Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.08.1920
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- 1920-08-05
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- 05.08.1920
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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M 173, 5. August 182». Redaktioneller Teil. düng einer Genossenschaft sicher auch nicht außer acht gelassen werden zu Zeiten, wo eden feslgelegtes Geld tatsächlich 9 Prozent kostet. Über die Frage, wie eine gerechte Verteilung der Lasten zwi schen Verlag und Sortiment unter Abwälzung auf die Bücher käufer slattsmden könnte, vermag ich in meiner Eigenschaft als Kommissionär nicht zu urteilen; ich glaube aber, daß sich die Klärung dieser Frage bei den sich ergebenden widerstrebenden In teressen erst nach Überwindung mancherlei Verdrießlichkeiten würde bewirken lassen. Im ganzen scheint mir also, daß unter den augenblicklichen Verhältnissen, insbesondere bei den in Aussicht stehenden Kosten, die als unerschwinglich bezeichnet werden müssen, und die letzten Endes doch die Genossen zu tragen haben würden, eine greifbare Gewähr für eine Verbilligung und Vcrschnellerung des Leipziger Verkehrs durch den dargebotenen Plan zunächst nicht gegeben werden kann, und dies ist doch eigentlich der Kernpunkt, um den es sich bei dem ganzen Projekt dreht. Das zuletzt Gesagte, meine Herren, bezieht sich natürlicher weise nicht nur auf die Einrichtung sowie auf Einkauf und Ver kehr, sondern auch besonders auf die Gesamtregie eines Riesen- untcrnchmcns. Ein derartiges genossenschaftliches, großes In stitut wird vermutlich nicht so rationell arbeiten wie im Privat besitz befindliche, weniger umfängliche Unternehmungen. Die Er folge, die Staats- und andere Betriebe, nachdem sie sozialisiert worden sind, in dieser Hinsicht gezeigt haben, werden, glaube ich, Anlaß zum Nachdenken geben müssen. Sparsamkeit, Ausnlltzungs- Möglichkeit und haushälterisches Umgehen mit dem Material lassen sich in kleinen oder geschulten Betrieben mit jahrzchnte- altcr Organisation bei den momentanen Arbcits- und Personal verhältnissen weit eher «inhalten, als in einer Neugrllndung großen Stils überhaupt erst einführcn, und, meine Herren, Pcr- sonalfrage und Regie sind auch zwei Faktoren von allergrößter Tragweite in der heutigen Zeit der Lohnbewegungen. Unzu friedenheit des Personals findet in Großbetrieben, wie dies auch andere Branchen gezeigt haben, stets einen günstigen Nährboden. Der kleinere Betrieb und der mittlere Betrieb stehen in dieser Hinsicht immerhin etwas besser da. Und, meine Herren, wir haben vorläufig noch die wirtschaftlichen Kämpfe. Wir stehen noch mitten in ihnen. Auch die Leitung des Unternehmens kann zu einer Verbil ligung des Verkehrs wohl kaum führen. Tie Inhaber selb ständiger Betriebe werden oft, da sie im eigenen Interesse und für eigenes Risiko arbeiten, eine außergewöhnliche Arbeitskraft zu entfalten haben und entfalten. Sie arbeiten eben, um ihre Geschäfte rentabel und leistungsfähig zu erhalten. Ob die lei tenden Kräfte in Direktionsstcllungen sämtlich geneigt sein würden, in gleicher Weise aus ihre Freiheit und auf ihre Familie zu verzich ten, wie das jetzt der Kommissionär tut, der sich persönlich nicht damit begnügen kann, acht Stunden zu arbeiten, steht nicht un bedingt fest. Außerdem wird ja auch ihrem persönlichen Unter- nchmergcist naturgemäß Beschränkung auferlegt, und es werden in gewissem Sinne Unfreiheiten bisher selbständiger Sachwalter eintreten, wenn mau verschiedene jetzt selbständige Kommissionäre in einen neuen großen Betrieb als Leiter einberufen würde. Recht wenig dnrchgeprüft, meine Herren, scheint mir aber auch die ganze Sache in finanztechnischer Hinsicht und mit Rück sicht aus eine zu gründende Buchhändlerbank — der Gedanke einer solchen ist ja im Buchhandel nicht neu — zu sein. Aber glaubt man, es sei unter den heutigen Verhältnissen leicht, ein Bank institut zu finden, das gewillt ist, Tausende von Konten einzu richten, auf denen vielleicht nur geringfügige Beträge zu ver buchen sind? Zum Verzetteln des Barpaketverkehrs auf unserer Paketaustauschstelle sind bei uns für 28» Konten jetzt allein schon 15 Personen erforderlich, abgesehen von den Beamten der Bank, welche dann die Gcsamtbelastungen und Gutschriften vornehmen. Man braucht kein Rechenkünstler zu sein, um festzustellen, daß der zehnfachen Kontenanzahl — und das wären vielleicht diejenigen Sortimenter, die jetzt in der Liste des Verlegervereins geführt werden — eine fast ebenso