7640 U 232, 5. Oktober 1929. Fertige Edwin Erich Dwinger, Die Armee Hinte 6.—IO. Tausenck. Se/r. I 6eneva//ekc/mavsc/iakk von Mackensen? Das Buch hat mich so erschüttert, daß ich eS nur mit Unterbrechungen lesen konnte. Ist es ein Roman oder ist eS Wirklichkeit des Erlebens, was das „Sibirische Tagebuch" dem Leser bietet? Der Name Elsa Brandström bürgt für das Letztere. Vossiscste ^eikunF.' DwingerS „Sibirisches Tagebuch" ist das Dokument der Millionen Kriegs gefangenen, wie Renn und Remarque Dokumente der Millionen Front soldaten sind. Er räumt auf mit dem Märchen, daß Krieg nur an der Front geführt wurde. Die Menschen in dem Tagebuch DwingerS sind reprä sentativ für Millionen von Kriegsgefangenen. Man sage doch nicht, daß wir genug haben von der Kricgsliteratur. Wenn man den Dwinger lieft, so ist es genau so, wie wenn man Remarque liest, man möchte jedem das Buch in die Hand geben, jeden zwingen zu lesen und zu verstehen, so war der Krieg an der Front, so war der Krieg hinter der Front, wie ist es möglich, das zu vergessen oder es nicht wahr haben zu wollen. Alle Schulkinder müßte» Einzelepisoden aus diesen Büchern kennen und die jungen Studenten und Kommis, die am Waldesrande idyllische Kriegsspiele aufführen, sie sollten gezwungen werden, diese Bücher zu lesen. Und eines von diesen Büchern, das man in Auswahl als obligatorische Schullektüre einführen müßte, ist dieses Kriegsgefangenen buch von Edwin Erich Dwinger. Dev KinF. Von allen Büchern, die im Bannkreis der Jahre 1914—18 geschrieben wurden, ist dies das aufwühlendste. Nur die ersten zwölf Zeilen spielen an der Front. Und was nun anhebt, in gewaltiger mitreißender Stei gerung, in wilder Anschaulichkeit, die uns nichts erspart, ist, was diese Soldaten durch 5 Jahre hindurch hinter dem russischen Stacheldraht erlebten. In diesem Buche bleibt uns nichts erspart, wie denen, die eS erlebten, nichts erspart blieb. Sein tiefster, trotz allem versöhnender Wert aber liegt wohl in den Worten: „Ein Mensch, der nicht fähig ist, sich für eine Idee aufzuopfern, ist im höheren Sinne noch kein Mensch. Wir tun hier das, was erst den Menschen ausmacht: Leiden für eine Idee." Eugen Diederich ichcr. vsq-Ean s,d,D>lchi,.vu«h»»«-l. 7641 Stacheldraht. Das sibirische Tagebuch .LO, in i^einen 6.<80 Dv. Kant Kennen, Men, Ftaatskanrlev a. D.. Ein unverqänqlicher Beitrag zur menschlichen Seelenkunde. Dieses Tagebuch, das die Wirklichkeit wiedergibt, überschreitet die Grenzen der Phantasie. Nicht das physische Leiden, die seelischen Verheerungen jahrelangen Aufenthalts im Gefangenenlager sind das Furchtbare an diesem Schicksal. I.llckwlS Huna, Men. Die Ungeschminktheit der Darstellung trägt den Stempel unbedingter Wahrheit. Dieses Buch ist eines der erschütterndsten künstlerisch gestalteten Dokumente von dem Leid und Leiden der deutschen und österreichischen Kriegsgefangenen in Rußland. Man beugt sich voll Ehrfurcht vor dem namenlosen Leid dieser rühmlosen Helden, die sich inmitten aller Marler die Treue zum Vaterland bewahrt haben. Man bewundert den Geist, der inmitten der tötenden Lähmung und Schrecknisse die Kraft aufbrachte, noch an die Würde und das Edeltum der Menschheit zu glauben. Wenn auch dem Remarque'schen Buche in der Idee verwandt, ist eS doch von einem gänzlich andern, an das Leben glaubenden Geist beschwingt. Allen denjenigen, die durch jenes Buch den Glauben an ein deutsches Zukunftsideal zerschlagen wähnen, werden hier diesen Glauben wieder erstehen sehen. Überdies klingt ein besonders warmherziger Ton bei der Schilderung der österreichischen Offiziere mit, und schon aus diesem Grunde wünscht man dem Buche viele Leser. Dev /unFckeukscsie: Das Buch DwingerS ist kein Buch des Pazifismus. Es ist dasselbe Lied deutschen Todeskampfes hinter Stacheldraht. Auch dieses Kriegsbuch soll von unserer Jugend gelesen werden. Das gereifte Frontsoldatentum soll an ihm sein Urteil klären. Unsere in das Frontsoldatentum hineinwachsende Jugend aber möge ihre geistigen Kräfte und ihren vaterländischen Willen zum Opfer durch wahrhafte Erkenntnis aller Höhen und Niederungen des Krieges stärken. KöniALbevFev >4ftKemeine ^eikunF.' Ein Zeitdokument des Weltkrieges. Befreiend und erlösend erhebt sich die Erkenntnis, daß Männer aller Schichtungen sich selbst treu bleiben und dem Vaterlande, für das sie in den Kampf zogen. Verlag in Jena