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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.08.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-08-03
- Erscheinungsdatum
- 03.08.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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-L 171, 3. August 1920, Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. ist meines Erachtens ausgeschlossen, daß wir auf diesem Wege wettergehen können. Wir müssen, wenn das Sortiment mit dem 20proz«ntigen Teuerungszuschlag nicht auskommen kann, andere Mittel und Wege suchen. Also ich hoffe, meine Herren, daß es uns möglich sein wird, in ganz kurzer Zeit die Mitteilung zu machen, das; der 20prozen- ttge Teuerungszuschlag genehmigt ist. Kann er nicht genehmigt werden, stellt sich der Minister auf den Standpunkt, auf den sich Herr vr. le Coutre, der Referent im Ministerium, gestellt hat, nömlich daß die Unterlagen auch heute noch nicht als genügend angesehen werden könne», so muß nun das Sortiment diejenigen Unterlagen schaffen, die notwendig sind, um den Beweis zu er bringen, daß es ohne den 20prozentigen Teuerungszuschlag nicht mehr auskommen kann. Paul Nitschmann (Berlin): Meine Herren, ich habe bereits mehrfach Gelegenheit gehabt, zu erwähnen, daß der Vorstand der Deutschen Buchhändlergilde die ganze Angelegenheit, soweit sie das Reichswirtschaftsministerium betrifft, wesentlich opti mistischer und ruhiger angesehen hat, als der Vorstand des Bör senvereins, für den Herr Geheimrat Siegismund soeben das Wort geführt hat. Das Reichswirtschaftsministerium ist zum erstenmal im De zember au uns herangetreten und hat uns gebeten — in höflicher Form gebeten —, ihm zu sagen, auf Grund welcher Erwägungen wir den 20prozentigen Teuerungszuschlag beschlossen haben. Dem Reichswirtschaftsministerium ist eine ebenso höfliche Antwort er teilt worden, daß die und die Verhältnisse uns dazu genötigt haben. Es ist hingewiesen worden auf die fortgesetzte Steigerung der Löhne und der Angestelltengehälter; es ist hingewiesen wor den auf die immer weiter um sich greifende Entwertung des Geldes und die Notwendigkeit für den Sortimenter, nun auch für seine Lebenshaltung höhere Mittel aufwenden zu müssen, als er es bisher getan hat. Das Reichswirtschaftsministerium hat immer aus dem Standpunkt gestanden: Ja, das ist alles sehr schön, aber wir wollen zahlenmäßige Unterlagen haben. — Meine Herren, diese zahlenmäßigen Unterlagen sind von uns dem Reichswirtschaftsministerium erbracht worden für das ganze Rechnungsjahr 1918/19, das Jahr, das damals, als die Verhand lungen einsetzten, abgeschlossen vorlag, und dieses Material hat dem Reichswirtschaftsministerium zunächst für die zu rückliegende Zeit genügt. Dar Ministerium hat aber gemeint, daß sich die Verhältnisse seitdem so wesent lich zugunsten des Sortiments geändert hätten, daß nunmehr neuer Material beschafft werden müßte. Wir haben das abgelehnt mit der Begründung, daß ein Teilmaterial über einige Monate überhaupt nicht beschafft wer den könnte, und daß ein solches Material immer Veranlassung geben müßte, Trugschlüsse aus ihm zu ziehen. Man kann nicht sagen: mein Umsatz ist um das Doppelte gestiegen, und daraus schließen, daß nun auch der Reingewinn um das Doppelte ge stiegen sei. Die Herren Kollegen vom Verlag werden uns be stätigen können, daß ihre Umsätze bedeutend gestiegen sind, ihre Reingewinne dagegen teilweise erheblich zurückgegangen. Die selben Vorgänge haben sich auch — großenteils wenigstens — im Sortiment abgespielt. Das haben wir dem Reichswirtschafts- mintsterium gesagt, und wir haben angenommen, daß bet einem Ministerium, das sich W i rt s ch a f t s Ministerium nennt, ein Ver ständnis für derartige Wirtschaftsfragen vorhanden sei. Dieses Verständnis haben wir teilweise gefunden; teilweise haben wir es vermissen müssen. Nun, meine Herren, hat Herr Geheimrat Siegismund ge-! sagt, daß dem Fasse der Boden ausgeschlagen worden sei, als! am ö. Dezember Berlin den Beschluß gefaßt habe, den LOProzen-! tige» Teuerungszuschlag in der Retchshauptstadt zu erheben.! Meine Herren, ich möchte keine Legende auskommen lassen.' Das stimmt unter keinen Umständen; denn lange vor Berlin hat eiire ganze Reihe Kreis- und Ortsvereine den 20prozentigen Zuschlag beschlossen, und ich mutz annehmen, daß dem Reichs-, Wirtschaftsministerium, dar ja seine Fühler über das ganze Reich ausstrecken kann und tatsächlich