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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.10.1929
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- 1929-10-05
- Erscheinungsdatum
- 05.10.1929
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MckckMEdwDtlMMVllällMM Nr. 232 (R. 125). Leipzig. Sonnabend den 5. Oktober 1929. 86. Jahrgang, ReLMLonMer TA» Die SOjährige Iubeltagung des Verbandes Sächsischer Buchhändler in Meißen am 24. und 25. August 1S2S. Als ich noch ein junger Gehilfe in Dresden war und später, jahraus, jahrein, wie oft lockte mich die alte liebe Markgrafen stadt Meißen in ihren romantischen Zauber. Ich kenne sie lange, die guten, winkligen Gaffen und jede weiß mir etwas aus jenen seligen Zeiten zu erzählen, manchmal nur ganz leise und ver stohlen. Zu allen Jahreszeiten war ich dort, wenn Flieder und Goldregen aus den Gärten über altes Gemäuer quollen, wenn die Rosen blühten, wenn ein letztes Sommerleuchten die letzte Farbenpracht des Sommers erglühen ließ und die hügelige Weite in der Reife stand. Aber auch wenn Herbst- und Wintcr- stürmc durch die Gassen pfisfcn, wie saß man da so fest in heime ligen Weinkncipen, gleich nach dem Ersten hinter einer guten Pulle und später bei billigem Most und Schieler, bis der -graue Zug» uns wieder nach Dresden brachte. Und heute, heute soll ich dort oben ans d-r R>"-a in den ehrwürdigen Festräumeu der Iubeltagung des Sächsischen Ver bandes präsidieren, ich, den manchmal oie Polizei oenu uant- haken nehmen wollte, wenn ich in fröhlicher Compancia sin gend durch die nächtlichen Gassen zog. Und die Regierung ist Mit da und der Oberbürgermeister der Stadt. Und ich sitze mitten dazwischen. Und der Rat von Dresden ist vertreten. Gelehrte, Professoren und Schulmonarchen, sogar ein lebendiger Dichter. Und ich muß feierliche, ganz feierliche Reden halten, und die andern alle müssen zuhören, und keiner kann anstandshalber auskncifen und sich auf dem Burgkeller still hinter eine gute Flasche Pflanzen und über die alten Dächer und Türme der Stadt, über den Elbstrom hinweg hinausträumen in das herr liche, sonnige Hügelland, lem-poru mutantur, uos et m-utumur Aber wer von den Teilnehmern heute zurückblickt auf die beiden sonnigen Spätsommertage, die uns in der tausendjäh rigen Stadt zu unserer Iubeltagung vereinigten, dem wird doch der Eindruck einer harmonisch abgcstimmten Feier für alle Zei ten haften bleiben, einer Feier, die einem 50jährigen Geschehen einen ganz außerordentlichen Rahmen gab. Man könnte v-iel- .leicht sagen, der Rahmen wäre zu wuchtig gewesen für die Be deutung dieser 50 Jährlein auf dem Hintergründe einer tausend jährigen großen Geschichte. Zwei Schlösser in zwei Lagen öff neten uns ihre Pforten. Am Sonnabend das Schloß Sieben- eichen, der alte Cdelsitz der Miltitze, eines eng mit der sächsischen s lieschichte und seinem Geistesleben verknüpften Geschlechtes, und jäm Sonntage sogar die ragende Burg der Wettiner, die Albrcchtsburg. War das nicht etnms anspruchsvoll? Nun, >vir » glaubten, als sächsische Buchhändler auch unsere sächsische Heimat- Verbundenheit betonen zu sollen. Und wo konnten wir das besser als hier, wo sächsische Geschichte und Kultur ihre Wiegenstätte fanden? Und dann dachten wir auch, es wäre gut für das Buch und den Buchhandel, wenn man einmal recht hoch stiege, damit wir wieder besser gesehen werden. Man kann auch in dieser Prägung einen Tag des Buches begehen. Das ist ja heute mehr denn je der tiefcrv Sinn solcher Feiern, an denen auch durch die Presse die Öffentlichkeit mit tcilnimmt. Am Montag wurden