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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.12.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-12-07
- Erscheinungsdatum
- 07.12.1917
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- Deutsch
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- Saxonica
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Nr. 285. Leipzig, Freitag den 7. Dezember 1917 Jahrgang. Redaktioneller Teil. Allgemeiner Deutscher Buchhandlungs-Ge- Hilfen-Vervand. Im Monat November gelangten zur Auszahlung: 1741,50 Krankengelder, «kk 760,— Notstandsunterstützungcn, «kk 100,— Extragaben aus der Schönlein-Stiftung. Leipzig, 3. Dezember 1917. Der Vorstand. Zuschläge — fester Ladenpreis. Im Börsenblatt tobt noch immer der Kampf um die Leiche des Patroklos — ich meine um den Ladenpreis. Aber alles Kämpfen wird ihn nicht wieder lebendig machen, vielmehr die allgemeine Verwirrung nur noch steigern. Man wird ihn tief beklagen, mit grobem Recht: aber vor den Tatsachen kann man das Auge nicht verschließen. Der feste Ladenpreis ist wie ein starker Damm, der einen Stromlauf regelt. Zu seiner einen Seite ziehen die schätzebela- dcnen Schiffe ihrem Hafen entgegen; zur anderen bringt länd licher Fleitz reiche Ernten in die Scheuer. Aber die Wildwasser dieses Krieges kamen und überfluteten den Damm, ja, durch brachen ihn: die Felder stehen unter Wasser, und der Strom ist nur schwer schiffbar. Wie grob der Schaden sein wird, das wird sich erst zeigen, wenn die Wasser sich wieder verlaufen haben. Aber jetzt scheint mir anderes zu tun zu sein als — den Damm auszubessern. Das kann — und mutz, selbstverständlich — erst später geschehen. Zunächst heißt's zu retten, was noch zu retten ist, den Verkehr, so gut es gehen will, aufrcchterhalten und größeres Unglück nach Kräften verhüten. Bei solchem Rettungs- Werk kann's nicht nach der altgewohnten Regel und Ordnung hergehen; allzuvieles Kommandieren und Reglementieren schadet nur. Lasse man also getrost dem einzelnen möglichst viel Frei heit. Welches Unglück kann denn daraus entstehen? Fürchtet man, daß das Publikum jetzt aus Entrüstung über die Zuschläge weniger Bücher kaust, als es sonst getan hätte, oder den Glau ben an die Solidität des Buchhandels endgültig verliert — das selbe Publikum, das überall sonst dankbar sein gelernt hat, wenn es sür teures Geld und bei grober Behandlung schlechte Ware von knappstem Maß und Gewicht erwerben kann; dasselbe Pu blikum, das »Zuschläge.« von 50 und lOO und mehr Prozent stillschweigend hinzunchmen längst gewohnt ist; dasselbe Publi kum, das heute nicht das Geringste darin findet, wenn es eine Ware, die es heute mit 1.75 bezahlt hat, morgen beim Nachbar zu 1.25 findet, sondern sich höchstens vornimmt, das nächste Mal besser aufzupassen? Nein, das ist wohl wirklich nicht zu fürchten. Der Buchhandel kommt mit seinen Preiserhöhungen spät und bescheiden. Man wird ihm das Anrecht auf sie nicht verkümmern. Aber was soll später werden? Das ist allerdings eine be- rechiigic, sorgenvolle Frage. Wird es nicht unmöglich sein, den einmal so zu Boden geworfenen Ladenpreis jemals wieder auf feste Beine zu stellen? Ich verstehe es, wenn mancher Kol lege geneigt ist, diese Frage zu bejahen. Aber ich bin durchaus gegenteiliger Ansicht. Nach einen; bekannten physikalischen Gesetz ist die Lage jedes Körpers eindeutig bestimmt, wenn 3 Punkte festgelegt sind. Das selbe trifft auch für den Ladenpreis zu, und seine drei »Punkte« sind Verleger, Sortimenter, Publikum. Der Einfluß des Publikums auf den festen Ladenpreis wird jedem scharf beleuchtet sein, der das Wörtlcin Konkurrenz nach allen Richtungen durchdenkt. Heute hat das Publikum — das darf man sagen — kein Interesse am festen Ladenpreis. Die einen verdienen massig Geld und geben'L ebenso wieder aus; die anderen haben kaum noch was anderes zu kaufen als Bü cher, wieder andere geben sich Rechenschaft von dem wirtschaft lichen Zwang, unter dem auch der Buchhandel steht; noch an dere haben viel zu schwer am eigenen Kummer und der Not des Vaterlandes zu tragen, um auf solche Kleinigkeiten zu ach ten — alle aber sind getragen von dem Streben, in dieser großen Zeit das Kleine auf die Seite zu schieben, lind wo einzelne den noch genötigt sind, am Ladenpreis festzuhalten; heute dazu mehr genötigt sind, als je: da wird ein vernünftiger Geschäftsbetrieb sorgen, daß solchen Notwendigkeiten Rechnung getragen wird. Aber nach dem Kriege wird dieses selbe Publikum sich in sein gerades Gegenteil verwandeln — sich verwandeln unter dem Zwange eines eisernen Muß! Darüber ist sich Wohl nie mand mehr im Zweifel, daß nach dem Kriege äußerst schwere Zeiten für unser Wirtschaftsleben kommen werden. Zwar an Beschäftigung wird's nicht fehlen in Handel und Industrie: mehr vielleicht oft als bewältigt werden kann. Aber äußerste Sparsamkeit wird walten müssen — überall und zu jeder Zeit. Da wird denn auch das Publikum sehr bald wieder dahin kom men, nicht einen Pfennig mehr für die Bücher ansgcben zu wol len, als sie wirklich kosten, — eher weniger! Und damit werden dann die Zuschläge des Sortimenters ein recht baldiges und recht gründliches Ende finden. Zur Schleuderei aber wird dann im Sortiment schwerlich mehr große Neigung bestehen. Ihm aber, und auch.,dcm Verlag, wird — wie ich hoffe — das Laden preis-Interregnum dann eine heilsame Lehre gewesen sein. Auf beiden Seiten haben sich die Stimmen gemehrt, die den Wert des festen Ladenpreises bezweifelten. Es gab Ver leger, die auf die Bestimmung des Ladenpreises verzichteten und es dem Sortimenter überließen, ihn zu bilden. Es gab Sorti menter, die da meinten, wenn der Verleger zu wenig Rabatt gebe, Sann sei der Ladenpreis nur eine lästige Fessel und würde besser abgcschafft. Mir unterliegt cs keinem Zweifel, daß die ladenpreislose Zeit Erscheinungen zeitigen wird, die mich dem Schwerhörigsten und Kurzsichtigsten Augen und Ohren aufiun; ihm den Abgrund zeigen, in den die Abschaffung des Laden preises den Buchhandel unfehlbar führen müßte, lind unter dem Eindruck dieser Erfahrungen am eigenen Leibe wird der Ladenpreis fester begründet werden als je. 1246
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