auch durch seine Preisprüsungs stellen ausstreckt, bekannt gewesen sein muß, daß in zahlreiche:: Gegenden bereits 20 Prozent erhoben wurden — in Hannover und Hildesheim schon seit März 1919, wenn nicht gar schon seit , Februar; es ist mir im Augenblick nicht gegenwärtig. Also davon, !daß von uns dem Fasse der Boden ausgeschlagen wäre, kann gar keine Rede sein. Aber Herr Geheimrat Siegismund hat nun einmal das Vorurteil gegen Berlin und den Sortimenter verein. »Was sich liebt, das neckt sich«; das ist eine alte Sache. (Geheimer Hosrat, Kommerzienrat Karl Siegismund: Ra, na! wir lieben uns nicht! — Heiterkeit.) Meine Herren, wir sehen die Sache sehr ruhig an. Wir haben sie immer ruhig angesehen, und Herr Geheimrat Siegismund wird mir aus eigener Er fahrung bestäiigen können, daß ich noch vor wenigen Wochen ftn der Hauptversammlung der Berliner Vereinigung, als Herr i Geheimrat Siegismund voller Schrecken und kreidebleich die Schwierigkeiten der ganzen Sache uns schilderte, aufgestanden bin und lächelnd gesagt habe: Die Sache kommt ganz anders, als er denkt, die Sache wird sehr glatt gehen! — Aus solgenden Erwägungen bin ich zu dieser Annahme gekommen: Das Reichs wirtschaftsministerium hat nicht die geringste gesetzliche Hand habe und Unterlage, um gegen den Buchhandel einzuschreitcn. :Wenn es die hätte, dann hätte es nämlich nicht vier Monate ! warten dürfen, um einzuschreiten, ohne seine Pflichten ganz gröblich zu verletzen. Ein Wirtschaftsministerium, das vier Mo- !nate parlamentiert, Briefwechsel pflegt, Verhandlungen anbe raumt und lange Zeit verstreichen läßt, bis es Briefe beant wortet, ist nicht in der Lage, scharf durchzugrcifen. Wir haben beim Reichswirtschaftsministerium auf anderen Gebieten, beim Nahrungsmittelhandel usw., gefunden, daß die Sache Schlag auf Schlag gegangen ist, weil eben die gesetzliche Grundlage vor handen war, weil das Reichswirtschaftsministerium wußte, daß es sich hier um Gegenstände des täglichen Bedarfs handelte, was ja bei Büchern nach der gesamten vorliegenden Rechtsprechung nicht der Fall ist. Und, meine Herren, als ich in der Sitzung vom vorigen Montag an das Reichswirtschaftsministerium bzw. seine Vertreter die grundlegende Frage richtete: »Meine Herren, auf welcher gesetzlichen Grundlage sind Sie denn überhaupt für die Entscheidung dieser Frage zuständig?«, da haben wir eine Antwort bekommen, die aber tatsächlich keine Antwort war: die Herren haben sich um die Antwort herumgedrückt. Sie haben diese Frage nicht beantworten können, aus dem einfachen Grunde, weil sie nicht zu beantworten ist. So liegen die Dinge. Wir ^ wußten, als wir in die Sitzung des Reichswirtschaftsmini steriums gingen, genau, daß das Reichswirtschaftsministerium ! nur auf den Moment wartet, wo der Buchhandel ihm die goldene Brücke baut, auf der es einen anständigen Rückzug antreten konnte. Darum bin ich der festen Überzeugung, daß das Ma terial, das wir nicht vorgelegt haben — und glücklicherweise nicht vorgelegt haben —, belanglos gewesen wäre für die Beratungen im Reichswirtschaftsministerium. Nun aber, meine Herren, wie sollte denn dieses Material aussehen? Die letzte Forderung des Reichswirtschaftsmini- steriums ging dahin, die Umsätze und den Reingewinn von Januar bis März zu nennen. Meine Herren, welcher Kauf mann kann denn das? Ist denn ein Wirtschaftsminifter heute so weltfremd, daß er meint, ein Kaufmann könne eine derartige Zwischenbilanz machen, ohne eine Lageraufnahme und einen vollständigen Geschäftsabschluß vorzunehmen, der sich eben für drei Monate nicht leisten läßt? Und was wäre denn bewiesen worden, wenn wir für drei Monate im Sinne des Reichswirt- schaftsministeriums gutes Material borgelegt hätten? Es hätte gesagt: dann braucht ihr den Teuerungszuschlag nicht. Und wenn wir nun für April und Mai wieder schlechtes Material gebracht hätten, dann hätte es den Zuschlag wieder erlaubt, um ihn für Juni und Juli vielleicht wieder zu verbieten. Wir wären ja aus der Unruhe und der Drangsalierung überhaupt niemals herausgekommen. Aus diesem Grunde hat in vollem Bewußt sein ihrer Verantwortung die Deutsche Buchhändlergilde ihre Mitglieder aufgefordert, kein Material aus der Hand zu geben, und ich kann Ihnen nur dringend empfehlen, auch in Zukunft zahlenmäßiges Material nur dann herauszugeben, wenn es sich tatsächlich als zwingend notwendig erweist, und auch dann nur
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