wir ja alle von selbst wieder klein, der Höhenrauch verflog nur zu schnell, da standen wir wieder alle hinter unseren Pulten und verglichen seufzend das Soll mit dem Haben und warteten auf die bücherhungrigc Menschheit in »holdem Bescheiden». Siebencichen. Aber wer sich heute die unauslöschlichen Eindrücke dieser Iubeltagung wieder vergegenwärtigt, heute, wo uns der Alltag wieder mitten in unser Sorgen und Hoffen gestellt hat, wer möchte wohl in seiner Erinnerung die festliche Vorfeier, die stille Weihcstunde missen, die uns im Schlosse von Siebeneichen und in seinem ivundcrvollcn Park vereinigte. Das war im tiefsten Sinne eine Stunde des Buches. Die geistig so hochstehende Schloßhcrvin, Frau Baronin Monika von Miltitz, verstand es, durch ihre Vorlesung aus ihrem feinsinnigen Buche »Schloß Sicbcneichcn» uns in eine Atmosphäre der Geistigkeit zu bannen, die auch unsere Arbeit zart verknüpfte mit der Umwelt dieser lebendigen Kulturstätte. Im alten Saale, geschmückt mit der blumenumrahmtcn Büste Goethes im Hinblick auf seinen Ge burtstag am 28. August, begrüßte uns die Schloßhcrrin mit schlichten, herzlichen Worten, um dann einige Abschnitte aus ihrem Buche »Schloß Siebencichen- vorzulesen. Es bedeutete diese Vorlesung eine Einführung in die Geschichte der Landschaft und dieses mit der Landschaft so eng verwachsenen Edclsitzes. Aber dieses Buch ist viel mehr als ein liebevolles Wahren des geschichtlichen und geistigen Erbes dieses Hauses aus der Zeit seiner Gründung, aus den Sturmjahren der Reformation, des Siebenjährigen Krieges und der Revolution, aus dem Zeitalter der Romantik, wo ein Novalis (v. Hardenberg), ein Verwandter des Hauses, hier einen Kreis bedeutender Männer und Frauen um sich vereinigte, es enthält mehr als die bloße Erinnerung an Gestalten wie Geliert, Körner und Fichte, es beleuchtet die fei neren geistigen Zusammenhänge der verschiedenen Zeitcpochcn in ihrer Wechselwirkung aus die Männer und Frauen dieses Geschlechtes, den immer wieder hervortretcnden stark ausgepräg ten Gegenwartssinn bei einer Anzahl hervorragender richtung gebender Persönlichkeiten und gibt so ein abgerundetes kultur geschichtliches Bild dieses für die sächsische Geschichte so bedeut samen Geschlechtes. Es wurde mir nicht leicht, in einigen kurzen Dankesworten den tiefen Eindruck zu erschöpfen, den diese schöne Stunde bei allen Beteiligten hinterlisß und die noch ergänzt wurde durch die Besichtigung des Schlosses mit den herrlichen Kunstschätzen (Lukas Cranach, Tilman Ricmenschncidcr, Tischbein, Anton Grass usw.). Daß dabei die große Schloßbibliothek, die auch wie der den Gegenwartssinn -der Schloßherrin verriet, das besondere Interesse der Buchhändlergäste fand, brauche ich Wohl nicht be sonders zu erwähnen. Wir lagerten uns dann auf der Terrasse des Parks und lauschten einem Vortrage des Stadtarchivars vr. Grögcr, der uns in vollendet geschlossener Form in kurzen Strichen die Geschichte Meißens vor allen Dingen in seiner kolo- nisatorischdn Bedeutung für das Deutschtum zeigte. K n o r r e. Und dann fielen wir für heute nicht mehr aus dem üblichen Rahmen solcher Tagungen, dann brachte uns -das buntbewim pelte Motorboot zur alten Knorre, einem historischen Gasthause unterhalb Meißens am rechten Elbufer, wo uns einige frohe Stunden bei einfachem Imbiß und dem heimatlichen Schiclcr- wein noch lange zusammenhiclten. Nach einer Begrüßung der zahlreichen Gäste aller buchhändlcrischen Organisationen galt mein Gruß besonders dem Vertreter des Landcsvereins llnga- 1069
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