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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.08.1912
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- 1912-08-02
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- 02.08.1912
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^ 178, 2. August 1912. Nichtamtlicher Teil. ««q-n«I»U >. «. Dtschn. v-ch,»nd-I, 8967 dadurch übe: den Rahmen eines gewöhnlichen subjektiven Urteils hinausgehl, daß dieser Mann Beobachter im Auslände und so sehr mit der Lateinschrift verwachsen war, daß die während eines Augenkatarrhs gemachte Entdeckung größerer Augenschonung bei deutscher Schrift ihm selbst zunächst, wie er schreibt, »ganz unglaublich- erschienen ist. Ich kann hier noch eine Bestätigung der Regel auführen. Mir schrieb ein österreichischer Gelehrter: »Ich bin seit meiner Jugend so sehr an den Gebrauch der Antiqua gewöhnt, daß ich Fraktur längst nicht mehr schreiben kann. Trotzdem muß ich der Wahrheit die Ehre geben und sagen, daß ich leichter Fraktur als Antiqua lese-. Unverdächtig ist doch gewiß auch der verstorbene Lateinschriftler und Augenarzt Hermann Cohn, der immer als augenärztlicher Gegner der deutschen Schrift angesehen wird; er hat in seinem Lehrbuch der Hygiene des Auges, 1892, S. 450 geschrieben: »Nach meiner Überzeugung ist der Nachweis nicht geliefert und würde auch schwer zu liefern sein, daß gerade die deutschen Buchstaben für die Augen gefährlicher seien als die lateinischen. - Ich empfehle endlich jedem Zweifler Prof. Kirschmanns soeben in 2. Auflage erschienene experimentelle Unter suchungen u. d. T. »Fraktur oder Antiqua?- (Leipzig, Buchgewerbeverein, Preis 1 ^ 50 H), die durch neue Unter suchungsergebnisse bereichert sind. Di« augenhygienische Minderwertigkeit der Lateinschrift ist hiernach unbestreitbar. Doch es könnte nun jemand sagen, die Mängel der Lateinschrift würden ausgeglichen werden, wenn wir nur die deutsche Schrift aufgäben, weil Lesen zu gutem Teile Gewohnheitssache sei, ein Satz, auf den sich tatsächlich Lateinschriftler in ihrer Verlegenheit vielfach neuerdings berufen haben. Sehen wir einmal davon ab, daß obige Zeugen durchaus, der im Auslande ausgewachsene Pfarrer und der österreichische Ge lehrte sogar ganz einseitig an Lateinschrift gewöhnt waren und mindestens für schwache Augen das Gegenteil eines Ausgleichs der Nachteile der Lateinschrift durch die Gewohn heit beweisen. Der erwähnte Einwand kann dennoch keine Rechtfertigung für die Zumutung sein, sich unter Preisgabe des technisch und hygienisch überlegenen deutschen Erbgutes an Nervenkraft- und Zeitraubendes zu gewöhnen, an eine Schrift, die für uns einfach nicht anpaßbar ist und, wenn sie es wäre, den Ausländern fremdartiger sein müßte, als die ihnen altoertraute Frakturschrift. Will man den Satz, daß Lesen zum Teil Gewohnheitssachc ist, gegen unsere Doppel- schriftigkeit ausspielen, so kann er vernünftiger weise nur zur Ausschaltung der mindestens bei Verwendung für unsere deutsche Sprache augen schädlichen und für sie minder geeigneten Latein schrift in allem nicht fremdsprachlichen Bücherdruck führen, d. h. zur Ausschaltung im anhaltenden Lesen, be sonders unserer auf Augenschonung angewiesenen Schüler und Gelehrten. Nicht umsonst haben wir, trotz mehrmaliger Versuche zur Einführung der Lateinschrift, fast vier Jahrhunderte hindurch die Herrschaft einer einzigen bewährten Form der deutschen Druckschrift, die nur äußerst behutsam weiter ent wickelt ist, gehabt. Heute klagen wir über Zunahme der Kurzsichtigkeit, und statt die Lateinschrift einzuschränken, lassen wir gar noch an den bewährten Formen der Fraktur ohne die nötige Einsicht rütteln. Nachdem Herr Langewiesche die Augenhygiene so sehr als maßgebend bei der Schristwahl für die Werke seines Verlages erklärt hat, daß er jede Behandlung der