3596 Börsenblatt f. d. Ttjchn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. ^ 91. 22. April 1914. <Z) Wir versandten Rundschreiben über: (D Die zweite Generation Roman von Helene von Mühlau Geh. M. 5.-; geb. M. 6.50 (^ie Generation von Männern, die Deutschlands Einigung erkämpft und ^ im neuen Reiche die wirtschaftlichen Großtaten getan haben, ist alt geworden. Voll Hoffnung und Erwartung blickt das Vaterland auf die zweite Generation. Werden diese Hoffnungen erfüllt werden? Wird eine zweite Generation den Mut, die Tatkraft, die Zielsicherheit ihrer Väter besitzen? Wird sich die Behauptung, die schon Homer aufgestellt hat, daß große Väter kleine Söhne zu haben pflegen, auch bei uns be wahrheiten? Die Verfasserin des vorliegenden Romans vertritt diese An schauung. An einem typischen Beispiel zeigt sie, wie gerade die überragende Bedeutung ides Vaters auf die Entwicklung des Sohnes drückt, wie die mangelnde Notwendigkeit, sich einen Weg selbst zu suchen, wie die Behaglichkeit des vorgezeichneten Lebensweges die Entschlußkraft der zweiten Generation lähmt. Es ist ein außerordentlich fruchtbarer Gedanke, daß aus dieser Erkennt nis heraus der Sohn nach vielen Mißerfolgen es aufgibt, in Deutschland selbst zu einer selbständigen Stellung zu gelangen, und in den Kolonien das Feld für seine Tätigkeit zu finden hofft. Dort drückt die Bedeutung des Vaters nicht auf ihn, dort muß er selbst etwas sein, um etwas werden zu können. Aber wenn es auch richtig ist, daß, wo ein Wille, auch ein Weg ist, so zeigt doch die Verfasserin, daß dieser Wille nur da sein kann, wo er von frühester Kindheit auf gestählt und dem Willen der Zwang zu einer kraftvollen Tätigkeit gesellt ist. Ebenso wie der gut bereitete Boden des Vaterlandes, so verlangt die jungfräuliche Erde Afrikas selbständige Kraft. So scheitert die zweite Generation auch dort. Es wäre ein betrübendes Buch, wenn man diese Schlußfolgerung aus den anschaulichen und tief gehenden Schilderungen der Verfasserin ziehen wollte. Nicht dies war ihre Absicht, sondern die, zu zeigen, wo bei der zweiten Generation die Hand angelegt werden muß, um aus ihr ein kraftvolles Geschlecht zu bilden, das weiterbaut, wo die Väter so erfolgreich begonnen. Von diesen Gesichtspunkten aus muß das Werk als eine Tat angesprochen werden, die bestimmt ist, reiche Früchte zu tragen. — Bestellzettel in der Beilage. —