hat Exempel, daß die gesundesten daran sterben und die schwächlichsten oft durchkommen. Auch Saphir (Humoristische Abende) ist zahmer in seinem Urteil, als man nach seiner sonstigen Art erwarten könnte, und verallgemeinert wenigstens nicht. Bei ihm sind: viele Journalisten und Rezensenten wie die Kakadus; sie ziehen die Klaue ein, wenn sie gefüttert werden und drücken ein Auge zu, wenn sie zu trinken bekommen. Ähnlicher Parteilichkeit werden sie in Webers Demokrit geziehen: Rezensenten gleichen den Torschreibern, die arme Teufel streng visitieren, große Herren aber passieren lassen unter tiefen Bücklingen. Sehr hart lauten die Urteile von Schopenhauer und Jean Paul. Wahrscheinlich sind sie im Unmut über eine mißliebige anonyme Besprechung niedergeschrieben. Der große Philosoph des Pessimismus meint in »Parerga und Paralipomena«: Keine Lüge ist so frech, daß ein anonymer Rezensent sie sich nicht erlauben sollte; er ist ja nicht verantwortlich, und Jean Paul leistet sich folgenden hübschen Vergleich: Außer den Rezensenten und den Scharfrichtern in England exekutiert, meines Wissens, wohl niemand weiter verlarvt. Schließen wir diese schöne Blütenlese mit dem Sprüch lein von Bürger: Dies Fabelchen führt Gold im Munde: Weicht aus dem Rezensentenhundei Eine ähnliche Warnung vor der Schriftstellerei hat Lessing in einem Briefe an seinen Bruder einfließen lassen: Die Schriftstelleret ist die widerwärtigste und abgeschmackteste aller Beschäftigungen. Laß Dich von mir warnenl Offensichtlich ist dieser Satz in der Verärgerung über mißliche Umstände niedergeschrieben und hat wvhl kein Anrecht, als ewige Wahrheit zu gelten. Viel geistreicher und in musterhaft kurzer Form spricht Friedrich v. Schlegel sein Urteil über das Wesen der Schriftstellerei aus. Sie ist, je nachdem man sie treibt, eine Infamie, eine Ausschweifung, eine Tagelöhnerei, ein Handwerk, eine Kunst, eine Tugend. Gleich darunter steht im Lipperheide unter dem Leit wort »Schriftstellern« ein Zitat aus Platens »Die ver hängnisvolle Gabel«, das weder in spruchartiger, noch in geschmackvoller und prägnanter Form eine allgemeine Weis heit verrät; nur seine Derbheit scheint ihm zu seiner Würdig keit für das Spruchwörterbuch verholfen zu haben: Man hat Excmpel in der Zeit, daß Affen selbst / Auf Reisen gingen, Urangutangs ihren Geist / Ausbildeten und hie und da schriftstellerten. Als ein guter Trost für Schriftsteller und Buchhändler kann nachstehendes Wort Ludwig Feuerbachs dienen: Es geht den Büchern wie den Jungfrauen. Gerade die besten, die würdigsten bleiben oft am längsten sitzen. Aber endlich kommt doch einer, der sie erkennt und aus dem Dunkel der Verborgenheit an das Licht eines schönen Wirkungskreises hervorzieht — während folgendes Zitat aus Lichtenbergs »Litterärischen Bemerkungen« den genannten beiden Ständen gerade keine Schmeicheleien sagt: Eine seltsamere Ware als Bücher gibt es wohl schwerlich in der Welt. Bon Leuten gedruckt, die sie nicht verstehen; von Leuten verkauft, die sie nicht verstehen; gebunden, rezensiert und gelesen von Leuten, die sie nicht verstehen; und nun gar geschrieben von Leuten, die sie nicht verstehen. Daß die literarische Überproduktion ein uraltes Übel ist, geht aus einem Spruche des Predigers Salomo K. 12, V. 12 hervor, wo es heißt: Denn viel Büchermachens ist kein Ende, und viel Predigen macht den Leib müde. So wird der Buchhändler unter Stichworten wie Buch, Schriftsteller, Literatur usw. noch manche witzige Beobachtung, manchen ernsten, gelehrten und heitern Gedanken in flüssiger und eindringlicher Form finden, der geeignet ist, ihm eine Fülle von Anregung zu geben und mit Nachdenken ernstlich zu beschäftigen. Mancher wird wohl auch noch einzelne gediegene Sinnsprüche bei den angeführten Stichworten aus seinem Zitatenschatz hinzufügen können, und so wird sich das Wort Voltaires erfüllen: »Die nützlichsten Bücher sind diejenigen, welche den Leser zu ihrer Ergänzung auffordern«. Es ist ganz unmöglich, im Rahmen einer kurzen Besprechung auch nur einen allgemeinen Begriff von dem ungeheuren Reich tum zu geben, den wir in unserm Spruchschatz be sitzen. Lipperheide hat diese schier unerschöpfliche Quelle in nutzbare und gefällige Form gefaßt zum bequemen Gebrauch für alle nach Weisheit Dürstenden. Er hat sein Buch, das alle seine Vorgänger an Vollständigkeit übertrifft, nicht mit Ünrecht ein literarisches Urkundenbuch genannt, zum Gebrauch der Gelehrten, der Gebildeten der deutschen Nation und darüber hinaus des ganzen deutschen Sprach gebiets. Jeder Literaturfreund — und welcher Buchhändler wäre das nicht — wird »den Lipperheide« gern in die Rüstkammer seiner Sammelwerke aufnehmen. Er wird daraus immer in angenehmer Weise Belehrung schöpfen und Anregung zu genußreicher Beschäftigung. — i. (Red.) Kleine Mitteilungen. »Deutsche Berlags.Anstalt in Stuttgart.-Die auf 40 ^ per Aktie festgesetzte Dividende per 1906/1907 kann nach einer Be kanntmachung des Vorstandes vom 26. November 1907 an der Kasse der Gesellschaft, Stuttgart, Neckarstraße 121/123, sowie bei Herren Docrtenbach L Co. in Stuttgart, der Dresdner Bank in Frankfurt a. M. und den Herren Gebr. Bethmann in Frank furt a. M. erhoben werden. * Vermächtnisse Elwin Partei-, — Unser Heimgegangener Kollege der Verlagsbuchhändler Herr Geheimer Kommerzienrat Elwin Paetel, Berlin, hat durch letztwillige Verfügung dem Unterstützungsverein Deutscher Buchhändler und Vuchhandlungs- gehülfen das reiche Vermächtnis von 20000 zugewendet, das im Unterstützungsverein als Elwin Paetel-Stiftung verwaltet und in seinen Erträgnissen den Hilfsbedürftigen im Beruf zugute kommen wird. Dem Pensionsfonds der Angestellten der Berliner Bestellanstalt hat der Verstorbene 1000 ^ hinterlassen; den Witwenfonds der Unterstützungskasse des Allgemeinen Deutschen Buchhandlungsgehilfen-Verbands hat er mit bOOO bedacht. Der Unvergeßliche hat auch mit diesem seinem letzten Willen seine große Menschenliebe und den Adel seiner Gesinnung bekundet.
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