Schrift frage unter nationalen Gesichtspunkten »aus der Mücke einen Elefanten machen- nennt, wird er nicht umhin können, zu den selbst von führenden Lateinschriftlern ihm bezeugten Tat sachen entsprechend Stellung zu nehmen. Es dürfte doch wohl zur Berufsaufgabe des Verlegers gehören, in dieser ernsten und verantwortungsvollen Frage nicht mit erhabenen Wendungen an der Oberfläche haften zu bleiben. Kölner Briefe. VII. (VI siehe Nr. 152.) Sonderbund Westdeutscher Kunstfreunde und Künstler. — Wett bewerb zur Erlangung künstlerischen Bildmaterials. — Verlehrs- verein und Buchhandel. — Verdrängung der Schundliteratur auf Jahrmärkten. »Na, wollen Sie auch in das Narrenhaus?« Diese Worte scheuchten mich aus einer Betrachtung zweier Bronzen, die den geschmackvollen Vorplatz zu der Kölner Aus stellungshalle schmücken. Es sind zwei treffliche Werke unseres kölnischen Künstlers Hans Wildermann, und cs ist nur be zeichnend für unser Interesse an der Person des Künstlers, daß daran Wohl der Stifter und die Gießerei genannt sind, nicht aber der Name dessen, dem wir sie wirklich verdanken. Diese Halle, die sich im wesentlichen als Eisengerüst vor uns ausbreitet, haben wir »alt gekauft«. Wer 1910 die Brüsse ler Weltausstellung besucht hal, erinnert sich eines Hauses in der deutschen Abteilung, das die offizielle Bezeichnung »Kultus halle« trug. Wer nun aber glaubte, darin Gegenstände zu finden, die auf den Gottesdienst Bezug haben, erlebte eine Täuschung. Die Halle hatte vielmehr ihrenRamen von demMinisterium, das die geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten in schöner Eintracht unter seine Fittiche nimmt. Nun beherbergt sie eine Ausstellung, die die Düsseldorfer wegen allzu großer »Originalität« der Künstler abgelehnt hatten, des Sonder- bundes we st deutscher Kun st freunde und Künstler. So erklärlich diese Ablehnung angesichts der früheren Haltung der Düsseldorfer Kunst gegenüber der Moderne auch an sich wäre, so ist sie doch verwunderlich in Anbetracht der Tatsache, daß der Sonderbund in Düsseldorf das Licht der Welt erblickte, und zwar aus Anlaß der beiden Sonderaus stellungen dortiger Maler im Mai 1908 u. 1909, die von den Künstlern August Deussen, Max Clarenbach, Julius Bretz, Wilhelm Schurr, Otto Sohn-Rethel, Alfred Sohn-Rethel, Walter Opheh, Ernst te Peerdt, Rudolf Bosselt, F. H. Ehmcke und Christian Rohlss veranstaltet worden waren. »Durch das Auftreten und den Zusammenschluß dieser Künstler hat Dussel- dorf«, sagte das Gründungsausschreiben von 1909, »den lange verlorenen Zusammenhang mit dem lebendigen Kunst willen unserer Zeit wiedergewonnen.« Das Ziel, die Pro bleme der gegenwärtigen Kunst durch Ausstellung von Werken konsequent moderner Kunst in Düsseldorf verständlich zu machen und wciterleben zu lassen, konnte bei der Haltung Düsseldorfs zu den Äußerungen dieser Kunst unmöglich er reicht werden, und so sah man sich nach einem anderen Unter kommen um. In Köln fand es sich ohne Schwierigkeit, teils weil man ehrlich in manchen Kölner Kunstkreisen mit dem Streben der Sonderbündler übereinstimmt, teils weil es sich um eine Sensation handelt, als welche diese internationale Ausstellung zweifellos anzusehen ist. Das geht auch aus den Worten hervor, mit denen ich bei dem Besuch angesprochcn wurde. Es gibt nämlich eine ganze Menge von Leuten, die die hier ausstellenden Künstler fast aller zivilisierten Länder für Narren halten. Andererseits konnte ich mich beim ersten Be such vor manchen Bildern des Empfindens nicht erwehren, daß die betreffenden Künstler das vereheliche Publikum zum Narren halten wollten. Und doch täte man mit dieser Ansicht den Künstlern unrecht, denen es durchgängig ernst ist mit ihrer Kunst, die nur noch den mit ihren Zielen Uneingeweihten fremdartig, ja lächerlich erscheint.
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