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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.03.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-03-02
- Erscheinungsdatum
- 02.03.1915
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 50, 2. März ISIS. des Börsenblattes als eine mindestens ebenso wichtige Aufgabe wie die der Vermittlung und Zusammenstellung aller derjenigen Nachrichten, die von unmittelbarem geschäftlichen Nutzen für die Berufsgenossen sein können. Auch der politisch nicht Vorgebildete wird aus den Er eignissen der letzten Zeit erkannt haben, wie unmittelbar die Existenz und die Bedürfnisse des Staates, als der Gemein schaft aller, die sich miteinander durch gleiche Interessen und gleiche Lebensbedingungen verbunden fühlen, mit seiner eigenen Existenz verknüpft sind, wie jetzt von jedem Volksgenossen das Wohl und Wehe des Staates als eine persönliche Angelegenheit empfunden wird. Von dieser Beobachtung ist es aber nur ein Schritt zu der Erkenntnis, wie notwendig für die Berufsgenossen der Zusammenschluß ist und was ein Berufsstand für das Leben eines Volkes wie für den Staat bedeuten kann, der sich zu einer festen Organisation mit deutlich erkennbaren Zielen zu sammengeschlossen hat. Diese Ziele sind, soweit der Börsen verein in Frage kommt, keine anderen, als dem Buche eine immer größere Verbreitung zu sichern und denen, die ihm dienen, zu einer der Wichtigkeit dieser Aufgabe entsprechenden Stellung im Wirtschaftsleben zu verhelfen. Bei dem bunten Spiel der Kräfte, ihrer Wirkung und Gegenwirkung innerhalb des Lebens einer ' Nation bedarf es dazu einerfestgefügtenOrganisation. die klar und > zielbewußt die Wünsche und Bedürfnisse eines Berussstandes an ! der rechten Stelle zum Ausdruck bringt. Es bedarf aber da- i zu mehr noch der Einsicht der Berufs genossen, daß es auf ! jeden einzelnen mit ankommt, und daß ein Staat um so mehr > bereit sein wird, mit einer Organisation zusammenzuarbeiten i oder ihr doch entgegenzukommen, je geschlossener und macht- s voller sie austritt. Deshalb ist es eine der bedeutsamsten Auf- t gaben des Börsenblattes, auf das hinzuweifen, was politisch l notwendig und — eine oft noch viel wichtigere Frage — poli- i tisch möglich ist. In diesem Sinne also ist das Börsenblatt i ein politisches Blatt, und wir hoffen, gestützt auf die Förderung i durch den Vorstand und den Ausschuß für das Börsenblatt, e daß die Einsicht und Mitarbeit der Leser uns in den Stand z setzen werden, es aus der Enge nur-literarischer oder nur- k geschäftlicher Auffassung, die sich hier und da geltend machen i will, noch mehr herauszuheben, so daß jeder in dem, was t die Organisation des Börsenvereins will, sein eigenes Wollen t und Wünschen erkennt. s Es liegt nicht in dem Rahmen dieses Artikels, auf die ! berusspolitischen Aufgaben des Börsenvereins nach dem Kriege <i hinzuweisen: nur so viel kann hier gesagt werden, daß sie " auch dann noch bedeutend sein werden, wenn es dem Sorti- I ment gelingen sollte, sich eine selbständige Vertretung zu schassen. Ja vielleicht wird der Börsenverein dann erst recht h seine eigentliche Ausgabe, die eines Mittlers zwischen Sfsent- b lichkeit und Buchhandel, erfüllen und vor allem auch kultur- ä politischen Aufgaben, deren Ansätze sich ja schon in den Be- g strebungen zur Schaffung eines Marktes in Amerika und China 8 zeigten, nachgehen können, wenn er von der Kleinarbeit der 3 Erledigung von Beschwerden aus Sortimenterkreisen etwas g befreit wird. Hier wird von der politischen Einsicht der Berufs- u genossen gefordert werden müssen, daß in Zukunst mehr Wert d darauf zu legen ist, es den Konkurrenten an Kenntnis des Absatzmarktes und der Verdienstmöglichkeiten zuvorzutun, als d auf die Frage der Legitimität eines Betriebs. e Wenn wir etwas erreichen wollen, so müssen wir unsere ^ Berufsarbeit unter eine bestimmte Idee stellen und ihr zu ^ möglichst klarem Ausdruck verhelfen. Es ist Sache des Tempera- " ments und der Berufsauffassung, wie dies geschieht. Jedenfalls s< wird man eine öffentliche Stellungnahme gegen einen Mann wie b Spitteler auch dann noch nicht als unzulässig bezeichnen a können, wenn man persönlich der Meinung ist, daß ihm damit b zu viel Ehre angetan wird. Ein deutscher Buchhändler wird u sich jedenfalls nicht das Recht nehmen lassen, Bücher von ^ einer Verwendung auszuschließen, die aus der Feder eines d Mannes stammen, der ohne die