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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.02.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-02-25
- Erscheinungsdatum
- 25.02.1910
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- Deutsch
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- Saxonica
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deren es in Österreich sehr wenige gibt — sagen Ja, denn sie erhoffen sich von der Freigabe der Kolportage er höhten Absatz ihrer Artikel; die Sortimentshandlungen in den Piovinzstädten sagen Nein, denn sie befürchten, daß ihnen ihr Boden abgegraben wird. So konnte denn 1888 eine von hervorragenden Wiener Firmen proponierte Petition, die das Verbot der Kolportage »geradezu als Krebsschaden des österreichischen Buchhandels« bezeichnet, in der Plenarversammlung nicht die erforderliche Majorität erhalten. Ob in der Ansicht der Gegner der Kolportage nicht doch ein Wandel eintreten wird? Mein braver, alter Dienstmann an der Ecke gestand mir einmal seines Herzens tiefsten Wunsch: im Verein mit seinen Kollegen sämtliche Wiener Telephonapparate zu zerstören; und der biedere Postkutscher auf der Dolomitenstraße sandte jedem Auto, dem wir begegneten, einen kräftigen Fluch nach — aber die Verbreitung von Telephon und Auto wird durch unfromme Wünsche nicht aufgehalten werden. Ein stetige Sorge des Vereins sind auch die oft in raschem Tempo erfließenden Gesetze, betreffend die soziale Fürsorge für die Angestellten. Kein Zweifel, daß die vom Staate diktierten Opfer zumal die kleineren Betriebe empfind lich bedrücken. In dieser Hinsicht erwuchs dem Verein die Pflicht, im Anschlüsse an die angesehensten kaufmännischen Korporationen gegen eine allzu weite Ausdehnung des Pensionsgesetzes, über dessen unvorteilhafte, zweckwidrige Anlage und Stilisierung Klagen aus allen Parteilagern er hoben wurden, in Opposition zu treten. Das Fachblatt des Vereins, die »Oesterreichisch- ungarische Buchhändler-Correspondenz«, wurde am 1. Februar 1860 als Oesterreichische Buchhändler-Korre spondenz gegründet und erschien bis 31. Dezember 18 71 dreimal monatlich, von da an als Wochenblatt. Sie ver zeichnet in der Rubrik »Bibliographie« die Novitäten nicht bloß der deutschen, sondern auch der anderen Sprachen des Landes, bringt fachliche Artikel und Notizen und dient als An kündigungsblatt allen geschäftlichen Zwecken des Buchhandels. Seit vielen Jahren steht der Verein unter der energischen und zielbewußten Leitung des Handelskammer rates Herrn Wilhelm Müller, während die Redaktion der »Buchhändler-Korrespondenz« von dem rechtskundigen, ebenso jeder- als geschästsgewandten Herrn Carl Junker besorgt wird. Die Agenden des Vereins sind wie der Umfang der »Österreichisch-ungarischen Buchhändler - Korresondenz« im Wachsen begriffen; ist doch in unserem Vaterlande — wenn auch nicht in so intensiver Weise wie im Deutschen Reiche — die Tendenz der Aufwärtsbewegung im Bücherkonsum zu konstatieren. Die Gründe hierfür sind nicht in der steigenden Bevölkerungszahl allein, sondern namentlich auch in der verbesserten Schulbildung, in den größeren Anforderungen an die wissenschaftliche Durchbildung der in der Industrie, im Verkehrsdienst und im Handel An gestellten und in dem Bildungsdurst der langsam, aber stetig zur besseren Lebenshaltung heranreifenden Arbeiter schichten zu suchen. Von Ernst v. Wildenbruch stammt, wenn ich nicht irre, das Wort: »Wer dem Buche dient, dient der Welt.« Möge es dem Verein und seinem Fachorgan vergönnt sein, wie bisher in erfolgreicher Weise für den viel sprachigen, weitverzweigten Buchhandel Österreich-Ungarns zu sorgen! Die wirtschaftlichen Interessen des Buchhandels stehen, wenn man von der pornographischen Literatur absteht, die in Österreich glücklicherweise nur in vereinzelten Er scheinungen zu Tage tritt, im Dienste der kulturellen Auf gaben des Staates. Kleine Mitteilungen. * Ein Goethefund. <Vgl. Nr. 44 d. Bl.) — Uber den hier gemeldeten Goethesund in Zürich schreibt »Der Bund« (Bern) in seiner Nr. 87 vom 21./22. Februar 1910: »Ein bisher unbekanntes Werk Goethes gesunden! »Wir sind in der