Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.01.1910

14, 19 Januar 1910. Nichtamtlicher Teil, Börsenblatt f, d, Dtschn, Buchhandel, 739 Werkes angeben, und da er in direktem Verkehr mit dem Publikum steht, würde das letztere dadurch vor solchen Mißbräuchen geschützt sein. Anderseits würde sich mit der Ausfuhr auch die natio nale Produkton entwickeln, und, da alle zu diesem Ergebnis führenden Neuerungen den Staaten im höchsten Grade nützen, so glaube ich, daß die Regierungen leicht zu einem solchen Zugeständnis bereit sein würden, um die Bücher-Ausfuhr zu fördern. Aus diesen Erwägungen komme ich zu folgendem Schluß: »Als erste Maßregel für die Erleichterung der Bücher- Ausfuhr Einrichtung eines internationalen Postdienstes, Spezialtarife auf der Grundlage eines viertel bis halben Centime für je zehn Gramm Gewicht für Drucksachen, die den Ankündigungen des Buchhandels dienen.« Nach dieser summarischen Zusammenstellung glaube ich, daß man meine Vorschläge folgendermaßen formulieren könnte: »Verbesserung der materiellen Bedingungen der Verlags erzeugnisse und Ermäßigung der Preise in dem Grade, daß erstere der Masse des Volkes zugänglich werden, die Pro duktion vergrößern und dis allgemeine Bildung fördern, »Angabe des Preises eines jeden Werkes an einer sicht baren Stelle für jedes Land, wohin es ausgeführt werden soll. »Abschluß von Verträgen über geistiges Eigentun. zwischen allen Ländern oder deren Beitritt zur Berner Kon vention. »Versendung eines Rundschreibens an die Buchhändler verbände und Empfehlung, in allen fremden Ländern Vertreter zu ernennen, die beauftragt sind, Nachdrucke geistigen Eigentums zu überwachen und über die Kreditveihältnisse der Sortimenter Auskunst zu geben. »Ermäßigung der Einfuhrzölle und Beseitigung derselben auf fremde Bücher, die in der Sprache des Ursprungslandes gedruckt sind. »Gesuch um Einrichtung eines Nachnahme-Dienstes für Pakete, die mit der internationalen Post versandt werden, um Festsetzung des Maximalgewichtes für Pakete auf wenigstens 3 Kilo und um Zulassung eines unbeschränkten Gewichts für diejenigen, die nur einen Band enthalten. »Gesuch um Erleichterung der Bücher-Ausfuhr durch Einrichtung eines internationalen Postdienstes, durch Spezial tarife auf Grundlage von einem viert l bis halben Centime für je zehn Gramm Gewicht für Drucksachen, die den An kündigungen des Buchhandels dienen.« Wenn es mir gelungen ist, Ihre Wünsche zum Ausdruck zu bringen, indem ich einige Mittel andeute, die meiner Ansicht nach zu einer Entwicklung der Bücherausfuhr führen werden, so erachte ich meine Mission als erfüllt, und es wird mich freuen, mit meinen schwachen Kräften der Allgemeinheit genützt zu haben. Kleine Mitteilungen. Thüringische Verlags-Anstalt, G. m. b. H. in Hild burghausen. — Handelsregister-Eintrag: In das hiesige Handelsregister Abteilung 8 wurde unter Nr. 6 heute eingetragen die Firma Thüringische Verlags- Anstalt, Gesellschaft mit beschränkter Haftung, deren Sitz von Leipzig nach Hildburghausen verlegt worden ist. Gegenstand des Unternehmens ist der Verlag und Vertrieb von Büchern und Zeitschriften aller Art, insbesondere der Erwerb und Fortbetrieb der Buhmannschen Thüringischen Ver lagsanstalt in Leipzig. Das Stammkapital beträgt 59 000 (neun undsünfzigtausend) Mark. Geschäftsführer ist Kaufmann Ernst Siebelis in Hildburghausen. Der Gesellschaftsvertrag wurde am 17. Januar 1906 abgeschlossen und durch Beschluß vom 24. September 1909 abgeändert. Bekanntmachungen der Gesellschaft erfolgen durch das in Leipzig erscheinende Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. Hildburghausen, den 11. Januar 1910. (gez) Herzog!. Amtsgericht. Abt. 1. (Deutscher Reichsanzeiger Nr. 12 vom 