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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.08.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-08-03
- Erscheinungsdatum
- 03.08.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. X- 171, 3. August 1920. an unserer Zeit zu begehen, auf die gar nicht untebhaften, aber gewiß auch nicht unharmonischen Erörterungen in unserer gestrigen Verlegervereinsversammlung nicht zurückkommen, und ebensowenig wie gestern der Frage nachgehen, ob ein 20prozen- tiger Zuschlag gut oder notwendig, zulässig oder unzulässig, nütz lich oder schädlich ist. Nur das eine will ich aussprechen, wie ich es auch gestern getan Habei Ein Teil der 29 Verleger hatte zugestimmt, still zu schweigen, wenn dieser 20prozentige Zuschlag vom Sortiment weiter erhoben werden sollte; aber er hatte hin zugefügt : »Nie und nimmer werden Sie uns dazu zwingen kön nen, wenn wir Gefahr lausen müssen, deshalb wegen Wuchers in Anklagezustand versetzt zu werden-. Meine Herren, das hat mit wirtschaftlicher Rückständigkeit gar nichts zu tun. Sie im Sortiment könnten unter Umständen im Rechte sein, wenn Sie 20 Prozent Zuschlag erheben; wir aber werden nie und nimmer den Beweis erbringen können, daß wir zur Erhaltung unserer Existenz 20 Prozent bei direkter Lieferung fordern müssen. Meine Herren, ehe Sie sich nicht daran gewöhnen, dieser Stimme unseres Gelvisscns Rechnung zu tragen, kommen wir überhaupt nicht zu einer wechselseitigen Verständigung. Daran aber, meine ich, müßte uns vor allem gelegen sein. Auch wir Haben den Wunsch, eine Einheitsfront im Buchhandel herzustellen; auf der andern Seit« aber verurteilen wir das Außerachtlassen der billigsten Rücksichtnahme auf unsere Rechts« und Gewissens gefühle. Das, meine Herren, mag mein Schlußwort sein, weil es Ihnen zeigt, wo die eigentlichen Triebfedern für unser Handeln sind. (Lebhaftes Bravo und Händeklatschen.) Vorsitzender Walther Jäh (Halle a. S.): Ja, meine Herren, ich muß Ihnen gestehen, daß wir eigentlich die Hoffnung ge habt haben, uns bei diesem Punkte des Jahresberichts nur einigen rückschauenden Betrachtungen hinzugeben zu brauchen, und daß diese rückschauenden Betrachtungen, wie das ja gewöhnlich der Fall ist, elwas leidenschaftsloser ausfallen würden, als es nunmehr in den Reden, die bisher gehalten worden sind, doch den Anschein hatte. Ich habe gar nicht erwartet, meine Herren, das; — wenn ich so sagen darf — jede Fraktion hierzu ihre erste Garnitur Redner Herausstellen würde. (Heiterkeit.) Das geht auch noch weiter, wie sich aus den Wortmeldungen ergibt. Ich möchte doch bitten, im Interesse unserer Zeit, und da doch anzunehmen ist, daß diese Frage nunmehr bald zu einem uns erwünschten Abschlüsse kommt, sich möglichst kurz zu fassen und sich bei diesem Punkte des Jahresberichts nicht allzu lange auf zuhalten. , -F I Wilhelm Hermann (Bremen): Verehrte Herren! Gerade die letzten Worte des Herrn De. de Gruyter möchte ich beant worten, und ich möchte, ich könnte Ihnen allen ein Feuer an zünden, um Ihnen das Gewissen zu schärfen — besonders den 29 Verlegern —, daß es vor allen Dingen notwendig ist, den deutschen Buchhandel als einen der wichtigsten Faktoren zum Aufbau des neuen deutschen Vaterlandes gesund zu erhalten. Meine Herren Verleger, haben Sie sich einmal die Frage gestellt: Was wäre aus dem deutschen Buchhandel geworden, wenn nicht rechtzeitig gegen Ihren Widerstand die 1ü Prozent und später die 20 Prozent eingefühlt worden wären? Das deutsche Sorti ment hätte Sie nie bezahlen können, hätte niemals das Geld ausbringen können, gleichzeitig seine Angestellten so zu stellen, wie cs die Zeit erfordert, und seine Schulden Ihnen gegenüber zu begleichen. Lassen Sie mich einmal ein Beispiel nennen, das mir im Geiste vorschwebt, wie ich mir denke, daß die Sache ge fahren wäre, wenn die Verleger in diesem Kampfe gesiegt hät ten. Wie jedes Beispiel, so hinkt auch dieses etwas, aber Sie werden mich verstehen. Als iin Jahre 1918 die Revolution ausbrach, da war die unbedingte Treue und Zuverlässigkeit unseres Beamtentums die Rettung unseres Vaterlandes. Die Regierung gab mit vollen Händen den Massen, den Arbeitern alles, trat aber die Beamten schaft mit Füßen und nahm ihre Treue als etwas Selbst verständliches hin und bewirkte dadurch, das; unsere Beamten in die äußerste Not gerieten, der