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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.12.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-12-21
- Erscheinungsdatum
- 21.12.1907
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- Deutsch
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13888 Börsenblatt f, d. Dtschn. vuch?-nbel. Nichtamtlicher Teil. 297, 21. Dezember 1907. richtiger Satzfehler gibt es dabei nicht, nur Schreibfehler, vom Autor selbst verschuldet. Das erste illustrierte Blich er schien 1626. Da nicht jeder Japaner die chinesischen Schriftzeichen, die in japanischer Kursivschrift geschrieben So - sho genannt werden, zu entziffern gelernt hatte — für die japanische Wissenschaft hat das Chinesische dieselbe Bedeutung wie das Lateinische für die unsre —, so war eine bildliche Ver- ständlichung um so notwendiger. Bei der Betrachtung des japanischen Holzschnitts fällt die von der unfern völlig abweichende Behandlung auf. Die plastische Wirkung wird bei uns durch Strichlagen, parallel oder gekreuzt, hervorgebracht. Diese Ausdrucksmittel kennt der Japaner aber nicht. Er beschränkt sich auf eine sichere, ausdrucksvolle Kontur und auf schwarze Flächen, auf denen dann die Zeichnung weiß steht. Der Pinsel führt beim Druck zu einer Auflösung der Halbtöne in Flächen, der Bleistift und die Feder bezw. die Kreide zu einer solchen in Striche bezw. Punkte. Die Feder aber, deren sich der Japaner in grauen Vorzeiten bediente, war durch den Pinsel in völlige Vergessenheit geraten. So gelangte er naturgemäß zur Flächenbehandlung. In dieser aber er langte der Japaner die größte Meisterschaft. Auch beim Farbenholzschnitt faßte er seine Aufgabe nicht dahin auf, ein wirkliches Kunstgemälde mit fein abgetönter Stimmung schaffen zu wollen. Er ging über die Illustration nicht hinaus; doch durften gewisse grelle Effekte nicht fehlen. Denn die Farbenholzschnitte waren lediglich für das Volk bestimmt. Die kunstgebildeten japanischen Kreise des Hof adels (Kuge) und des Kriegsadels (Samurai) machten sich über sie lustig wegen ihrer allzu lebhaften Farben. Nur wir Europäer schwärmen für sie, wenn sie infolge der unechten Farben ausgeblichen sind und die schroffen Farbengegensätze sich durch Licht und Luft gemildert haben. Die anfangs schwarz gedruckten Holzschnittfolgen wurden zuerst manchmal mit der Hand koloriert. Nichts lag näher, als den Holzstock nicht bloß mit helleren oder dunkleren Tuschen, sondern auch mit andern Farben zu bemalen, und von hier bis zu dem Gedanken, mehrere Platten zu bemalen und abzudrucken, war nur ein kleiner Schritt. Deshalb machen alle japanischen Farbendrucke den Eindruck von Handmalereien. Das liegt eben in der Technik. Der Japaner bemalt die Holzplatte selbst (ein und dieselbe auch in ver schiedenen Farben), er wäscht auf ihr die einzelnen Farben ineinander und erzeugt so die feinsten Übergänge. Dabei werden die reizvollen Zufälligkeiten des Pinselstrichs auch beim Druck gewahrt; selbst die Maserung des Holzes wirkt bei vielbenutzten Stöcken mit. Die Güte des japanischen Farbenholzschnitts ist also von der künstlerischen Qualität des Druckers sehr abhängig. Beim Farbendruck bediente sich der Künstler besonders lebhafter Farben, die, für die große Menge des Volkes bestimmt, auch absolut nötig waren. Zum Glück der europäischen Sammler waren die Farben jedoch meist nicht echt, erschienen also nach einiger Zeit durch Licht und Luft gebleicht und wurden so fein harmonisch zusammen gestimmt. Grelle Farben kommen dagegen bei Handzeich nungen nicht vor; weil für die Gebildeten bestimmt, waren von vornherein feiner gewählte, gebrochene Farben Bedingung. Als die höchste Leistung des japanischen Farbendrucks werden die Neujahrswünsche gepriesen, die man sich in den besseren Kreisen übersendet. Die Sitte kam 1765 auf. Bei uus nennt man sie Surimonos (gedruckte Sachen), sie sind als Sammelobjekt ganz