15. Januar 1910.) Buchdruckerci und Verlag: Die Ostgrenze Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Kalmar i. P. - Handelsregister- Eintrag : Kolmar, Posen. In unser Handelsregister Abteilung 8 ist unter Nr. 4 die Buchdruckerei und Verlag: Die Ostgrenze Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Kolmar i. P. eingetragen worden. Zweck der Gesellschaft ist der Erwerb von Druckereimaschinen der Posener Verlagsdruckerei und Annoncenzentrale G. m. b. H. in Posen und des Druckereiinventars derselben, soweit sich die genannten Gegenstände in Kolmar i. P. befinden und die Über nahme des Verlages der Tageszeitung »Die Ostgrenze«. Die Gesellschaft ist befugt, in Kolmar i. P. mit dem Betriebe der Druckerei und des Verlages der Ostgrenze einen Papier- und Buchhandel zu verbinden sowie ähnliche Unternehmungen zu betreiben oder sich an anderen Unternehmungen zu beteiligen. Das Stammkapital beträgt 30 000 Geschäftsführer ist der Kaufmann Max Günzel in Kolmar i. P. Der Gesellschaftsvertrag ist vom 3. Januar 1910. Die Vertretung steht nach diesem Vertrage dem Geschästs- ührer zu. Die Bekanntmachungen der Gesellschaft erfolgen im Reichsanzeiger. Kolmar i. P., den 6. Januar 1910. (gez.) Königliches Amtsgericht. (Deutscher Reichsanzeiger Nr. 14 vom 17. Januar 1910.) Graphische Ausstellungen in München. — Einen be deutenden Meister im Reiche der modernen Zeichnung lernen wir gegenwärtig in der Modernen Galerie im Arcopalais in München kennen: den Münchener Künstler Max Mayrshofer, von dem eine Kollektion von über hundert Schwarzweißblättern zur Ausstellung gebracht ist. Dem Vorwurfe nach sind es teils figürliche Kompositionen und phantastische Arrangements von weiblichen Akten, teils Landschaften aus der Ebene, Küstenbilder, Straßenfluchten u. a. Mayrshofer ist ein Einsamer und Träumer, der seine Augen von der Welt und den Menschen abkehrt. Er zeigt uns Einöden mit freiem Blick in die Ferne, im weiten Raum nichts als einzelne magere Bäume oder vereinzelte Menschlein, die auf einer endlosen, am Horizont sich ver lierenden Straße dahinwandeln, oder weidende Pferde oder Abenteurer. Überall lauern grenzenlose Abgeschiedenheit und Stille. Gleichviel, was er darstellt, ob die Küste am brandenden Meer oder einen Waldtümpel mit badenden Frauen. Jede Zeich nung ist ein Gedicht voll starken ergreifenden Inhalts. Von ganz besonderer Schönheit sind die Darstellungen mit ruhenden nackten Frauen, die in der technischen Behandlung eine bewunderungs würdige Delikatesse und köstliche Zartheit zeigen. Sie sind mit dem Wischer nur hingehaucht, aber von einer Sicherheit in der Formenbehandlung, die die Schönheit des Gegenstandes ungetrübt zur Wirkung kommen läßt. Mayrshofer geht in der dichterischen Bewältigung des Stoffes, in der Entmaterialisierung des Gegen standes weiter als irgend ein anderer; es ist eine durchaus persönliche Kunst ohne irgendwelche Nebenzwecke entstanden, die hier zum ersten Mole an die Öffentlichkeit tritt. Denn außer einigen Reproduktionen in der »Jugend« und im »Hyperion« ist von dem Künstler in weiteren Kreisen noch nichts bekannt. Eine Poetennatur ist auch der Dachauer Carl Felber, der in einem anderen Raum derselben Galerie mit einer Anzahl land schaftlicher Radierungen vertreten ist. Ihn reizt vor allem die große traumhafte Schönheit dunkler Baumsilhouetten, die Poesie alter Häuser und Hütten, die Dämmerungserscheinungen im Moore und dergleichen. Er versteht es, die Reize solcher Stimmungen auch in der Technik zu schöner Geltung zu bringen. In der Galerie Heinemann kommt in einer etliche hundert Feder- und Pinsclzeichnungen, Bleistift- und Kohleskizzen um fassenden Gedächtnisausstellung der im vergangenen Herbst plötzlich 97»