starke Vergrößerung des Buchhal tungspersonals und der dafür aufzuwcndcnden Kosten gegen überstände. Hierbei ist auch noch zu berücksichtigen, daß die Barpakete der Kommissionäre untereinander als Rechnungsftöße durch die Paketaustauschstelle laufen, sofern sie nicht — was meist der Fall ist — unter Umgehung der Anstalt zwischen den Kommissionären ausgetauscht werden, in jedem Falle aber einzeln in den Kom missionsgeschäften verzettelt werden, nicht aus der Anstalt, und wenn diese Arbeiten, die die Kommissionäre jetzt in ihren Be trieben machen, der Gesamtheit zur Last fallen würden, so wür den natürlich auch die Arbeitskräfte, die diese Arbeiten jetzt in den Kommissionsgeschäften leisten, der Genossenschaft zur Last zu fallen haben. Wie ich schon sagte, besorgen im Kommissions- geschäst diese Arbeiten zum größten Teil auch mechanische Hilfs kräfte, und deren Ersetzung durch Bankangestellte, wenn sie auch nur zu einem Teil erfolgte, müßte natürlich eine ganz wesentliche Verteuerung mit sich bringen. Ich erwähne gerade dies, weil eben die positive Gutschrift und Belastung der Lieferungen Ar beiten sind, die an irgendeiner Stelle vorgenommcn werden müssen, imd die durch keinerlei Vereinfachung aus der Welt geschafft werden können. Gewiß hat der Buchhandel — um auf das Rechnungswesen zu kommen — ein kleinliches Rechnungs wesen; dies ist aber nicht kurzerhand durch ein einfaches An nehmen oder Gegenannehmen zu beseitigen, wie das die Denk schrift vorschlägt, und die Kommissionäre haben Herrn Voigt länder gegenüber, als er die Güte hatte, seinen Vorschlag im Dezember vorigen Jahres zu erläutern, ihre fachmännischen Be denken auch in dieser Hinsicht bereits geltend gemacht. Ich per sönlich habe seinerzeit eine längere Rücksprache mit Herrn Voigt- lünder gehabt, und Herr Voigtländer hat sich meinen Einwendun gen jedenfalls nicht in allen Punkten verschließen können. Ich komme noch auf die Sicherungen gegen Mißbrauch, die in der Denkschrift auch so kurz gestreift werden. Ja, meine Her ren, die Sicherungen gegen Mißbrauch — daß also jemand etwas unberechtigt einkassiert und das Geld nicht wicderzukriegen ist — sind schon jetzt bei unserer Paketaustauschstelle schwer zu tref fen, und wir haben natürlich schon Einrichtungen, daß unsichere Leute kein Konw bekommen. Aber wieviel mehr wird das der Fall sein, wenn man nicht, wie wir hier in Leipzig, die einzelnen Firmen gewissermaßen aus eigener Anschauung kennt; wieviel schwieriger wird das sein, wenn sich derartige Sachen über den ganzen deutschen Buchhandel erstrecken sollten und 8—10 »0» oder wenigstens 7000 Firmen daran beteiligt wären! Das ist etwas, was meines Erachtens auch sehr gründlicher Erwägungen be darf, wenn es sich um die Frage handelt, ob sich etwas Der artiges einführen läßt. Ich will keine Namen nennen; Sie werden sich aber doch verschiedener Fälle ungerechten Einkas- sierens erinnern, wogegen die Herren Kommissionäre Stellung nehmen mußten, und die Anlaß zu eingehenden Erörterungen im Börsenblatt gewesen sind. Auch mit der Übernahme der Leipziger Vereinsanstalten durch die Genossenschaft wird ja in der Denkschrift etwas groß zügig ohne weiteres gerechnet. Es mag ja nun angenommen werden, daß der Leipziger Buchhandel mit der Abgabe der An stalten an die Genossenschaft einverstanden wäre, wenn sie zu stande käme, das heißt wenn der Plan wirklich durchführbar und gut wäre, und wenn die Kommissionäre, wie ich schon ein gangs erwähnt«, sich mit ihm einverstanden erklären würden, das heißt, wenn wirklich ein Vorteil darin läge und also für sie und ihre Kommittenten und den Gesamtbuchhandel ein Nutzen ersichtlich wäre. Aber es muß bedacht werden, daß, wenn die Vereinsanstaltcn übernommen werden, auch in die Vercinsanstal- ten bereits der Leipziger Verein recht namhafte Werte investiert hat, die natürlich abgelöst werden müßten und bei größeren Um gestaltungen, wie das mit Regalen und Bauten ist, unter Um ständen vollständig verlorengehen würden. Dann möchte ich auch den Herren noch sagen, daß der Etat der Leipziger Anstalten allein jetzt eine Vicrtelmillion Mark beträgt. Desgleichen läßt die Denkschrift ja auch in keiner Weise ver muten, wie etwa bei einer Übernahme der einzelnen Betriebe die stehenden Kredite abgefunden werden sollten, und wie ein Fonds für die zu übernehmenden, vielleicht nur auf persönlichem Ver trauen beruhenden Schuldsummen geschaffen werden könnte. Er klärlicherweise müssen derartige Summen, wie sie in jedem «OS
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