besonders beliebt. Zur Erhöhung der malerischen Wirkung benutzte man noch sogenannte Blindplatten, auch kreppte man das Papier nach dem Druck. Erst in neuerer Zeit verwendet man gleich gekrepptes Papier zum Druck. Was nun die eigentliche Buchausstattung anlangt, so fällt vor allem in die Augen, daß man drüben einen Ein band wie bei uns gar nicht kennt. Als praktische Leute fertigen die Japaner den Umschlag nur aus stärkerem, ge musterten Papier. Der Titelstreifen wird aufgeklebt, und innen fängt gleich der Text oder eine kurze Vorrede an. Ein Titelblatt in unserem Sinne fehlt. Die Bücher haben aber oft eine Streifbandumhüllung, die der Reklame halber schön verziert wurde. Nach und nach führte europäischer Einfluß dazu, daß vor der Vorrede ein wirkliches Titelblatt in unserm Sinne eingeschaltet wurde, das nun auch hier und da auf den Umschlag kommt. Dicke Bücher sind nicht beliebt. Solche werden vielmehr nach chinesischer Sitte in einige dünne handliche Hefte zerlegt, die dann durch einen gemusterten Papp-Umschlag zusammengehalten werden. Beim Zu sammenlegen der Makemono-Buchrolle zum Oribon wurden die über beide Seilen weggehenden Darstellungen in der Mitte erbarmungslos geknickt. Bei der Heftung wäre ein Teil derselben verloren gegangen. So zeichnete man die Bilder unbedenklich in zwei Teile, grenzte jeden durch eine schwarze Linie ab — die sogar mitten durchs Gesicht geht — und überließ es nun dem Zufall, ob durch die Heftung die beiden Abgrenzungen nach der Mitte zu sich berührten oder ob dazwischen ein Raum blieb. Ganz naiv! Da sie ihren Druck nur durch An- und Abreiben des auf den mit Farbe bemalten Holzstock gelegten Blattes erzielten, so konnten sie auch nicht zweiseitig drucken. Es mußten also einseitig be druckte Bogen zusammengefalzt werden, wobei der Falz, auf dem sich Seitenzahl, Titel und Druckort befindet, nicht aus geschnitten wird. Was nun die Anordnung von Schrift und Illustration zu einander betrifft, so herrscht hier die freie Richtung in der freiesten Willkür. Symmetrische Anordungen in den für den Export bestimmten Büchern sind nur Kon zessionen an unfern Geschmack. Hiernach hat also der eigentliche Drucker wenig in der japanischen Buchkunst, was ihm als direktes Vorbild dienen könnte. Unsre Künstler dagegen, insbesondre die Illustra toren, werden von dem, dem Jllustrationscharakter so recht entsprechenden flotten, genialen, inhaltsreichen Buchschmuck, sowie von der Naivetät, Harmlosigkeit, alle und jede in der Natur und im häuslichen Leben vorkommenden Gebilde zu dekorativen Zwecken zu verwenden, stets lernen können. Freilich dürfen wir in unserm Buchschmuck um so we niger in einen Japanismus verfallen, als die Grund bedingungen in beiden Ländern verschieden sind. Überm großen Wasser schrieb der Künstler den Text selbst zwischen die Illustrationen dorthin, wohin es ihm gerade paßte. Eine zügellose Ungebundenheit in der Anordnung des Textes war also durch die künstlerische Freiheit gerechtfertigt. Bei uns wird aber die Zeichnung vom Künstler hergestellt, während die Schrift der Schriftgießer liefert. Zeichnung und Schrift sind also in Japan eine einheitliche Druckplatte, bei uns nicht. Und dies muß doch auch äußerlich zum Ausdruck kommen. Daher wäre es bei uns ein arger Verstoß, wenn wir den Text auf die Illustration (Erde, Himmel rc.) drucken wollten. Kleine Mitteilungen. Vom Reichsgericht. (Nachdruck verboten.) — Wegen Ver gehens gegen das Urheberrecht sind am 16. September d. I. vom Landgericht Köln der Bildhauer Böhm zu 25 ^ und der Fabrikant Nolte sowie der Kaufmann Löhnberg zu je 100 ^ Geldstrafe ver urteilt worden, nachdem ein früheres freisprechendes Urteil vom Reichsgericht aufgehoben worden war. Die Angeklagten sind ferner verurteilt worden, dem Nebenkläger, Kaufmann Fritz Kochendörfer in Osterode a/H., eine Buße von 100 als Gesamtschuldner zu zahlen.
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