angenehmen Lage, unfern Lesern die erste Mitteilung zu machen von einem hochbedeutjamen literarischen Funde, der weit über die Fachkreise der Goethe-Forscher hinaus das größte Aufsehen und die größte Freude erregen wird. Ein neuer Stern erster Größe ist, wider alles Hoffen und Vermuten, am Goethe-Himmel ausgegangen, ein Stern, nach dem die ge lehrten Astronomen seit Jahrzehnten vergeblich gesucht und den je noch auszufinden sie längst die Hoffnung aufgegeben hatten. Was uns doppelt mit hoher Freude erfüllt, ist, daß diese Ent deckung in der Schweiz gemacht worden ist, der Goethe so viel verdankt und die in seinem Leben wie in seiner Dichtung eine so wichtige Rolle spielt. Gemacht ist die Entdeckung in Zürich, wissen- schastlich ediert und interpretiert wird sie in Bern; der glückliche Finder ist der Züricher Gymnasialprofessor und Privat dozent vr. Gustav Billeter, der glückiche Herausgeber unser Berner Literaturhistoriker Professor Or. Harry Maync. Dem letzteren ist die beneidenswerte Aufgabe besonders auch aus dem Grunde zugefallen, weil ihm die Wissen schaft eine kritische Ausgabe von Goethes »Wilhelm Meister« und zugleich den eingehendsten und umfangreichsten Kommentar z'lv- diesem Werke verdankt: es handelt sich nämlich nm nichts Ge ringeres als um die erste, nie gedruckte Gestalt von »Wilhelm Meisters Lehrjahren«, die leider für endgültig verschollen gelten mußte — um den Roman »Wilhelm Meisters theatralische Sendung«. »Seit vor nun fast einem Vierteljahrhundert Erich Schmidt den sogenannten Ur-»Faust« entdeckt hat, ist kein so epoche machender Goethe-Fund gemacht worden. Der erste Satz der Einleitung in Erich Schmidts Ur-Faust-Ausgabe gibt dem tiefen Bedauern Ausdruck, daß auch nach der Eröffnung des Weimarer Goethe-Archivs der so schmerzlich vermißte alte »Wilhelm Meister« nicht zum Vorschein gekommen sei. Heute dürfen wir frohlocken: Er lebt! Er ist da! Es behielt ihn nicht! »Entdeckt ist das unschätzbare Werk bei einem Nachkommen der wackeren Züricherin Barbara Schultheß. Aus ihren bekannten (und gedruckten) Briefen an Goethe wissen wir längst, wie nahe sie ihm, dem Menschen und dem Dichter, stand. Sie war viele Jahre lang eine seiner vertrautesten Freundinnen (mit der er das Du wechselte), und er hat die kluge und feine Frau, die er wiederholt in Zürich besucht hat, wie wenige andere an seinen keimenden und entstehenden Werken teilnehmen lassen. So hat er ihr auch »Wilhelm Meisters theatralische Sendung« zugesandt, und es ist ein überaus glücklicher Zufall, daß sich das Manuskript bis heute in ihrer Familie erhalten hat. Die etwa 600 Oktavseiten umfassende Handschrift ist nicht von Goethe selbst geschrieben, sie trägt weder Titel noch Versassernamen und die ersten Seiten haben mit dem Text der »Lehrjahre« ganz und gar nichts gemein: so ist es begreiflich, wenn man nicht früher die Be deutung dieser vergilbten Blätter erkannt hat. »Der neue Fund hat nicht etwa nur antiquarischen und Lieb- Haber-Wert, sondern mit »Wilhelm Meisters theatralischer Sen dung« wird jedem Literaturfreunde, jedem Gebildeten ein ganz neues und ganz köstliches Geschenk von riesigem Werte gemacht. Wir besitzen jetzt nämlich den größten Roman der deutschen Literatur in der Form, in der ihn der junge Goethe, der Goethe vor der italienischen Reise entworfen hat. Der Dichter dieser Fassung ist hier fast zwanzig Jahre jünger und sehr viel subjektiver als der Herausgeber der stark überarbeiteten »Lehrjahre«. Seine Darstellungskunst ist in der Urform von einer so blutvollen Frische und Unmittelbarkeit, von einer so jugendlichen Kraft, Trefflichkeit und künstlerischen Prägnanz, wie sonst nur noch in den besten Partien des »Weither« und des Ur-»Faust«, und nirgends sonst tritt die starke humoristische Ader, über die der junge Goethe verfügt, während sie bei dem alternden immer mehr versiegt, so glücklich zutage. Ferner kommt hier das Autobiographische des Romans noch viel stärker und unmittelbarer zur Geltung. In ganz neuer, höchst reizvoller Beleuchtung erscheinen uns jetzt Goethes Frankfurter Knaben- und Entwicklungsjahre. Auch in
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