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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.09.1910
- Strukturtyp
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- 1910-09-16
- Erscheinungsdatum
- 16.09.1910
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- Deutsch
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215, 16. September 1910. Nichtamtlicher Teil. Börjenbl-tt b d. Drschn. Buchhandel. 10553 Unmöglichkeit, über die ihn jeder Völkerkundige belehren könnte. Eine so eigenartige Schrift-Ummodelung kann nur von einer einzigen Volksart ausgegangen sein, kann nur die Auffassung und den Geschmack einer einzigen Volksari, nämlich der deutschen, zum Ausdruck gebracht haben. Der in der Schrift-Modelung zu Tage tretende Stil und Geschmack entspricht der Kunst- und Geschmacks-Richtung der germanischen Urkunst vor- und frühgeschichtticher Zeit, über die Professor Bock (Marburg) bahnbrechende Forschungen angestellt hat, entspricht ferner in allem Wesentlichen dem späteren gothischen Stile. Zur Karolinger-Zeit gab es noch nicht ein italienisches, französisches, spanisches Volk im heutigen Sinne. Über der romanischen Bevölkerung von Hörigen stand eine im Blute germanische Herren-Schicht: Adel und Geistlichkeit. Aus dem Adel gingen Jahrhunderte lang auch die höheren Geistlichen hervor. Diese germanische Schicht machte die deutsche Bruch schrist zur Gemeinschrift des Abendlandes, vermittelte sie den niederen romanischen Bevölkerungen. Die gänzliche Ver mischung der germanischen Oberschicht mit der romanischen Masse und die Bildung der neuen Volksarten fand erst in späterer Zeit statt. Im achten bis zehnten Jahrhundert, vereinzelt auch noch später, wurde neben der entstehenden Bruchschrift noch zuweilen in der römischen Laufschrift ge schrieben. Es ist richtig, daß das Wessobrunner Gebet, das Gedicht »Muspilli« und einige Schriften Notkers von St. Gallen, besonders seine Psalmen-Übersetzung, diese Schrift aufweisen. Beim Heljand und Otfrieds Evangelien- Harmonie ist — im Gegensätze zu Hölschers Angabe — schon beginnende Brechung nachweisbar. Die weiteren Ab teilungen der »Deutschen Schrifttafeln des neunten bis sech zehnten Jahrhunderts« von Petzet und Glaunig werden Herrn Hölscher über das völlige Durchbrechen und Obsiegen der Bruchschrist die Augen öffnen. Er braucht aber auch gar nicht auf das Erscheinen dieser Abteilungen zu warten, sondern kann sich die Sache leichter machen, indem er die 110 Seiten der geschichtlichen Schriftproben meines Buches durchblättert. Wie Herr Hölscher sagen kann, »der Irrtum«, daß die Bruchschrist etwas »ursprünglich« Deutsches sei, »wäre jetzt aufgedeckt«, ist unbezeichenbar. Daß die Bruchschrift etwas ursprünglich Germanisches sei, hat noch niemals ein Deutschschrist-Anhänger behauptet; nur daß die Abmodelung der römischen Schrift durch Brechung von Germanen bewirkt wurde, ist geschichtlich fest stellbar. Daß die frühere fränkisch-merowingische, angel sächsische, langobardische (in Oberitalien) und westgothische Schrift (in Spanien), sämtlich Vorgängerinnen der Bruch schrift, Eigenerzeugnisse dieser germanischen Stämme gewesen seien, ist ebenso wenig behauptet worden. Sie waren eben falls nur germanische Weiterentwickelungen der römischen Laufschrift. Herr Hölscher schlägt mit derartigen Geschichts- Klitterungen und -Verdrehungen gegnerischer Darstellungen nur offene Türen ein. Unwahr ist, daß die Rundungen erst nach dem zehnten Jahrhundert eckiger werden. Die Merseburger Zaubersprüche, das angelsächsische Waldhere-Bruchstück (beide geschrieben um 950), sowie Widukinds Sächsische Geschichten (vollendet um 967) weisen schon Bruchschrift-Gepräge in verhältnismäßig großer Vollendung auf. Was die Weiter entwickelung der Schrift-Modelung und -Brechung betrifft, so erübrigt sich aller Wortstreit. Jeder Unbefangene und gerecht Denkende sehe sich die Schriftproben meines Buches aus dem achten, neunten, zehnten, elften Jahrhundert an, und er wird die allmähliche Entwickelung der deutschen Schrift ge wahren. Hier nützen keinerlei Redensarten, sondern nur Beweise. Ich habe mir die großen Mühen und gewaltigen Kosten gemacht, die geschichtlichen Schriftproben zusammen zustellen, um endlich einmal der Wahrheit zu ihrem Rechte zu verhelfen, und die Geschichts-Klitterungen der Latein- schriftler ein für alle Male aller Welt offenkundig zu machen. 