Z) In Kürze erscheint: Auch eine Mutter Roman von Ottomar Enking Geheftet Mark 4— sss Ca. 20 Bogen s>ss Gebunden Mark 5 — Enking, der am 28. September dieses Jahres seinen 50. Geburtstag begeht, hat ^ ^ sich mehrfach mit dem Mutterproblem beschäftigt. Das neueste Werk des Dichters, das den Titel „Auch eine Mutter" trägt, zeigt uns in der Heldin die Vertreterin eines höchst gesteigerten sittlichen Empfindens. Der Roman spielt in einem mecklenburgischen Stranddorfe. Nikoline Brecdcnmoor liebt in aller Reinheit den jungen Hilmar Bondesen, der als Sommergast in ihrem Hause weilt, — der aber betrügt sie heimlich mit ihrer besten Freundin. Als das verräterische Verhältnis Folgen bekommt, macht er sich auf Nimmerwiedersehen aus dem Staube. Die Freundin gibt einem Knaben das Leben und stirbt. Nikoline überwindet sich so weit, daß sie den kleinen Hans Hinrich, dem eö recht schlecht geht, zu sich nimmt. Sie erlebt ihre zarte Mutterwerdung. Die schwersten Opfer erlegt sie sich auf, um aus dem Kinde einen tüchtigen Menschen zu machen. Das gelingt ihr auch. Aber als Hans Hinrich erwachsen ist und die Gefahr droht, daß Nikoline heiraten wird, da wandelt sich feine Kindesliebe in selbstsüchtige Leidenschaft um und er begehrt seine so viel ältere Pflegemutter zur Frau. Nikoline wehrt sich erst gegen das ihr widernatürlich erscheinende Bündnis, gibt jedoch schließlich aus Güte und Mitleid nach. Indessen: die Ehe mit ihrem geistigen Sohne ist ihr unerträglich, und als sie ein Kind bekommt, wirft sie eö aus Verzweiflung ins Wasser. Nachdem sie ihre tragische Schuld gebüßt hat, lebt sie still neben Hans Hinrich weiter — als seine Mutter. Die Handlung ist bei aller Straffheit bewegt und von einem gesunden, kräftigen Realismus durchweht, der zu sagen wagt, was er meint, aber stets vornehm bleibt. Alles Seelische ist aufs feinste ausgearbeitet, und die Schilderung der Menschen und des Landes fesselt ungemein. Als eine Perle der Episodenkunst muß man die Fischerhochzeit bezeichnen, die der Verfasser in den Gang des Ganzen eingeflochten hat. Enking legt also hier wieder einmal Zeugnis ab von der vollen, reifen, selbständigen Erzähler-Meisterschaft, zu der er sich durchgerungen hat. Seine zahlreichen Freunde werden dies eigenartige Buch mit Freude und Dankbarkeit begrüßen. Dresden-Blasewitz Frühjahr 1917 Karl Meißner