geringste Veranlassung das s> deutsche Volk in seiner Regierung beschimpft hat und dadurch »' wenigstens für den Teil des Publikums erledigt ist, dem nicht nur das Buch, sondern auch der Autor etwas gilt. Was 286 e der Literarhistoriker vielleicht in gleicher Weise nicht kann und n darf, wird von dem Buchhändler unter Umständen gefordert r werden können, ja müssen, solange für weite Kreise bei der Auswahl ihrer Lektüre neben ästhetischen Gesichtspunkten - auch ethische und politische Rücksichten maßgebend sind. Wenn e der Herr Einsender meint, daß die politische Ansicht des - Herrn Spitteler mit seinen Werken gar nichts zu tun habe o und infolgedessen der Redaktion völlig gleichgültig sein könne, r so irrt er. Denn erstens gehört zu den »Werken« des Herrn » Spitteler auch eben jener Zürcher Vortrag »Unser Schweizer t Standpunkt«, und zweitens kann selbst der buntschillernde r Begriff «Politik« nicht als Deckmantel für so gehässige i Schmähungen benutzt werden, wie sie Spitteler über l Deutschland ausgegossen hat. Es kann dahingestellt bleiben, l ob und inwieweit sich in den übrigen Werken Spittelcrs - eine Weltanschauung offenbart, die mit seiner »Politik« Be- - rührungspunkte hat. Hier scheiden sich die Wege des Buch- : Händlers von denen des Literarhistorikers insofern, als der > eine mehr den Schwerpunkt auf die zeitliche, der andere — : meist in einem nicht unbeträchtlichen Abstande von den Dingen stehend — auf die zeitlose Wirkung zu legen hat. Deshalb wird man dem Buchhändler, der sich ohnehin nur für einen verhältnismäßig kleinen Teil der Literatur ver wenden kann, weder den Vorwurf der Beschränkung noch der Beschränktheit machen dürfen, wenn er sein Interesse jenen Büchern zuwendet, die nicht nur in künstlerischer Beziehung eine Bereicherung darstellen, sondern, aus einem unserem Wesen verwandten Geiste geboren, auch unser Volkstum stärken helfen. Der »Kosmopolit« wird deshalb nach wie vor ebenso auf seine Rechnung kommen wie die »Kunst«. Wir haben wiederholt vor jeder Maßnahme gewarnt, deren Be rechtigung nicht auch nach dem Kriege noch als vernünftig und zweckmäßig angesehen werden kann. Der Fall Spitteler ist jedoch ganz anders zu beurteilen, als die Stellungnahme einzelner Schriftsteller in den uns feindlichen Ländern, die bis zu einem gewissen Grade begreiflich ist, wenn wir auch ein besseres Verständnis sür unsere Lage von ihnen erwarten durften. Auch wird man schwerlich von unproduktivem Haß reden können, wo Liebe zur Heimat, zum deutschen Volkstum die Triebfeder des Handelns oder Unterlassens ist. Heißt es zudem nicht Ur sache und Wirkung verwechseln, wenn man den Hamburger Buchhändlern zur Last legen will, was einzig und allein Herr Spitteler verschuldet hat? An ihn wird sich auch Herr Diederichs halten müssen, so sehr wir das ihn betroffene Mißgeschick in seinem Interesse bedauern. So wünschenswert und notwendig es ist, daß jeder Buch händler, der seine Arbeit unter dieselbe Auffassung stellt, die von der Mehrheit der Berufsgenossen geteilt wird, ihr auch äußerlich durch die Zugehörigkeit zum Börsenverein Ausdruck gibt, so können wir doch weder anerkennen, daß er in feinem Verhältnis zum Verein der Gebende sei, noch daß ihm andere Rechte zugestanden werden könnten, als sie die Satzungen gewähren. Der gebende Teil ist vielmehr die Organisation, und sie soll und kann es ihrer Natur nach auch sein, ohne daß der Einzelne sich dadurch bedrückt zu suhlen braucht. Eine Minorität in einem Vereine rechtlos zu machen, ist schon deswegen unklug, weil sie morgen Majorität sein kann, aber eine ganz falsch verstandene Auffassung der Stellung eines Mitglieds ist es, aus der bloßen Zugehörigkeit zu einem Verein Rechte herzulciten, die mit dem öffentlichen Interesse als unvereinbar angesehen werden müssen. Sollte diese An schauung zum Prinzip erhoben werden, so würde der Börsen verein zur Bedeutungslosigkeit einer Versicherungsgesellschaft auf gegenseitige Hochachtung herabsinken und müßte in Zukunft verzichten, im Namen des Buchhandels Maßnahmen zu treffen und Ordnungen zu erlassen, deren Geltungsbereich über den Kreis der Mitglieder hinausgeht. Auch das Börsenblatt wäre dann nicht mehr schlechthin das Blatt des Buchhandels, sondern das Organ einer Clique, die man bald genug ihrem »eigenen Blatt« und der von ihr abgestempelten »Freiheit« im neuen Deutschland überlassen würde.
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