1 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. Herr Hölscher ist fähig, folgendes in künstlerischer Hin sicht Unglaubliche zu schreiben: »Der gothische Stil hat seinen Namen von den Italienern, die damit spottweise den Barbarismus ausdrücken wollten, den sie in der Gothik erblickten. Sie glaubten, nur rohe Barbaren, wie die Gothen, hätten solche Werke Hervorbringen können.« Welche Abwesenheit alles Kunstsinnes, welche Geschmacks-Öde! Gerade in diesen Tagen schrieb mir der Kunstwissenschaftler Universitäts-Professor Dr. Franz Bock (Marburg): »Die oft geschmähte Spätgothik ist die bedeutendste und die ein zige große Blütezeit unserer nationalen Kunst ge wesen.« Herr Hölscher liebt es, die Zukunft vorauszusagen, schon seit langer Zeit. Leider hat er gar keine Begabung zum Seher oder Weissager. Der Bruchschrift hat er schon vor zwanzig Jahren wieder und wieder ihr baldiges Ende vor ausgesagt. Aber sie lebt immer noch, fröhlich und munter. Sie hat in den zwanzig Jahren sogar verschiedene neue edle Spielarten hervorgebracht, wie die Mainzer Bruchschrist, Leibniz-Schrift, Alte Schwabacher, Offenbacher Schwabacher usw. usm, hat ihren Geltungsbereich entschieden erweitert, indem sie durch die sogenannren Mittelschriften das Anzeigenwesen u. a. zum Teil erobert hat, und der lateinischen Schrift den Rang streitig macht. Der Bruchschrist gehört nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Zukunft, wenn unser Volk noch eine solche hat. Und wenn Herr Hölscher sagt, die Regierung müsse der Ausrottungs-Bewegung folgen, so werden alle Einsichtigen unserer Regierungsmänner diese Anmaßung belächeln. Die Regierung wird sich stemmen gegen noch weitere Versuche, zu zerstören und niederzureißen an den Gütern, die schöpferische Germanen in einem Jahrtausend ge schaffen und gebaut haben. Adolf Reinecke. Übersetzungen aus dem Deutschen in die slawischen, die magyarische und andere osteuropäische Sprachen. (Mitgeteilt von T. Pech.) 1910, III.*) Vbel, llalttsriologisebss Nasebsnbueb. (tVisn, 0. Labitxsob.) ^6e-n>, p. Vaxiepio^oria. Lparxos ppnoeoAerao 11 np. Vaiox. nep. ea> 10-ro at». nsr, L. A. Orenauoa», noA'L xs». 71. V BapLoesava. Nsa 2-e. 16°. lLisv. XII, 219 8. 10 000 Lx. R. 1.—. Vltsnbsrg, Wie leb es ssbs. (Berlin, 8. I"isolier Verlag.) Attenberg, I'. dalr sä to vidiiu. Vis 3. v^d. prst. L. Llalälrovä. 8°. krag, 1. Otto. 240 8. L 2.40. Vnxsngrnbsr, der Hlsineidsbausr. Stuttgart, Ootta'sobs Lnobb. Hacbt.) ^nxsngrubsr, V. 8sdläk lrrivoxlissLuilr. Obrax v ttsob ssdn. kiel. 1. B. Zlsobta. 2. vxd. 8°. Larolinsntbal, LI. Lnapp. 83 8. 60 b. Vrbsit, Die, der Wasserturbine. (Vus: Bsober, „llbeoris der Wasserturbinen". Berlin, d. 8pringer.) paSor» uoariiioü r^xüiuu.1 npa noororiiiiiou'i, nanoxb ii nexSLitsssoä narx^,«». (IIzr> iciiiii li Bsobsr'a Vis Ibsoris der Wasserturbinen.) IloA'L 7b II. p^scxaro. Lsp. ca> »I». II. I!. Ipaaai'L. 8°. Lisv. 35 8. 200 Bx. Babr, das Lonxsrt. (Ilerlin-Wsstend, B. Reiss.) Lap'r, p Iv»»u«prr>. Koxepa in 3 «tnoi. Ilep. <n »tu. LI. 0-»oü ii 0. Tl'Cxsro. 8". Lloslrau. 76 8. 270 Bx. II. 2.— — La kacixoim (Lonnexra.). LoölSLia na, 3 «tiicia. Lex. or> »t». .1. LI. liaciiiierciraro n I. V. lienrexav«». 8°. Petersburg. 124 8. 100 Bx. L. 2.50. Ilern dt, Lebüebternbeit, nervöse Vngstruständs und anders ssslisebs Beiden. (Beipxig, Llodsrn-wedioinisobsr Verlag.) VsxaLVL. 6a»0V»^nisais. 6experi> oauooüiiLLaairi n-m Lovsuis crxa- ereü n L^ulsLüLixi. crpaLasin. 71. bk>ieusosa. 8". Peters burg. 175 8. 6000 Bx. Ii. 1.25. Bernbökt n. koblsr, das bürgerliobs liselit Bsutsoblands. Vepars»iD, ch., ii I. Loilsx'r. pxaLLascicos nxaso pexuaiiia. Lsp. ci. »t^i. V. LI. Lxaricoua, 0. 0. TloSxmia, L. V. Kapacava u L. L. *) 1910, ll siehe Börsenblatt 1910, Nr. 138 und 139. 1372
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