Bestechlichkeit zugänglich wur den usw. So hat sie dazu beigetragen, daß das swlze Gebäude unseres Beamtentums, welches bis dahin untadelhaft gestanden hatte, heute leider morsch und zerrissen ist. Dasselbe, meine Herren Verleger, hätten Sie erreicht kraft Ihres Kapitalismus, Ihrer Macht, wenn Ihnen nicht der Börsenverein langsam, nach und nach das adgezwungen hätte, ivas Sie ganz unfreiwillig uns gegeben haben. Ein --deutscher- Buchhandel wäre heute nicht mehr. Die Not hätte uns alle mehr oder weniger zu »Betrü gern- am Buche, am deutschen Volke gemacht. Daß dies nicht geschehen ist, verdanken wir unserem selbständigen Vorgehen, und das ist auch das, was uns selbst immer veranlaßt, Sie zu bitten, eingedenk zu sein, das Sortiment ist Ihnen gegenüber eine Macht geworden. Meine Herren Verleger, auch unter Ihnen sind manche, die Ihr Vorgehen nicht billigen. Und, bitte, denken Sie einmal daran: es kommen jetzt Zeiten, wo dem deutschen Sortiment Lasten zugemutet werden, von denen Sie heute nur eine schwache Ahnung haben! Ich erinnere Sie daran, daß jeder Verkauf, den wir heute machen, kaum dazu hinreicht, die neuen Bücher zu den neuen Preisen zu bezahlen. Wie aber sollten wir dann unseren Angestellten neue Tarife zubilligen, die unbedingt kommen werden? Also ich bitte Sie dringend, mein« Herren, um des deut schen Vaterlandes willen: lassen Sie endlich Ihren Widerstand fallen und geben Sie uns das, was wir zum Leben notwendig brauchen! Mehr verlangen wir gar nicht. Es handelt sich um die Rettung des Börsenvereins und mit dem Börsenvereln um unser deutsches Vaterland. (Lebhaftes Bravo und Hände klatschen.) Erster Vorsteher des Deutschen Verlegervereins I)r. Georg Partei (Berlin): Meine Herren, ich hätte auch geglaubt, daß ich zu diesem Punkte der Tagesordnung würde schweigen können, da ich nicht gewillt bin, mit meinen Vorstandskollegen Reden über die Straße hinaus zu halten und mich in Rückblicken zu ergehen, wem Wohl das Verdienst gebührt, daß irgendeine Sache gelungen ist oder nicht. Uns liegt mehr daran, praktisch« Arbeit zu leisten und die Verhandlungen nicht durch irgendwelche agita torische Reden zu verschönern. (Bravo!) Nachdem aber hier ein Zwiespalt konstatiert worden ist zwi schen den 29 Verleger» und der gestrigen Hauptversammlung, muß ich doch das Wort nehmen und feststellen, daß ein solcher Zwiespalt nicht besteht. Es sind freilich, wie das bei guten Pferden leicht passiert, Hand- und Sattelpferd manchmal nicht ganz einig gewesen. (Heiterkeit.) Aber Sie müssen doch be denken, daß auf dem Sattelpferd des Deutschen Verlegervereins bisher meistens der Vorstand des Börsenvcreins als Stangen- reiter gesessen hat (erneute Heiterkeit), und wenn auch das Sattelpferd in der letzten Zeit sehr oft den Reiter abgeworfen hat und dann mit dem Handpferd allein durch die Welt gerast ist (Heiterkeit), so hat doch der Börsenvcrcin es verstanden, das Sattelpferd wieder in die Hand zu bekommen, und damit auch das Handpferd. (Große Heiterkeit.) Ich muß ausdrücklich feststellen, das; in der gestrigen Haupt versammlung des Deutschen Verlegervereins keine Stellung ge nommen worden ist zu dem 20prozcntigen Teuerungszuschlag, daß der Jahresbericht so, wie er vorliegt, gebilligt worden ist, und ebenso die Erklärungen des Ersten Vorstehers zu diesem Jah resbericht, die sich auf die Verhandlungen im Reichswirtschasts- ministerium erstreckten. Ich möchte feststellen, das; ich in diesen Erklärungen bemerkte, daß wir gerade um die Einheitsfront gegen die Behörde zu bilden und im Glauben an den Börsen verein, der die Unterlagen, die ihm zugänglich waren, geprüft hatte, die Notlage anerkannt hatten. Ich habe auch dem Herrn Vertreter des Reichswirtschaftsministeriums erklärt, daß der Deutsche Verlegerverein gleich dem Wirtschaftsministerium zwar immer noch die tatsächlichen Unterlagen und Belege vermißte, das; er aber soviel Vertrauen in de» Vorstand des Börsenvereins setzte, daß, wenn der Börscnvercinsvorstand erklärte, daß jetzt eine Notlage vorläge, der Deutsche Verlegerverein dem zustimmen würde. Ich habe dem Herrn Vertreter des Reichswirtschafts ministeriums ebenso erklärt, daß ein Teil der Verleger diesem Zuschläge sehr ablehnend gegenüberstände, aber nicht ivetl er die Notlage verneinte, sondern weil er für sich es nicht verant»
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