^ 208, 8. September 1910. Künftig erscheinende Bücher. «öy-nbi-tt l>. Dtschn. Buchh°n°-i. 10205 Verlag von Egon Fleische! 6- Co., Berlin W. 9 (2) Wir versandten Rundschreiben über folgende Novitäten: Die steile Stufe Roman von Ernst Heilborn Geheftet M. 3.—; gebunden M. 4.— Als dieser feinsinnige Roman in der „Deutschen Rundschau" erschien, hat wohl mancher der lang jährigen Leser der vornehmen Zeitschrift unwillkürlich interessierter als sonst, mit größerer Spannung als ge wöhnlich die Fortsetzung erwartet und im Innersten seines Herzens bei der Geschichte des Mannes, der die steile Stufe des „Alters" zu erklimmen sich scheut, das unbestimmte Gefühl gehabt: tas rs8 agitur. In der Tat hat der Dichter es verstanden, in seinem Helden und dessen Erlebnis die typischen Momente zu treffen. Allen denen, die wie der Justizrat Joachim die geistigen und leiblichen Genüsse der guten, soliden Berliner Gesellschaft ausgekostet haben, kommt einmal die Stunde, da ihnen schwer wird das Erklimmen der steilen Stufe, die sie in ein anderes Zimmer, ins — symbolische Allersstübchen führt. Dabei ist es Heilborn gelungen, das Typische an diesem Wendepunkt des Menschenlebens mit einem besonderen individuellen Reiz zu umkleiden, indem er seinen Helden an der Zeitwende noch ein Abenteuer erleben läßt, das einen letzten verklärenden Schimmer auf die nun für immer dahingegangene Jugendzeit frohen, sorglosen Genießens wirft. Außerordentlich reizvoll ist es, wenn am Schluß des Werkes, wie vom milden Glanz der sinkenden Sonne bestrahlt, das schöne Bild des Mannes erscheint, der in dem Weib nicht mehr die Geliebte erblickt, in der Tochter aber, gewissermaßen als Entschädigung, das Weib entdeckt. Li Aus märkischer Erde Roman von Hanns von ZobeltiH Preis geheftet M. 5.—; gebunden M. 6.50 Die Geschichte eines leidenschaftlichen Mädchenherzens gibt uns der Verfasser. Aber der eigenartige Reiz des Romans beruht nicht nur in den Kämpfen der jungen Seele. Hanns von Zobeltitz führt uns in seine eigene Jugend zurück, auf den märkischen Herrensitz, auf dem er geboren, in das Berlin der sechziger Jahre, in dem er erwuchs. Es ist viel Autobiographisches in dem Roman, Selbstgesehenes, Selbsterlebtes — und das ist immer fesselnd, besonders wenn eine Persönlichkeit dahinter steht, die schon an sich weitgehendes Interesse beanspruchen kann. Darüber hinaus aber ist der Roman das Kulturbild einer werdenden Zeit: der Konfliktsperiode, in der die Anfänge der Einigung Deutschlands liegen. Eine Fülle origineller Gestalten lebt in der Dichtung; die „Märker" jener Tage — Adel, Bürger, Bauern — sind selten so warmherzig, aber auch selten so vorurteilsfrei geschildert worden wie hier.